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kleineMaus
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Post Mon, 28.May.07, 8:57      Will ich unbewusst allein sein? Reply with quoteBack to top

ich versuche derzeit, mir endlich einen etwas größeren freundeskreis aufzubauen und stoße immer mehr an meine grenzen, ich kann aber nicht sagen woher diese grenzen kommen.
ich habe von der schulzeit noch 2 freundinnen, damals klebten wir zusammen wie pech und schwefel, inzwischen haben wir uns sehr unterschiedlich entwickelt, haben aber noch kontakt.
ansonsten... ist da nicht viel.
ich habe kein freunde, kaum lockere bekanntschaften und ich steh mir selbst im weg, leute kennenzulernen. irgendwie hindere mich selbst daran, jemanden näher an mich ran zu lassen, und ich weiß nicht warum

ich erzähl mal ein paar klassische beispiele:
wenn ich auf der uni mit ein paar mädels plaudere, ist alles ganz fein und ganz nett, wobei ich da manchmal das problem hab, dass ich mich einfach aus der konversation 'ausklinke' und nicht mehr zuhöre und nicht mehr anwesend bin. das ist ziemlich unhöflich von mir, aber es erscheint mir irgendwie so 'anstrengend' mit anderen leuten zu plaudern.
wenn dann jemand fragt 'so nun ist die vorlesung vorbei, gehen wir noch nen kaffee trinken?'
sage ich dann plötzlich 'mhm ne.. keine zeit.. termin.. irgendwas zu tun.. ne' und ab nach hause.

oder: ich hab einen hund und da plaudert man ja öfters in der hundezone mit anderen. das macht mir gar nichts aus, aber sobald sich etwas nähe entwickelt, blocke ich ab. z.b. angebote zu gemeinsamen spaziergänge weil die hunde die gleiche rasse haben und gut passen, oder vorschläge zu treffen weil man in der nähe wohnt.. ich blocke ab.

wenn wir zuhause freunde (meines freundes) haben, versuche ich immer, in der küche mit irgendetwas beschäftigt zu sein, um nur ja nicht mit den leuten reden zu müssen.
ich versuche grade noch, das notwendige maß an gastgeberischer höflichkeit zu zeigen, kann aber nur schwer verbergen, dass ich keine lust auf konversation habe.
im internet habe ich auch viele bekanntschaften, auch längere email freundschaften, das läuft alles super, solange kein druck besteht, sich zu treffen. jeder versuch, eine gute reale freundschaft aufzubauen, scheitert an meinem widerwillen.

ich bin gern allein, ich mag's gern ruhig und ich fühl mich zuhause alleine am wohlsten. aber dann denk ich mir wieder: hallo! ich bin 24! ich sollte raus gehen, unter menschen, das leben genießen, etwas unternehmen. ich tue nichts. ich bin nur zuhause und blocke alle annäherungsversuche ab, selbst von leuten, dir mir jahrelang vertraut sind.

ich hab das gefühl, ich könnte auch anders. wenn ich mich etwas bemühe, könnte ich sofort einige gute freundschaften schaffen, die leute reagieren gut auf mich und gehen freundlich auf mich zu. aber irgendwie ist da in mir nur widerwille.
ich will aber eigentlich nicht allein bleiben. manchmal hätte ich auch gerne einen freundeskreis, leute mit denen man durch dick und dünn gehen kann, denen man alles erzählen kann.. ich lasse es selbst nicht zu.

bin ich ein chronischer einzelgänger?
sollte ich mir das eingestehen und es aufgeben?
oder sollte ich daran irgendwie arbeiten... mich überwinden?
warum ist es für mich so anstrengend, kontakte zu pflegen? kaum treffe ich mich mal mit jemandem, kann ich es kaum erwarten nach hause zu kommen, wo ich dann erstmal völlig erschöpft und müde meine einsamkeit brauche.
woran liegt das?
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Hiob
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Post Mon, 28.May.07, 9:52      Re: Will ich unbewusst allein sein? Reply with quoteBack to top

Hallo Kleine Maus.

Wenn dein Kopf eine bestimmte Vorstellung davon hat, wie du dich anderen gegenüber verhalten sollst und wie viele Freunde du haben sollst, auf welche Art du mit anderen reden solltest, du aber immer wieder, sobald du es versuchst, merkst, dass du das eigentlich nicht willst, sondern manchmal einfach nur deine Ruhe haben willst, dann würde ich mich nicht weiter dazu zwingen, mit anderen in Kontakt zu treten. Dann braucht vielleicht irgendwas in dir einfach jetzt sein Schneckenhäuschen und möchte nicht raus.

