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Robbins
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Post Mon, 04.Jun.07, 12:35      Sackgasse Reply with quoteBack to top

Halte die Situation nicht aus, kann aber auch nicht raus. Ich bin seit 2002 arbeitslos, davor war ich Student. Seitdem versuche ich eine Ausbildung bzw. eine Umschulung zu bekommen, aber es passiert nichts. Die schicken mich von einem Gutachter zum Nächsten, davor können sie angeblich nichts entscheiden. (Sie=Jobcenter) Das Einzige was ich in den ganzen Jahren bekommen habe war eine „Rehamaßnahme“, acht Stunden so was wie Schule auf Kindergartenniveau. Nach so einer Maßnahme hätte man angeblich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, völliger Schwachsinn. Mittlerweile bin ich am Überlegen, ob ich wieder ein Studium beginne, aber mit meiner psychischen Gesundheit geht es nicht gerade bergauf. Meine Beziehung ist eine einzige Katastrophe, aber beenden kann ich sie auch nicht. Meine Freundin ist schwer eßgestört und hat außer mir Niemanden, keine Eltern mehr, keine Verwandten etc. Ich tue wirklich was ich kann, um sie zu unterstützen, trotzdem wird es kein bißchen besser. Mittlerweile habe ich mich dazu durchgerungen, daß sie bei mir in der Wohnung nicht mehr kotzen darf, mit dem Resultat, daß wir uns jetzt wohl gar nicht mehr sehen werden. Von meinen Eltern brauche ich gar nicht erst anfangen ...
Es kotzt mich alles so an, aber gleichzeitig komme ich da auch nicht raus. Meine Tage verbringe ich alleine, ich lese, gehe fast jeden Tag laufen um meine Energie loszuwerden und nicht auszurasten, trainiere fünfmal die Woche in einem Verein, und manchmal zeichne ich auch noch, mal mehr mal weniger. Das ist alles so arschlos (bis auf das Training), aber vor allem sehe ich keine Perspektive. Ich möchte meinen eigenen Lebensunterhalt bestreiten können, aber ohne Beruf ist man der letzte Arsch. Anderen geht es auch nicht besser, aber das tröstet mich nur wenig. Ich weiß nicht wohin mit meiner Wut ... ich kann ja schlecht 24 Stunden am Tag joggen gehen. Entweder ich bin depressiv und resigniert, oder ich bin wütend und stehe unter Strom, das ist so beschissen anstrengend auf Dauer. Der Druck von außen (Gesellschaft), der Druck den man sich selbst macht ... wie soll man das aushalten?

Quote:
Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stecken, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Selbstmord treiben, einen in den Krieg führen. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten. Brecht

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Post Mon, 04.Jun.07, 12:55      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Moin Robbins,

ich kann dich gut verstehen - war selbst eine längere Zeit arbeitslos und deshalb ähnlich depressiv und gefrustet wie du. Da halfen auch alle guten Sprueche von wegen, dass Arbeit einem keinen grösseren Wert gibt usw. nichts.
Durch Warten und den Jobcenter scheinst du echt nicht aus deiner Sackgasse herauszukommen - das hast du ja nun anscheinend schon zur Genuege versucht. Eine neue Ausbildung oder Zusatzausbildung könnten eventuell helfen - schwer zu sagen, wenn man nicht weiss, was fuer einen Beruf du studiert hast. Ein neues Studium? Hm ... Dauert lange und ist sehr theoretisch. Vielleicht wäre was kuerzeres besser - eine Ausbildung oder ein FH Studium, dass irgendwie was mit deinem jetzigen Berufsbereich zu tun hat?

Schreib doch mal ein paar mehr Infos darueber, was du eigentlich studiert und noch so drauf hast Wink

LG, Nachtvogel
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Post Mon, 04.Jun.07, 13:20      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Hi Nachtvogel!

Danke für Deine Antwort Smile

Quote:
Schreib doch mal ein paar mehr Infos darueber, was du eigentlich studiert und noch so drauf hast


Was ich noch so drauf habe *nachdenk* ... 3 Meter Zahnbelag? Laughing
`92 Abi, ein Jahr Bund, Studium LA Musik/Anglistik Hauptfach klassische Gitarre, nach einem Semester geschmissen, Hilfsarbeiter auf`m Bau, Lehre als Fliesenleger nach 2 Jahren geschmissen (da ging es dann psychisch nicht mehr), diverse Klinikaufenthalte, 97 wieder Studium MA Geschichte, Philosophie, Ur- und Frühgeschichte, Kunstgeschichte, Archäologie klassisch und christlich ... war bis 2002 eingeschrieben aber kaum beim Studium, hab in der Zeit Triathlon gemacht und quasi nur trainiert um mein nicht vorhandenes Leben zu kompensieren, dann habe ich mich noch beim Bund beworben (Offizier), als Holzbildhauer da hab ich die Aufnahmeprüfung nicht geschafft, dann wollte ich Kunst (Malerei) studieren, aber dafür bin ich zu alt und vor allem zu schlecht ... an einer FH hab ich mich noch für ein Studium als Kameramann beworben, da hab ich aber auch nicht die Aufnahmeprüfung geschafft ... so siehts aus im Staate Dänemark. Confused Ansonsten hab ich noch Reiki `ne 1.Grad Einweihung aber das war es dann auch schon mit meinen "Qualifikationen". Ich habe einfach keinen Plan mehr. Ich versuche gerade nebenbei Ausbilder für SV zu machen, aber das dauert halt, und selbst wenn es dann soweit sein sollte, werde ich kaum davon leben können.

