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thefreak
Helferlein
101
Amsterdam, NL M
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Sat, 19.Jul.03, 15:03 Inneres Verwürfnis / Zwänge / Feindliche Gedanken |
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Hi alle,
ich muss mal schreiben, wie es mir geht.. Prinzipiell gehts mir ja ganz gut, also ich fühle mich gut, bin nicht depressiv oder so, nicht so, dass mir gar nichts Spass macht.
Aber in mir sind in den letzten Wochen wieder psychotische Erlebniswelten aufgeflammt, und ich finde ich habe zu spät die Notbremse mit der Einnahme von Neuroleptika gezogen. Oder gerade noch rechtzeitig... Keine Ahnung....
Auf jeden Fall leide ich heute wieder unter feindlichen Eindrücken.... Meine Freunde und Bekannten erscheinen mir urplötzlich total feindlich, weit weg und ich mache mir diese schrecklichen psychotischen Gedanken....
Es ist nicht sehr ausgeprägt, aber unkontrollierbar und das macht mir Angst. Ich hatte teilweise (aber eher selten) das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Leichte farbliche Verschiebungen (oder vielleicht ist das nur Einbildung)... Aber deutliche Stimmungsschwankungen sind auch dabei. Wobei das schon wieder besser wird, durch die Tabletten...
Es nimmt mir die Chance voll zu relaxen da wieder diese Gedanken kommen könnten, über die ich mich nicht hinwegsetzen kann. So, dass ich in den Rückspiegel schaue, sehe ein paar junge Leute lachen und denke sie lachen über mich, ohne dass ich das kontrollieren kann. Oder die Bäckersfrau hasst mich, keine Ahnung... Das Neuroleptikum hilft sehr sehr gut, aber es dauert jetzt wieder länger, bis das komplett weg ist.
Und dann bleib ich bei den Tabletten, soviel ist sicher. Man versucht halt davon weg zu kommen, aber im Prinzip war das töricht... Das kann einem wieder alles kosten, wenn man da zu spät kontert... Den mit Schweiß und Mühe neu errichteten Freundeskreis, die Arbeit usw...
Gedanken, dass die Leute auf der Arbeit wenn sie "Depp" sagen, über einen Kunden oder was weis sich, es auf sich zu beziehen ohne es kontrollieren zu können.... Aggressive Verstimmungen, wenn man im Stau steht und denkt, die anderen lachen über einen. Das ist schwierig!!!
Und ich kann jetzt, wo ich noch einmal von dieser bitteren Frucht kosten "durfte", kann ich verstehen, warum ich depressiv, ja schwer depressiv wurde.
Da ich nach und nach, als die Psychose zum ersten mal ausbrach, mich immer weiter von allem entfremdete und weder im Privatleben noch im Beruf irgendeine Sicherheit, ja im Gegenteil, immer und überall das Gefühl hatte gehasst zu werden, über Wochen, über Monate... Schwere Stimmungsschwankungen, nie eine Möglichkeit zu relaxen... Relativ verständlich dass das einem alle Kraft auf Dauer raubt...
Ich bin glücklich, in diesem großen Unglück, jetzt über diese Krankheit Bescheid zu wissen, kontern zu können um nicht wieder die Kontrolle über mein Leben zu verlieren... Lächerlich sind die Nebenwirkungen der Tabletten im Vergleich dazu, welch Lebensqualität verloren ginge, wenn ich nicht zu ihnen greifen würde... Untiefen in meiner Psyche, die ich wieder zum Schlafen zwingen werde...
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Time
[nicht mehr wegzudenken]
2687
Deutschland W, 70
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hallo freak,
mal ne frage:
könnten deine zustände was mit der arbeitsaufnahme zu tun haben?
lg
Time
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thefreak
Helferlein
101
Amsterdam, NL M
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Hi Time!
Unter uns gesagt - ich weiß es nicht. Es könnte gut sein, auf jeden Fall, was ich weiß, ist, dass die Arbeitsaufnahme eine extreme Belastung darstellt... Und ich diese Zustände zu Hause sicher nicht so wahrnehmen würde. Natürlich ist es eine extreme Herausforderung, und selbst unter "normalen" Bedingungen ist es nicht leicht, eine neue Stellung anzunehmen und einen komplett neuen Menschenkreis kennen zu lernen.
