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Orbit
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Post Sun, 08.Apr.07, 12:55      Angststörung angeboren? Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich leide schon immer unter Angst bzw. einer Angststörung. Nun habe ich gerade in den Nachrichten von einem Fall in den USA gelesen, wo Kindern im Kino versehentlich die ersten Szenen aus einem Horrorfilm gezeigt wurden (angekettete Frau gebiert Mutanten). Bei den Kommentaren herrscht die Meinung vor, dass das alles halb so wild wäre, und habe mich an meine Kindheit zurückerinnert. Schon damals, mit 5, hatte ich panische Ängste und regelmäßig Alpträume (gelähmt, ersticken, ertrinken, gefressen werden...) gehabt. Die Angst vor Monstern im Zimmer war natürlich klar, welches Kind hat das nicht. Doch ich habe sie tatsächlich "gesehen", keine Schatten, sondern "lebend", in vollem Detailreichtum. Ich bin "schlafgewandelt", weil ich vor den Monstern fliehen wollte, rannte aber immer gegen die Wand. Absolute Kleinigkeiten im Kinderprogramm von 1976/7, Sesamstrasse oder so, reichten schon für Alpträume aus.
Da ich das erste Kind war, haben meine Eltern nichts darum gegeben bzw. das für normal gehalten. Und weil sie ausgehen wollten, ich aber nicht allein bleiben konnte, haben sie versucht, mich zu desensibilisieren bzw. mich daran zu gewöhnen. Das Ergebnis war jedesmal Panik und ich bin z.B. mitten in der Nacht barfuß im Schlafanzug auf der Straße rumgerannt, um sie zu suchen... Sogar mit 12 hatte ich noch Angst vor dem Alleinsein, was ich aber langsam lernte, zu verdrängen, z.B. mit Comic-Lesen bis zum Einschlafen.

Die Angst beherrscht auch 30 Jahre später noch mein (praktisch ruiniertes) Leben, und bisher habe ich sie einfach nicht ernst (genug) genommen bzw. verdrängt und meine Handlungsunfähigkeit den Depressionen zugeschrieben (die ich zweifelsfrei meistens auch habe), die mich aber seit ein paar Monaten in Ruhe lassen. Solche Phasen kommen immer wieder mal vor. Umso stärker merke ich, wie die Angst mein Leben praktisch zum Stillstand gebracht hat. Ich habe alle Kontakte abgebrochen (heute habe ich Angst, nicht allein zu sein bzw. vor jeder Art Kontakt), verlasse die Wohnung nur im äußersten Notfall, verdränge alle Probleme (finanziell usw.).

Therapien konzentrierten sich bisher immer auf Depressionen, doch offenbar habe ich all die Jahre die Folge und nicht die Ursache behandelt.

Gibt es spezielle Therapeuten/Therapien gegen Angst? Kann man herausfinden, ob es in der Kindheit evtl. einen Auslöser für die Störung gab (Hypnose/Psychoanalyse?) oder ob ich tatsächlich eine genetische Klatsche habe? Wenn es nicht schon zu spät ist für eine ambulante Therapie...
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Ichwünschtichwärtot
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Post Sun, 08.Apr.07, 19:03      Re: Angststörung angeboren? Reply with quoteBack to top

Hi Orbit,

hallo im Forum. Sehr ergreifend zu lesen, wie deine Erlebnisse als Kind waren. Es ist schlimm, wenn man schon als Kind ständig Angst hat. Ich leide seit meinem sechsten Lebensjahr unter Angst. Sie ist in meinem Leben zum ständigen Begleiter geworden. Mit Beginn der Schule haben sich diese Emotionen dann manifestiert. Neutral

Quote:
Therapien konzentrierten sich bisher immer auf Depressionen, doch offenbar habe ich all die Jahre die Folge und nicht die Ursache behandelt.

Hast du in der Therapie nicht speziell deine Ängste angesprochen? Angst und Depression hängen nah beeinander, deine Handlungsfähigkeit würde ich eher deinen Ängsten zuschreiben.
Quote:
Solche Phasen kommen immer wieder mal vor. Umso stärker merke ich, wie die Angst mein Leben praktisch zum Stillstand gebracht hat. Ich habe alle Kontakte abgebrochen (heute habe ich Angst, nicht allein zu sein bzw. vor jeder Art Kontakt), verlasse die Wohnung nur im äußersten Notfall, verdränge alle Probleme (finanziell usw.).