Liebe Grüße Robbins

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Post Mon, 04.Jun.07, 14:07      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Hm, da hast du ja reichlich viele Sachen gemacht und häufig abgebrochen. Deine Interessen scheinen ja hauptsächlich im Bereich Kunst/Musik, Geschichte und Sport zu liegen. Das ist doch schon einmal eine Richtung, oder? Smile
Ansonsten klingt es fuer mich ein wenig danach, als ob du erst einmal versuchen solltest, das in Griff zu bekommen, warum du immer wieder abgebrochen hast und dein Leben als "nicht vorhanden" bezeichnest. Warum warst du denn in der Klinik? Depressionen? Wenn ja - bist du auch jetzt noch in Behandlung? Wenn du die Depressionen nicht in Griff bekommst, dann wird es dir reichlich schwer fallen, aus der Sackgasse wieder herauszukrabbeln. Oder in einer Ausbildung/einem Job eine längere Zeit auszuhalten.

Ich selbst mache eine ambulante Therapie gegen meine Depressionen - d.h. ich gehe 1-2x die Woche fuer 1 Std. zu einer Psychotherapeutin. Hat eigentlich ganz gut geholfen, wenn man bedenkt, dass ich vor ca. 2 Jahren nur apathisch und depressiv herumgehangen und einen Selbstmordversuch gemacht habe. Inwischen habe ich das Gefuehl, den roten Faden in meinem Leben wieder erwischt zu haben und sehe Zukunftsperspektiven. Das ist viel wert und gibt einem sowohl eine Richtung als auch viel Kraft, die man dafuer einsetzen kann, das durchzusetzen, was man will.

LG, Nachtvogel
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Post Mon, 04.Jun.07, 14:24      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Danke Nachtvogel!

Quote:
Warum warst du denn in der Klinik? Depressionen? Wenn ja - bist du auch jetzt noch in Behandlung?


Ich war fünfmal stationär, Depressionen, Eßstörung, emotional instabile Persönlichkeit, rezidivierende Depression, Panikstörung, soziale Phobie ... jedesmal ne andere Diagnose. Momentan bin ich nicht in Behandlung. Ich habe eine bewilligte Langzeittherapie (Gruppe), aber da diese Gruppe noch im Aufbau ist, habe ich momentan nichts. Wenn ich Pech habe dauert es bis August. Zuletzt hab ich 50 Stunden Einzel/ Gesprächstherapie gemacht. Das war ganz gut

Quote:
Ich selbst mache eine ambulante Therapie gegen meine Depressionen - d.h. ich gehe 1-2x die Woche fuer 1 Std. zu einer Psychotherapeutin. Hat eigentlich ganz gut geholfen, wenn man bedenkt, dass ich vor ca. 2 Jahren nur apathisch und depressiv herumgehangen und einen Selbstmordversuch gemacht habe.


Nimmst Du Medikamente? Wann ging es bei Dir los mit den Depressionen?
Bei mir hat das Chaos mit 15/16 angefangen, seitdem ist es irgendwie ein einziger Überlebenskampf. Dieses Chaos scheint der rote Faden in meinem Leben zu sein.
Ich drück Dir die Daumen, daß Du die Depressionen überwindest!

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Post Tue, 05.Jun.07, 7:28      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Hm, echt nervig, dass es so lange dauert, bis die Therapie beginnt. Aber zumindest hast du ja schon einmal einen ungefähren Zeitpunkt vor Augen - das ist immerhin etwas.
Im Prinzip hast du doch schon einmal zwei Perspektiven: Die Therapie, die dir hoffentlich psychisch weiterhilft und die angefangene Ausbildung zum SV Trainer. Versuche doch mal, dich auf diese Dinge zu konzentrieren. Versuchst du zu viel auf einmal und willst auf einmal zu hoch, dann wird es dir am Ende vermutlich wieder zu viel und du bekommst gar nichts hin. So ging es mir zumindest immer während meiner Depression. Man stellt dann halt alles in Frage (depressive Gedanken) und sucht nach immer neuen Lösungen, wodurch man sich auf nichts richtig konzentrieren kann.

