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Benno
neu an Bord!
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Post Sun, 03.Jun.07, 9:18      Brauche ich schon eine Therapie? Reply with quoteBack to top

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich hier seit zwei Jahren nicht mehr geschrieben habe -- aber immerhin lag's daran, dass ich in der Zwischenzeit mit meinen Problemen (vor allem der Angst vor großen Veränderungen) nicht so sehr konfrontiert wurde und mir eine für meine Verhältnisse recht optimistische Sicht aufs Leben zulegen konnte.

Jetzt aber stehen einige große Herausforderungen und Veränderungen für mich an: Zunächst mal möchte ich noch bis September meine restlichen Uni-Scheine abarbeiten, um dann mit meiner Magisterarbeit zu beginnen. Zeitgleich zur Magisterarbeit werde ich mich schon um Jobs bewerben müssen. Im nächsten Jahr steht dementsprechend (wenn ich denn was finde) der Start ins Berufsleben und womöglich ein Umzug in eine ganz neue Region an.

Seitdem ich vor sechs Wochen mein erstes Vorstellungsgespräch hatte, ist leider mein ganzer (zaghafter) Optimismus in sich zusammengebrochen -- obwohl das Gespräch gar nicht mal schlecht gelaufen ist. Plötzlich traue ich mir nicht mehr zu, für meinen Wunschberuf (ausgerechnet auch noch Journalismus) ausreichend stressresistent und generell geeignet zu sein. Hinzu kommt auch noch, dass ich zwar schon ein Thema für meine Magisterarbeit habe, aber zunehmend ratlos bin, wie ich dieses Thema inhaltlich ausgestalten kann. Mich erschreckt es selber, dass ich plötzlich so neben der Spur bin.

Seitdem wache ich morgens meistens schon hypernervös und mit Angst vor dem anstehenden Tag auf, ziehe mich auch durch den restlichen Tag mit "grauen Wolken im Kopf" (sprich: ich sehe plötzlich alles im Leben negativ, kann selbst Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben, nicht mehr richtig genießen) und kann lediglich abends, wenn ich den Tag hinter mich gebracht habe, wieder halbwegs abschalten. Trotzdem ist auch dann meine Freude an angenehmen Dingen irgendwie gehemmt -- als ob ich ein schlechtes Gewissen hätte, jetzt auch mal wieder fröhlich zu sein. Neuerdings fallen mir sogar schon alltägliche Gänge wie der in den Supermarkt relativ schwer -- zumindest muss ich mich sehr anstrengen, dort nicht meine Konzentration zu verlieren. Und zu allem Überfluss habe ich, weil das Essen nicht mehr so recht schmeckt, auch noch drei Kilo verloren, was bei mir als von Natur aus ohnehin schon recht dünnem Kerl (im wahrsten Sinne des Wortes) schwer ins Gewicht fällt und dann auch zusätzlich an meinem Ego nagt.

Das zieht sich jetzt, wie gesagt, schon seit sechs Wochen hin -- und wird zunehmend zum Hindernis für den großen Berg an Aufgaben, die ich für die Uni und meine Bewerbungen vor mir habe. Ich stehe mir mit meinen Ängsten und negativen Gedanken sehr im Weg und bin zunehmend der Auffassung, dass ich das alles in dem straffen Zeitfenster, dass ich mir gesetzt habe, nicht mehr schaffe. Kurzum: Ich kann derzeit nicht hundertprozentige Leistung bringen, sondern vielleicht bestenfalls 75 Prozent (und auch das nur unter großen Anstrengungen) -- und das ausgerechnet jetzt, wo ich meine gesamte Kraft dringend bräuchte.