Mir geht es da ähnlich. Habe ebenfalls alle meine Kontakte abgebrochen, aus reiner Angst, auch vor dem wieder Verlassenwerden. Ich verlasse die Wohnung nur um Lebensmittel zu kaufen. Soziale Kontakte kann ich nur kaum Aufrechterhalten. Wenn man aus Angst vermeidet, hilft meistens jede Art von Therapie. Nur so kannst du irgendwie aus dem Teufelskreis fliehen.

Die meisten Therapeuten beschäftigen sich mit Angst und Panikattaken. Ja, meistens liegen die Ursachen in der Kindheit. Die Beziehung meiner Eltern zueinander war für meine Entwicklung sehr schädigend. Eine Beziehung zu meiner Mutter konnte ich bis heute nicht wirklich aufbauen. Habe deswegen heute noch Probleme mit Frauen umzugehen. Werde eine VT machen. Was hast du bis jetzt für Therapiearten ausprobiert?

Lg

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es gibt viele arten verrückt zu werden vorallem wenn man denkt, KEINER kann einen leiden.
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Post Sun, 08.Apr.07, 20:20      Re: Angststörung angeboren? Reply with quoteBack to top

Quote:
Mit Beginn der Schule haben sich diese Emotionen dann manifestiert.


Das war wohl bei mir so im Kindergarten.

Quote:
Hast du in der Therapie nicht speziell deine Ängste angesprochen? Angst und Depression hängen nah beeinander, deine Handlungsfähigkeit würde ich eher deinen Ängsten zuschreiben.


Also das drängendste Problem war immer die Depression, weil ich die immer nur dann gemacht habe, wenn es gar nicht mehr anders ging und es lebensbedrohlich wurde. Dass ich eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung habe und eine soziale Phobie, war immer klar. Meine Verdrängungskünste sind jedoch wohl all die Jahre so stark gewesen, das Wesentliche nicht wahrhaben zu wollen bzw. dass ich zufrieden war, wenn ich wieder emotional stabilisiert war. Dass ich dann trotzdem nicht gehandelt habe, führte ich immer auf mangelnde Motivation zurück. Und so wirklich brauchte ich mich bisher auch nicht meinen Ängsten stellen, es gab bisher immer einen vermeidenden Weg.
Was jetzt neu ist, dass ich seit mehr als 3 Monaten keine ADs mehr nehme (für neue müsste ich ja aus dem Haus) und - oh Wunder - keine Depressionen habe, obwohl ich sie praktisch erwarte.
Und egal was ich tun will, es ist nicht mehr zu leugnen, dass ich vor Angst praktisch gelähmt bin. So, in der Form, war das nie Gegenstand einer Therapie (ich habe Gesprächstherapien gemacht und war auch in einer Klinik), weil mir das gar nicht bewusst war.

Quote:
Mir geht es da ähnlich. Habe ebenfalls alle meine Kontakte abgebrochen, aus reiner Angst, auch vor dem wieder Verlassenwerden.


Ja, das ist auch ein Thema. In dieser Welt ist man entweder Opfer oder Täter. Opfer war ich einmal. Ich bin viel zu sensibel, um das nochmal zuzulassen. Dazu fällt mir ein Interview neulich mit Larry King ein (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,475011,00.html), dort sagt er: "Ich habe einen Freund, in meinem Alter, der nie richtig verliebt war. Vielleicht ein Glückspilz." Eine Zweck-Partnerschaft wäre schön, doch wenn mir jemand gefällt, spüre ich die Bedrohung wie einen heraufziehenden Atomkrieg... Mich hat auch noch keiner verstanden, wie ich es praktisch mit Leichtigkeit schaffe, das Verliebtsein zu killen. Und es ist wirklich leicht, wenn man die mächtige Waffe Angst auf "seiner" Seite hat...

Quote:
Ich verlasse die Wohnung nur um Lebensmittel zu kaufen. Soziale Kontakte kann ich nur kaum Aufrechterhalten. Wenn man aus Angst vermeidet, hilft meistens jede Art von Therapie. Nur so kannst du irgendwie aus dem Teufelskreis fliehen.


