Mißtraue meinem Therapeuten

sporadischer Gast 22 @home W, 29

Hallo,

es läuft schon länger nicht gut in meinem leben. ich denke mal ich hab heftig mit depressionen zu kämpfen und nehme an, dass auch deshalb nix voran geht mit meinem leben. als dann auch noch differenzen mit meinem freund nicht mehr zu ignorieren waren, ist mir alles echt über den kopf gewachsen. einen therapieplatz zu organisieren hab ich schon seit längerem nicht geschafft. ich dachte auch immer, halt durch, es kommt auch wieder anders. bis es mir wie gesagt alles zuviel wurde. da habe ich mich an eine öffentliche beratungsstelle gewandt. einer der therapeuten dort hat mir eine gesprächsreihe auf unbestimmte zeit angeboten. das hat erst mal wohlgetan und ich bin davon ausgegangen, dass ich das angebot annehme und dass es was bringt.

letzte woche war ich zum dritten oder vierten mal da und hinterher ging es mir absolut bescheiden traurig

gesprächsthema war unter anderem, ob meine depressionen nicht daher rühren könnten, dass mein vater zeitlebens den kontakt zu mir strikt abgelehnt hat. und deswegen schreibe ich hier: der thera meinte, ich hätte sicher schon von anfang an gespürt dass ich abgetrieben hätte werden sollen. ich entgegnete, dass davon nie die rede gewesen war, meine eltern waren ja auch verheiratet. von abtreibung war nie die rede!

ich frage mich jetzt, ist das denn ok, dass der therapeut so was einfach behauptet, das wäre ja grauenhaft wenn es wahr wäre. das läßt sich aber auch sowieso nicht mehr feststellen. nun hab ich das gefühl, der thera hat mir eine weitere wunde zugefügt und überlege, ob ich da überhaupt noch hingehen soll.

würde mich riesig freuen, wenn jemand mal seine sicht der dinge dazu schreiben würde...jedenfalls erst mal danke fürs lesen.

[nicht mehr wegzudenken] 1030 münchen W, 35

capri wrote:

gesprächsthema war unter anderem, ob meine depressionen nicht daher rühren könnten, dass mein vater zeitlebens den kontakt zu mir strikt abgelehnt hat. und deswegen schreibe ich hier: der thera meinte, ich hätte sicher schon von anfang an gespürt dass ich abgetrieben hätte werden sollen. ich entgegnete, dass davon nie die rede gewesen war, meine eltern waren ja auch verheiratet. von abtreibung war nie die rede!.

Hi,

also ich finde das Verhalten dieses Therapeuten taktlos, verletzend und unsachlich.

Erstens wenn Du nichts dergleichen sagt zu behaupten Deine Eltern wollten Dich eh abtreiben ist eine Frechheit!

Dann nach so kurzer Zeit in so sensiblen Dingen rumzustochern ist echt verletzend. Klar ist es hart wenn der eigene Vater den Kontakt ablehnt. Klar kann darin die Ursache liegen daß Du heute mit Depressionen zu kämpfen hat. Aber es ist immer eine Frage WIE man mit solchen Dingen umgeht.

Ich würde ihn in der nächsten Stunde zur Rede stellen daß Du sein Herangehen absolut belastend und unterträglich findest. Und die Besuche bei ihm dann sein lassen.

Weil dies sind Themen für eine langfristige tiefenpsychologische Therapie. Absolut nichts was man in ein paar Kriseninterventionsgesprächen abhandeln könnte. Von daher finde ich es absolut unprofessionell und unmöglich wie er handelt.

Liebe Grüsse,

Petra

Forums-InsiderIn 305 Ostholstein M, 43

Hallo, Capri!

Antworte dir, weil ich auch so ans Thema PT herangekommen bin: habe eine Beratungsstelle aufgesucht und bekam dann überraschend eine zunächst auf 50 Stunden begrenzte Gesprächstherapie angeboten. Es ist eine recht junge Diplom-Psychologin, was bei mir anfänglich Zweifel an ihrer Eignung weckte. Hatte Befürchtung, als Versuchskaninchen missbraucht zu werden. Mag sie aber doch gerne und glaub, dass es was bringt.

