Beziehungssucht / Borderline

Helferlein 34 NRW W, 31

Hallo an alle!

Ich hatte vor zwei Tagen eine Sitzung bei meiner Therapeutin und da ist mir wieder einmal ein Licht aufgegangen.
Vor ca. einem Jahr bekam ich die Diagnose Borderline und seither kämpfe ich um Veränderungen.
Was ich aber bisher nicht erkannt hatte, war, dass mein selbstzerstörerisches Verhalten im zwischenmenschlichen/besonders in Partnerschaften liegt. Andere ritzen, ich führe chaotische, kranke Beziehungen.

Meine Therapeutin meinte, ich sei Beziehungssüchtig!!!
Jetzt habe ich ein bisschen darüber gelesen und ich habe wirklich die Symptome, die sich bei mir wie folgt zeigen:
bin ich in einer Beziehung, dann dreht sich meist alles um meinen Freund. Ich kann mich dann nicht mehr um mich kümmern oder nur ganz wenig.
Sehen wir uns mal einen Tag lang nicht, bin ich wie gefesselt in Gedanken. Ich kann mich nicht lösen, alles dreht sich um ihn.
Tue ich etwas, denke ich: "ach, das würde ihm auch gefallen!" oder "ich tue das nicht nur für mich, sondern für uns beide!"
Aber das schlimme ist wirklich, dass ich dann nichts richtig hinbekomme und meist ziemlich orientierungslos herumrenne, meine Gedanken nicht von ihm lösen kann und mir z.B. Sorgen mache wie "was macht er jetzt gerade?"
Dann beschäftige ich mich mit Dingen wie seinen Exfreundinnen oder mit seinem Leben, was man da noch verändern könnte.
Das ist auf Dauer natürlich nicht nur für mich mega-anstrengend, sondern mein Partner fühlt sich dadurch natürlich sehr eingeengt.
Meist suche ich mir dann auch noch Männer, die emotional blockiert sind oder nicht lieben können, damit ich die Bestätigung für meine selbstverletzenden Gedanken wie "ich bin eh nicht liebenswert!" habe oder eine "Beschäftigung" habe, mich mit seinen Blockaden zu befassen.
Bin ich aber widerum single, bekomme ich kaum einen klaren Gedanken, weil ich denke: "jetzt musst du aber doch mal eine Beziehung schaffen!" Dann sehe ich verliebte Pärchen und fühle mich extrem alleine und isoliert. Ich fühle mich meist leer oder kann nichts mit mir anfangen.

Das ist mir erst in den letzten zwei Tagen klar geworden und vielleicht hat hier jemand ähnliche Erfahrungen?

Wie löst man sich aus einer Beziehungssucht, ohne gleich knallhart durchzugreifen...eher Schritt für Schritt.
Meine Thera meinte sogar, dass teils wie bei Alkoholikern vorgegangen werden muss!!!
Ich habe auch Angst davor, dass ich diese Sucht dann durch eine andere ersetzen würde.

Wie kann man da eine Balance schaffen?
Ich weiß genau, dass es mich sehr belasten wird, jetzt erstmal single zu bleiben und normalerweise wäre die nächste Beziehung "nicht weit". Aber ich will das doch langsam mal durchbrechen...!
Hat das jemand hier vielleicht geschafft?
Wäre sehr dankbar über Beiträge!

Liebe Grüße,
Emily

neu an Bord! 3 NRW W, 34

Hallo Emily06!

Bin durch Zufall auf deinen Beitrag gekommen, da ich eigentlich etwas über andere Menschen finden wollte, die auch mit Borderlinern zusammen leben.

Als ich dann deinen Beitrag gelesen habe - Puh - bin ich der Meinung duc schreibst über mich. Die Frau die du beschrieben hast bin Ich! Das sind meine Gedanken, meine Gefühle die da stehen. Und dir sagt man die Diagnose Borderline?

