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halo-2003
Helferlein
57
Baden-Württemberg/NRW W, 45
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Mon, 23.Apr.07, 22:12 Zweifel an psychiatrischem Gutachten |
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Hallo an alle!
Es geht mir um eine Freundin (41) und letzlich auch um mich.
Fakten: sie hat vor einigen Jahren einige Straftaten begangen (1. Leichte Körperverletzung: einem Mitarbeiter der Post eine Zigarette auf dem Arm ausgedrückt, weil sie sich schlecht beraten fühlte, einem Psychiater Tränengas in die Augen gesprüht nach einer Eskalation der Umstände. 2. Beleidigungen, 3. Schwarzfahren in der Bahn, 4. Sachbeschädigung (Autoscheibe.)
Es kam zu diesen Straftaten, weil sie sich ungerecht behandelt, in die Enge gedrängt gefühlt hat. Dem liegt eine schwierige Lebensgeschichte zugrunde. Ihr Vater ist unbekannt, ihre Mutter hatte dann einen Liebhaber, der sie (meine Freundin) misshandelt hat. Daraufhin kam sie in ein Heim, später zu Pflegeeltern.
Zurück zu den Straftaten: sie wurde deswegen 2003 in Untersuchungshaft genommen (forensische Abteilung der Psychiatrie), blieb dort fast 1 Jahr, bis es zur Verhandlung kam. Sie hatte durch die verabreichten Medikamente fast 20 kg zugenommen, war nicht mehr richtig ansprechbar. Das Zimmer geteilt hat sie mit einer Frau, die ihre Kinder getötet hatte, vor der hatte sie selber Angst.
Also ein Jahr Horror, dann noch 4 Jahre Bewährungsauflage: Neuroleptika nehmen. Von diesen hatte sie starke Nebenwirkungen (Augen, Bewegungsstörungen, Gewichtszunahme). Sie wollte dann zusammen mit einem Psychotherapeuten erwirken, dass die Zwangsmedikamentation außer Kraft gesetzt wird. Ihre Anwältin hat sie zu einem Gutachter geschickt, der sie nach 2 Stunden mit der Diagnose 'paranoide Schizophrenie' entlassen hat. Heute war die Anhörung in der Sache, es sieht nach wie vor so aus, als müsse sie Medikamente nehmen.
Meiner Ansicht nach, nach allem was ich erlebt (ich habe ein Bekannte, die psychotisch ist) und gelesen habe, ist H., oben beschrieben, nicht psychotisch, sondern schwer persönlichkeitsgestört. Meiner Meinung nach (und weil die 4 Jahre Medikamente ihr ja nicht geholfen haben) müsste sie in eine intensive Psychotherapie.
MIR wiederum, wenn ich das sage, wird vorgeworfen, Du bist ja kein Arzt. Aber ich stelle diese Ärztegläubigkeit besonders in dem Fall in Frage. Der Gutachter hat sie 2 Stunden gesehen (und mangelnde Intelligenz festgestellt ohne einen Test, Verwahrlosung, aber er hat sie nicht gesehen, als es ihr besser ging ...). Und es ist doch auch ein Fakt, dass Psychiatrie und Psychologie immer noch nicht zusammen gehen!
Nach dem Termin beim Gericht habe ich für mich aufgegeben, denke, es ist da nichts zu machen außer abzuwarten, bis das letzte Jahr Bewährungsstrafe um ist. Aber es hat mich doch sehr mitgenommen, dass ich ansehen muss, wie jemand so zugrunde geht unter dem Deckmantel, man wolle ihr ja nur helfen.
Oder liege ich soo falsch??? Kann ich mir nicht vorstellen, aber qualifizierte Gegendarstellungen würden mich schon interessieren.
In der Hoffnung auf Antworten, Gruß,
Monika
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Mon, 23.Apr.07, 22:28 Re: Zweifel an psychiatrischem Gutachten |
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HI,
soweit ich mich mit dem System auskenne könnte sie sich ja in stationäre Behandlung in einer psychiatrischen Klinik ihres Vertrauens und Ihrer Wahl in Behandlung begeben, wenn sie von einem niedergelassenen Psychiater dorthin überwiesen wird.. wo sie dann hoffentlich objektiv beurteilt wird in ihren Problemen.
Ich denke also sie braucht wirklich einen niedergelassenen Psychiater der auf ihrer Seite steht. Dann wie gesagt Aufenthalt zur Therapie in einer psychiatrischen Einrichtung, wo natürlich auch ein Bericht über sie gemacht wird. Und mit diesem Bericht und Ärzten die hinter ihr stehen dann wieder vor Gericht. Auch zB von den Kliniken alternative Konzepte gegen ihre Gewalttätigkeit vorbringen, psychosomatische Klinik etc.. Also nicht generell abblocken sondern einen besseren Vorschlag machen.