Ich erzähle dir mal meine "Geschichte":
Bei mir wurden die Auslöser der Depression wohl in meiner Kindheit angelegt, weil mein Vater ein etwas komplizierter, vom Krieg traumatisierter (war damals Kleinkind ...) und menschenscheuer Mann ist. Ich wuchs etwas isoliert auf, war dann auch Einzelkind und hatte regelrecht Angst vor anderen Kindern Smile . Die Kontaktschwierigkeiten/Ängste im Umgang mit anderen fuehrten dann zu Problemen von Hänselei bis später als Teenie Aussenseitertum. Irgendwann wurde es zu viel - und dann kam auch noch ein anderer Auslöser dazu und ich wurde depressiv + bekam Essstörungen.
Als ich dann später auf eine andere Schule und dann Uni kam, besserte sich vieles - so kam ich z.B. wesentlich besser mit den anderen Leuten klar, fand tolle Freunde, machte viel. Latend waren die Probleme aber immernoch da (z.B. schlechtes Selbstbewusstsein in irgendeiner Form?), was sich in uebertriebenen schulischen und universitären Leistungen äusserte. Ich musste mir halt immer beweisen, wie "gut" ich war.
Die richtige Bruchlandung kam dann einige Jahre später, als ich nach meinem Abschluss keine Arbeit fand und gleichzeigig meine Mutter, mit der ich ein sehr enges Verhältnis hatte, langsam und qualvoll an Krebs starb.
Nach meinem Selbstmordversuch bekam ich Antidepressiva (Aurorix) und je nach Bedarf einen Tranquilizer (Reset-Knopf, wenn der Wunsch zum Sterben zu gross wurde). In Therapie (Einzeltherapie, Psychoanalyse) kam ich wohl ca. 1/2 Jahr danach. Vorher hatte ich aber immer so 1x/Monat irgendwelche Gespräche mit Psychiatern, die mir ja auch die Medikamente verschrieben.
Die Durchquerung des dunklen Tals dauerte 2-3 Jahre. Auch die Arbeitslosigkeit hat mir sehr zu schaffen gemacht - gerade mir, die sich immer durch Leistungen beweisen musste. Vielleicht habe ich dadurch aber auch etwas gelernt ... Leistung ist halt nicht alles. Ich hatte dann immer mal Jobs fuer ein paar Wochen-Monate, doch nie was auf Dauer. Sehr frustrierend. Immer sah es nach einem Anfang aus, doch immer war es dann wieder vorbei. Mit der Zeit wurde aber die Depri besser durch die Therapie. Jetzt habe ich auch gerade einen Job, bei dem ich immer mal ein paar Wochen am Stueck "Schichtarbeit" mache und danach wieder einige Zeit "frei" habe. Ist kein "normaler" 40 Stunden Job, könnte jedoch reichen in Sachen Kohle und auch andauern. Insofern schwebe ich gerade auf Wolke 7 und renne uebergluecklich durch die Gegend - es sieht halt so aus, als ob ich endlich aus dem Tal wieder herauskomme - auch wenn ich den Gebirgskamm noch nicht vollständig erreicht habe Wink

LG, Nachtvogel
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Post Tue, 05.Jun.07, 17:02      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Hallo Nachtvogel!

Danke für Deine Antwort! Da hast Du ja auch schon einiges durchmachen müssen, Deine Geschichte liest sich ziemlich heftig. Andererseits scheint es ja wirklich so, als wenn Du das Gröbste überstanden hättest. Das wünsche ich Dir sehr! Manchmal denke ich, es ist besser mit 20-30 schon schwere Krisen zu erleben, als erst mit 50-60 aufzuwachen, und dann zu merken, daß es zu spät ist. Obwohl es wirklich nie zu spät ist, um etwas zu lernen, das hoffe ich zumindest. Was mir immer Angst macht ist der Faktor „Zeit“, Du hast geschrieben, daß Du 2-3 Jahre gebraucht hast um wieder Land zu sehen. Das ist eine lange Zeit und wirklich bewundernswert, daß Du die überstanden hast! Manchmal ist irgendwie jeder einzelne Tag endlos, und auch wenn man kämpft, so hat man noch lange keine Garantie, daß man es auch schaffen wird. Mir würde es schon besser gehen, wenn ich viele Dinge nicht so nah an mich heranlassen würde, aber genau das kann ich nicht. Wenn mir alles zuviel wird, dann kann ich auch emotionslos werden und Dinge prallen an mir ab, aber das ist mehr eine Schutzreaktion meines Körpers, so kommt es mir zumindest vor.
Was ich an der Arbeitslosigkeit so schlimm finde ist, daß es so weitreichende Konsequenzen hat. Es ist ja nicht nur das Gefühl wert- und nutzlos zu sein. Wenn man neue Leute kennenlernt, da geht es schon los, die Frage:“ was machst du beruflich?“. Und wenn man dann antwortet: “ich bin arbeitslos“ ist man bei den meisten Menschen schon abgehakt, man ist faul und asozial, man will überhaupt nicht ... Ich weiß auch nicht, ob ich das verkehrt sehe? Wenn ich schon keine Arbeit haben kann, die mir Spaß macht, dann will ich wenigstens gut verdienen. Wenn mir eine Arbeit Spaß macht, dann ist der Verdienst nebensächlich, so sehe ich das. Aber beides zusammen, eine Arbeit die keinen Spaß macht und dann noch wenig verdienen, damit komme ich nicht klar. Ich mußte damit schon gezwungenermaßen klarkommen, aber dadurch bin ich nur krank geworden, das war Gift für meine Psyche. Beim Studium bin ich alleine daran gescheitert, daß ich nicht vor Leuten reden konnte. Wenn ein Referat anstand, dann bin ich bspw. nicht hingegangen, nur weil ich so eine Angst davor hatte mich zu blamieren. Naja, es war einmal, ich will Dich hier nicht mit alten Geschichten langweilen! zwinkernd..
Wie hast Du herausgefunden, was Du beruflich machen möchtest? Hat sich das so ergeben, oder hattest Du ganz konkrete Vorstellungen? Als ich Abi gemacht habe, wollte ich eigentlich immer nur Musiker werden, aber als ich es dann in der Tasche hatte war es vorbei, da wußte ich gar nichts mehr. Der Tod meines Großvaters hat mich auch sehr aus der Bahn geworfen. Er hat sein ganzes Leben lang gearbeitet, mit 56 bekam er Lungenkrebs und starb ziemlich schnell. Selbst als er schon krank war, wollte er noch arbeiten, aber die hatten für ihn keine Verwendung mehr. Diese Art der „Entsorgung“ hat mich damals schon sehr zum Nachdenken gebracht. Meinem Vater erging es auch nicht viel besser, der bekam mit 58 (glaube ich) einen Schlaganfall und mußte vorzeitig in Rente gehen, mit den üblichen Kürzungen natürlich. Die Rente, die er jetzt bekommt reicht nicht zum Leben und nicht zum Sterben. Wenn ich das sehe, dann denke ich immer, die haben ihr ganzes Leben lang gearbeitet, aber wofür? Die haben nicht gearbeitet um zu leben, sondern umgekehrt, und das will ich auf gar keinen Fall. Genug philosophiert! Wink

