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Rory!
neu an Bord!
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Deutschland W, 25
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Thu, 24.May.07, 11:13 Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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Hallo Ihr,
momentan beschäftigt mich die Frage, wieviel Emotionalität man anderen Menschen zumuten kann? Mir ist schon klar, dass das höchst subjektiv ist und sich nicht allgemeingültig formulieren lässt. Aber genau deswegen fände ich es mal interessant zu wissen, was ihr zu diesem Thema denkt...
Findet ihr emotionale Personen anstrengend? Also ich meine Personen, die ihre Gefühle, sowohl die positiven als auch die negativen, extrem ausdrücken? Oder findet ihr solche Personen interessant? Oder angenehm, weil sie ehrlich sind und nichts verbergen, man also weiß, woran man ist?
Bin mal gespannt... Lg Rory!
mmh... Vielleicht sollte ich doch noch ein Beispiel bringen, damit klar ist, worauf ich hinaus will...
Ich habe einen Bekannten (!), der öfter wenn ihn etwas berührt Tränen in den Augen hat und das auch gar nicht versucht zu verheimlichen. Er zeigt ganz offen, dass ihn das Thema berührt. Aber er ist nicht nur in dieser Hinsicht emotional... Er kann sich auch durchsetzten, wenn ihn etwas wütend macht und dann sagt er auch Dinge, die andere sich in derselben Situation nicht trauen würden. Ich finde das gut, würde mich aber nie trauen mich so verletzlich zu zeigen, aus Angst andere damit zu überfordern oder abzuschrecken... so nach dem Motto, die ist so eine Heulsuse, das nervt mich... oder die ist agressiv und fordernd, da halte ich lieber Abstand...
Was haltet ihr zB davon? Wäre euch das zuviel? Vielleicht sollte ich noch sagen, dass es tatsächlich nur ein Bekannter ist, wir sind also keine sehr gute Freundschaft, wo man sich sowieso viel mehr anvertraut.
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Last edited by Rory! on Thu, 24.May.07, 12:09; edited 2 times in total |
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sm
[nicht mehr wegzudenken]
1896
unwesentlich W, 30
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Thu, 24.May.07, 12:05 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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Quote: | Findet ihr emotionale Personen anstrengend? |
Kommt - wie du sagst - darauf an... Das kann man schwer pauschalisieren. Emotionalität ist für mich nicht per se anstrengend, vgl.:
Eine Freundin von mir ist sehr emotional, und mit ihr komme ich wunderbar zurecht und bin sehr gern mit ihr zusammen. Die Gespräche sind angenehme. Ein andere Freundin hingegen ist durchaus manchmal anstrengend, sprich:
Quote: | Personen, die ihre Gefühle, sowohl die positiven als auch die negativen, extrem ausdrücken? |
Kritisch wird es dann, wenn die emotionale die Person den/die andere(n) mit ihren eigenen negativen Gefühlen förmlich überschüttet... ohne dabei ausreichend zu berücksichtigen, dass der/die Gegenüber auch eigene Gefühle hat - was auch heißt: Man muss echt echt nicht jedes negative Gefühl in voller Dramatik (="extrem" = den Umständen nicht angemessen) anderen zum Besten geben... sondern kann sich dann schon mal fragen, warum man dieses Bedürfnis verspürt, sich so "extrem" mitzuteilen... ob dahinter zum Beispiel stecken könnte (=Motiv), dass man Trost, Zuwendung, etc. sucht/durchsetzen will. Wenn das mithineinspielt empfinde ich gesteigerte Emotionalität auch als anstrengend... um nicht zu sagen: manipulativ.
EDIT: Ups, habe dein Beispiel eben erst gelesen:
Quote: | Ich habe einen Bekannten (!), der öfter wenn ihn etwas berührt Tränen in den Augen hat ... Er kann sich auch durchsetzten, wenn ihn etwas wütend macht und dann sagt er auch Dinge, die andere sich in derselben Situation nicht trauen würden. |
Wie oben gesagt: Pauschal kann ich auch das nicht beantworten.
Jedenfalls habe ich durchaus schon die Erfahrung gemacht, dass es Menschen gibt, die Tränen (sei es bewusst oder unbewusst) dann einsetzen, wenn sie nicht das kriegen, was sie wollen... oder aggressiv werden, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen können. Solche Spielchen versuche ich nicht mitzuspielen, wenn mich der Eindruck beschleicht, es ist ein Spiel. Solche Menschen können ihre Emotionen i.d.R. auch recht schnell "umswitchen". Und da beginnt es dann für mich echt anstrengend zu werden.
Wenn jemand einfach näher am Wasser gebaut ist, empfinde ich das per se hingegen nicht als anstrengend... im Gegenteil: Drückt man Emotionen (angemessen) aus, kann das auch hohe Verbundenheit schaffen.
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Rory!
neu an Bord!
4
Deutschland W, 25
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Thu, 24.May.07, 12:41 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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Hallo Sternenmeer,
vielen Dank für deine Antwort!
