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Milla
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Post Mon, 02.Apr.07, 22:55      Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Hallo!

Kann man als Mensch ohne echte soziale Kontakte leben? Ich mein, ein Mensch ist ja ein soziales Wesen. Ist er denn dann überhaupt dauerhaft sozusagen isoliert überlebensfähig?
Also wenn man zwar Freunde hat, diese Freundschaften eher oberflächlich sind und wenn man zu wirklich allen Menschen eine Distanz hat...
Ist das ein wirkliches Problem oder sollte man sich einfach mal ein bißchen zusammenreißen, wenn man es sowieso nicht ändern kann und würde das etwas nützen?

lg
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Post Tue, 03.Apr.07, 6:40      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Milla wrote:
Kann man als Mensch ohne echte soziale Kontakte leben? Ich mein, ein Mensch ist ja ein soziales Wesen. Ist er denn dann überhaupt dauerhaft sozusagen isoliert überlebensfähig?


Das kommt darauf an, unter welchen Umständen du lebst, welche Bedürfnisse und Fähigkeiten du hast. Um zu leben, wie du es in unserer "modernen Gesellschaft" gewohnt bist, brauchst du selbstverständlich die Leistung anderer Menschen und dieses Bedürfnis musst du auch entsprechend kommunizieren; wenn du es hingegen schaffst, dich irgendwo, vielleicht in einer Waldhütte, selbst durch Kräutersammeln und Fischefangen am Leben zu erhalten, sind sie nicht nötig.
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Robbins
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Post Tue, 03.Apr.07, 7:50      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Hi Milla!

Quote:
Kann man als Mensch ohne echte soziale Kontakte leben?


Was bezeichnest Du als "echte" soziale Kontakte?

Quote:
Ist er denn dann überhaupt dauerhaft sozusagen isoliert überlebensfähig?


Du hast es selbst schon geschrieben, ein Mensch der isoliert von der Außenwelt ist, überlebt, als Leben kann man es wohl kaum bezeichnen. Der Mensch ist ein Herdentier, auf Dauer von der Außenwelt isoliert wird jeder gesunde Mensch krank, der Auffassung bin ich zumindest. Es sei denn, der Mensch hat eine Persönlichkeitsstörung, in der er nicht auf soziale Kontakte angewiesen ist, weil er quasi in seiner "eigenen" Welt lebt. Du kannst ja einen kleinen Selbsttest machen, rede ein paar Tage mit Niemandem mehr, gehe nicht ans Telefon, triff Dich nicht mit Freunden, Internet ist natürlich auch tabu ... ich bin gespannt nach wievielen Tagen du anfangen würdest, mit dir selbst zu reden!? Wie schon gesagt, ein Leben in völliger Einsamkeit ist mehr ein Überleben, weil die Lebensqualität gegen null tendiert. Die meisten Sachen machen nun mal zu zweit einfach mehr Spaß, und selbst wenn man sich alleine einen tollen Film anschaut, es ist noch toller, wenn man sich anschließend mit jemandem darüber austauschen kann. Anderes Beispiel, warum ist Isolationshaft ein so beliebtes Mittel, um einen Menschen psychisch zu brechen?
Quote:
Einsamkeit erweckt zum Leben - Isolation tötet.
Joseph Roux
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Post Tue, 03.Apr.07, 8:05      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Robbins wrote:
Es sei denn, der Mensch hat eine Persönlichkeitsstörung, in der er nicht auf soziale Kontakte angewiesen ist, weil er quasi in seiner "eigenen" Welt lebt.


Warum muss denn ein solcher Mensch unbedingt eine "Störung" haben? Das impliziert doch, dass es gewissermaßen "falsch" ist, keine sozialen Kontakte zu brauchen...

