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LonelyBoy78
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Post Wed, 23.May.07, 21:35      Vater gestorben, Mutter verändert sich Reply with quoteBack to top

Hallo an alle erstmal. Ich bin 28 Jahre alt und ich weiß leider nicht mehr weiter, bin von den Nerven her fertig und brauche dringend euren Rat.

Erstmal zur Geschichte:

Mein Vater verstarb im März letzten Jahres. Er hatte oftmals zuviel getrunken, hatte Demenz und Krebs. Sein Körper konnte nicht mehr mit 73 Jahren. Aber er war trotz allem, der beste und liebste Vater, den man sich vorstellen kann. Ich werde mein Leben lang dran zu knabbern haben, das er nicht mehr da ist. Es ist so schwer, nicht mehr mit ihm reden zu können. Soviel dazu.

Ich habe mich seit seinem Tot auch sehr verändert, will sehr oft alleine sein, weine sehr oft, mache nicht mehr die Sachen, die mir früher soviel Spaß gebracht haben und bin in manchen Dingen sehr "stumpf" geworden.
Wenn ich ein ruhiges Lied höre, fange ich an zu weinen, wenn ich was schönes erlebe, fange ich an zu weinen. Ich glaube das kommt daher, das ich mir bei schönen Dingen so sehr meinen Vater wieder herbeiwünsche.

Seit ca. einem halben Jahr macht mir meine Mutter sehr sehr große Sorgen.

Wenn ich sie besuchen komme, dann sagt sie, dass "die Leute draussen" über sie reden, das sie verhaftet wird und das sie ins Gefängnis muß. Ab und zu traut sie sich garnicht nach draußen. Sie geht dann am Monatsanfang weder zur Bank, noch geht sie Nahrung für sich kaufen. Ok, das Problem hat sich nun etwas entspannt, seit ich mit ihr zusammen einmal bei der Bank war. Da hat sie ja gemerkt "das sie NICHT verhaftet wird". Wenn ich sie anrufe, fragte sie mich schon oftmals, ob ich es wirklich am Telefon bin. Sie traut irgendwie niemandem mehr, obwohl sie noch nie im Leben von jemandem enttäuscht wurde, oder Ähnliches.
Oftmals sagt sie auch, "das wir beide" noch großen Ärger bekommen werden, wenn wir Behördengänge machen und das obwohl ich weiß, das sie sich in keinster Weise etwas vorzuwerfen hat. Sie hat nie Mist gebaut, war immer ehrlich, aber sie erfindet dann gerne irgendwelche Stories. Das Schlimme ist, sie sieht selber nicht ein, das sie sich verändert hat und sagt dann immer sie sei nicht krank.

Sie ist erst so komisch geworden, als ich sie nicht mehr jeden Tag besuchen kam. Wir wohnen nur 15 Minuten voneinander entfernt. Ich glaube auch, dass es am Tot meines Vaters liegt, den sie bis zum letzten seiner Tage jeden Tag im Krankenhaus besucht hat.

Sie ist nun 64 und ich weiß nicht, was ich in dieser Situation tun kann. Ich will nicht, das sie irgendwann zur Polizei geht, sich da hinstellt und sagt: Nehmt mich fest! " ....und das wegen NICHTS!!!

Sie sieht nicht ein, dass sie "krank" ist. Ich habe ihr schon vorgeschlagen, mal mit ihr zum Arzt zu gehen, aber das lehnt sie jedesmal energisch ab und sagt, sie sei nicht "krank".

Sie ist leider auch nicht mehr die Fitteste. Sie hat eine Sterbegeldversicherung abgeschlossen, will mir aber nicht die Versicherung nennen. Was soll ich denn tun, wenn ihr plötzlich wirklich mal etwas zustoßen sollte. Dann stehe ich da, kein Versicherungsschein, keine Bankvollmacht und dann eine Beerdigung auf Staatskosten, anonym, wie bei meinem Vater? (Wir hatten kein Geld um eine Richtige Bestattung zu machen). Ich bin keineswegs auf ihr Geld aus, davon hat sie sowieso nicht viel und Geld, ist mir auch egal. Ich mache mir halt nur sehr große Sorgen, will im Fall der Fälle abgesichert sein, das meine Mutter ein anständiges Begräbnis bekommt und weiß mit der jetzigen Situation einfach nicht klarzukommen.

