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may76
Helferlein
64
Deutschland W, 30
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Wed, 16.May.07, 7:12 Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo!
Ich habe Borderlinetendenzen, besonders im zwischenmenschlichen Bereich.
Vielleicht kombiniert mit einer Beziehungsphobie/Paranoia, denn jedesmal, wenn ich jemanden kennen lerne, habe ich große Angst "was will er von mir? will er mir was Böses antun?" ...etc.
Ich unterstelle ihm dann einiges, auch, wenn wir zusammen kommen. dann unterstelle ich ihm evtl. sogar, dass er jemand anderen hat oder mit anderen flirtet...etc.
Kennt das jemand?
Wie kann man diese Paranoia angehen?
Liebe Grüße,
May
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Habibti
Forums-InsiderIn
170
BW W, 38
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Sat, 09.Jun.07, 17:51 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo May,
also ich glaube nicht, daß das etwas mit einer Paranoia zu tun hat.
Vielmehr denke ich, daß das mit einer ganz tiefsitzenden Verlustangst zusammenhängt ! Gepaart mit Eifersucht.
Könnte mir auch vorstellen, daß Dir solche Gedanken kommen, weil Du Dir lieber selbst weh tust, als daß es ein anderer tut ! Und weil Du vielleicht denkst, daß Du eine gute Beziehung nicht verdient hast.
Nur mal so Gedanken ...
Lieben Gruß, Habibti
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_________________ HOFFNUNG ist nicht die Überzeugung, daß etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, daß etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.
( Jochen Mariss ) |
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vallée
Forums-Gruftie
514
Wolkenkuckucksheim W, 27
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Sat, 09.Jun.07, 18:06 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo May, vielleicht kannst du ja aus diesem Verständnis von Paranoia etwas für dich rausziehen:
Quote: |
Max Wertheimer, der Begründer der Gestalttheorie, hat mit dem deutschen Psychiater Heinrich Schulte ein sozialpsychologisches Modell zum Verständnis der Paranoia vorgeschlagen: Demzufolge wäre die Paranoia als Sonderform des Beziehungswahns zu verstehen - ein Mensch, dem es nicht gelingt, Teil eines Wir zu sein, und der diese Kluft zwischen sich und den anderen nicht ertragen kann, schlägt eine Brücke zu den anderen, indem er sich mit ihnen zumindest in einem "Ersatz-Wir" von Verfolgern und Verfolgtem verbunden sieht. Dementsprechend wird die Chance auf Heilung auch primär in der Wiederherstellung guter sozialer Beziehungen gesehen. Wie erwähnt handelt es sich hierbei um nur eines vieler Modelle, die zum Begriff der "Paranoia" entwickelt wurden.
Inhaltsverzeichnis
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http://de.wikipedia.org/wiki/Paranoia
Ich finde da kann man viel für langfristige Heilung entnehmen.
Paranoia hat tatsächlich auch etwas mit großer Angst zu tun. Es wird also auch darum gehen diese Angst und ihre Gründe zu erkunden und zu sehen was man dagegen tun kann.
Zudem ist es gut mit der betreffenden Person (sofern die beziehung das hergibt) drüber zu reden, wnen man gerade nicht so paranoid ist und gemeinsam Strategien überlegen. Offenheit und Transparenz hilft manchmal.
Akut mag es helfen sich das klar zu machen, dass man zwar diese Gedanken hat, sie aber ihre Basis in einem drin haben und nicht in dem anderen.
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_________________ Human consciousness is the only seeing eye of the Deity.
- C.G. Jung |
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may76
Helferlein
64
Deutschland W, 30
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Sat, 09.Jun.07, 19:53 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo Habibti!
Danke für deinen Beitrag...du triffst es auf den Punkt!
Meine ma hat mich, als ich 8 war, bei meinem Vater gelassen und ist zu einem anderen Mann gezogen.
Seitdem habe ich diese Verlust-/Verlassensängste, was man wohl auch verstehen kann.
Danke für deinen Rat! Ich arbeite daran!
@vallee:
danke, auch das ist lieb von dir!
Solche Sachen zu lesen machen mir nur immer Angst. Ja, die Beschreibungen sind plausibel...ich arbeite lieber an meinem inneren Kind weiter und versuche, meinen Selbstwert wieder zu finden.
Trotzdem vielen lieben dank!
May
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Habibti
Forums-InsiderIn
170
BW W, 38
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Sat, 09.Jun.07, 20:12 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo May,
ja, nach dem, was Du geschrieben hast, ist das sehr vertändlich !
Ich hoffe und wünsche Dir, daß Du für Dich einen guten Weg findest.
Darf ich fragen, ob Du eine Therapie machst ? Nur wenn Du antworten magst. Gut finde ich auf jeden Fall, daß Du Dich mit Deinem inneren Kind beschäftigst. Arbeitest Du da mit dem Buch : " Die Aussöhnung mit dem inneren Kind ? " Habe erst vor kurzem angefangen, darin zu lesen. Finde es sehr spannend !
Liebe Grüße, Habibti
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_________________ HOFFNUNG ist nicht die Überzeugung, daß etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, daß etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.