Achte in jedem Falle sehr gut darauf, ob du dich bei der Person im Großen und Ganzen wohl fühlst, denn manchmal gerät man in solchen Einrichtungen wohl auch an "Möchtegern-Therapeuten", die sich selber was beweisen wollen. Ich denke, der Thera geht da bei dir zu forsch vor. Aber Konfrontation kann auch hilfreich sein, und du musst im Laufe einer Therapie meistens mit einer Erstverschlimmerung rechnen, da du deine Abwehr gegen verdrängte Tatsachen deines Lebens aufgeben wirst/solltest. Das tut erstmal höllisch weh! Aber ohne Schmerzen keine echte Veränderung. Eine Therapie ist nicht wie das Schlucken eines Beruhigungsmittels. Allerdings solltest du, wie Münchnerkindl sagt, deine Bedenken und negativen Gefühle offen ansprechen. Erst wenn der Thera darauf abwehrend reagiert, würde ich gehen. Er ist nicht dazu da, dir seine Sichtweisen aufzunötigen!

sporadischer Gast 22 @home W, 29

Hallo

danke für die Antworten, ihr gebt beide auch meine meinung wieder, das tut gut.

ich tendiere allerdings mehr dazu, überhaupt nicht mehr hin zu gehen. da war nämlich noch was, er hat meinen zeugungsvorgang explizit beschrieben. wir hatten die ganze sitzung über gewühlt und ich war ziemlich runter mit den nerven, und er erst da kam ja mein vater zur sprache. ich weiß selbst nicht mehr, wie es genau dazu kam, aber er kam dann auf den moment zu sprechen, an dem mein vater sich in meine mutter "ergoß". ich finde das total daneben. das ist ein intimer vorgang zwischen meinen eltern gewesen, da war ich noch nicht mal dabei und er war schon gar nicht zum zugucken eingeladen. ich seh überhaupt nicht, was so eine "offenheit" in einem therapeutischen gespräch zu suchen hat! ich finde es ehrlich hardcore, was der mir für bilder einpflanzt und hab kein gutes gefühl mehr bei der sache. genaugenommen ekele ich mich jetzt vor dem typen. das war eigentlich auch schon klar bevor ich hier schrieb. naja es hätte ja sein können, dass es irgendeine provokative methode gibt, die sowas rechtfertigt, aber davon hat jetzt keiner was geschrieben.

oh man ich würd gern ne ordentliche therapie machen, hab aber angst, weil ich auf jobsuche bin und könnte ja sein, dass man da im öffentlichen dienst oder in einem konzern mit betriebsarzt landet und ich weiß nicht, inwiefern die dann in meine krankenakte einsicht nehmen können. eine blöde situation...

danke noch mal soweit für die beiträge und allen alles gute Smile

sporadischer Gast 12 NRW W, 36

hallo capri!

Quote:

aber er kam dann auf den moment zu sprechen, an dem mein vater sich in meine mutter "ergoß". ich finde das total daneben.

ich finde das auch total daneben! und ich glaube das dies in keinster weise therpeutisch wertvoll war. eine provokation die dich weiterbringen könnte, war das, so denke ich, auch nicht. es war unangemessen und verletzend.

Quote:

ich tendiere allerdings mehr dazu, überhaupt nicht mehr hin zu gehen.

das kann ich gut verstehen und würde das an deiner stelle auch so umsetzen.

Quote:

oh man ich würd gern ne ordentliche therapie machen, hab aber angst, weil ich auf jobsuche bin und könnte ja sein, dass man da im öffentlichen dienst oder in einem konzern mit betriebsarzt landet und ich weiß nicht, inwiefern die dann in meine krankenakte einsicht nehmen können. eine blöde situation...

soweit ich weiß, hat der betriebsarzt ohne deine einwilligung keinen zugriff auf deine krankenakte. doch da kannst du dich ja auch von deiner KK beraten lassen. es gibt immer einen weg!
ich wünsche dir alles gute und das du eine/n fähige/n, sensible/n thera findest! friend

lieben gruß ???