Was soll ich euerer Meinung nach tun???
Könnt ihr mir helfen?

Warte sehnsüchtig auf eure Antworten, ich bin echt am Ende mit meinem Latein.

Danke schonmal an euch alle.
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Lisa29
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Post Thu, 24.May.07, 18:07      Re: Vater gestorben,Mutter verändert sich. Was kann ich tun Reply with quoteBack to top

Das tut mir alles so leid für Dich!! Was machst Du eigentlich beruflich? Lässt sich das vereinbaren wenn Du Dich so sehr um Deine Mutter kümmerst? Ich finde es auch eine sehr schwere Situation. Einerseits würde ich sagen, dass Du Dich in erster Linie um Dich selbst und Deine Trauer kümmern solltest. Andrerseits ist es offensichtlich dass Deine Mutter krank ist und Hilfe braucht. Meine Oma hat auch in ihrem letzten Lebensjahr wirres Zeug geredet von wegen jemand wolle sie vergiften und alle wollten ihr Geld stehlen sie müsse das Geld und den Schmuck vergraben. Bei meiner Oma hat man das durch Blutverdünner wieder in den Griff bekommen. Das war reiner Zufall dass das rausgefunden wurde. Sie war im Krankenhaus weil sie eine Lungenembolie hatte und bekam deswegen ein blutverdünnendes Mittel und plötzlich war sie wieder klar im Kopf und der Verfolgungswahn war weg!
Sie war danach wie ausgetauscht und solange sie die Blutverdünner nahm hatte sie auch keinen Verfolgungswahn mehr.
Sowas kann natürlich die unterschiedlichsten Gründe haben, bei meiner Oma war es halt so. Sicher trifft das nicht auf alle verwirrten älteren Menschen zu, aber es wäre einen Versuch wert. Zum Arzt muss sie auf jeden Fall. Vielleicht wenn Du sie bittest wegen Dir zum Arzt zu gehen , weil Du Dir so grosse Sorgen um sie machst. Dann hat sie das Gefühl DU hättest ein Problem und sie kann Dir helfen Dich zu beruhigen.
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Sonnefrau
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Post Sun, 27.May.07, 18:32      Re: Vater gestorben,Mutter verändert sich. Was kann ich tun Reply with quoteBack to top

Hallo LonelyBoy78

zuallererst mein aufrichtiges Mitgefühl, einen Elternteil zu verlieren ist immer eine schlimmes und eingreifendes Ereignis. Du bist mehr oder minder gezwungen dich mit deinem Vater und deinem Leben mit ihm auseinanderzusetzen. Gut, du hast ihn als guten liebevollen Vater in Erinnerung, das heisst aber nicht gleichzeitig, dass das bei deiner Mutter auch so ist. Vielleicht hat deine Mutter eine völlig andere Sicht der Erinnerungen. Häufig ist es so, dass Eltern in dem Alter, wie deine sind/waren, alles erdulden und totschweigen, was nicht in Ordnung war- die großen Lebenslügen. Wenn dann der Partner stirbt, ereilt den zurückgebliebenen Partner zuerst der große Schock. Siehe dass deine Mutter Angst vor der Bank und all den notwendigen Institutionen hat, wahrscheinlich mußte sie sich nie um diese Dinge kümmer, weil das dein Vater gemacht hat, kann das sein?
Deine Mama ist auch schon in einem Alter, wo "Schock" eventuell latent vorhandene Krankheiten auslösen kann, wie zB. Altesdement. Diese Krankheit beginnt mit Ängsten und irrationalen Vorstellungen, mit Unsicherheit und "Erklärungen" für sie selber um diese Ängste zu rationalisieren.
Eine ärztliche Untersuchung wäre sicher angebracht, wird aber ohne ihre Zustimmung nicht möglich sein.
Kannst du nicht einmal mit eurem Hausarzt über diese Situation Klartext sprechen?
Er kann dir sicher auch in der Folge weiterhelfen.
Zu deiner Trauer:... nimm dir wirklich die Zeit zu trauern. Du bist gerade in Gefahr deine Trauerarbeit durch die Sorge um deine Mama zu "verwischen". Nimm dir bewußt Zeit über deinen Papa und die Erlebnisse mit ihm nach zu denken und wenn du so weit bist, dann lass ihn los. Vielleicht mit einem Ritual, indem du ihm einen Abschiedsbrief schreibst, den du dann zerimoniell verbrennst, der kommt an.
Er wird immer bei dir sein, in jeder Minute deines Lebens. Er hilft dir, wenn du einmal im Zweifel bist, was du tun sollst,- frag ihn, er wird dir antworten, durch dein Unterbewußtsein! Du wirst immer mit ihm verbunden bleiben! Er ist nicht fort, er ist nur auf einer anderen Bewußtseinsebene, mach DIR das bewußt! Sein Alk - Problem, wo immer das herrührt, ist sicher ein Verdrängungsmittel gewesen. Sicher aber hat deine Mutter darunter gelitten, das darfst du auch nicht außer Acht lassen, vielleicht fragst du sie einmal, wie es ihr damit ergangen ist.