Die meisten Menschen reagieren auf so einen Vorschlag damit, dass sie Angst haben, total zu vereinsamen und sich doch wieder zwingen. Doch das zwingen verpulvert lediglich deine Kraft. Aus meiner Sicht, kann man sich ruhig die Zeit alleine nehmen und eben auch Abstand von anderen Halten, wenn es einen dazu hinzieht. Ich vermute, dass du irgendwann von ganz alleine wieder deine Hand raushältst und zuerst prüfst, ob es noch regnet...und dann irgendwann aus einem eigenen Bedürfnis wieder den Kopf aus deinem Häuschen rausstreckst und viel lieber mal mit jemandem zusammen bist, als jetzt.

Quote:
ich bin gern allein, ich mag's gern ruhig und ich fühl mich zuhause alleine am wohlsten. aber dann denk ich mir wieder: hallo! ich bin 24! ich sollte raus gehen, unter menschen, das leben genießen, etwas unternehmen. ich tue nichts. ich bin nur zuhause und blocke alle annäherungsversuche ab, selbst von leuten, dir mir jahrelang vertraut sind.,

Du meinst, du solltest doch endlich die schönen Dinge mitnehmen. Du zwingst dich damit beinahe zum „schönen“. Das klingt für mich gerade wie ein Papa, der ein Kind schlägt, „weil das für das Kind am besten ist“. Wenn dein Kopf dein Papa ist, dann ist die Frage, WER weiß, wie du leben solltest, dein Papa oder dein Empfinden. Darfst du nicht gern allein sein?


Quote:
ich hab das gefühl, ich könnte auch anders. wenn ich mich etwas bemühe, könnte ich sofort einige gute freundschaften schaffen, die leute reagieren gut auf mich und gehen freundlich auf mich zu. aber irgendwie ist da in mir nur widerwille.

Vielleicht besteht der Widerwille gegen die Falschheit der Verbindung, vielleicht ist die Art und Weise, wie du anderen begegnet bist oder wie andere auf dich zugehen, dir nicht echt genug...vielleicht suchst du eine herzlichere oder einfachere Art, mit anderen zusammen zu sein. Wenn die Verbindung schon auf einem „du sollst dich mit anderen Treffen“ aufgebaut ist, wie soll die Verbindung dann herzlich werden. Vielleicht ist das ein Ansatz für dich.


Quote:
bin ich ein chronischer einzelgänger?
sollte ich mir das eingestehen und es aufgeben?
oder sollte ich daran irgendwie arbeiten... mich überwinden?

Das sind typische Reaktionen des Kopfes. Er versucht einen Namen zu finden um einzuordnen. Er versucht davon etwas abzuleiten, möglichst radikal und möglichst schwarz oder weiß. Und er versucht, (dich) zu manipulieren.

Chronischer Einzelgänger, klingt beinahe wie eine Krankheit. Empfindest du die Art, wie die Menschen zusammenleben als gesund?

An deiner Stelle würde ich versuchen, das zuzulassen, was ist. Du sagst, du bist gern allein. Und mich dort lange genug aufhalten...und ausruhen...um dann irgendwann mal auf eine ganz neue Art, mit anderen zusammenkommen. Seitdem ich mir meinen Wunsch sehr oft allein zu sein, eingestehe, hab ich irgendwie wieder mehr Interesse daran, mit anderen zusammen zu kommen. Es läuft anders ab als früher, aber ich mag es heute.

Viele Grüße
Hiob
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Quackamama
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Post Mon, 28.May.07, 10:02      Re: Will ich unbewusst allein sein? Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich denke, dass es zwar schon richtig ist, dass man sich zu nichts zwingen soll, es aber auch an einem nagen kann.

Mir geht es wie die kleine Maus. Seit einem Jahr habe ich mich total von meinen Sozialkontakten zurückgezogen. Mir fällt es extrem schwer, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und anzurufen. Obwohl es zwei Freundschaften gibt, dir mir schon fehlen.

Andererseits ist so eine Blockade und ich kann einfach nicht auf die anderen zugehen. Auch ist mir Konversation zu viel. Auf Arbeit, beim Gassigehen - bei mir kommt es noch nicht mal zu einem Pläuschchen, da ich auch das schon als Belastung empfinde - mit meinen Eltern und den wenig verbliebenen Freunden und Bekannten.

