Tiefes Misstrauen

sporadischer Gast 7 Deutschland, NRW W, 31

Hallo zusammen,
erst kürzlich habe ich hier geschrieben, dass ich mich sehr einsam fühle. Ich habe Kontaktschwierigkeiten, auch wenn das wohl im Job keiner merkt. Im Job bin ich täglich mit hunderten von Leuten zusammen und funktioniere gut. Am Wochendende bin ich dann häufig allein.
Ein wichtiger Faktor ist Misstrauen. Es gab bereits in meiner Familie viel Illoyalität, und als am Anfang dieses Jahres eine Langzeitfreundschaft zerbrach, passte das vollkommen in mein Weltbild. Seither denke ich erst recht: Traue niemanden, mach alles allein, fall nicht auf die politisch korrekte Fassade anderer rein. Aber schön ist das Leben so wahrlich nicht. Vorgestern fiel mir bei einem zufälligen Blick in den Spiegel auf, dass ich gerade eine richtig verbiesterte Miene zog. Dieser Gesichtsausdruck war mir neu, aber ich nehme an, dass andere ihn bereits kannten. Ich möchte jetzt nicht von den ganzen Vertrauensbrüchen erzählen. Nehmt einfach an, dass es heftige waren. Soweit ich weiß, gehen Psychologen seit Erikson davon aus, dass das Urvertrauen das A und O im Leben sei. Muss dann mein Leben weiterhin so traurig verlaufen? Bleibe ich darum allein?
LG Herztöne

Forums-InsiderIn 168 out of space W, 28

Hallo,

hab grad deinen Beitrag gelesen. Das mit der Arbeit trifft bei mir auch zu. Ich habe mich seit 2 Jahren durch einen Umzug sehr zurückgezogen und keine Freunde mehr, mit denen ich was unternehmen könnte.
Lange Zeit wollte ich mich nicht festlegen bzw. näher auf Personen einlassen, aus Angst. Jetzt fang ich langsam aber doch an, mich abzufinden das mein Leben jetz und vorallem hier ist. Heute hab ich allen Mut zusammengenommen und mich bei einer Freundin gemeldet. Was mir warum auch immer total schwer fällt. Aber das allein sein belastet mich immer mehr, da ich zuviel nachdenke und zu oft vorm Computer lande. grinsend

Leider kann man eine wahre Freundschaft nicht erzwingen. Seit meiner Ausbildungszeiten musste ich auch immer wieder Abschied von tiefen Freundschaften nehmen. Jeder geht ja seinem Leben nach – zieht um, Beziehung, Kinder usw.
Der Kontakt is zwar noch da, was mich freut, aber ich hätt gern wieder jemanden in der Nähe mit dem man auf der selben Wellenlänge schwimmt und Dinge unternimmt. Aber von selber kommt da eben nix, das merk ich erst jetz nach 2 Jahren.

LG

Forums-InsiderIn 193 Österreich W, 35

Ich denke, wenn dein Misstrauen anderen gegenüber - ganz egal, wodurch es entstanden ist - so groß ist, dass du dich nicht mehr auf jemanden einlassen kannst, dann musst du daran arbeiten und versuchen, das alles evtl auch in einer Therapie anzugehen. Jedenfalls ist es wichtig, dass man sich vor Augen hält, dass ein Mensch auf keinen Fall für etwas verantwortlich gemacht werden kann, was ein ganz anderer Mensch dir angetan hat. Sonst müsstest du dir ja auch selber misstrauen... Wink

Helferlein 59 Lübeck W, 18

hallo du

wichtig ist, dass du die ursachen deines misstrauens aufarbeitest, am besten in einer therapie.
beim vertrauensaufbau ist die beziehung zum therapeuten wichtig.
in der therapeuten- patient-beziehung wird einer vertrauensbasis entwickelt, die zwar nicht deine bisherigen schlechten erfahrungen auslöscht, dich aber bereit macht für ein leben mit gesundem misstrauen ..
du solltest deinen therapeuten deshalb sorgfältig auswählen ...

viel glück bei allem
finchen

Forums-InsiderIn 248 Graz M, 30

ich meine, in unserer gesellschaft herrscht der nackte opportunismus vor. na gut, ist vorerst hinzunehmen. so wird es jedoch nun besser sein, sich nicht auf den finalen vertrauensbruch zu konzentrieren, sondern vielmehr auf die schönen zeiten und dinge, die bis dahin geschehen.

wenn jemand dir etwas wegnehmen will, du das umgekehrt nicht vor hast, dann geht es eben nicht darum, wer am ende wem mehr weggenommen hat, sondern wie du diesen jemand maßgeblich daran hinderst, dir etwas wegzunehmen.

nur so ein paar worte von mir...
lg, heis

n.s.: dein angesprochener thread war mir sogar noch in erinnerung

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