Ich kann dich aber so was von verstehen. Jeden einzelnen Satz kann ich unterstreichen. Ich bin mein Leben lang vor Männern weggelaufen, die mir mal was Gutes wollten. Da habe ich jedesmal Panik bekommen.
Da ich mal wieder gerade nach 7 Jahren Beziehung (davon 2 Jahre Ehe) verlassen worden bin - von einem Mann mit der Diagnose Borderline - habe ich nun auch das Problem mal wieder alleine zu sein - doch da sind ja noch meine 2 Kinder die mich auch von der Trauer ablenken.

Mein (noch) Mann sagte mir ich sollte auch mal zum Therapeuten gehen und mein Leben in den Griff bekommen - hehe.

Helfen dir die Gespräche? Was sagt man da so zu dir?

Lieben Gruß

liebelein34

Helferlein 34 NRW W, 31

hallo liebelein!

Nein, das hat nicht unbedingt etwas mit Borderline zu tun, Beziehungssucht kann nur ein Teil davon sein.

Beziehungssüchtig sind viele, besonders Frauen.
Vielleicht hast du dich in dieser Abhängigkeit wieder gefunden?
Wenn du jahrelang mit einem Borderliner zusammen gelebt hast, kann es sein, dass du in die co-Abhängigkeit gerutscht bist (sprich:z.B. ihm immer helfen zu wollen/sich ständig Sorgen um ihn zu machen?).

Eine Therapie kann nicht schaden, wenn man sich immer wieder in ungesunde Beziehungen begibt (wie ich), da muss man sich irgendwann selber fragen, warum man das macht, welchen Zweck das für einen erfüllt.

Ich komme jedenfalls der Sache schon etwas näher...

lg

neu an Bord! 3 NRW W, 34

Hallo Emily!

Vielen Dank für deine schnelle Antwort. Wink

Ja, ich habe mir immer Sorgen machen müssen um ihn. Ständig mußte ich z.B. mein Handy praktisch an mir kleben haben, damit wenn es IHM "nicht gut ging" er mit mir reden konnte - das reichte meistens schon. Ein eigenes Leben hatte ich nicht mehr - die meiste Zeit hat er beansprucht und nicht zu vergessen meine 2 Kinder. Ich habe ihm bei allem geholfen - wirklich allem. Meine Sachen mußte ich alleine erledigen. Bekam immer den Satz zu hören: Du bist ja auch nicht krank und in meine Lage kannst du dich nicht reinversetzen - Du hast davon keine Ahnung.

Ich glaube im Moment noch an gar nichts - mein Kopf ist ziemlich leer. Ich denke ich werde auf deine lieben Worte hören und mich mal beraten lassen von unserer Hausärztin - sie ist auch die Hausärztin meines (noch) Mannes.

Vielen lieben Dank.... Very Happy

Liebelein

Helferlein 34 NRW W, 31

Hallo liebelein!

"Ständig mußte ich z.B. mein Handy praktisch an mir kleben haben, damit wenn es IHM "nicht gut ging" er mit mir reden konnte - das reichte meistens schon."

Viele Borderliner haben extreme Angst, verlassen zu werden! Oder vor'm Alleinsein haben sie auch sehr große Angst!
Es war aber nicht fair, dass er dich da mit reingezogen hat...was heißt "fair", er konnte nicht anders, aber er muss da auch stark an sich arbeiten.
Das wichtigste bei mir ist-so laut Therapeutin-dass ich mir mein eigenes Leben aufbaue...job, Freunde, Dinge, die mir gut tun...und die dann auch nicht vernachlässige, wenn ich in einer Beziehung stecke! (ganz wichtig!!)
Dann wird sich die Verlassensangst auch etwas legen.

"Bekam immer den Satz zu hören: Du bist ja auch nicht krank und in meine Lage kannst du dich nicht reinversetzen - Du hast davon keine Ahnung."

Gut, auf der einen Seite hat er recht: KEINER, der kein Borderline hat, kann das verstehen! Man fühlt sich sehr alleine und oft mißverstanden. Aber dafür kannst DU nichts!!
Er muss damit klar kommen, dass er in einigen Punkten von vielen nicht verstanden wird. Vielleicht muss er sich Leute suchen, die ähnlich "ticken", um sich auszutauschen.