Ja genau. Du hast wohl Recht. Und ich vermute mal, eine Verhaltenstherapie wäre nicht schlecht, denn letztlich muss ich das ändern und die Ängste dabei aushalten lernen.

Ich danke Dir.
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Post Mon, 09.Apr.07, 19:21      Re: Angststörung angeboren? Reply with quoteBack to top

Quote:
Dass ich dann trotzdem nicht gehandelt habe, führte ich immer auf mangelnde Motivation zurück.
Ja das kenne ich ganz genau. Dieses nicht mehr handeln können, oft ist einem alles egal und man "wegitiert" nur mehr so dahin, da wird selbst das handeln schon schwer.
Quote:
Und so wirklich brauchte ich mich bisher auch nicht meinen Ängsten stellen, es gab bisher immer einen vermeidenden Weg.
Meine Mutter hat sich ähnlich verhalten. Sie lebt ihr Leben und hat sich bis jetzt immer so durchgeschummelt. Persönlich hab ich mich nie meinen Ängsten gestellt. Naja nur in Form der Therapie. Habe ja vorher Jobs verloren, durch diese extreme Angst. Man kann dazu Berufsunfähigkeit sagen. Neutral
Quote:
Was jetzt neu ist, dass ich seit mehr als 3 Monaten keine ADs mehr nehme und - oh Wunder - keine Depressionen habe, obwohl ich sie praktisch erwarte.
Schön dass du momentan keine brauchst.
Quote:
(für neue müsste ich ja aus dem Haus)

Das versteh ich nich ganz. Du musst ja sowieso außer Haus. Willst du dagegen nichts unternehmen? Wenn dich deine Angst so einengt, würd ich trotzdem medikamentös nicht aufhören, denn irgendwann kommt das Gefühl auf, du könntest in deinem Leben etwas verpassen.
Quote:
Und egal was ich tun will, es ist nicht mehr zu leugnen, dass ich vor Angst praktisch gelähmt bin. So, in der Form, war das nie Gegenstand einer Therapie (ich habe Gesprächstherapien gemacht und war auch in einer Klinik), weil mir das gar nicht bewusst war.

Verstehe. Du fühlst dich zwar gelähmt, aber kannst es nicht in der Therapie ansprechen. Das hört durch Medis auf. grinsend
Quote:
In dieser Welt ist man entweder Opfer oder Täter. Opfer war ich einmal. Ich bin viel zu sensibel, um das nochmal zuzulassen.
Ja Mmh. hmmm... Ich befinde mich ständig in der Opferrolle. Du warst nur einmal Opfer? Das heißt du bist doch verletzlich. Muss diese Rolle quasi zulassen, es bleibt mir momentan nichts anderes über. Befinde mich zwar in der Opferrolle, aber fühl mich durch Medikamente innerlich wohl. Würde ich extrem selbstbewusst auftreten, geht der Schuss vielleicht nach hinten los.
Quote:
Dazu fällt mir ein Interview neulich mit Larry King ein (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,475011,00.html), dort sagt er: "Ich habe einen Freund, in meinem Alter, der nie richtig verliebt war. Vielleicht ein Glückspilz."
Der Spruch hats. Wink
Quote:
Mich hat auch noch keiner verstanden, wie ich es praktisch mit Leichtigkeit schaffe, das Verliebtsein zu killen. Und es ist wirklich leicht, wenn man die mächtige Waffe Angst auf "seiner" Seite hat...
Rolling Eyes Ja du sagst es. Höre oft "Wie kann man nur so empfinden und immer wieder alles zerstören".
Quote:
Ja genau. Du hast wohl Recht. Und ich vermute mal, eine Verhaltenstherapie wäre nicht schlecht, denn letztlich muss ich das ändern und die Ängste dabei aushalten lernen.
Was du als Kind erlebt hast ist gar nicht so lustig. Schade, dass deine Eltern nicht eingegriffen haben. Kenne diese Gefühle was Therapeutinnen betrifft nur zu gut. Du solltest dir Eine/n suchen, der dir emotionell wirklich Kraft gibt, nur so kommst du einen Schritt weiter. Es ist schwer so jemanden zu finden, ich kämpfe selbst noch damit. Wenn es die falsche Person ist, verschlechtert sich der Zustand manchmal. Glaubt man eigentlich kaum. Confused

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