Quote: | Man muss echt echt nicht jedes negative Gefühl in voller Dramatik (="extrem" = den Umständen nicht angemessen) anderen zum Besten geben... |
mmh... Das ist echt ein guter Satz... "den Umständen angemessen"... Genau darüber scheiden sich die Geister! Ich habe meistens das Gefühl, dass mich viele Dinge viel extremer angehen als andere und traue mich dann nicht, das zu zeigen, aus Angst andere mit meiner Reaktion zu überfordern, abzuschrecken oder zu nerven, so dass sie sich schließlich von mir zurückziehen... Manche Naturschauspiele finde ich zB so atemberaubend, dass es mich manchmal zu Tränen rühren kann. Meistens sag ich dann nichts dazu und unterdrücke es, um anderen nicht auf den Wecker zu fallen. Ich gehe halt automatisch davon aus, dass sie diese Empfindungen nicht teilen. Mit Musik geht es mir ähnlich... Musik reißt mich oft total mit, macht mich extrem traurig oder aggressiv oder fröhlich. Filme, Reportagen, Ungerechtigkeiten und und und... Wenn ich versuche, dass vorsichtig mitzuteilen, kommt meistens so eine Reaktion, wie "Ach findest du?! Nee, finde ich nicht, berührt mich nicht!" Oder "Ich finde du übertreibst!" Naja, halt sowas in die Richtung!
Bei den meisten Leuten halte ich mich mittlerweile völlig zurück. Mein Therapeut meinte zu mir, dass ich recht wenig Emotionen zeigen würde, was wiederum auch nicht so gut wäre. Es macht einen einsam, weil man einen Großteil seiner Persönlichkeit nicht auslebt. Eine Zwickmühle... Irgendwie scheine ich da keinen Mittelweg zu finden...?!
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sm
[nicht mehr wegzudenken]
1896
unwesentlich W, 30
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Thu, 24.May.07, 12:56 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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Quote: | Ich habe meistens das Gefühl, dass mich viele Dinge viel extremer angehen als andere und traue mich dann nicht, das zu zeigen, aus Angst andere mit meiner Reaktion zu überfordern, abzuschrecken oder zu nerven, so dass sie sich schließlich von mir zurückziehen... |
Das ist wiederum in gewisser Weise ein Extrem in die andere Richtung: Nämlich Emotionen zu unterdrücken, weil man sich einbildet, die anderen könnten dann auf Distanz gehen, man überfordert sie... dabei ist ja gar nicht gesagt, dass das ein anderer wirklich als anstrengend empfindet... sondern man glaubt vielleicht von sich selbst, man ist abschreckend, nervend, etc., z.B. mit mir will niemand was zu tun haben. Jedenfalls glaube ich:
Quote: | Manche Naturschauspiele finde ich zB so atemberaubend, dass es mich manchmal zu Tränen rühren kann. |
Das empfinden die wenigstens als anstrengend... ich würde es jedenfalls nicht so empfinden, sondern es ist ja auch was Schönes, wenn jemand so zeigen kann, was in ihm/ihr vorgeht. Und das kann dann auch Nähe schaffen... während permanentes Unterdrücken von Emotionen eher Distanz schafft.
Quote: | Ich gehe halt automatisch davon aus, dass sie diese Empfindungen nicht teilen. |
Ich glaube, du gehst darüber hinaus auch davon aus, abschreckend, nervig zu sein... wenn du Emotionen zeigst, kann das sein? Und deine Empfindungen braucht ja niemand zu teilen...
Quote: | Es macht einen einsam |
eben ...versuche dir vielleicht entgegenzuhalten, WENN jemand ein Problem mit deiner Emotionalität haben sollte, dass du für dessen Gefühle nicht verantwortlich bist.
Und vielleicht besser nochmals zur Klarstellung: "Unangemessen" meine ich weniger im Sinne, welche "Dosis" an Emotionen "anstrengend" ist... sondern "unangessen" ist für mich z.B. der Einsatz von bestimmten Emotionen, um (=Motiv) bei anderen ein schlechtes Gefühl zu erzeugen, um seinen eigenen Willen durchsetzen zu können... aber von letzterem bist du ja meilenweit entfernt.
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Rory!
neu an Bord!
4
Deutschland W, 25
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Thu, 24.May.07, 14:29 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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Quote: | Ich glaube, du gehst darüber hinaus auch davon aus, abschreckend, nervig zu sein... wenn du Emotionen zeigst, kann das sein? Und deine Empfindungen braucht ja niemand zu teilen... |
Nein, es müssen nicht Alle meine Empfindungen teilen. Aber es wäre schön, wenn es Einige tun würde...! Vielleicht blicke habe ich in den letzten Jahren in Bezug auf meine Emotionalität einfach zuviele negativ Erfahrungen gemacht. Da fällt es schwer, diese noch als "sozial verträglich" anzusehen. Aber du hast schon recht, wenn ich sie nicht zeige, dann besteht auch nicht die Chance, dass ich Leute finde, die mir ähnlich sind. Es fällt einfach nur so schwer bei sich zu bleiben, auch wenn das zunächst einmal bedeutet mit seinen Gedanken und Empfindungen allein da zustehen. Mir fehlt da einfach der Austausch...
Naja, vielen Dank jedenfalls für deine Antwort!
