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Landei
neu an Bord!
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Oberösterreich W, 26
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Mon, 28.May.07, 18:42 Panik vor allen Tieren |
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Hallo,
bin neu hier im Forum! Ich weiß noch nicht genau, ob ich mit meiner Frage hier richtig bin, aber vielleicht kann mir ja doch jemand weiterhelfen. Ich habe ein Problem, vielmehr meine Schwiegermutter hat ein Problem und zwar mit Tieren. Da nun aber ihr Sohn einen Viehchertick hat und ich auch, wird es bei uns sicher niemals einen Haushalt ohne Tiere geben. Gut kleine Tierchen wie meine Hamster und Kaninchen können ja im Käfig bleiben, aber seit knapp einem Jahr gehört auch ein Hund zu uns. Und seit her geht besuchen gar nicht mehr.
Nun kommt es ja häufiger mal vor, dass die einen oder anderen Leute nicht so gut können gerade mit Hunden. Okay, akzeptiere ich ja auch. Aber ich habe noch nie jemanden erlebt der derart in Panik gerät, wenn ein Tier in der Nähe ist. Und es ist nicht nur der Hund, sondern ALLE Tiere. Ich habe es zu erst gemerkt mit unserem Goldhamster, der war ihr zuwider, Kaninchen, die sich frei im Wohnzimmer bewegen, das geht ja gar nicht. Als mein neugieriges Langohr ganz vorsichtig auf sie zugehoppelt kam, hat sie Panik bekommen (mein Hoppel auch, schreiende Leute mag sie nicht). Draußen wechselt sie die Straßenseite, wenn nur ein kurz (!) angeleinter Dackel des Weges kommt oder bleibt schweißgebadet stehen und hofft, dass es schnell vorüber geht.
Eine „normale“ Reaktion bei Besuch wie ich sie von anderen Menschen kenne, ist halt, dass man sagt der Hund tut nichts, dann wird er links liegen gelassen, der Hund weiß dann auch gleich, dass es bei der Person keine sonderliche Anerkennung gibt und gut ist. Aber wenn so jemand zu besuch kommt, hält er sich für gewöhnlich wenigstens mit dem Hund in einer Wohnung auf und sitzt nicht wie auf heißen Kohlen oder springt in die nächste Ecke, wenn das Tier nur mal mit der Wimper zuckt.
Wie gesagt, derart heftig hab ich das noch nie erlebt. Ich übertreibe echt nicht! Und ich weiß nicht, ob es einfach Angst ist oder Eckel oder Hilflosigkeit, weil sich Tiere nicht wirklich berechnend verhalten. Sie redet auch nicht darüber. Die Tatsache ist nun einfach so und fertig. Ihr Mann versucht sie wo es nur geht zu beschützen, dass auch ja kein Tier in ihre Nähe kommt. Als die Kinder klein waren gab es zu hause auch Wellensittiche, eine Ratte, Fische und was weiß ich alles, Viehchertick halt. Die hat sie auch irgendwie mit saubergemacht und versorgt, keine Ahnung wie. Achja, der Vogel durfte auf keinen Fall fliegen, wenn sie im Raum war. Aber jetzt geht gar nichts mehr. Das einzige was ich dazu noch weiß, ist dass sie bei Pflegeeltern aufgewachsen ist und die sie wohl ziemlich in Watte gepackt haben. Alles was irgendwie mit einem kleinen Risiko zu tun hatte durfte sie nicht, wie z.B. schwimmen, Fahrrad fahren, na ja und Tiere. Schwimmen hat sie wohl später mal gelernt, glaubt aber immer noch sie kann es nicht wirklich und traut sich nicht ins tiefere Wasser. Fahrrad fährt sie jetzt aber.
Kann mir das mal jemand erklären? Und vor allem wie kann man ihr da helfen?
Ich befürchte halt, dass wir ein Problem kriegen, wenn erst mal Kinder da sind. Weil dann kann ich den Hund erst recht nicht wegsperren, weil der dann auf das Kind eifersüchtig wird. Außerdem bewegen sich Säuglinge ja auch noch recht „unkoordiniert“, hat sie damit dann vielleicht auch ein Problem?
Für mich ist das total unbegreiflich, selbst ihr Sohn kann sie da nicht verstehen und ihr Mann sagt nur: „Nun lass sie doch, sie mag das halt nicht!“ Und sie selber redet gar nicht drüber. Total dicht.