Ich meine Schizophren, hatte sie jemals Wahnideen? Und selbst wenn, selbst Schizophrenie würde nicht automatisch bedeuten daß jemand gefährlich ist...
Hört sich für mich in der Tat auch so an als könnte es eine Persönlichkeitsstörung sein, ich hab selbst eine, allderdings mit eher weniger Neigung zu Gewalttätigkeiten.
Ich glaub das müsst ihr geschickt angehen, erstmal Rückhalt von einem Niedergelassenen Psychiater und einer Klinik bei dem Versuch diese Auflage loszuwerden.
Mein Gott, ich hab auch mal Neuroleptika genommen, wenn auch nicht lange, ich weiss was sie durchmachen muss.
Liebe Grüsse,
Petra
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halo-2003
Helferlein
57
Baden-Württemberg/NRW W, 45
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Mon, 23.Apr.07, 22:44 Re: Zweifel an psychiatrischem Gutachten |
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Danke Petra,
das Problem ist eben, dass sie kaum jemanden hat, der hinter ihr steht. Ja, den Psychotherapeuten, der aber heute nach der Anhörung von dem Bewährungshelfer in Frage gestellt wurde (weil er sie auf die Idee gebracht hat, sich zu wehren?), und mich. Sonst niemanden.
Nein, sie hat keine Wahnideen. Das ist es ja, was mich dazu veranlasst, die Diagnose in Frage zu stellen. Alles, was ist macht, ist irgendwie transparent (wenn auch nicht rechtmäßig, aber auch das sieht sie ein).
Mir scheint das wie eine Mühle, in der sie einmal gelandet immer wieder durchgedreht wird, bis nichts von ihr übrigbleibt. Und ich selbst fühle mich verantwortlich, ihr irgendwie beizustehen, ich mag sie, aber es ist auch generell ein Auflehnen gegen Ungerechtigkeit. Allerdings kann ich für heute nicht mehr, also gute Nacht!
Monika
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Tue, 24.Apr.07, 22:01 Re: Zweifel an psychiatrischem Gutachten |
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Hi,
sie braucht zuallererst einen guten Psychiater! Sie ist doch wahrscheinlich normal krankenversichert, also ab zum Hausarzt und mehrere Überweisungen einsacken für Psychiater. Dann so lange einen Psychiater suchen bis ihr einen findet der was taugt, glaub mir es gibt in der Branche viele Nieten! Und mit dem zusammen sehen welche Klinik geeignet sein könnte.
Den Rechtsanwalt kannst Du erstmal vergessen, ich kanns nur zum x. Mal wiederholen, sie braucht Psychiater die hinter ihr stehen.
Und zum Thema Durch die Mühle drehen, dadurch ist ja ihr eigentliches Problem nicht gelöst, Dinge wie Zigarretten auf anderen Menschen ausdrücken, da wird sie wenn sie nicht anderweitig etwas dafür tut daß sie ihre Emotionen geregelt bekommt...
Hier mal ein Link zu einem Borderline Forum, dort gibt es einen Leiter einer auf BL spezialisierten Klinik der auch Fragen beantwortet und ziemlich kompetent und auch gewillt zu Helfen ist. Vieleicht hat er eine Idee, wo man ansetzen könnte und wo es dafür eine Anlaufstelle geben könnte.
http://www.borderline-netzwerk.info/forum/viewforum.php?f=4&sid=29f2e7 1ca2f6c051ab09ed3c63d5482f
Also wenn Du etwas für Deine Freundin tun willst, hör bitte auf Dich zu widerholen und aktivier Deine Freundin zu Schritten in die Richtung die ich beschrieben habe!
Der Bewährungshelfer wird ja wohl kaum was dagegen sagen können daß sie sich psychiatrische Behandlung sucht. Mit einem Therapeuten alleine wird sie mit der Sache jedenfalls kaum durchkommen, da muss ein Dr. Med, Psychiater her der hinter ihr steht.
Liebe Grüsse,
Petra
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halo-2003
Helferlein
57
Baden-Württemberg/NRW W, 45
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Tue, 24.Apr.07, 22:39 Re: Zweifel an psychiatrischem Gutachten |
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Liebe Petra,
herzlichen Dank für die Antwort und den Link. Ich habe eben noch kurz reingeguckt, werde mich morgen intensiver damit beschäftigen, aber es ist schon mal ne geeignete Adresse.
Jetzt gute Nacht und Gruß,
Monika
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