Chef Vaterfigur? - Was ist nur mit mir los?-Warum Panik

sporadischer Gast 28 Deutschland W, 40

Vor meinem Chef habe ich mittlerweile Angst bzw. Panik, oder wie ichs nennen soll.
Wie kann ich anfangen..... ich arbeite schon jahrelang bei ihm. Er ist ein Typ, der sehr auf Fehler (auch wenns ganz kleine sind) achtet. Manchmal kommts mir vor als suche er nach Fehlern bzw nicht-tadellosen Verhalten.
Er "belehrt" dann die Leute des Richtigen, redet und redet und redet, man kommt sich dann ihm gegenüber klein und schuldig vor.

Ich weiß nicht ob jeder Mitarbeiter dies so empfindet wie ich, aber manche schon. Und ich erst recht.

Er hat nun schon ein paar Mal mit mir geredet, oder, ich nenns mal belehrt.
Und, diese Art des Gesprächs das er da hat, das verkrafte ich irgendwie psychisch nicht, nicht mehr. Könnte mittlerweile jedesmal heulen wenn er mir, bzw meiner Arbeitsweise oder so was zum sagen oder des bessern belehren hat.

Diese Art, die er hat, wie er redet, die geht mir in letzter Zeit immer sehr an die Psyche. Wenn ichs richtig ausdrücken kann. Es macht mich fix und fertig.
Hab mittlerweile schon fast Angst oder Panik vor ihm. Zittere und bin aufgeregt wenn ich mit ihm zB ins Besprechungszimmer kommen soll, oder wenn er zB sagt er will mit mir reden.

Ich denke viel nach warum das wohl so ist. Warum ich da so übersensibel reagier und gleich zu heulen beginnen könnt. Manchmal passierts dann auch daß mir die Tränen in den Augen stehen.

Bin nur zu folgenden Entschluß gekommen: in meiner Kindheit war mein Vater oft ein wenig ähnlich wie mein Chef. Mein Vater kritisierte sehr oft das was ich machte oder mich selbst. Ich bekam wenig Zuneigung von ihm zu spüren, nie Lob, er schimpfte oft.
Wenn ich Ängste oder Sorgen hatte, und eigentlich Trost gebraucht häte, dann mekerte er trotzdem an mir rum oder schimpfte.

Kann diese Angst vor meinem Chef damit zusammenhängen weil ich ihn irgendwie in der Rolle meines Vaters sehe?
Ist meine Vermutung richtig?
Was kann ich da nur tun?

Ich bekomme oft so eine momentane Wut auf meinem Chef wenn er mich kritisiert. Und reagiere aber auch mit Tränen.
Mir ist das aber peinlich wenn ich vor dem Chef so reagiere.
Was kann ich nur tun ?
Geht es jemanden ähnlich wie mir?

Helferlein 68 D-76 M, 40

Sowas nennen die Psycholeute Übertragung. Es hilft, wenn man es mitkriegt, sagt man.
Ganz praktisch hat mir zB folgender Hinweis geholfen: "wir wollen immer, dass unsere Chefs uns lieben, wie unsere Eltern das tun sollten. Aber unsere Chefs sind nicht unsere Eltern undd arum leiben sie uns auch nicht."
Könntest Du mal auf Dich wirken lassen.
In Deinem Fall könnte man allerdings auch von Gegenübertragung sprechen. Denn: Deine Gefühle sind da, weil Dein Chef die Nummer schiebt "Papa mit Zuckerbrot (?) und Peitsche". Und mir scheint, momentan fängt Dein Problem damit an, dass Du diese Gefühle nicht haben willst. Und ich stelle vor, da ist es hilfreich, dass Du sie erstmal anerkennst:
"Ok, ich fühle mich jetzt ..., weil er wieder ... macht und das für mich ... bedeutet. Das ist nicht schön, aber ich kann nachempfinden, dass es mir deswegen so geht."
Manchmal hilft es auch, diesen Unmut über die ausgelösten Gefühle auszudrücken. Eine Exfreundin von mir war Krankenschwester, ein Doc lästerte halblustig rum, a la "kennst Du eine Bärbel, kennst Du alle Bärbel." Und ihr machte das was aus - umso mehr als sie sonst eingentlich immer gfut auf alles Mögliche reagieren konnte. Und dann hat sie gesagt: "jetzt haben Sie mich richtig wütend gemacht." Und Ruhe war.
So direkt helfen tut die story sicher nicht, aber guck mal ob es einen Weg gibt, Deine Gefühle produktiv anzusprechern. Indem Du darauf hinwesit, dass die durch Cheffe ausgelöste Verunsicherung eher produktivitätshemmend und fehlerfördernd wirkt bei Dir. Und die ewigen Kritikrunden ja auch Zeit kosten..
Schönen Gruß
Thomas

sporadischer Gast 28 Deutschland W, 40

Hallo Thomas!
Danke für Deine Antwort.

Quote:

Sowas nennen die Psycholeute Übertragung. Es hilft, wenn man es mitkriegt, sagt man.