Liebe Grüße, Robbins

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Post Tue, 05.Jun.07, 23:25      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Moin bzw. Nächtle, Robbins!

Mag sein, dass es besser ist, frueher als später gegen die Wand zu laufen. Dann hat man zumindest noch grössere Chancen, tiefgreifende Veränderungen durchzufuehren und danach hoffentlich ein Leben zu leben, das besser zu einem passt.
Hm, ist irgendwie schon komisch: Jetzt sehe ich nach langer Zeit wieder eine Perspektive, der Stress und die Euphorie der letzten zwei (bzw. meiner ersten Arbeitswochen seit langer Zeit) sind erst einmal abgeflaut - und nun muss ich ständig an meine Mutter denken; sie fehlt mir so unheimlich - und bin ständig am Weinen. Ist irgendwie so, als ob die Gefuehle lange unter Depression und Zukunftsängsten verborgen waren und nun wieder and die Oberfläche kommen.

Die Depressionszeit - ja, 2-3 Jahre ist eine lange Zeit. Es ist eine Ewigkeit, wenn man nicht weiss, ob bzw. wann sie je endet. Nein, es gibt keine Garantie, dass man es schaffen wird - das macht die Sache ja gerade so schwierig. Aber Stunden, Tage und Jahre gehen rum, egal ob sie schön oder nicht schön sind. Die Zeit läuft einfach weiter und wenn man sich nicht umbringt, läuft man mit. Ich hatte immer mal wieder Zeiten, in denen ich gar nichts auf die Reihe bekommen hatte und Zeiten, in denen ich wie eine Besengte Bewerbungen geschrieben habe. Ich habe einiges an Praktika gemacht, auch weit unter meiner Qualifikation. Zwischendurch hatte ich dann immer mal wieder Glueck und wuerde fuer eine Zeit eingestellt und war dann uebergluecklich. Danach gab es dann einen Bauchklatscher, weil halt das Projekt zuende war, die Saisonzeit vorbei oder sie nach dem Praktikum gerade keinen brauchten - und das war's dann wieder, alle Hoffnungen zerschlagen, wieder am Anfang. Aber es stimmt schon - auch diese kleinen Dinge, die man immer mal wieder zustande bringt und all der Zeitaufwand zum Bewerbungenschreiben bringen am Ende schon was. Meinen jetzigen Job habe ich bekommen teils durch Zufall/Glueck (Annonce gesehen und zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort), teilweise Qualifikation (weit ueberqualifiziert mit Studium) und teilweise durch Joberfahrungen, die schon 6 (!!) Jahre zurueck liegen (und das war auch nur ein ein paar Monate dauernder Job).

Kleinvieh macht auch Mist - insofern wuerde ich an Deiner Stelle gar nicht so ueber die SV-Trainerausbildung oder Reiki oder die anderen Dinge schimpfen, die Du schon gemacht hast. Später könnten die zusammen mit einer anderen Qualifikation sogar der Grund sein, warum genau Du eingestellt wirst und nicht ein anderer mit nur einer "einfachen" Qualifikation.