Vielleicht hat ja jemand schon mal ähnliche Probleme gehabt oder solche Leute erlebt oder besser noch, hat schon mal jemand so einem Menschen geholfen????
Ich würde mich über Ratschläge und Tipps sehr freuen.
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Pilvi
neu an Bord!
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Wien W, 30
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Tue, 29.May.07, 16:02 Re: Panik vor allen Tieren |
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Hallo Landei,
das ist ja mal ein Zufall! Ich habe gerade nach Einträgen über Tierphobien gesucht, und Dein Beitrag war gleich an erster Stelle.
Ich selbst würde von mir sagen, dass ich eine leichte Form der Tierphobie habe. Schon von kleinster Kindheit an wollte ich Tiere eigentlich nicht anfassen. Meine Eltern können es sich auch nicht erklären. Ich wollte z.B. nie in einen Streichelzoo gehen oder die Kaninchen der Nachbarskinder anfassen, dabei hatte ich nie irgendein traumatisches Erlebnis. Mit Kleinsttieren (Fliegen, Spinnen, Käfer etc.) habe ich wieder kein Problem. Hunde muss ich erst näher kennen, damit ich mich traue, sie zu streicheln. Aber ich könnte mich z.B. nicht überwinden, einen Hamster oder eine Katze auf den Arm zu nehmen oder durch die Gegend zu schleppen.
Der Grund ist glaube ich die Angst vor ihrem für mich unberechenbaren Verhalten und ihren plötzlichen Bewegungen. Man weiß nicht, in welche Ecke des Zimmers sie plötzlich rennen, ob sie nicht plötzlich die Krallen ausfahren oder einen anspringen (je nach Tier halt).
Mich selbst stört meine Phobie nicht besonders; ich habe halt keine Tiere, lebe in der Stadt, und wenn es unbedingt sein muss, kann ich mich schon überwinden, ein Tier mal zu streicheln (wenn es der Besitzer unbedingt will ). Bei einem schwereren Fall wie Deiner Schwiegermutter würde sicher höchstens eine Therapie helfen, am besten wohl eine Verhaltenstherapie, wo sie langsam mit Tieren konfrontiert wird und lernt, ihre Angst auszuhalten. Das ist aber ein sehr anstrengender und schmerzhafter Prozess. Ich würde Euch auf jeden Fall empfehlen: Sagt Ihr nicht ständig, dass Ihr ihr Problem nicht nachvollziehen könnt! Sie gerät dadurch nur in ständigen Rechtfertigungszwang und "macht dicht", das ist verständlich. Und verabschiedet Euch von dem Gedanken, dass Ihr selbst etwas tun könntet - da sollte schon ein Spezialist ran.
Man kann niemanden zu einer Therapie zwingen - wenn sie selbst nicht von der Notwendigkeit überzeugt ist, wird ihr die Therapie nichts bringen, oder sie wird sie bald wieder abbrechen. Falls es tatsächlich was mit ihrer Kindheit zu tun haben sollte, wird sie auch gezwungen sein, sich mit Erinnerungen auseinanderzusetzen, die sich vielleicht verdrängen möchte.
Ich würde also meinen: Das einzige, was Ihr tun könntet, wäre, sie ganz vorsichtig und behutsam davon zu überzeugen, dass eine Verhaltenstherapie sinnvoll sein könnte. Und dass das nichts damit zu tun hat, dass sie "verrückt" ist (vielleicht hilft es ihr ja, wenn sie es als eine Art sportliches Training für bestimmte Situationen - nämlich Tierkonfrontationen - ansieht). Macht Ihr klar, dass es ihre Lebensqualität erheblich erhöhen wird, wenn sie sich vor alltäglichen Situationen nicht mehr fürchten muss, und wie stolz sie dann auf sich sein kann.
Und zu Deiner Beruhigung: Angst vor einem Baby wird sie bei einer Tierphobie ziemlich sicher nicht haben. Bei der Tierphobie geht es zumindest meiner Erfahrung nach darum, dass man das Verhalten des Tieres nicht verstehen oder nachvollziehen kann und deswegen Angst davor hat. Das trifft bei einem kleinen Menschen einfach nicht zu.
Ich wünsche Euch alles Liebe und viel Durchhaltevermögen!
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