Ich verstehe diesen Satz nicht. Kannst Du das vielleicht bitte genauer erläutern wie es gemeint ist?

Quote:

Und mir scheint, momentan fängt Dein Problem damit an, dass Du diese Gefühle nicht haben willst.

Ja, ich will diese Gefühle die mich traurig, depressiv und auch wütend machen nicht haben. Überhaupt nicht.
Ich denke, jeder ärgert sich wohl innerlich wenn der Chef was zu meckern hat.
Aber mir geht das viel zu nahe. Und das ist in letzter Zeit viel schlimmer geworden. Und ich denke, das ist bei mir nicht normal.

Bei mir treten dann Unsicherheiten und Ängste auf.
Ich würde es gerne viel lockerer nehmen. Natürlich das befolgen was der Chef sagt, muß man ja auch. Seine Meinung auch verstehen. Tu ich ja auch einerseits. Er ist der Chef und muß sehen daß alles richtig läuft.

Aber, ich würde mir wünschen daß ich seine Äußerungen nicht so nah an mich ran lasse. In mein Innneres, in meine Psyche, wenn du verstehst was ich meine.Würde wollen daß ich es nicht so persönlich nehme wenn er was sagt. Es ist ja mittlerweile so schlimm geworden daß ich regelrecht Angst vor ihm habe, und ich fast immer mit Tränen zu kämpfen hab wenns zu so einer Situation kommt.

Ich weiß, er hat eine Macht über mich. Er könnte mich immer kritisieren wenn er nach Gründen suchen würde, ich weiß, er könnte mich in eine andere Abteilung versetzen, ich weiß, er könnte mich eine andere Schicht arbeiten lassen, er könnte es sogar soweit bringen daß ich mal gekündigt werde. Da sehe ich eine Macht in ihm über mich.

Aber, dieses Denken, diese Ängste die ich habe, sind doch nicht normal, oder?

Quote:

Und ich stelle vor, da ist es hilfreich, dass Du sie erstmal anerkennst:
"Ok, ich fühle mich jetzt ..., weil er wieder ... macht und das für mich ... bedeutet. Das ist nicht schön, aber ich kann nachempfinden, dass es mir deswegen so geht."

... wenn ich das nur könnte...

Helferlein 68 D-76 M, 40

Quote:

Zitat:
Sowas nennen die Psycholeute Übertragung. Es hilft, wenn man es mitkriegt, sagt man.
Ich verstehe diesen Satz nicht. Kannst Du das vielleicht bitte genauer erläutern wie es gemeint ist?

Lies mal hier:
[url=http://de.wikipedia.org/wiki/Übertragung_(Psychologie)]

Quote:

Zitat:
Und ich stelle vor, da ist es hilfreich, dass Du sie erstmal anerkennst:
"Ok, ich fühle mich jetzt ..., weil er wieder ... macht und das für mich ... bedeutet. Das ist nicht schön, aber ich kann nachempfinden, dass es mir deswegen so geht."

... wenn ich das nur könnte...

Probier's doch mal. Es hilft, auch wenn man vorher nicht meint, dass es klappt.
Gute nacht
Thomas

sporadischer Gast 28 Deutschland W, 40

Hab bei wikipedia gelesen. Das ist richtig, das ist bei mir so.
Ich kann schon versuchen daß ich mich dann selbst verstehe wenns mir wieder mal nicht gut geht wenn so eine Situaion mit dem Chef wieder da war.
Aber warum ist das bei mir so? Das liegt doch bei mir ein psychisches Problem vor.
Ich hab das schon öfters bemerkt daß ich manchmal irgendwelche Männer so als eine Art Vater sehe. Hatte schon mal ein Beziehung, das war der Partner auch so ähnlich. Ich hab von ihm immer wieder Kränkungen und Ablehnung zu spüren bekommen. Und das tat mir besonders weh. Und trotzdem kam ich von diesen Mann schwer weg und ich liebte ihn sehr.
Da stimmt doch mit mir was nicht, oder?

Helferlein 68 D-76 M, 40

Quote:

Da stimmt doch mit mir was nicht, oder?

Diesen Satz kann man verschieden auffassen:
a) ich finde es nicht ok, dass ich das fühle
b) ich fühle mich unwohl mit diesem Gefühl
c) ich möchte dieses Gefühl verändern
Die Haltung a) ist nach meiner Erfahrung nicht hilfreich. b) und c) finde ich "gesunbde" Reaktionen des Körpers auf die geschilderte Situation. Dem würde ich folgen. Aber auch dazu ist es hilfreich, erstmal dieses Gefühl so anzunehmen wie es ist. Nur so kann es sich verändern, so paradox das klingen mag.
Mandy, was beduetet der Satz denn für Dich. Bzw., wennich jetzt sage, "ja da stimmt was nicht" was wäre dann der nächste Schritt für Dich?
Thomas

sporadischer Gast 28 Deutschland W, 40

Quote:

Mandy, was beduetet der Satz denn für Dich. Bzw., wennich jetzt sage, "ja da stimmt was nicht" was wäre dann der nächste Schritt für Dich?