"Ich glaube im Moment noch an gar nichts - mein Kopf ist ziemlich leer."

Glaub ich dir!!! Du hast dich sicherlich sehr ausgepowert und dich verloren!
Wenn ihr lange zusammen ward, kannst du dir die Frage stellen, was dich in diese Co-Abhängigkeitssituation gebracht hat, was du davon "hattest", wie du dich so verlieren konntest und wie du das das nächste mal besser machen kannst!
Jetzt-so klingt es für mich-solltest du erstmal Luft holen/dich erholen und dir so viele schöne Dinge wie möglich "gönnen". Smile

Ich scheine-neben meiner Borderline-Erkrankung-sehr ähnliche Probleme zu haben, mich in Abhängigkeiten zu Männern zu begeben.

Wenn du mal Lust hast zu quatschen, können wir uns auch gerne mal treffen. Du wohnst ja auch in NRW.

Liebe Grüße!

neu an Bord! 3 NRW W, 34

Hallo Emily! hallo

Vielen vielen DANK für deine lieben Worte. hug

So wie Du das schreibst könnte man auch meinen Du kennst mich.

Habe jetzt einfach mal ein paar Tage verstreichen lassen - Gedanken machen.

Habe meinem Mann eine Paartherapie vorgeschlagen, da ich der Meinung bin wenn wir alleine reden er sich immer sofort angegriffen fühlt und alles immer auf sich bezieht. Kann sein das dies mit zu seiner Krankheit zählt? Ich kann dieses Leben mit "Zuckerbrot und Peitsche" nicht mehr lange ertragen. Er hat zugestimmt, aber weiter auch nichts dazu gesagt oder mit mir deswegen unternommen.

"KEINER, der kein Borderline hat, kann das verstehen! Man fühlt sich sehr alleine und oft mißverstanden. Aber dafür kannst DU nichts!! "
Du hast ja recht, aber warum will er einfach nicht verstehen das er nicht alleine ist - er eher seine Beziehung mit mir gefährdet bei so einer Art mich zu behandeln?

Vielleicht kann man sich ja wirklich mal treffen - woher aus NRW kommst du denn?

Lieben Gruß - DICKES DANKE knuddel

Liebelein

Helferlein 34 NRW W, 31

Hallo!

Das mit"Zuckerbrot und Peitsche" habe ich auch ganz stark und es ist in der Tat extrem anstrengend!!!!

Lass mich das so erklären: stell dir vor, du wurdest von deinem Partner ganz schlimm betrogen. Er hat dir in die Augen gesehen, dich angelogen und dich übelst hintergangen.
Danach kommt ihr aber wieder zusammen, aber das Gefühl bzw. die Angst bleibt. Eigentlich weißt du, dass du keine Nähe mehr aufbauen kannst und das Vertrauen ist weg. Das heißt, du bist ständig angespannt, wenn er weg geht oder wenn "irgendetwas nicht stimmt". Du kontrollierst ihn bei jeder Unsicherheit oder glaubst ihm nicht, wenn er dir sagt, er war bei einem Kumpel. Dein Selbstwertgefühl ist ganz unten.
Kennst du du dieses Gefühl, kannst du dich da hineinversetzen?

Dann stell dir einfach vor, dass das bei Borderlinern der Dauerzustand ist!! Obwohl nichts vorgefallen ist, jedenfalls nicht in der Partnerschaft!
Das heißt also: ranlassen, wegschupsen, ranlassen, wegschupsen...
Zugrunde liegt eine tiefe Verletzung in der Kindheit, eine starke Verunsicherung..."man ist nichts wert" ist das Resultat.

Das heißt, ein Borderliner muss sich ein nicht vorhandenes Selbstwertgefühl aufbauen, eine Grundlage schaffen, die eigentlich in der Kindheit hätte gelegt werden müssen.
Kannst du dir vorstellen, wie schwer das ist, das nachzuholen?
Die Seele wurde verletzt. Ein gebrochenes Bein sieht man, aber eine gebrochene Seele nicht. Und genau das macht es so schwer, einen BLer zu verstehen.
Sieh es wirklich so, als sei seine Seele stark beschädigt...als würde sie im Rollstuhl sitzen sozusagen.
Ein Rollstuhlfahrer ist auch auf seine Art behindert, nämlich im gehen. Ein Borderliner ist auch behindert, nämlich im fühlen.
Ein Rollstuhlfahrer wird wahrscheinlich nie mehr gehen können, er muss lernen, mit seiner Behinderung umzugehen.
Und genauso ist es bei Borderlinern auch.