( Jochen Mariss ) |
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may76
Helferlein
64
Deutschland W, 30
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Sat, 09.Jun.07, 20:29 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo noch mal!
Ja, das Buch habe ich auch gekauft.
Das fand ich auch gut, aber so lange es theorie bleibt...ist ja nichts wirklich gut!
Bei mir hat es erst vor ein paar Tagen "klick" gemacht.
Wenn man nie Selbstwert, Urvertrauen etc. hatte/lernen durfte, kommt man an dem inneren Kind nicht vorbei.
Dort sitzt die Antwort.
Ich konnte mich in den letzten Tagen sogar ausprobieren, mein inneres Gefühl/Intuition/inneres Kind hat mir schon ziemlich genau gesagt, was gut oder schlecht ist.
Jetzt heißt es nur, weiterhin Vertrauen zu mir aufzubauen.
Bisher kann ich noch nicht erkennen, warum ich liebenswert sein sollte...aber daran arbeite ich schon.
Arbeitest du auch daran?
lieben gruß
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may76
Helferlein
64
Deutschland W, 30
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Sat, 09.Jun.07, 20:30 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Ach so: ja, ich mache seit zwei Jahren eine Therapie und war zwischendurch für drei Monate in einer psychotherapeutischen Klinik.
Hat alles sehr geholfen. Ich habe mehr Verständnis für mich entwickelt.
Die Umsetzung muss allerdings ich vollbringen, kein Therapeut...
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sm
[nicht mehr wegzudenken]
1896
unwesentlich W, 30
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Sat, 09.Jun.07, 20:32 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Quote: | Wie kann man diese Paranoia angehen? |
Hm... als Paranoia würde ich das gar nicht mal bezeichnen... auch nicht als Beziehungsphobie. Hast du schon mal darüber nachgedacht, ob das Ausdruck deiner Borderlinetendenzen sein könnte... bei welchen ja auch oft
Quote: | Verlust-/Verlassensängste |
verständlich sind - insbes. vor dem Hintergrund deiner früheren Erfahrungen?
Vielleicht hilft dir, wenn du dir vor Augen zu führen versuchst, dass bei dir in solchen Momenten
Quote: | "was will er von mir? will er mir was Böses antun?" ...etc.
Ich unterstelle ihm dann einiges, auch, wenn wir zusammen kommen. dann unterstelle ich ihm evtl. sogar, dass er jemand anderen hat oder mit anderen flirtet...etc. |
vielleicht frühere Muster/Erfahrungen aktiviert werden, die zu solchen Gefühlen/Gedanken bei dir führen. Im Umgang mit deinem Gegenüber ist es vielleicht gut, wenn du die Verlustangstängste ansprichst..., dass derjenige es besser einordnen kann, was in dir vorgeht. Denn andernfalls besteht die Gefahr, dass sich dein Gegenüber vor den Kopf gestoßen fühlt, wenn du ihm solche Dinge unterstellst... ... die zwar deinen Empfindungen entsprechen... aber evtl. nicht dem, was dein Gegenüber tatsächlich tut (z.B. flirten, fremdgehen).
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Habibti
Forums-InsiderIn
170
BW W, 38
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Sat, 09.Jun.07, 22:16 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo May,
Quote: | Wenn man nie Selbstwert, Urvertrauen etc. hatte/lernen durfte, kommt man an dem inneren Kind nicht vorbei.
Dort sitzt die Antwort |
Genau zu dieser Erkenntnis bin ich auch gekommen !
Quote: | Arbeitest du auch daran? |
Deshalb habe ich ganz zaghaft angefangen, mich damit auseinanderzusetzen ! Aber das geht nur sehr langsam. Meine Therapeutin bezieht meine kleine U. auch mit in die Therapie ein.
Das hilft mir etwas, und macht mir Mut, mich auf meine Kleine einzulassen. Naja, ich tue mich noch sehr schwer damit !
Quote: | Die Umsetzung muss allerdings ich vollbringen, kein Therapeut...
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Das ist der Knackpunkt ! Ein Therapeut kann nur begleiten, gehen muß man selbst ! Ich denke, daß viele Menschen da sehr hohe Erwartungen an einen Therapeuten haben und lange nicht sehen, daß sie selbst gehen müssen.
Liebe Grüße, Habibti
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_________________ HOFFNUNG ist nicht die Überzeugung, daß etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, daß etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.
( Jochen Mariss ) |
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may76
Helferlein
64
Deutschland W, 30
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Sun, 10.Jun.07, 6:17 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo Sternenmeer!
Ja, das würde sicherlich helfen, wenn ich meinem Gegenüber das sagen kann/werde.
Es sind alte Ängste, die heutzutage nicht mehr "realistisch" sind, das halte ich mir jetzt vor Augen.
Die wichtigsten Arbeiten, die ich zur Zeit mache, sind, mit Verlusten umgehen zu lernen. So date ich zur Zeit z.B. viel durch eine singlebörse Glaub mir, dort kann man gut Verluste kennen lernen, denn ernst meint das da keiner
Früher hätte ich dennoch geklammert.