Der Satz bedeutet für mich daß ich ein Problem hab, das andere nicht haben bzw kennen. So wie zB manche Leute eine Phobie haben, hab ich eben das.
Es bedeutet für mich daß ich wohl anders bin als andere.
Der nächste Schritt: Ich gehe bereits in Therapie. Nur, wirklich helfen tut mir das auch nicht.

Helferlein 68 D-76 M, 40

Hallo Mandy,
danke für die Erläuterung. ja, das klingt stimmig, dass Du in der Hinsicht anders bist als andere, dass Du mit dieser Vater-Übertragung ein Problem hast, das einige (aber nicht alle) andere nicht haben bzw kennen.
Dein nächster Schritt, dass Du in Therapie gehst, ist so gesehen auch stimmig Spannend finde ich die Aussage: 2Nur, wirklich helfen tut mir das auch nicht."
Gut daran gefällt mir die Vorstellung, dass etwas in Dir schon weiss, wie sich das anfühlt, dass es Dir wrirklich besser geht mit Deinem problem. Denn sonst wüsstest Du ja nicht, dass die Therapie "nicht wirklich" hilft.
Wäre es Dir möglich, ein bißchen bei diesem Gefühl zu bleiben, wie es ist, wenn Dein Problem wirklich gelöst ist? Schau doch mal wie das ist. und was es brauchen könnte, damit Du das öfter fühlen kannst.
Schönen gruß
Thomas

Forums-InsiderIn 296 Hamburg M, 23

Ist der Therapeut ein Mann? Ich denke nämlich, das wäre in deinem Fall wichtig. Weil man in der Therapie eine ähnliche Beziehung zu dem Therapeuten aufbaut wie zu dem Chef. Nur dass der Therapeut das dann in eine Richtung lenken kann, mit der du dann lernst, damit besser umzugehen.

sporadischer Gast 28 Deutschland W, 40

@nofling: Nein, der Therapeut ist eine Frau. Du könntest Recht haben mit Deiner Äußerung. Aber ich möcht mir nicht gern einen anderen Therapeuten suchen. Ich gehe da schon länger hin, auch wegen anderen Problemen.
@Thomas:

Quote:

Wäre es Dir möglich, ein bißchen bei diesem Gefühl zu bleiben, wie es ist, wenn Dein Problem wirklich gelöst ist? Schau doch mal wie das ist. und was es brauchen könnte, damit Du das öfter fühlen kannst.

Wenn mein Problem wirklich gelöst wäre, glaub dann wäre ich um einiges glücklicher. Wenn dieses Problem mit dem Chef nicht wäre, dann würde ich mich auf jeden Fall wohler fühlen. Komme mir so immer ganz klein und hilflos ihm gegenüber vor.
Wie ich das öfters fühlen könnte. Es geht doch nicht das Gefühl zu fühlen wenn es nicht da ist.

Helferlein 68 D-76 M, 40

Quote:

Wie ich das öfters fühlen könnte. Es geht doch nicht das Gefühl zu fühlen wenn es nicht da ist.

Doch das geht schon. Und das kann Dich auch auf die Spur führen, wie Du diesen Zustand dauerhaft in Deinem Leben herbeiführen kannst.
So ähnlich wie man sich mental auf einen verlorenen Schlüssel einstellt - grübeln hilft nix, hinspüren schon.
Thomas

sporadischer Gast 28 Deutschland W, 40

Quote:

Doch das geht schon. Und das kann Dich auch auf die Spur führen, wie Du diesen Zustand dauerhaft in Deinem Leben herbeiführen kannst.
So ähnlich wie man sich mental auf einen verlorenen Schlüssel einstellt - grübeln hilft nix, hinspüren schon.

also das verstehe ich nicht´. Ich weiß nicht wie das gehen soll. Zu was hinspüren was man nicht kennt.
Hinspüren? Ich weiß wirklich nicht wie.

Helferlein 68 D-76 M, 40

Mandy, ich beziehe mich darauf, dass Du geschrieben hast:

Quote:

Wenn mein Problem wirklich gelöst wäre, glaub dann wäre ich um einiges glücklicher. Wenn dieses Problem mit dem Chef nicht wäre, dann würde ich mich auf jeden Fall wohler fühlen. Komme mir so immer ganz klein und hilflos ihm gegenüber vor

Spür mal den Wechsel von "wohler fühlen" zu klein und hilflos" und zurück. Und frag mal das Gefühl, was es braucht, um in die Richtung zu gehen.
Das wird sich vermutlich erstmal recht unüberwindlich anhören. ASber manchmal helfen ja auch kleine Schritte. Und viele kleine Schritte ergeben einen großen.
Jemand hatte zB das Problem, das er nix sagen konnte, wenn sein Chef was Unangemessenes gesagt hat. Dann hat er sich überlegt, dass er ja husten könnte. War der erste Schritt..
Und mit sowas arbeitet man an den Blockaden, und an dem Glauben, dass sich gar nix ändern läßt.
Thomas

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