Mach dir also klar, dass er nie gesund wird!
Er wird wohl für immer "behindert" bleiben.
Ihr müsst nur beide lernen, mit dieser Behinderung umzugehen.

Ich hoffe, das hat dir geholfen hug

Ich wohne übrigens in Do.

Liebe Grüße!!!

neu an Bord! 2 Thüringen W, 26

Hallo ihr beiden!

Das Problem Borderline in einer Partnerschaft kenne ich nur zu gut.
Auch ich könnte sagen "Das sind meine Gedanken und Worte". Lebe seit zwei Jahren in einer äußerst unglücklichen Beziehung. Und es ist für beide Seiten ehrlich schwer, mit dieser Krankheit zu leben. Bei mir dreht sich alles nur noch darum, meinen Partner zu kontrollieren. Ich habe an sich gar kein Selbstwertgefühl. Kein eigenes Leben mehr. Aber er tut mir keineswegs gut, nutzt dies gezielt aus. Aber ich komme nicht los von ihm weil die Angst vor dem Danach (noch) zu groß ist. Habe schon drei Trennungsversuche hinter mir. Dass er ebenso psychische Probleme hat erschwert das ganze. Wir spielen uns gegenseitig kaputt. Wobei ich glaube, dass ich mehr leide. Seine "Aufgabe" ist es, die Frauen zu zerstören. Und meine Seele ist schon genug zerstört.

Helferlein 34 NRW W, 31

Hallo Marie Luise!

So kommst du natürlich auch leider nicht weiter mit dieser Beziehung...das weißt du sicherlich selber.
Wenn du gesund werden möchtest, musst du versuchen, auch so viele gesunde Dinge wie möglich zu tun.

Ich erkenne es auch immer mehr und sehe, dass vieles ungesunde mit meiner Selbstzerstörung zu tun hatte.
Damit muss aber irgendwann Schritt für Schritt Schluß sein.

Vielleicht schaffst du bald den Absprung, ich wünsche es dir!
Zur Not musst du dich bei einer Trennung irgendwo therapeutisch auffangen lassen.

hug

liebe grüße

neu an Bord! 2 Thüringen W, 26

Hallo Emily!

Lieb, dass du geantwortet hast. Das ist wirklich ein ganz schweres Thema. Schäme mich jetzt a bißl, das so zu sagen - aber ich bin seit drei Jahren in therpeutischer Behandlung. Und in den letzten Sitzungen (ca. anderthalb Jahre lang) drehte und dreht sich bei mir alles nur noch um dieses eine Thema (Ich hasse ihn, aber er darf mich nicht verlassen. Ständige Kontrolle, Szenen ohne Ende...) Das bin nicht ich, so kenne ich mich nicht - das denke ich dann immer. Es ist eine ganz neue Seite, die ich an mir entdeckt habe, und diese bloße Wahrheit ist kaum zu ertragen.
Ich habe inzwischen "wenigstens" erkannt, was mein Problem ist. Habe null Selbstwertgefühl, er soll es aufbauen. Tut aber an sich das volle Gegenteil. Ich muß da weg! Meine Thera spricht oft von Selbstzerstörung... Erst in den vergangenen Tagen hatte ich wieder zwei "Aussetzer". Ich bin kein Mensch mehr, habe gar kein eigenes Leben mehr, verliere meine Feunde... Am Ende stehe ich wohl ganz alleine da und muß alleine wieder aufstehen und mich aufbauen. Davor hab ich so ne Angst.
Aber nun will ich den Weg gehen-auch wenn er wahrlich nicht von vielen Höhe geprägt sein wird.

Liebe Grüße

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