Was mich an dieser Frage (bzw. der Art von Frage) stört, ist diese Verallgemeinerung: "kann 'der Mensch' ohne soziale Kontakte leben?" Das kann man nicht beantworten, da es "den Menschen" nicht in Wirklichkeit gibt. Man kann darauf bloß antworten, dass 'Mensch' eine Art sozial lebender Tiere beschreibt. Aber das ist im konkreten Einzelfall doch letztlich belanglos, denn, Artzugehörigkeit hin oder her, es gibt individuelle Abweichungen in der Bedürftigkeit und daher sollte m.E. gefragt werden: wie viel sozialen Kontakt will ich?

Ich verstehe nicht, warum es sich jemand antut, sein Selbstverständnis auf abstrakte Modelle (z.B. "der Mensch") zu gründen und so sein unmittelbares Erleben quasi zu zensieren. Nach dem Motto: wenn ich etwas erlebe, was man "dem Menschen" so nicht zugewiesen hat, dann stimmt etwas nicht mit mir und ich muss mich ändern...
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Robbins
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Post Tue, 03.Apr.07, 8:16      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Quote:
Warum muss denn ein solcher Mensch unbedingt eine "Störung" haben? Das impliziert doch, dass es gewissermaßen "falsch" ist, keine sozialen Kontakte zu brauchen...


Das habe ich nicht behauptet, daß es falsch ist Wink Aber wir brauchen wohl nicht darüber zu disskutieren, daß es nicht der "Norm" entspricht, völlig unabhängig von sozialen Kontakten zu sein. Es gibt mit Sicherheit Menschen, die können 24 Stunden Tag für Tag, Woche für Woche nur mit sich alleine sein, und die vermissen dabei nichts. Aber wie gesagt, das sind wohl eher die Ausnahmen.

Quote:
Das kann man nicht beantworten, da es "den Menschen" nicht in Wirklichkeit gibt.


Bingo

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Post Tue, 03.Apr.07, 8:26      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Robbins wrote:
Das habe ich nicht behauptet, daß es falsch ist Wink Aber wir brauchen wohl nicht darüber zu disskutieren, daß es nicht der "Norm" entspricht, völlig unabhängig von sozialen Kontakten zu sein.


Sicher, der Norm entspricht es nicht. Mich stört hier nur die Bezeichnung 'Störung', welche in meiner Auffassung die Ansicht beinhaltet, dass es ein richtig funktionierendes und ein gestörtes Erleben gibt (analog z.B. zu 'Signalstörung', was bezeichnet, dass etwas nicht richtig übertragen wird bzw. dass etwas nicht so läuft, wie gewünscht), was bestimmte Bereiche (z.B. das soziale Erleben) angeht, anstatt dass man erst einmal nur bezeichnet, dass es sich unterscheidende Erlebnisweisen gibt, von welchen manche gewöhnlicher als andere sind.
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nofling
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Post Tue, 03.Apr.07, 12:34      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Es gibt nicht nur Tiere, die ganz alleine für sich Leben und welche, die den ganzen Tag ihrer Herde hinterherlaufen. Da gibt es viel dazwischen. Ich frage mich dabei auch, ob z.B. eine Kuh in ihrer Herde tatsächlich das hat, was man intensive Kontakte nennen kann? Läuft sie den anderen vielleicht nur hinterher? Quantität ist nicht Qualität.

Katzen sind z.B. sehr eigensinnige und unabhängige Tiere. Das heißt aber nicht, dass sie immer nur alleine sein wollen. Von daher finde ich die Aussage der Mensch ist ein Herdentier nicht so geeignet, um bei dem
Thema zu argumentieren. Man tut dabei so, als gäbe es nur zwei Zustände, den "normalen" und den mit "Störung". Meiner Meinung nach handelt es sich um ein Spektrum. Außerdem finde ich noch wichtig, dass es auch sehr auf das subjektive Erleben ankommt. Es kann sein, dass sich jemand sehr wohl fühlt und denkt, dass es gute Konktakte hat, oder, dass er sich isoliert fühlt. Über dieses subjektive Erleben kann man aber direkt keine Schlüsse ziehen, wie die Situation denn objektiv ist. Ich würde deshalb eher fragen, welche Bedürfnisse nach sozialen Kontakten haben Menschen, und woran liegt es, wenn sie subjektiv als erfüllt oder unerfüllt wahrgenommen werden?
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Exeter
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Post Tue, 03.Apr.07, 12:37      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

@ Milla

Milla wrote:
Ist er denn dann überhaupt dauerhaft sozusagen isoliert überlebensfähig?