Das mit den Fragen, was man so beruflich macht, habe ich auch festgestellt. Ich mochte zum Teil schon gar keine neuen Leute mehr treffen, weil ich keine Lust hatte, mit "bin arbeitslos" zu antworten. Danach kam meist eh nur ein betretendes Schweigen. Auch in normalen Unterhaltungen geht es halt oft auch um die Arbeit, was man so im (Arbeits-)Alltag erlebt hat usw. Irgendwie kann man da nicht gut mitreden - "bin spät aufgestanden, weil ich so wenig wie möglich vom Tag erleben wollte, habe Stellenanzeigen durchgesehen, eine Bewerbung geschrieben und zwei Absagen bekommen" ist halt nicht so der Bringer fuer eine gelungene Unterhaltung.

Ich hatte immer klare Vorstellungen in Sachen Berufsziel: Bio studieren und als Biologin arbeiten. Nur ist der Arbeitsmarkt fuer "klassische" Biologen/Ökologen nicht so der Hit. Das war dann mein Stolperstein. Ich hatte auch gar keine Ahnung, was ich sonst machen sollte - ueberhaupt keine anderen Interessen. Da ich nichts fand, stand ich aber unter dem Druck, mich zu irgendwas umzubilden - doch zu was? Insofern eine etwas ähnliche Situation wie die Deine.

Hm ... Leben, um zu arbeiten ist auch nicht das Richtige. Arbeitslos + depressiv zuhause herumhocken ist jedoch auch kein Leben, sondern herumvegetieren. War zumindest bei mir so. Beides Extremsituationen, zwischen denen man den beruehmten goldenen Mittelweg finden sollte ...

Lg, Nachtvogel
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Post Fri, 08.Jun.07, 23:02      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Hi Nachtvogel!

Danke für Deine Antwort!

Quote:
Aber Stunden, Tage und Jahre gehen rum, egal ob sie schön oder nicht schön sind. Die Zeit läuft einfach weiter und wenn man sich nicht umbringt, läuft man mit.


Ich habe eher das Gefühl, daß die Zeit mich umbringt, die Zeit in der ich nichts aktiv gegen meine Probleme tun kann. Das Schiff säuft ab, aber man kann nichts tun, dieses Gefühl der Ohnmacht hasse ich. Vor fast genau einem Jahr lag ich mit Herzmuskelentzündung im Krankenhaus, ich wollte nur leben und hatte mir soviel vorgenommen ... Meine Freundin verspricht mir seit 3 Jahren das Blaue vom Himmel, aber letztendlich verarscht sie mich nur und schafft es trotzdem, daß ich mich schuldig fühle. Ich fühle mich so abgeschnitten vom Leben. Jeden Tag alleine, dafür bin ich nicht geschaffen. Sorry für diesen "konstruktiven" Beitrag! Sad

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Post Sun, 10.Jun.07, 9:23      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Moin Robbins!

Hm ... ich kann 100%ig nachvollziehen, wie Du Dich fuehlst. Ich bin in meiner Arbeitslosen- und Depressionszeit auch fast wahnsinnig geworden. Gerade das Gefuehl der Ohnmacht .. man versucht halt ständig was und nichts scheint was zu bringen. Man hofft auf Ratschläge, auf irgendetwas - einen kleinen Zipfel von Hilfestellung. Meistens sind die anderen aber genauso ratlos wie man selbst - so ging es mir auf jeden Fall mit meinen Freunden. Das Arbeitsamt hat auch nix gemacht - und viele Betriebe hatten noch nicht einmal Praktikantenstellen; ich bekam also nicht mal ohne Lohn etwas. Da kommt man sich doch reichlich nutzlos und bescheuert vor!

Eine Diskussion, die mir in der Zeit ziemlich geholfen hat, findest Du hier:

http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=32928&postday s=0&postorder=asc&&start=0

Vielleicht kannst Du ja auch fuer Dich einiges da rausziehen.
Jeden Tag alleine - ja, das Gefuehl hatte ich auch trotz fester Beziehung. Mein Freund ging halt morgens immer zur Arbeit und kam abends muede zurueck. Auch meine Freunde waren auf der Arbeit. Ich sass zuhause in meinem Zimmer wie in einem Gefängnis und mein einziger Draht zur Aussenwelt war mein PC + Internet. Ich suchte nach Firmen, schrieb Bewerbungen und schrieb in Foren. Mir fehlte einfach das soziale Miteinander, wie man es auf der Arbeit hat - sei es nun ein Austausch von ein paar Worten zwischendurch oder Gespräche während der Kaffeepause. Ich fuehlte mich ausgeschlossen und vom Rest der Welt isoliert: Ein ziemlich schreckliches Gefuehl. Gleichzeitig konnte ich mich auch nicht jeden Abend meinem Freund an den Hals werfen und um Zuwendung betteln: Der war halt muede und angenervt von der Arbeit und wollte Ruhe und Entspannung in Form von Surfen im Internet.

Die Beziehung zu einer Frau mit so hartnäckiger Bulimie ist reichlich schwierig - besonders in Deiner Situation, in der Du eigentlich eine Stuetze brauchst und nicht noch jemand anderen stuetzen und "retten" kannst.