Nachdem ich mal ein bisschen hier, anderen einschlägigen Seiten und Wikipedia recherchiert habe, ist mir klar, dass diese Symptome ganz stark für eine Depression sprechen. Nur habe ich natürlich immer noch eine gewisse Hemmschwelle, daraus die Konsequenzen zu ziehen und einen Therapeuten aufzusuchen. Da sage ich mir dann immer: "Ich hab's bislang doch auch ohne Therapie irgendwie geschafft." Und ich möchte meinen Eltern nicht noch mehr Kummer machen -- für die ist das ja eh schon belastend genug, dass ihr Sohn derzeit so durchhängt.

Wie denkt ihr darüber? Wäre es vielleicht vielmehr ratsam, so bald wie möglich eine Therapie zu starten, bevor ich in der ganz heißen Arbeitsphase bin (also im Herbst) und die Depressionen mir über den Kopf wachsen? Oder gibt es vorerst eine Methode für den "Privatgebrauch", die ich mal austesten sollte, bevor ich professionelle Hilfe suche?

Vielen Dank schon mal für eure Hilfe!
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Benno
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Post Sun, 03.Jun.07, 9:27      Re: Brauche ich schon eine Therapie? Reply with quoteBack to top

Ich sollte vielleicht auch noch ergänzen, dass ich auch schon mit meinen Eltern und meiner Schwester darüber gesprochen habe, dass ich mittlerweile erwäge, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Meine Familie hat aber natürlich sehr zurückhaltend darauf reagiert und meinte auch so etwas wie, "Das kriegst du schon selber wieder in den Griff -- anderen geht's doch noch viel schlechter. Und du hast einfach jetzt Angst vor der Veränderung. Die haben aber andere auch." Daher fällt's mir immer noch schwer, wirklich ernsthaft auf eine Therapie hinzuplanen.
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r.l.fellner
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Post Sun, 03.Jun.07, 9:57      Re: Brauche ich schon eine Therapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Benno,

Depressionen haben unbehandelt nachgewiesenermassen eine Tendenz, zu chronifizieren oder sich zu verstärken (siehe auch mein Artikel zur Depression, Link oben). Vermeiden Sie jegliche Experimente mit Ihrer psychischen Gesundheit und wenden Sie sich baldmöglichst an einen Psychotherapeuten(in).

Leider verhalten sich auch Ihre Eltern in dieser Situation nicht gerade hilfreich, sondern verstärken eher das Verhalten "ich muß mich nur zusammenreissen und muß meine Probleme runterschlucken" - hier können Sie aber etwas besser machen, indem Sie zeigen, dass Sie es sich selbst doch wert sind, etwas für Ihr psychisches Wohlbefinden zu tun.

Freundliche Grüße
R.L.Fellner

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Engerl70
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Post Fri, 15.Jun.07, 1:10      Re: Brauche ich schon eine Therapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Benno,

bin grad erst neu ins Forum dazu gekommen, daher erst jetzt mein Beitrag. Also noch eine Meinung, diesmal von Laien- bzw. Klienten-Seite, vielleicht ist dies ja damit ein zusätzlicher, hilfreicher Hinweis für Dich.

Also ich kann Dich gut verstehen - mir gings damals auch nicht anders mit all den Überlegungen. Und dann hab ichs einfach gewagt und mir (ohne es jemandem zu erzählen, denn das war wesentlich einfacher so für mich) einen Ersttermin organisiert. Nach dem Motto: Probieren geht über Studieren. Ich wusste ja, dass ich damit jederzeit wieder aufhören kann - und sei es, indem ich einfach nicht mehr hingeh. Hat mich dann übrigens sehr positiv überrascht, meine Therapie und ich bin dabei geblieben - hat mir sehr geholfen, in allen Lebensbereichen, das stelle ich immer wieder fest. Also: Sorry, wenn ich da quasi Werbung für eine gute Sache mache, aber:

Was, wenn Du es einfach ausprobierst?
Und: Je eher, je besser - weil es geht ja um Dich!

Alles Gute wünscht Dir
Engerl70

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Alles ist gut. Und es gibt auch das Gute am Schlechten - man muss es nur finden. Wink
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