Du schaffst das - ich glaube ganz fest daran!
Du bist ein erwachsener, guter Sohn.
Es wird sicher nicht leicht werden, aber du bist stark!
Alles erdenklich Gute für dich, wenn du Hilfe brauchst, das Forum ist immer für dich da.
Ich wünsche dir viel Kraft und dass du Helferlein findest für dein Problem, die wirst du brauchen...
alles Liebe
Sonnefrau

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LonelyBoy78
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Post Mon, 28.May.07, 18:25      Re: Vater gestorben,Mutter verändert sich. Was kann ich tun Reply with quoteBack to top

Danke ersteinmal für euere Antworten. Es ist schön zu merken, dass sich einige Leute wegen meinem Thema den Kopf zerbrochen haben.

@ Sonnenfrau

Als mein Vater krank wurde, hat meine Mutter zu ihm gehalten und ich auch soweit wie ich konnte. Sie war jeden Tag bei ihm, hat ihm Wäsche gebracht, sich um ihn gekümmet. Erst seine Krankheit hat die beiden richtig zusammengeschweisst. Da sah man erst, wie sehr sie sich liebten.

Den Alkoholkonsum haben meine Mutter und ich meinem VAter verziehen, er hat halt immer alles für uns geben wollen, auch in finanzieller Hinsicht und wenn er damit Probleme hatte, hat er halt versucht, diese Probleme im Alkohol zu ertränken. Ok.

Die Angstzustände meiner Mutter in Sachen Behördenangelegenheiten sind wirklich unbegründet, da sie schon zu Lebzeiten meines Vaters alles Behördliche erledigt hat. Sie hatte davor nie scheu. Sie hat immer alles für uns erledigt.

Mit dem Hausarzt habe ich auch schon ein längeres persönliches Gespräch geführt. Er gab mir eine Telefonnummer des hiesigen "sozial-psychatrischen Dienstes". "Sie würden sich mit meiner Mutter unterhalten"

Anbei erwähnte er aber, dass ihm, sowie mir auch, die Hände gebunden seinen, denn was meine Mutter nicht will, das will sie nicht und man könnte sie auch zu nichts zwingen. Das heisst für mich nur: Hurra Deutschland, es lebe die Bürokratie! zztzzztzt.........

Zu meiner Trauer kann ich sagen:
Ich nehme mir oft die Zeit, an ihn zu denken. Sage dafür sogar Verabredungen mit meiner Freundin ab, nur um alleine sein zu können. Ich sage dann immer: Schatz, ich möchte alleine sein, um nachzudenken. Manchmal akzeptiert sie es, manchmal nicht. Naja, mir egal, ich mache mein Ding, wie ich es meine und wenn ich sie dadurch verlieren würde. Es wäre mir egal.