Forums-InsiderIn 305 Ostholstein M, 43

capri wrote:

ich weiß selbst nicht mehr, wie es genau dazu kam, aber er kam dann auf den moment zu sprechen, an dem mein vater sich in meine mutter "ergoß". ich finde das total daneben.

Würde mir auch so gehen an deiner Stelle! Ich halte das für eine fragwürdige Art, in sexuellen Details rumzuwühlen! Was soll das denn bringen? Dass auch du mal von Mann und Frau normal gezeugt worden bist, muss dir wohl keiner erklären... Confused

sporadischer Gast 22 @home W, 29

Hallo,

also heute wäre der nächste termin gewesen aber ich habe schon lange abgesagt.

die sache hängt mir aber doch bissi nach...das ganze wirkt auf mich so dermaßen abstrus!!! ich mag eigentlich gar nicht wahrhaben, womit man konfrontiert wird, wo man hilfe sucht. wie sortier ich mir das denn jetzt? kann es denn sein, dass der extra so absurdes zeug einbaut, damit man sich auf sich selbst besinnt (denn das hat es ja in mir ausgelöst). oder bin ich einfach an einen widerling geraten?

Helferlein 63 Niedersachsen W, 28

Hallo,

also die Vorgehensweise, die Du von dem "Therapeuten" schilderst, scheint mir absolut widersinnig. Ich denke Therapeuten, sollen einem helfen, bestimmte Dinge zu verarbeiten, aber sie sollen nicht noch zusätzliche Probleme liefern! Da bist Du wohl leider an einen ziemlich komischen Kautz geraten! Leider! Da hast Du schon den Mut aufgebracht, Dich zu kümmern, und dann so etwas. Aber nur weil man einmal auf so eine Person getroffen ist, solte man ruhig einem anderen Therapeuten eine Chance geben! Beruhigenderweise gibt es auch welche, die ihren Beruf absolut super machen und diesen auch wirklich beherrschen Laughing

Quote:

kann es denn sein, dass der extra so absurdes zeug einbaut, damit man sich auf sich selbst besinnt (denn das hat es ja in mir ausgelöst). oder bin ich einfach an einen widerling geraten?

In einer Therapie kommt es häufiger mal zu Konflikten u. manchmal auch zu heftigeren Konfronationen, weil man z.B. etwas anders versteht, als das Gegenüber es wirklich ausdrücken will oder der Thera versucht zu provozieren. Aber daß was Du beschrieben hast, finde ich schon um einiges heftiger als daß man es nur als absurde Zeug abtuen könnte. Ich denke, Du hast wirklich Pech gehabt u. an einen Widerling geraten.

Wünsche Dir, daß Du den Mut hast, trotzdem noch mal einen anderen Therapeuten aufzusuchen, der Dir evtl. ja auch etwas zu dem Vorgehen des anderen Therapeuten sagen kann u. Dich insoweit etwas beruhigen kann.

Viel Glück Nachtauge

sporadischer Gast 22 @home W, 29

Hallo Nachtauge,

auch für deine zeilen noch mal danke. ich bin einfach enttäuscht.

viele grüße
capri

[nicht mehr wegzudenken] 1030 münchen W, 35

Hi,

verkriech Dich nicht in Enttäuschung, sieh es einfach als Tatsache an daß das Leben die Begegnung mit abstrusen Menschen so mit sich bringen kann und daß das absolut nichts mitt Dir zu tun hat.

Sieh es auch als Lehre an, auf der Suche nach dem passenden Therapeuten nicht den erstbessten zu nehmen sondern daß Du es Dir wert bist so lange zu suchen bis Du einen findest wo es wirklich passt.

Und ansonsten, hak es ab! Beschwer Dich evtl noch bei dem Leiter dieser Stelle, weil es sollte ja schon ein Feedback geben wenn jhemand in seinem Beruf so einen Mist abliefert.

Liebe Grüsse,

Petra

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Mißtraue meinem Therapeuten