Ja, der Mensch ist überlebensfähig, aber es wird immer schwieriger für die eigene soziale Ader in sich, wenn man sich dauerhaft sozialen Kontakten distanziert. Man wird zum Eigenbrötler.

Ich bin auch nicht der große Freundschaftspfleger, aber ich weiß, wie wichtig diese Kontakte für meine Psyche sind und es geht mir richtig gut, wenn ich dann wieder mit Freunden und auch oberflächlichen Kontakten zusammen bin. Mir persönlich täten nur oberflächliche Kontakte reichen, aber echte Freundschaften sind sehr wichtig und gut für die psychische Gesundheit.

Also, ab und zu über den eigenen Schatten springen und mal näher zu den Menschen zugehen hilft mehr, als das es schadet.

Lg
Exeter

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Post Tue, 03.Apr.07, 12:43      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

nofling wrote:
Ich würde deshalb eher fragen, welche Bedürfnisse nach sozialen Kontakten haben Menschen, und woran liegt es, wenn sie subjektiv als erfüllt oder unerfüllt wahrgenommen werden?


Genau so sehe ich das auch. Das Problem dabei ist leider, dass oftmals ungefragt unterstellt wird, man habe ein Problem, wenn man z.B. lieber allein ist als in Gesellschaft, woraufhin man womöglich genötigt wird, sich in Gesellschaft zu begeben usw. Das kann dann mitunter sicher auch dazu führen, dass der ein oder andere tatsächlich ein Problem bekommt, was diejenigen, die es durch ihre ständige Drängelei und Nörgelei verursacht haben, dann unter Umständen gar als Bestätitung ihrer ursprünglichen Ansicht annehmen.

Soll heißen: nicht alles, was nicht normal ist, ist Ausdruck einer Störung; allerdings werden Menschen, die nicht normal sind, wegen ihres Abweichens oftmals gestört (und somit in der Folge vielleicht sogar "gestört gemacht").
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Milla
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Post Tue, 03.Apr.07, 18:20      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Hallo,

danke für eure Antworten.

Robbins wrote:

Was bezeichnest Du als "echte" soziale Kontakte?


Also speziell meine ich Kontakte, die nicht nur oberflächlich sind.
Also "unechte" Kontakte wären solche, bei denen man nichts gemeinsam hat mir dem Menschen dem man vorgibt zu sein. Immer eine Rolle spielt, immer eine Maske trägt, nie über seine persönlichen Gedanken/Gefühle spricht, sondern seine eigene Persönlichkeit versteckt, weil man sich nicht anders verhalten kann.
Deshalb wäre man dann nicht direkt räumlich von anderen Menschen isoliert, sondern es wäre eine andere Art von Distanz zu den Menschen, die letztendlich aber auch eine Isolation bedeutet.
Ja, es steht nicht so im Vordergrund, was andere Menschen als "normal" bezeichnen, sondern ob man sich selbst so wohl fühlt ...
Aber "stirbt" man nicht irgendwie innerlich, wenn man sich dauerhaft sozusagen selbstverleugnet und das vielleicht gar nicht möchte? und deshalb kann man so nicht überleben?

lg
Milla
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Post Tue, 03.Apr.07, 19:12      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Quote:
Aber "stirbt" man nicht irgendwie innerlich, wenn man sich dauerhaft sozusagen selbstverleugnet und das vielleicht gar nicht möchte? und deshalb kann man so nicht überleben?


