psychischer Missbrauch-Kontakt zu Eltern abgebrochen

neu an Bord! 3 Brandenburg (Deutschland) W, 29

Hallo!

Ich bin froh, den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen zu haben. Mir geht es seit dem viel besser. Meine Mutter versteht es nicht. Um so mehr sie sich um Kontakt zu mir bemüht, desto mehr will ich meine Ruhe, desto wütender werde ich. Warum? Sie stand jedesmal daneben, wenn er mich beschimpfte, mich runterputzte. Hat sie mir geholfen? Nein. Ich war allein. Oft hat sie noch gemeint: Du kennst doch Deinen Vater! Ja, kenn ich. Aber ist das ein Grund, dass er mich so behandelt? Wenn ich etwas versehentlich fallen ließ, brüllte er gleich rum: "Du bist zum Scheißen zu dämlich." Seit zweitliebster Spruch war (und ist er immernoch): "Du bist dumm wie Brot". Oft machte er mich vor Freunden runter: "Dich müsste man Tag und Nacht in den Arsch treten". Zu Hause rennt er immer nackt rum, krault seine Geschlechtsteile, vor meinen Augen. Er setzte sich mal zu mir in die Badewanne (ich war vielleicht 13 +/-2 Jahre) und fand es lustig, dass ich mich genierte, meine Haare zwischen seinen Beinen auszuwaschen. Viele Jahre dachte ich, es stimmt etwas nicht mit mir. Oft fragte ich mich, warum ich überhaupt lebe. Erst die Therapie zeigte mir, dass nicht mit mir etwas nicht stimmt, sondern mit meinem Vater. Meine Mom tut es dem Vogel Strauß gleich: Kopf in den Sand, nichts hören und sehen, von nichts wissen. Zwei Jahre Therapie brauchte ich, um die Minderwertigkeitskomplexe abzubauen und Selbstwertgefühl aufzubauen. Jetzt bin ich nur noch wütend, auf ihn, aber vor allem auf meine Mom. Wie kann es eine Mutter zulassen, dass so mit ihrem Kind umgegangen wird? Im moment will ich nichts von ihr hören und lesen. Ruhe, ja, die will ich. Sie gibt sie mir aber nicht. Sie WILL gar nicht verstehen, warum ich Probleme habe. Sie will einfach nur ganz "normalen" Kontakt. Den will ich aber nicht. Wäre es vermessen von mir, von ihr Folgendes zu verlangen: Ich möchte, dass sie zu einem Therapeuten geht, sich anhört, wie verkorkst es zu Hause war. Sie soll mich verstehen, endlich die Augen aufmachen, auch wenn ihre Welt zusammenbricht. Ist es rechtens, was ich verlangen möchte? Bin ich zu egoistisch?

Ich möchte mich im Voraus für Antworten (auch Kritische!) bedanken. Auch an einen Austausch mit Gleichgesinnten bin ich interessiert.

bonnie78

[nicht mehr wegzudenken] 1582 Lummerland W, 39

bonnie78 wrote:

Wäre es vermessen von mir, von ihr Folgendes zu verlangen: Ich möchte, dass sie zu einem Therapeuten geht, sich anhört, wie verkorkst es zu Hause war. Sie soll mich verstehen, endlich die Augen aufmachen, auch wenn ihre Welt zusammenbricht. Ist es rechtens, was ich verlangen möchte? Bin ich zu egoistisch?

Egoistisch ist es wohl nicht, aber Du wirst sicher nichts erreichen. Wenn Deine Mutter das nicht sehen will, wird sie es nicht sehen. Du kannst nur versuchen ihre Denkweise zu akzeptiern. Und was sollte es imErgebnis bringen? Was erwartest Du von Deiner Mutter? Soll sie über ihren Mann herziehen, ihn verlassen, oder was stellst Du Dir vor?

Was Dein Vater tat ist falsch. Was Deine Mutter tat, war ebenso falsch. Glaubst Du, sie wird ihre "Schuld" erkennen und zugeben? Das kann doch wirklich kaum einer.

Schade, dass Dir die Therapie dazu noch keinen nötigen Abstand gegeben hat. Vielleicht solltest Du erstmal wütend sein und den Kontakt zu Deiner Mutter kurzhalten?

Helferlein 117 Schweden W, 32

Ich glaube auch nicht das Du sie quasi zu einer Therapie "zwingen" kannst, denn das bringt nur etwas wenn sie es will und die Augen aufmacht.
Was Du ihr sagen kannst ist das Du erstmal Deine Ruhe willst! Keine Anrufe u.s.w. Wenn Du Nummerpresentation auf dem Telefon hast siehst Du ja wenn sie anruft. Wenn Du dann einfach nicht willst/kannst dann lass es klingeln und geh nicht ran!
Du kannst nicht das Leben Deiner Mutter ändern aber Du kannst Deines ändern und Du hast das Recht zu bestimmen wann Du Kontakt haben willst und wann nicht!
Ich habe nicht das erlebt was Du erlbet hast, aber auch ich hatte Gruende warum ich den Kontakt (erstmal) abgebrochen habe. Es ist schwer, aber man gewinnt Abstand und Ruhe, es muss ja nicht fuer immer sein!
LG, sampo

[nicht mehr wegzudenken] 1030 münchen W, 35

Hi,

Zuerst mal muss ich sagen daß ich Deine Beschreibungen des Verhaltens Deines Vaters so was von wiederlich fand.... Confused

Deine Mutter will nicht der Wahrheit ins gesicht sehen daß die Gartenzwergidylle die sie sich krampfhaft und unter Verdrängung aufrecht erhalten will so nie existiert hat.