Der "Ursprung" kommt daher, nicht "alleine gelassen zu werden".
Jetzt übe ich aber genau das und auch, dass ich nicht sterbe, wenn ich alleine gelassen werde.
Die Wunde wird immer bestehen bleiben...ich muss nur lernen, sie zu akzeptieren/zu verstehen/zu pflegen.
Mit "Borderline" in dem Sinne möchte ich mich ehrlich gesagt selbst nach zwei Jahren Therapie nicht allzu sehr identifizieren. Zwar lese ich Bücher darüber, aber ich gehe lieber an die Wunde ran, als an eine Diagnose.
Liebe Habibti!
Genau das ist nämlich das Problem, wenn man sich nur einer Diagnose stellt/sich zu sehr damit identifiziert und nicht in sich 'reinspürt, wo die "Wunde" sitzt und genau diese pflegt.
Diese diagnostiziererei bringt es zwar schon "leicht" auf den Punkt, aber viele kommen damit nicht klar, resignieren oder klammern sich an die Diagnose, anstatt an den Kern zu gelangen.
Ich wurde stark in meinem Leben verunsichert (durch verschiedene Dinge)...an diese "falschen Botschaften" muss ich ran.
So mache ich z.B. kleine Rituale, schreibe die Botschaften auf, wenn sie hoch kommen (wie z.B.: du bist nicht gut genug) und sage mir, dass ich sie nicht mehr will, zerknüddel den Zettel und stecke ihn in einen schwarzen Sack...
lg,
May
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Habibti
Forums-InsiderIn
170
BW W, 38
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Sun, 10.Jun.07, 9:39 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo May,
Quote: | So mache ich z.B. kleine Rituale, schreibe die Botschaften auf, wenn sie hoch kommen (wie z.B.: du bist nicht gut genug) und sage mir, dass ich sie nicht mehr will, zerknüddel den Zettel und stecke ihn in einen schwarzen Sack... |
Das ist eine sehr gute Idee !
Zu Thema Diagnosen möchte ich noch etwtas sagen :
Für mich ist eine Diagnose nur eine Arbeitshypothese, nicht mehr und nicht weniger. Wenn ich weiß, an was ich leide, dann kann ich so einen Behandlungsansatz- eine Behandlungsmethode finden. Wenn ich den dann habe, dann ist die Diagnose nicht mehr wichtig !
Liebe Grüße, Habibti
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_________________ HOFFNUNG ist nicht die Überzeugung, daß etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, daß etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.
( Jochen Mariss ) |
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may76
Helferlein
64
Deutschland W, 30
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Sun, 10.Jun.07, 9:51 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo Habibti!
Das finde ich sehr gut, dass du so denkst!!
Ich hab mich innerlich immer gegen eine Diagnose gesträubt, auch wenn ich für Therapeuten dann im Endeffekt ein "braves Mädchen" war und akzeptiert habe, dass es wohl so etwas wie Borderline ist.
Wenn man es als "Wunde" betrachtet, finde ich es aber viel interessanter. Eine Wunde kann man pflegen, sie kann/darf (etwas) heilen.
lg,
May
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Habibti
Forums-InsiderIn
170
BW W, 38
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Sun, 10.Jun.07, 10:07 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo May,
Wenn man es als "Wunde" betrachtet, finde ich es aber viel interessanter. Eine Wunde kann man pflegen, sie kann/darf (etwas) heilen.
Ja ich denke auch, daß es da um zahlreiche Wunden geht, die es gilt anzuschauen, zu pflegen und heilen zu lassen.
Deswegen sage ich auch nicht gern, ich BIN Borderlinerin, sondern ich HABE BL- PROBLEME ! Das ist für mich ein gewaltiger Unterschied !
Liebe Grüße Habibti
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( Jochen Mariss ) |
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may76
Helferlein
64
Deutschland W, 30
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Sun, 10.Jun.07, 11:39 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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Hallo!
Sehr gut!!
Stimmt, es sind MEHRERE Wunden. Die müssen/dürfen erstmal betrauert werden, um den schmerz loslassen zu können...erst dann kann Heilung enstehen.
Die Leere/Lücke wird immer wieder schmerzlich hochkommen, man sollte sie als einen Teil von sich annehmen und akzeptieren.
Ich finde die Diagnose "Borderline" doof! Dennoch hab ich einiges rausgezogen und ohen die Diagnose wäre ich wohl nicht voran gekommen...von daher hat sie dann doch wieder was positives!
Aber das Wort "Borderline" hat etwas schmutziges, verwerfliches, finde ich. Es ist aber nicht schmutzig und verwerflich, seelische Verletzungen mit sich zu tragen!
lg,
May
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thorn
Forums-Gruftie
944
BRD W, 24
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Sun, 10.Jun.07, 12:06 Re: Borderline, Beziehungen und Paranoia |
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may76 wrote: | Wenn man es als "Wunde" betrachtet, finde ich es aber viel interessanter. Eine Wunde kann man pflegen, sie kann/darf (etwas) heilen. |
Sehr schöne Aussage!
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