Man stirbt innerlich, und dazu muß man sich nicht mal selbst verleugnen, das ist zumindest meine eigene Erfahrung. Ich sitze nicht morgens um 9 Uhr schon vorm PC, weil ich mich vor lauter sozialen Kontakten nicht retten kann. Soviel dazu.
Und für die Philosophen hier Confused ->
Quote:
Wissenschaft ist gut, aber Erfahrung ist besser

Es ist immer leicht über Einsamkeit zu reden, solange man selbst nicht betroffen ist.

@Milla

Gibt es Niemanden, bei dem Du ganz Du selbst sein kannst?

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Post Tue, 03.Apr.07, 19:39      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Ich glaube daß es sehr viele Menschen gibt die zu echten sozialen Kontakten garnicht fähig sind. Das sind meistens ganz schwierige Menschen die sehr leiden.
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Post Tue, 03.Apr.07, 19:59      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Milla wrote:
Aber "stirbt" man nicht irgendwie innerlich, wenn man sich dauerhaft sozusagen selbstverleugnet und das vielleicht gar nicht möchte? und deshalb kann man so nicht überleben?


Ich denke, man sollte solche künstlichen Verhaltensweisen, wo sie nötig sind, kalkuliert einsetzen, wohlbewusst, dass sie nur gespielt sind und insgesamt entsprechende Situationen wo es geht meiden.
Ansonsten würde ich mich nur mit Menschen abgeben, bei denen eine solche Verstellung nicht nötig ist und grundsätzlich auf jeden privaten Kontakt, den ich nicht unmittelbar will, verzichten. Man "muss" im Grunde weniger als man vielleicht manchmal denkt, meine ich.
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Post Tue, 03.Apr.07, 20:33      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

Robbins wrote:
Es ist immer leicht über Einsamkeit zu reden, solange man selbst nicht betroffen ist.


Ich weiß ja nicht, ob du mich meinst, aber ich kenne definitiv das Alleinsein (weniger die Einsamkeit), da ich es immer schon der Gesellschaft vorgezogen habe, und durchaus auch die geistige Isolation, da ich, in etwa entsprechend dem, was ich oben geschrieben habe, durch die genannte Neigung stets in Konflikt mit der Umgebung geraten bin, welche es sich nicht nehmen ließ, mir irgendwelche Probleme zu unterstellen (d.h. das, was mir unmittelbar völlig richtig erschien, wurde, soweit ich zurückdenken kann, immer als "falsch" bezeichnet). In der Folge habe ich "die Leute" (wobei ich darunter die Apologeten der verbindlichen Normalität verstand) hassen gelernt, da ich sie immer so wahrgenommen habe, dass sie meine Art zu sein nicht tolerieren wollen und mich quasi nur unter der Bedingung bestehen lassen wollten, dass ich nicht ich sei. Mittlerweile bin ich davon abgekommen, persönlichen Groll gegen irgendwen zu hegen, da ich mir nun zum einen deutlich bewusst darüber bin, dass ich "an sich" mit meinem Welterleben glücklich bin (man konnte mir also - zum Glück - die vermeintlichen Probleme nicht einreden); gleichzeitig weiß ich nun, dass ich mich in einer Welt befinde, die auf anderen Säulen steht, womit ich mich "vernunftbasiert" zu arrangieren versuche, was nun endlich zu einer gewissen Ruhe geführt hat, da niemand mehr meint, mir "Hilfe" anempfehlen zu müssen... Besonders erfreut bin ich jedoch noch immer nicht, wenn ich Aussagen höre, die darauf abzielen, Normalität zum Selbstzweck zu kultivieren (wenn auch nur implizit), da ich stets daran denken muss, was das für eine Plage nach sich ziehen kann.
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Post Sat, 07.Apr.07, 17:07      Re: Leben ohne echte soziale Kontakte? Reply with quoteBack to top

@robbins: nein, da gibt es niemanden.
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