Therapie oder doch nicht?

sporadischer Gast 6 NRW W, 28

Hab da mal eine Frage:

Ich habe vor kurzem eine Therapie angefangen, weil ich einen „Nervenzusammenbruch“ hatte und irgendwie nicht mehr weiter wusste.

Hatte Glück und konnte 3 Tage später zum Vorgespräch kommen. Jetzt geh ich einmal die Woche zur Thera. Mein Problem ist allerdings, dass es mir soweit schon wieder gut geht, dass ich in der Therapie irgendwie nicht wirklich was zu erzählen hab. Meine Thera fragt was, ich antworte. Ich hab aber das Gefühl, ich dreh mich im Kreis und es bringt nichts.

Dann kommt noch hinzu, dass ich das Gefühl hab, dass ich die Therapeutin langweile und sie auch kein „therapiebedürftiges“ Problem sieht. Sie hat mir jetzt schon zweimal gesagt, dass ich die Stunden (die von der Krankenkasse genehmigt wurden) nicht alle nehmen muss, sondern auch früher abbrechen kann.

Fragen, in welche Richtung ich die Therapie lenken möchte (aktuelles, Kindheit, usw.) überfordern mich, weil ich darauf keine Antwort habe. Genau wie die Frage zu Beginn einer Stunde, ob ich was Bestimmtes besprechen möchte, kann ich nie beantworten, selbst wenn ich ein Thema wüsste.

Es fällt mir einfach schwer, nicht den „üblichen Schein“ zu wahren, dass alles in Ordnung ist. Irgendwie ist ja auch alles in Ordnung, so wie immer halt. Weiß selber nicht, ob ich ein Problem hab oder nicht, und ob ich die Therapie weiter machen soll oder nicht.

Auch würde ich mich wahrscheinlich nicht trauen zu sagen, dass ich die Therapie abbrechen will, aber genauso wenig kann ich sagen, dass ich sie weiter machen will. Es hängt also von meiner Thera ab: wenn sie mir einen neuen Termin gibt, dann geh ich auch hin (auch wenn es schwer fällt), wenn sie sagen würde, wir hören erstmal auf, würde ich auch okay sagen.

Kennt das jemand? Hat jemand vielleicht einen Rat? Confused

LG

sporadischer Gast 16 hmmm W, 41

Liebe Lucy_79

Du hattest doch wie Du schreibst einen "Nervenzusammenbruch", also hat Dich ein Ereignis doch so aus der Fassung gebracht, dass Du nicht mehr weiter wusstest, oder? Auch dass Du daraufhin einen Therapie begonnen hast kommt doch nicht von ungefähr, meine ich.

Ich denke, auch wenn es Dir jetzt wieder "gut" geht, weil die Ereignisse sich wieder relativiert haben, hat es doch eine Ursache, warum Du mit den Nerven so fertig warst?

Ich kann Dich gut verstehen, einerseits kommt es einem im nachhinein vielleicht nicht mehr so tragisch vor, weil man wieder etwas an innerlicher Stärke gewonnen hat, aber die Frage ist, wie lange hält die sich?

Was war denn der Auslöser für Deinen Entschluss, eine Therapie zu beginnen? Magst Du drüber schreiben?

Liebe Grüße Elly

sporadischer Gast 6 NRW W, 28

Erstmal danke für deine Antwort Smile

Der Auslöser für den Zusammenbruch war, dass mein Ex (von dem ich mich 1 1/2 Jahren vorher getrennt hab) eine neue Beziehung eingegangen ist. In dem Moment hatte ich das Gefühl, den wichtigsten Halt in meinem Leben zu verlieren (obwohl das total unrealistisch war, da wir nur wenig Kontakt hatten). Er hat mich nach einem Gespräch einfach allein gelassen, obwohl ich total am Ende war und ich hab ihn angefleht zu bleiben. Na ja, ihm war das zu lästig und als er weg war, wär ich am liebsten gestorben. Der Schmerz war einfach so unendlich groß, dass ich ihn kaum aushalten konnte. Mir ging es richtig schlecht, hab nichts mehr gegessen, konnte nicht mehr rausgehen, war nur am heulen.
Und dann hab ich einen Termin vereinbart.

Jetzt fühl ich den Schmerz zwar immer noch, aber wenn ich mit meiner Thera drüber spreche, kann ich dabei ziemlich cool bleiben. Ich kann jetzt wie vorher (also vor dem Zusammenbruch) damit umgehen.

Sollte dazu sagen, dass mein Ex eine Persönlichkeitsstörung hat und die ganze Beziehung irgendwie nicht so toll war (zeitweise natürlich schon). Weiß auch nicht, wo genau mein Problem jetzt liegt. Bin irgendwie trotzdem noch abhängig von ihm (bzw. seiner Aufmerksamkeit, seiner Meinung).

LG

Forums-InsiderIn 170 BW W, 38

Hallo Lucy,

es könnte sein, daß Du eine reaktive Depression hattest. Die wird tatsächlich besser, wenn man das Problem bearbeitet hat.

Einerseits sagst Du, Du bist unsicher, ob Du noch Therapie brauchst, Du weißt nicht, ob Du ein Problem hast, oder nicht.
Andereseits lese ich unten :

Quote:

Bin irgendwie trotzdem noch abhängig von ihm (bzw. seiner Aufmerksamkeit, seiner Meinung).

Also, dann hast Du auf jeden Fall ein Problem ! Hast Du mit Deiner Thera schon über dieses Thema gesprochen ? Das fände ich sehr wichtig !

Liebe Grüße, Habibti

sporadischer Gast 6 NRW W, 28

Hallo Habibti,

danke für deine Einschätzung. Smile

Ich habe mit meiner Thera darüber gesprochen, ob ich genau die Worte benutzt hab, weiß ich nicht mehr. Mir fällt es generell schwer, zuzugeben, dass ich Probleme hab. Und mein Verstand weiß ja, wie unrealistisch das ist, so an ihm zu hängen.

Aber ich bin jetzt an dem Punkt, wo ich einsehe, dass ich den Kontakt zu ihm abbrechen sollte. Bin mir nur nicht sicher, ob es dadurch besser wird, mal sehen.

LG,
Lucy

Forums-InsiderIn 170 BW W, 38

Hallo Lucy,

Quote:

Mir fällt es generell schwer, zuzugeben, dass ich Probleme hab.

den Eindruck hatte ich auch.

Quote:

Aber ich bin jetzt an dem Punkt, wo ich einsehe, dass ich den Kontakt zu ihm abbrechen sollte. Bin mir nur nicht sicher, ob es dadurch besser wird, mal sehen.

Also ich denke, am Anfang wird das sehr schwer sein, aber mit der Zeit wird es Dir besser gehen, denn Du stehst dann auf eigenen Beinen und mußt Deinen Weg selbst finden. Du wirst wieder mehr Du selbst und das finde ich sehr wichtig.

Lieben Gruß, Habibti

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