Aber über allem bleibt meine Einsamkeit. Es geht mir beschissen, ich weiß nicht, was ich unternehmen kann und sitze zu hause. So vielen Dingen, die man zu mehreren macht, entzieht man sich, weil man ja nicht noch extra drauf gestoßen werden will, dass man allein ist.

Das ist wie ein Kreislauf, der sich nicht unterbrechen lässt...
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Wanderer
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Post Mon, 28.May.07, 10:57      Re: Will ich unbewusst allein sein? Reply with quoteBack to top

kleineMaus wrote:
im internet habe ich auch viele bekanntschaften, auch längere email freundschaften, das läuft alles super, solange kein druck besteht, sich zu treffen. jeder versuch, eine gute reale freundschaft aufzubauen, scheitert an meinem widerwillen.

ich bin gern allein, ich mag's gern ruhig und ich fühl mich zuhause alleine am wohlsten.


Vielleicht liegt dir das "Drumherum" einer "realen" Begegnung mit Menschen einfach nicht so. Das unmittelbare Reagieren, die Körpersprache usw. usf.
Es gab sicher immer Menschen, die zwar am Austausch interessiert waren, aber mit "klassischer Geselligkeit" wenig anfangen konnten. Früher hat man eben Briefe geschrieben, heute greift man eher auf das Internet zurück.

Quote:
aber dann denk ich mir wieder: hallo! ich bin 24! ich sollte raus gehen, unter menschen, das leben genießen, etwas unternehmen.


Nur weil ein Großteil der 24jährigen bestimmte Dinge gerne tut, muss noch lange nicht jeder 24jährige das wollen.
Darüberhinaus denke ich nicht, dass "das Leben genießen" zwangsläufig heißt, dass man regelmäßigen Kontakt mit Menschen haben muss. Wenn für dich Ruhe angenehmer ist als Aufregung, dann wird ein genussvolles Leben wahrscheinlich eher in ruhiger Umgebung möglich sein. Völlig unabhängig davon, was anderen gefällt.

Die Frage ist, warum du meinst, mehr Gesellschaft zu brauchen. Liegt es wirklich daran, dass du mehr Leute um dich herum haben willst (das scheint ja nicht so zu sein, wenn man liest, was du dazu schreibst), oder denkst du, du müssest einem bestimmten Bild entsprechen, welches du von der "normalen 24jährigen" hast.
Wenn du das letztlich darauf zurückführen kannst, dann versuche einmal, diese Vorstellung fallen zu lassen und schau, ob du danach mit deinem Leben zufrieden bist. Wenn immer noch nicht, dann frage dich, was du selbst unmittelbar gerne tun würdest. Egal, ob das mit Alleinsein oder Gesellschaft verbunden ist.
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Hiob
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Post Mon, 28.May.07, 14:28      Re: Will ich unbewusst allein sein? Reply with quoteBack to top

Quote:
Quakamama: ich denke, dass es zwar schon richtig ist, dass man sich zu nichts zwingen soll, es aber auch an einem nagen kann.


Es nagt, solange du es (dich) nicht als normal anerkennst. Der „ganze Apparat“ arbeitet daran, dass du jede deiner Regungen nicht als normal und „eben da“ und deshalb „wahr“ annehmen kannst. Weil man dich dann formen kann und Lasten schleppen lassen, für ein Versprechen.

Dich als richtig zu empfinden, sagt sich so leicht dahin...aber ebenso schwierig scheint das erreichbar. Eigentlich gibt es hier m.E. nichts zu erreichen, es ist ja bereits „da“. Das ist unmöglich?

Rein mit Argumenten und logischen Schlüssen von außen etwas zu bewirken, scheint mir beinahe unmöglich, es führt allenfalls zu Versuchen, sich indem man sich an Schemen klammert, hochzurappeln, wie z.B. der ganze „Denk Positiv“-Witz oder Lehrgängen zu „Sozialer Kompetenz“. Kann jedoch jeder selbst für sich entscheiden...ob er dadurch noch mehr Lasten schleppt oder obs leichter wird. Aber vielleicht findest du selbst hi und da mal Ansatzpunkte, da auszubrechen und mal etwas ganz anders zu machen. Es ist nicht sinnvoll, es immer wieder gleich zu versuchen. Ich rette manchmal Hummeln aus meiner Veranda, die Stundenlang gegen eine Glasscheibe fliegen, ohne rauszukommen, obwohl 1m daneben eine Öffnung ist. Manchmal bin ich auch eine Hummel.