Ich spüre, dass mein Vater in mir und bei mir ist. Morgens, an meinem 28 Geburtstag schaute ich aus dem Fenster und ich sah den schönsten Sonnenaufgang, den ich je in meinem ganzen Leben gesehen habe. Ich dachte mir sofort, dass das mein Vater für mich getan hätte, um mir eine Freude an meinem Geburtstag zu bereiten. Daswar ihm auch ehrlih gelungen und ich bedankte mich bei ihm. Das hört sich jetzt weit hergegriffen an, aber ich glaube an solche Sachen und ich glaube auch, das es etwas höheres gibt, ein Leben nach dem Tod, Schutzengel usw. Für viele ist das Lächerlich, doch ich weiß, was ich spüre und ich glaube fest daran.

Ich gehe mit meiner Trauer um, wie ich es meine, wenn ich an IHN denke, dann denke ich an die gemeinsamen Sachen, die Gespräche, das er ein so guter Vater für mich war und wirklich ALLES für mich getan hätte. Ich finde, in den letzten Monaten nehme ich imer mehr seinen Charakter an, handele und denke wir er, manchmal spreche ich auch wie er. Es wird immer mehr und es freut mich, weil ich so auch weiß, dass er in mir bzw. bei mir ist. Es ist nicht leicht, nein ganrantiert nicht, ich den ke jeden Tag an ihn und das wird auch immer so bleiben. Ich will garnicht mit ihm "abschließen". Ich weiß nicht, wie ich in Zukunftreaghieren werde, aber ich weiß, dass wir uns alle wiedersehen werden.

Mal sehen, was ich nun wegen meiner Mutter tun kann. Ich bin echt überfordert und würde von euch allen gern noch weiter Möglichkeiten einholen.

Wäre lieb von euch.

Warte auf euere Antworten.

Euer LonelyBoy78

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Vater, du wirst bis in alle Ewigkeit in meinem Herzen ruhen. Du lebst in mir und eines Tages werden wir uns alle wiedersehen.
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Sonnefrau
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Post Thu, 31.May.07, 2:31      Re: Vater gestorben, Mutter verändert sich Reply with quoteBack to top

Lieber
LonelyBoy,

schön wie du deinen Vater beschreibst und die Verbindung zu deiner Mama. Es ist ein Geschenk, wenn man so bemühte, liebevolle Eltern hat (hatte).
Ich meinte auch nicht du sollst "abschließen" mit deinem Papa, sondern Abschied nehmen, los lassen, damit DU und ER in dieser anderen Form euch begegnen könnt, ohne Schmerz! Da hast du mich falsch interpretiert.

Nun zu deiner Mama:
vielleicht ist es wirklich sinnvoll dich bei einer Sozial Beratungsstelle zu informieren über mobile Hilfsdienste, die nach vereinbarter Zeit deiner mama mit Hilfe jeglicher benötigten Art zur Verfügung stehen,- dem Einkommen und dem Pflegegrad deiner Mutter entsprechend gestaffelt (bezahlbar!). Das würde dich wesentlich entlasten und dir deine gröbsten Sorgen um den Zustand deiner Mama entheben.
Lass dich beraten in der Richtung.

Noch eine Frage: ist dir deine Freundin nicht mehr wichtig? Liebst du sie nicht (mehr)?
Wenn nein....verstehe ich dich.
Wenn doch, dann verstehe ich dich und dein Verhalten ihr gegenüber nicht.

Alles Liebe
Sonnefrau

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Post Thu, 31.May.07, 20:06      Re: Vater gestorben, Mutter verändert sich Reply with quoteBack to top

Wenn es meine Mutter wäre würde ich zu ihr sagen "Ich weiss das Du nicht zum Arzt möchtest und vielleicht hast Du recht und es ist nichts, aber ich mache mir solche Sorgen. Es würde mich so sehr beruhigen wenn Du mir den Gefallen tätest und zum Arzt gehst. Nicht weil Du krank bist sondern um mich zu beruhigen, sonst werde ich noch ganz krank vor Angst. Bitte tu es für mich!"

Dann stünde ich vor ihr in der "Patienten-Rolle" und sie ganz sich als Mutter fühlen als täte sie etwas für MICH, damit ich nicht vor Sorge krank wäre.

Das soll auch keine emotionale Erpressung sein, aber so hat man denk ich eher eine Chance als wenn man ihr sagt sie sei komisch und sei wahrscheinlich psychisch krank. Das will ja so keiner hören, schon gar nicht wenn es zutrifft.
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