Ich weiß aber, dass das weglassen der Medikamente auch einen Teil der Schuld trägt. Denn ich bemerkte schon vor Wochen dass etwas wieder beginnt zu brodeln, aber ich reagierte nicht...Es mag etwas einseitig klingen, dass ich mich so auf Tabletten versteife, aber es ist nunmal das Mittel der Wahl. Gegen diesen Wahnsinn... Oder diese Realität, die ich nicht als real erachten werde.
Selbst wenn ich 100% gesund wäre, wäre die Arbeitsaufnahme eine Belastung gewesen, nach monatelanger arbeitslosigkeit. Also denke ich schon, dass es seinen Teil dazu trägt, aber es ist natürlich ein großes Gefühl der Bestätigung, wenn es dann doch klappt, trotz all dieser Hindernisse.
Mfg,
thefreak
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Time
[nicht mehr wegzudenken]
2687
Deutschland W, 70
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Quote: | Selbst wenn ich 100% gesund wäre, wäre die Arbeitsaufnahme eine Belastung gewesen, nach monatelanger arbeitslosigkeit. |
du, lieber freak, das kann ich ziemlich gut nachvollziehen, weil es mir grad ähnlich geht.
ich bin zwar nicht psychotisch vorbelastet, aber egal- ich bin im moment ständig verdammt nah am wasser.
ich will ja nicht neuroleptika mit antidepressiva vergleichen, aber trotzdem gibt es auch HIER eine analogie:
ich war monate ziemlich gut drauf OHNE AD''s- HEUTE habe ich fluctin erneut eingeworfen.
es geht mir ähnlich wie dir zwar ohne psychotische anzeichen, aber mal egal...auf ner anderen ebene kann man es sehr wohl vergleichen.
bei MIR sind es die arbeitskollegen, die für mich unerträglich sind. NUR die anderen menschen .ich wollte mal versuchen, ob ich so langsam regelmäßig ARBEITEN könnte- kann ich offenbar nicht.
vergiß es einfach- ich wollte es nur mal niedergeschrieben haben...
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thefreak
Helferlein
101
Amsterdam, NL M
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fluctin hatte ich auch mal.. das ist von ratiopharm oder ? das war aber zu einem zeitpunkt, an dem ich noch keine krankheitseinsicht hatte. da hab ich die nicht wirklich lange genommen... ist echt schwierig dieser ganze mistkram der da in unseren hirnen abgeht.... und ernüchternd wenn uns die ärzte sagen, dass sie nicht wirklich wissen, warum die psychopharmaka wirken. seltsam das alles, oder ?!
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Time
[nicht mehr wegzudenken]
2687
Deutschland W, 70
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tja.... auch ohne psychose gehts mir ebenso schlecht wie dir.
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thefreak
Helferlein
101
Amsterdam, NL M
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Quote: | tja.... auch ohne psychose gehts mir ebenso schlecht wie dir. |
wenn das dieser arzt aus der psychiatrie hören würde, bei dem ich war... für ihn ist/war ja quasi alles eine psychose... wenn du depressiv bist, stimmen hörst, ängste hast, drogenprobleme, alkohol etcpepe auch nur kurzweilig, für den war alles psychose... vielleicht hatte er ja selber eine, zumindest wäre das nicht weiter verwunderlich oder... er ist dann auch nach schweden getürmt, warum wohl .... fragen über fragen [/quote]
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Hallo ihr Beiden,
fühl mich, als die Dritte im Bunde.
@Meine liebe Angela, magst Du mal erzählen?
Sind es die selben Arbeitskollegen von früher?
Alles Liebe,
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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Time
[nicht mehr wegzudenken]
2687
Deutschland W, 70
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moin annemarie, nein es sind NICHT dieselben arbeitsskollgen- boah- das wäre mein tod.
ich wohne über ner szenekneipe mit biergarten und ab und an sehe ich die "vögel" daher noch, dann gehts mir extrem schlecht- ist wie ne retraumatisierung- schwer aushaltbar.
sozialarbeit mag ich eh nicht mehr machen.
ich hab grad wieder angefangen, an manchen tagen stundenweise im rettungsdienst mitzufahren- bin da fast wieder newbie- sehr lange raus.