LG, Nachtvogel
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Post Sun, 10.Jun.07, 19:10      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Hi Nachtvogel!

Danke für`s Mutmachen und Dein Verständnis! Smile Smile Smile Den anderen Beitrag habe ich gelesen, damit kann ich teilweise was anfangen. Eine Tagesstruktur habe ich ja, jetzt sicher nicht so wie ein acht Stunden Arbeitstag, aber 6 Stunden bin ich auch locker beschäftigt. Am Abend kam halt oft nur die Frage:"wofür machst du das alles?". Vieles ist einfach nur Flucht.
Quote:
Ich sass zuhause in meinem Zimmer wie in einem Gefängnis und mein einziger Draht zur Aussenwelt war mein PC + Internet.
Deswegen gehe ich bspw. laufen, obwohl ich es manchmal wirklich hasse. Aber ich komme so aus der Wohnung und wenn es gut läuft, dann kann ich sogar richtig abschalten, dann macht sich diese angenehme innere Leere breit, nichts denken - nichts fühlen - nichts wollen. Diese andere innere Leere kenne ich allerdings auch, die ist weniger schön.
Quote:
Mir fehlte einfach das soziale Miteinander, wie man es auf der Arbeit hat - sei es nun ein Austausch von ein paar Worten zwischendurch oder Gespräche während der Kaffeepause. Ich fuehlte mich ausgeschlossen und vom Rest der Welt isoliert:
Das kenne ich auch. Ich habe sowieso oft das gefühl, daß man blöd angeschaut wird, wenn man alleine unterwegs ist. Früher bin ich noch öfter am WE weggegangen, in der Hoffnung neue Menschen kennenzulernen, aber alleine unterwegs ... das habe ich ganz schnell sein lassen. Das hat mich noch mehr runtergezogen.
Quote:
Die Beziehung zu einer Frau mit so hartnäckiger Bulimie ist reichlich schwierig - besonders in Deiner Situation, in der Du eigentlich eine Stuetze brauchst und nicht noch jemand anderen stuetzen und "retten" kannst.

Ich weiß auch nicht, warum ich es nicht schaffe mich zu trennen. Ich liebe sie als Mensch über alles, sie ist einfach herzensgut, aber wo Licht ist da ist auch Schatten. Ich liebe sie, aber in der Beziehung bin ich total unglücklich und unzufrieden. Wir wohnen jeder in seinem eigenen Gefängnis, und wenn wir uns sehen, dann läuft außer Kinobesuchen, Filmegucken und Kaffeetrinken + Spazierengehen nicht sehr viel. Es gab andere Zeiten, aber das ist lange her. Seit wir uns kennengelernt haben, war sie viermal stationär, mittlerweile will sie kein Therapeut mehr nehmen, weil sie so ein harter "Fall" ist. Blöde Formulierung, ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken kann. Naja, ich hoffe, daß ich das irgendwann auf die Reihe bekommen werde! Es ist so schwierig einen Menschen fallenzulassen, das ist die Hölle. Ich weiß rational, daß es nicht in meiner Verantwortung liegt, sie zu "retten", aber emotional empfinde ich es so, ich fühle mich schuldig und verantwortlich. Ich gehe da einfach von mir aus, wenn ich es geschafft habe aus der Eßstörung rauszukommen, dann müssen andere Menschen und auch sie das locker schaffen. Und ich weiß wovon ich rede. In meinen heftigsten Zeiten war ich jeden Tag 20km laufen, dann habe ich tagsüber 10-12 gefressen und erbrochen, 60 Zigaretten pro Tag und 30- maximal 90 Dulcolax täglich ... und alles nur um meine Einsamkeit nicht zu spüren. Das ist gerade mal 2 Jahre her. Manchmal wünsche ich mir das alles zurück, obwohl es so schrecklich war, das ist schon absurd, daß im Rückblick Dinge erstrebenswert erscheinen, die der blanke Horror waren.

Liebe Grüße Robbins

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Post Thu, 14.Jun.07, 16:03      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Hallo Robbins,

Du brauchst doch Deine Freundin gar nicht "fallenzulassen"! Du kannst aber versuchen, Dich innerlich zu distanzieren und anzunehmen, dass sie jetzt nun einmal so ist, wie sie ist. Anscheinend kannst Du sie nicht ändern/sie retten und damit auch nicht die alten Zeiten wiederholen. Was Du machen kannst, ist aber, den Istzustand einigermassen zu akzeptieren. Das wird sich vermutlich nicht mit Deiner Vorstellung von einer Beziehungs-Freundin mehr decken. Darum musst Du jedoch nicht den Kontakt völlig mir ihr abbrechen, sondern kannst mit ihr doch immernoch ins Kino etc. gehen. Das geht dann in Richtung Freundschaft, weniger Beziehung - aber das ist in dieser Situation bei euch vielleicht gar nicht so schlecht. Man kann doch auch Freunde sehr schätzen und sehr nahe mit ihnen sein. Die Erwartungen sind jedoch weniger stark als bei einer Beziehung.