Ich finde es nicht besonders sinnvoll, dass heute der Anschein erweckt wird, dass jeder mit jedem befreundet sein könne, dauernd Bussis verteilt und jeder ständig auf Achse und gut gelaunt sein muss. Aber man kann damit prima die Leere der Beziehungen durch Masse ersetzen. Und du siehst von außen bewundernswert aus, wenn du ständig mit Freunden unterwegs bist. Wie leer du das ganze empfindest, kann der Beobachter nicht erkennen, wenn er ins Beobachtete seine eigenen Wünsche hineinstopft. Aber er weiß ganz genau, das das, was er sieht, Realität ist...und bewundernswert sei. Er bewundert seine eigenen Wünsche. Seltsam.

Manchmal ist man eben allein. Aber ohne meine Einsamkeit zuzulassen, werd ich sie nur schwer erkennen können und von manch anderem, wohinter sich die Einsamkeit mitunter gern versteckt, unterscheiden können...dem Hunger, der Unruhe, der Gier...usw. Finde, da gibt es einiges zu erschnüffeln...auch ohne sich nen Sack über den Kopf zu stülpen und einen psychologischen Stempel draufzudrücken...

Hiob
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kleineMaus
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Post Tue, 29.May.07, 8:09      Re: Will ich unbewusst allein sein? Reply with quoteBack to top

danke für eure antworten!

ja, ich bemerke selbst auch sehr stark, dass ich hin und her gerissen bin zwischen dem was ich wirklich will und dem was ich mir irgendwie einrede, was ich 'wollen sollte'.
letzteres sollte eigentlich kein richtwert sein, aber ich bin mit mir selbst nicht genug im reinen, um das so einfach zu beantworten.
ich bemerke diese zwiespalt ja auch bei anderen bereichen. z.b. fühle ich mich am wohlsten wenn ich mich äußerlich völlig gehen lasse, nur schlabberklamotten anziehe und mich gar nicht herrichte. aber andererseits ärgere ich mich dann auf der straße wenn ich zwischen all den hübschen und gestylten frauen aussehe wie ne schlampige graue maus.
genauso ist es mit meinem sozialverhalten.
ich beneide einfach die leute, die viele freunde haben, ständig auf achse sind und immer etwas mit anderen unternehmen. aber kaum versuche ich es selbst auch so, scheitere ich sofort an meinem eigenen widerwillen und verkrieche mich wieder.

wie kann man für sich selbst herausfinden, was man denn nun eigentlich wirklich will?
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Wanderer
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Post Tue, 29.May.07, 8:26      Re: Will ich unbewusst allein sein? Reply with quoteBack to top

kleineMaus wrote:
ich beneide einfach die leute, die viele freunde haben, ständig auf achse sind und immer etwas mit anderen unternehmen. aber kaum versuche ich es selbst auch so, scheitere ich sofort an meinem eigenen widerwillen und verkrieche mich wieder.


Dazu fällt mir eine überdenkenswerte Passage aus Schopenhauers Welt als Wille und Vorstellung (§ 55) ein, die ich einmal unkommentiert anbringen will:

"Darum ist das bloße Wollen und auch Können an sich noch nicht zureichend, sondern ein Mensch muss auch wissen, was er will, und wissen, was er kann: erst so wird er Charakter zeigen, und erst dann kann er etwas Rechtes vollbringen. Bevor er dahin gelangt, ist er, ungeachtet der natürlichen Konsequenzen des empirischen Charakters, doch charakterlos, und obwohl er im Ganzen sich treu bleiben und seine Bahn durchlaufen muß, von seinem Dämon gezogen; so wird er doch keine schnurgerade, sondern eine zitternde, ungleiche Linie beschreiben, schwanken, abweichen, umkehren, sich Reue und Schmerz bereiten: dies Alles, weil er, im Großen und Kleinen, so Vieles als dem Menschen möglich und erreichbar vor sich sieht, und doch nicht weiß, was davon allein ihm gemäß und ihm ausführbar, ja, auch nur ihm genießbar ist. Er wird daher Manchen um eine Lage und Verhältnisse beneiden, die doch nur dessen Charakter, nicht dem seinigen, angemessen sind, und in denen er sich unglücklich fühlen würde, wohl gar es nicht einmal aushalten könnte."