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geronimos secret
Forums-InsiderIn
157
Germany W, 28
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Thu, 24.May.07, 18:10 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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Liebe Rory!
das Ausrufungszeichen hinter Deinem Nick spricht meiner Meinung nach in Bezug auf 'Emotionalität' Bände. Ein Ausrufezeichen möchte immer Aufmerksamkeit erhaschen. Genauso funktionieren Emotionen, wenn sie der Umwelt in aller Erbarmungslosigkeit explizit gemacht werden.
Gegen Emotionen habe ich nichts. Auch dann nicht, wenn sie erbarmungslos sind. Ich liebe Emotionen. Ich liebe sie, weil ich die Wahrheit liebe.
Aber!
....
manchmal, da mag man eben den Punkt lieber als das Ausrufezeichen. - Oder den Gedankenstrich.
L.
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_________________ "Though this be madness, yet there is method in it." William Shakespeare, Hamlet, II.ii. 206. |
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Rory!
neu an Bord!
4
Deutschland W, 25
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Thu, 24.May.07, 19:04 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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LOL, das hast du nett umschrieben... Ja, das mit den Punkten, Ausrufezeichen und Kommata, das fällt mir schwer... Momentan verwende ich viele Leerzeichen.
Liebe Grüße Rory!!!!!!!! (mit vielen Ausrufezeichen )
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geronimos secret
Forums-InsiderIn
157
Germany W, 28
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Thu, 24.May.07, 19:11 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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Liebe Rory,
ob Leerzeichen Dir weiterhelfen, wage ich zu bezweifeln.
Die führen doch zu nichts!
Aber das mit den Ausrufezeichen, das war ernst gemeint. Sehr ernst. Und gar nicht böse.
L.
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_________________ "Though this be madness, yet there is method in it." William Shakespeare, Hamlet, II.ii. 206. |
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Affenzahn
Helferlein
67
Schweiz M, 28
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Thu, 24.May.07, 21:08 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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Hallo Rory!
Ich finde Leute, die ihre Gefühle ausdrücken, sehr interessant. Natürlich sollen sie das nicht die ganze Zeit tun, ich brauche auch mal meine Ruhe.
Das Schöne daran ist, dass ich den Eindruck bekomme, diese Leute gut zu verstehen und zu kennen. Sie sind ein offenes Buch für mich. (Übrigens: willst du das überhaupt sein? Vielleicht nicht immer.)
Rory! wrote: | Nein, es müssen nicht Alle meine Empfindungen teilen. Aber es wäre schön, wenn es Einige tun würde...! |
Das ist ein wenig gefährlich: Wenn es dir nicht genügt, dass andere deine Gefühle kennen, kann das schon nerven. Diese deine Einstellung könnte erkennbar sein und daher die Leute unter Druck setzen. Sie denken dann vielleicht: "Sie mag mich nicht, wenn ich ihren Gefühlen nicht zustimme."
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_Rory!
neu an Bord!
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Deutschland W, 25
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Fri, 25.May.07, 0:46 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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Hallo Affenzahn,
danke für deine Antwort!
Quote: | Diese deine Einstellung könnte erkennbar sein und daher die Leute unter Druck setzen. Sie denken dann vielleicht: "Sie mag mich nicht, wenn ich ihren Gefühlen nicht zustimme." |
...und daher solchen Situationen ausweichen?! mmh, da könnte etwas dran sein... Darauf werde ich mal achten bzw. mir darüber Gedanken machen. Danke für den Denkanstoß! Hast du denn mal die Erfahrung gemacht? Achso, um auf deine Frage zu antworten, natürlich möchte ich auf andere Leute nicht immer wie ein offenes Buch sein. Aber ich würde meine Gefühle gerne besser und offener zeigen können, mittlerweile habe ich da echt eine große Hemmschwelle.
Liebe Grüße Rory!
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sm
[nicht mehr wegzudenken]
1896
unwesentlich W, 30
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Fri, 25.May.07, 1:12 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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Quote: | einfach zuviele negativ Erfahrungen gemacht. Da fällt es schwer, diese noch als "sozial verträglich" anzusehen.
Aber ich würde meine Gefühle gerne besser und offener zeigen können, mittlerweile habe ich da echt eine große Hemmschwelle. |
Und darf ich fragen, was das zum Beispiel für Situationen/Momente waren, in denen du negative Erfahrungen gemacht hast?
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Affenzahn
Helferlein
67
Schweiz M, 28
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Fri, 25.May.07, 10:38 Re: Wieviel Emotionalität kann man Anderen zumuten? |
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'Rory! wrote: | Hast du denn mal die Erfahrung gemacht? |
Ja (aber als passiver Beteiligter - ich bin nicht sehr "emotional" im Ausdruck). Solche Gedanken mache ich mir, mehr oder weniger bewusst, wohl ziemlich oft. Vermutlich sogar oft auch dann, wenn es nicht gerechtfertigt ist, also gar nichts von mir erwartet wird. Das rührt daher, dass ich nicht gerne Leute enttäusche. Weniger schüchterne Leute als ich machen diese Erfahrung wohl weniger.
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