Quote:
Manchmal wünsche ich mir das alles zurück, obwohl es so schrecklich war, das ist schon absurd, daß im Rückblick Dinge erstrebenswert erscheinen, die der blanke Horror waren.


Tja, ist das schreckliche Gefuehl der Leere, Einsamkeit oder die Depri insgesamt zu stark, ist es einem ziemlich egal, was man macht - Hauptsache, man kommt aus diesem schrecklichen Zustand wieder raus, oder? Meine Bulimie damals war nicht aus Schlankheitswahn, sondern eine Methode, um aus meiner Depri rauszukommen. Beim Essen war ich beschäftigt und nach dem Kotzen war mir meist schwindelig und dösig im Kopf - insofern konnte ich mich dann auch nicht mit den depressiven Gedanken beschäftigen.
Etwa 10 Jahre später in meiner nächsten starken Depriphase hatte ich dann nicht mehr die Bulimie, sondern bekam vom Arzt Tranquilizer. Das wirkte dann wesentlich besser Smile
Tja - aber alles macht letztendlich suechtig oder hat andere negative Nebenwirkungen. Der einzig wahre Weg, um letztendlich aus dieser Tretmuehle rauszukommen und die schrecklichen Gefuehle loszuwerden ist Therapie und der Weg zu einem "normalen" Leben.

Lg, Nachtvogel
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Post Fri, 15.Jun.07, 22:27      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Hallo Nachtvogel!

Danke!

Quote:
Du kannst aber versuchen, Dich innerlich zu distanzieren und anzunehmen, dass sie jetzt nun einmal so ist, wie sie ist.


Das funktioniert irgendwie nicht. Mittlerweile habe ich wieder ziemliche Schlafstörungen, heute war ich kurz vor `ner Panikattacke und körperlich geht es mir auch ziemlich mies. Mein Magen spielt verrückt, ich habe ständig Kopfschmerzen ... ich sehe keinen Ausweg, und die Situation zu akzeptieren wie sie ist ... ich gehe kaputt, das kann ich nicht akzeptieren. Früher wäre mir das scheißegal gewesen, ich hätte es mir gewünscht, daß es endlich vorbei ist. Aber das war einmal, mittlerweile will ich leben, aber leben und nicht dahinvegetieren. Irgendwie hätte ich gehofft, daß meine Freundin heute Abend vorbeikommt, aber Pustekuchen, Fressen und Kotzen ist ja wichtiger. Sad
Wo ich schon beim Thema bin ...
Quote:
Beim Essen war ich beschäftigt und nach dem Kotzen war mir meist schwindelig und dösig im Kopf - insofern konnte ich mich dann auch nicht mit den depressiven Gedanken beschäftigen.

Das hat bei mir auch eine Rolle gespielt, das nicht Nachdenken müssen. Das klingt vielleicht absurd, aber in der Bulimie während des Essens und auch danach, konnte ich abschalten, richtig abschalten. Das hat sonst nur mit Sex funktioniert und stellenweise auch beim Sport. Mittlerweile kann ich überhaupt nicht mehr abschalten, ich stehe ständig unter Strom. Den ganzen Tag rattern mir Fragen durch den Kopf:" wieso, weshalb, warum? wie gehts weiter?" aber mir fallen keine Antworten ein. Ich habe Medikamente hier, um wieder "runterzukommen", aber die will ich wirklich nur nehmen, wenn nichts mehr geht. Vielleicht muß ich auch einfach nur mal wieder richtig schlafen, aber das ist auch leichter gesagt als getan, wenn man nur Mist träumt. Wie auch immer, ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße, Robbins

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Post Sat, 16.Jun.07, 3:27      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Hallo Robbins,
darf ich auch mal was dazu sagen? Ich meine, zum Aspekt der Arbeits"losigkeit"? Ich finde nämlich ganz im Gegenteil, Du hast verdammt viel zu tun und es ist echt harte Arbeit, die Du zu tun hast: Die Arbeit an Dir selbst. Und das laufend und dringend! (Wie überbrückst Du jetzt eigentlich die Zeit bis zu Deiner Therapie? Gehst Du bis dahin zumindest in Selbsthilfegruppen?)

Und wenn Du mit der Arbeit dann mal so weit bist, dass ein "stinknormaler Job", also quasi ein Schonposten im Vergleich zu Deiner jetzigen Arbeit in greifbare Nähe rückt (also realistisch machbar ist), dann sind vorher erst noch die Arbeiten des Jobziel planens, eventueller Kurse (falls überhaupt nötig) und der Jobsuche von Dir zu erledigen. Oder aber Du bietest das an, was Du ohnehin schon kannst: (Mit anderen) Trainineren oder Dein Wissen weitergeben zum Beispiel.