Wenn sie das anerkennen würde müsste SIE ja etwas daran ändern. Und das will sie nicht.

Ich denke das ist ein komplexes Gebilde aus Ängsten, Faulheit und Stolz, genau wie bei meiner Mutter die sich exakt genauso verhält. Was nicht sein darf das ist auch nicht. Fertig.

Du kannst da rein garnichts machen, ausser den Mechanismus zu durchschauen, ein gewisses Mass an Mitgefühl für den Menschen haben und Dich umdrehen und gehen um Dein eigenes Leben zu leben.

Die Entschuldigung die Du gernen hören würdest und das Bedauern über das vorgefallene wirst Du mit aller Wahrscheinlcihkeit nicht bekommen. So heilsam es auch wäre, die Bestätigung musst Du Dir selbst geben und "familiären Anschluss" wirst Du auch wenn überhaupt erhältlich woanders suchen müssen. Leider.

Liebe grüsse,

Petra

Forums-InsiderIn 180 Norddeutschland W, 21

Hallo bonnie!

Ich kann mich den Antworten der Anderen nur anschließen. Du wirst deine Mutter kaum zu einer Therapie bewegen können, wenn sie es nicht möchte...
Das Einzige was du machen kannst, ist eben "nur", dass du akzeptierst, was dir angetan wurde und so gut wie möglich versuchen, damit klar zu kommen.

Was mir mit meinen Eltern passiert ist, ähnelt sich ein wenig mit der Schilderung über deine Eltern (besonders über deinen Vater)...
Aber seitdem ich nicht mehr bei ihnen wohne und nicht mehr auf sie angwiesen bin, geschehen keine Dinge mehr, mit denen ich früher beinahe täglich konfrontiert wurde... Nun habe ich ja die Möglichkeit der Flucht (wovon ich schon öfter Gebrauch gemacht habe). Ich habe auch nur wenig Kontakt zu ihnen und eigentlich bin ich etwas traurig darüber - mal mehr mal weniger, aber seitdem hat sich unser Verhältnis sehr zum Positiven entwickelt...

Vielleicht kannst du noch mal mit deiner Mutter reden und ihr verständlich machen, dass es dir gut tut, wenn der Kontakt vorerst ein wenig zurückgeschraubt wird.

LG
Ranjit

Forums-InsiderIn 295 Wien W, 40

Hallo!
Erstmal zum Verhalten deines Vaters: es ist eine bodenlose Sauerei, ein Kind so zu behandeln - überhaupt jemanden so zu behandeln. Aber wahrscheinlich hat er einen IQ wie eine Gehsteigkante oder grad so viel um sich selbst zu ernähren.

Jetzt zu deiner Mutter: ich gehe davon aus, sie hatte Angst vor ihm. Sie hat sicher versucht, zwischen euch zu vermitteln und gute Laune zu zeigen, um ein halbwegs "normales" Familienleben zu zeigen. Ich gehe auch davon aus, dass er deine Mutter genauso behandelt hat bzw. war er auch aggressiv? Ist er gleich bei jedem Schmarrn in die Höhe gegangen? Ich weiss, es ist schwer, aber ich denke nicht, dass deine Mutter dich nicht liebt. Konfrontiere sie mit deiner damaligen Situation und sag ihr mal was in dir eigentlich vorgegangen ist und wieso sie dir nie geholfen hat. Öffne ihr die Augen.

Ich wünsch dir ganz viel Glück.

LG
Jadee

Helferlein 36 Österreich W, 24

Hallo Bonnie!
Ich bewundere dich dafür, dass du den Kontakt zu deinem Vater abgebrochen und, dass du Selbstwertgefühl aufgebaut hast. Auf mich machst du den Eindruck, dass du es fast vollkommen geschafft hast.
Ich bin in einer ähnlichen, aber nicht ganz so schlimmen Situation wie du, wohne aber noch bis hoffentlich nur mehr Jahresende zu Hause (sie haben mich studieren lassen, aber meine Psyche hat genug dafür bezahlt), bin dumm genug, meinen Eltern immer wieder zu verzeihen und bin auch in psychologischer Betreuung. Meine um zwei Jahre jüngere Schwester ist gerade dabei, ihre erste Sitzung bei der Psychologin auf Kassenplatz zu fixieren und meine Mutter fragt sich dann noch, was sie und mein Vater bei der Erziehung ihrer Kinder denn falsch gemacht haben. Sie haben mich so weit gebracht, dass ich mich wohl mein Leben lang als Mensch zweiter Klasse fühlen werde, keine gleichberechtigen Freundschaften pflegen kann und kaum je wieder einen Partner haben werde, weil ich nicht das Gefühl habe, für einen Mann wertvoll zu sein (s. Beitrag in Liebeskummer,...).
Hat dir deine Mutter auch nur einmal richtig zugehört? Wie ist ihr Verhältnis zu ihren Eltern? Wurde sie auch so gedemütigt? Sie scheint ihren Mann auf Kosten des eigenen Kindes zu sehr zu lieben, wenn sie es nicht als schlimm befindet, wenn er zu der 13jährigen Tochter in die Badewanne steigt.
Es ist absolut nicht vermessen, ihr den Vorschlag zu machen, zu einem Therapeuten zu gehen. Ob sie darauf eingeht, ist etwas Anderes.
Halte in Fall, dass sie es nicht tut am besten den Kontakt zu deiner Mutter nur in kleinem Maß aufrecht, sodass du zwar etwas an ihrem Leben teilhast, aber nicht zu stark von ihr bearbeitet werden kannst.
Lg, missraten

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