Last edited by Wanderer on Tue, 29.May.07, 15:41; edited 1 time in total
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Post Tue, 29.May.07, 8:48      Re: Will ich unbewusst allein sein? Reply with quoteBack to top

wow! danke, wanderer, für diesen auszug.

ja, der gute schoppenhauer hat's wohl sehr treffend erkannt Wink

tja nun.. wie löst man dieses problem?
wie schafft man es, kein 'charakterloser' mensch mehr zu sein? Embarassed
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Caypuh
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Post Tue, 29.May.07, 9:48      Re: Will ich unbewusst allein sein? Reply with quoteBack to top

"Ich brauch viele Leute" hast du ja jetzt probiert und für nicht zutreffend herausgefunden. Wäre für mich auch nichts, dann würde ja neben der Arbeit garnichts mehr geschafft kriegen. o___O

Wenn du Schlabberklamotten tragen willst, mach es doch einfach. Ich mach das auch - unter der Woche meist Anzug und Krawatte, am Wochenende werden die Holzfällerhemden rausgepackt und manchmal bleibt auch der Rasierer kalt. Selbst wenn ich draussen frühstücke.

Du musst einfach deinen Neigungen vertrauen. Wenn du weisst, das du gestylet mindestens so klasse aussiehst wie die Leute da draussen, kannst du dich auch gehen lassen. Ein Charakter ist für mich jemand, dessen Ecken und Kanten charmant rüberkommen, weil er zu ihnen steht.
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Post Tue, 29.May.07, 15:40      Re: Will ich unbewusst allein sein? Reply with quoteBack to top

kleineMaus wrote:
wow! danke, wanderer, für diesen auszug.

ja, der gute schoppenhauer hat's wohl sehr treffend erkannt Wink

tja nun.. wie löst man dieses problem?
wie schafft man es, kein 'charakterloser' mensch mehr zu sein? Embarassed


Nun, das, was Schopenhauer selbst dazu sagt, ist nicht unbedingt originell (wie ja auch das oben Geschriebene im Grunde "jedem" - zumindest dunkel - bewusst ist), aber er trifft stets zielgenau das Wesentliche und hat darüber hinaus einen äußerst klaren Ausdruck, von daher (ebenfalls § 55):

"Wir müssen erst aus Erfahrung lernen, was wir wollen und können [...]. Haben wir es aber endlich gelernt, dann haben wir erlangt, was man in der Welt Charakter nennt, den erworbenen Charakter. Dieses ist nichts Anderes als die Kenntniß der eigenen Individualität: es ist das abstrakte, folglich deutliche Wissen von den unabänderlichen Eigenschaften seines eigenen empirischen Charakters und von dem Maaß und der Richtung seiner geistigen und körperlichen Kräfte, also von den gesammten Stärken und Schwächen der eigenen Individualität. Dies setzt uns in den Stand, die an sich einmal unveränderliche Rolle der eigenen Person, die wir vorhin regellos naturalisirten, jetzt besonnen und methodisch durchzuführen und die Lücken, welche Launen oder Schwächen darin verursachen, nach Anleitung fester Begriffe auszufüllen. Die durch unsere individuelle Natur ohnehin nothwendige Handlungsweise haben wir jetzt auf deutlich bewußte, uns stets gegenwärtige Maximen gebracht, nach denen wir sie so besonnen durchführen, als wäre es eine erlernte, ohne hiebei je irre zu werden durch den vorübergehenden Einfluß der Stimmung, oder des Eindrucks der Gegenwart, ohne gehemmt zu werden durch das Bittere oder Süße einer im Wege angetroffenen Einzelheit, ohne Zaudern, ohne Schwanken, ohne Inkonsequenzen. [...] Haben wir nun erforscht, wo unsere Stärken und wo unsere Schwächen liegen; so werden wir unsere hervorstechenden natürlichen Anlagen ausbilden, gebrauchen, auf alle Weise zu nutzen suchen und immer uns dahin wenden, wo diese taugen und gelten, aber durchaus und mit Selbstüberwindung die Bestrebungen vermeiden, zu denen wir von Natur geringe Anlagen haben; werden uns hüten, Das zu versuchen, was uns doch nicht gelingt. Nur wer dahin gelangt, wird stets mit voller Besonnenheit ganz er selbst seyn, und wird nie von sich selbst im Stiche gelassen werden, weil er immer wußte, was er sich selbst zumuthen konnte".
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