Ich bin nämlich auch gerade sehr hart am Arbeiten an mir selbst. Und im Übrigen bereite ich mein Buch (na ich schreib ja dabei auch viel) und/oder meine Selbständigkeit (in ihrer gesamten Doppelbedeutung) oder konkret und werbewirksam kommuniziert "als ..." vor . Ich könnte aber auch gerade auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung (als c oder im Bereich xy) sein, das ist ja auch voll o.k. und die Info zu streuen kann mir auch wertvolle Jobhinweise bringen.

Also, Arbeit so weit das Auge reicht. Und voll damit beschäftigt.

Frohes Schaffen wünscht Dir Engerl70

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Alles ist gut. Und es gibt auch das Gute am Schlechten - man muss es nur finden. Wink
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Post Sat, 16.Jun.07, 10:52      Re: Sackgasse Reply with quoteBack to top

Hi Engerl!

Danke für Deinen Beitrag, freut mich mehrere Meinungen zu hören!

Quote:
Wie überbrückst Du jetzt eigentlich die Zeit bis zu Deiner Therapie? Gehst Du bis dahin zumindest in Selbsthilfegruppen?


Das ist eine sehr gute Frage, auf die ich selbst keine Antwort habe, ich weiß es wirklich nicht.

Quote:
Ich finde nämlich ganz im Gegenteil, Du hast verdammt viel zu tun und es ist echt harte Arbeit, die Du zu tun hast: Die Arbeit an Dir selbst.

Ich weiß ... aber für diese Art von Arbeit gibt es keine Anerkennung. Auch wenn ich den ganzen Tag etwas mache, ich kann mir am Abend nicht auf die Schulter klopfen und mir sagen:“ das hast du gut gemacht!“. Ich bin einfach unglücklich, obwohl das ja eher relativ ist. Meine Freundin macht nichts, sie nimmt schon Arzttermine u.s.w. wahr, aber das war es dann auch schon. Mir wurde nichts geschenkt, was ich kann bzw. wer oder was ich bin, das mußte ich mir hart erarbeiten, ich hatte einfach keine Wahl. Seit 3 Jahren rede warte und hoffe ich das etwas passiert, aber außer Ausreden kommt von ihr nichts. Sie erzählt mir seit Jahren wie sehr sie mich liebt, aber daß ich leide, weil wir keinen Sex haben scheint sie nicht zu interessieren. Sie hat mir großzügig eine offene Beziehung angeboten, aber nur, weil sie genau weiß, daß ich eh keine Frau finde. Und wenn wir uns trennen würden, dann wäre ich derjenige, der alleine wäre. Da liegt der große Unterschied, sie kann und will nicht, ich will und kann nicht. Ich will auch nicht die Schuld bei anderen suchen, ich weiß selbst, daß ich Probleme im sozialen Bereich habe. Aber wie soll ich freundlich auf Menschen zugehen, wenn ich nur Scheiße erlebe und die schönen Dinge mit Niemandem teilen kann!? Ich lese auch sehr viele Bücher über spirituelle Dinge, momentan gerade Osho, aber soweit bin ich noch nicht. Ich bin nicht so weise und gelassen, daß ich mich zurücklehnen kann, und alle Dinge in mir selbst finde. Und ich kann mich zehnmal selbst lieben, wenn ich jeden Tag alleine bin steht trotzdem die Frage: „was bist du eigentlich für ein Mensch?“ und ich fühle mich einsam. Momentan frage ich mich einfach, wozu kämpfen, wenn man eh immer verliert? Ich kämpfe gegen meine Depression, ich kämpfe dafür meine Zeit nicht sinnlos zu verplempern, ich kämpfe dafür mich weiterzuentwickeln u.s.w. ... aber ich fühle mich einfach Scheiße, ich habe keine Energie mehr. Jetzt um 12 fahre ich zum Training, danach kann ich mir auf dem Heimweg die trendigen Menschen anschauen, die nicht alleine sind, und deren Lebensinhalt Shoppen zu sein scheint, und danach kann ich mir Gedanken machen, wie ich den Abend mit mir alleine verbringe ... Lesen oder Fernsehen, das ist hier die Frage ... ich hab da keinen Bock mehr drauf. Schreiben könnte ich auch, aber dann bin ich schon wieder mit mir selbst konfrontiert und muß Nachdenken, was ich ohnehin schon viel zu viel tue. Ich hab keine Lust mehr Nachzudenken, ich will einfach mal wieder Spaß haben und mich gut fühlen. Um das Ganze mal zu beenden ... wie soll ich mich selbst lieben, selbst mit mir im Reinen sein wenn mir meine Umwelt zu verstehen gibt, daß ich Scheiße bin? Was ich zum Leben brauche, das habe ich nicht, so gesehen ist es für mich eine Bestrafung. Und morgen ... keine Ahnung was morgen ist, ich muß jetzt leben.

Quote:
Ich bin nämlich auch gerade sehr hart am Arbeiten an mir selbst. Und im Übrigen bereite ich mein Buch (na ich schreib ja dabei auch viel)

Was schreibst Du? Magst Du erzählen?

Liebe Grüße, Robbins

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Und in den dunklen Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Rilke
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