DAS ist aber gar nicht das problem!
ich hab da jetzt wieder "kollegen" und ich komme gut mit ihnen aus- keine frage- aber allein die tatsache DASS ich stundenlang mit menschen zusammensein muß macht mich richtig kirre.
das fällt meinen leuten auch auf. mir tut KEINER was, aber ich bin innerlich so angespannt, dass es fast nicht zu beschreiben ist.
hab inzwischen schon muskelkater vom "achtsam sein" *bitterlol*
es ist mir NICHT möglich frei und entspannt mit menschen umzugehen, die eine arbeitsbeziehung mit mir haben. wobei es für andere NICHT so wirkt. ziemlich verrückt...
wenn ich nochmal studieren sollte ( was ich echt überlege) dann aber per FERNSTUDIUM.
wenn da bei der arbeit menschen untereinander etwas schroffer sind, dann geht mir das SOO nahe, dass ICH fast in tränen ausbreche.
vielleicht bin ich von der umgangsweise im forum "verwöhnt"
jedenfalls stellt sich grad sowas wie ne depression ein- ist erst eine woche lang der fall, so daß es nur ne phase seine kann- aber ich befürchte schlimmeres...
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Quote: | ich wohne über ner szenekneipe mit biergarten und ab und an sehe ich die "vögel" daher noch, dann gehts mir extrem schlecht- ist wie ne retraumatisierung- schwer aushaltbar. |
Puhhh.... das kann ich mir sehr gut vorstellen ... manche Dinge (Menschen) sollte man einfach aus dem Gedächtnis auslöschen können.
Quote: | ich hab da jetzt wieder "kollegen" und ich komme gut mit ihnen aus- keine frage- aber allein die tatsache DASS ich stundenlang mit menschen zusammensein muß macht mich richtig kirre.
das fällt meinen leuten auch auf. mir tut KEINER was, aber ich bin innerlich so angespannt, dass es fast nicht zu beschreiben ist.
hab inzwischen schon muskelkater vom "achtsam sein" *bitterlol*
es ist mir NICHT möglich frei und entspannt mit menschen umzugehen, die eine arbeitsbeziehung mit mir haben. wobei es für andere NICHT so wirkt. ziemlich verrückt... |
Nein, liebe Angela, das finde ich gar nicht verrückt .... ist ALLES nachvollziehbar.
Und genau DAS, daß es auf Andere gar nicht so wirkt, ist ja glaube ich einer der Hauptgründe, daß es Dir so schlecht dabei geht. Du kannst nicht DU sein, mußt Dich verstellen, oder .....? Ist doch superanstrengend!
Quote: | wenn da bei der arbeit menschen untereinander etwas schroffer sind, dann geht mir das SOO nahe, dass ICH fast in tränen ausbreche.
vielleicht bin ich von der umgangsweise im forum "verwöhnt" |
Ja, der Umgangston vom Forum sollte auch da draußen Gang und Gebe sein. Schade wär´s nur, daß wir uns dann nicht kennen würden, weil wir kein Forum brauchen würden
Aber im Ernst, es ist doch nicht schwer, Menschen mit Respekt zu behandeln und trotzdem da draußen scheinbar unmöglich. Und wieder ist es unsere eigene Haut, die robuster werden muß / soll ...
Quote: | wenn ich nochmal studieren sollte ( was ich echt überlege) dann aber per FERNSTUDIUM. |
Sag mal, das klingt ja interessant ... was hast Du vor?
Ich weiß und es tut mir leid, daß ich Dir so nicht helfen kann, meine Liebe, aber versteh´n kann ich Dich voll und ganz!
*Einmal Angela in den Arm nehmen* wenn Du magst.
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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thefreak
Helferlein
101
Amsterdam, NL M
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mein leben, was ist das undurchsichtig und chaotisch... wenn man das aus meinen augen verfilmen würde, was wäre das ein unzusammenhängender, komischer streifen voller widersprüche. aber auch fortschritten, die eindeutig da sind... langsam wieder kommen... manchmal zu schnell, zu heftig....
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