Selbstwert und Beziehung

Helferlein 113 Deutschland W, 25

Hallo,
ich bin Dauersingle und versuche gerade herauszufinden wieso.
Es hat sicherlich viel mit meiner Einstellung zu mir selbst zu tun,
aber auch vielleicht mit der Befürchtung, dass mir eine Beziehung
noch mehr Selbstwert (der sowieso kaum vorhanden ist) rauben
würde.

Ich merke, wenn ich zu intensiv mit einer Freundin zu tun habe, übernehme ich ihre Werte und ich weiss nicht mehr so recht, was ICH eigentlich in einer bestimmten Situation tun würde. Ich bekomme dann Stress und muss mich distanzieren und bin schockiert dass ich mich nicht "schützen" konnte - mir selbst nicht treu blieb, bzw. nicht einmal weiss, ob ich mir treu geblieben bin oder nicht, sondern nur, dass ich so gehandelt habe, wie meine Freundin gehandelt hätte.

Für mich wäre es gut, wenn ich ein Ziel vor Augen hätte oder mich mit meinem derzeitigen Zustand zufrieden geben könnte, damit ich mich mit etwas identifiere und positive Motivation für etwas spüre.

Gesellschaftlich gesehen, bin ich eine "Looserin", da ich schon so alt bin und nicht schlecht aussehe und Qualitäten habe, die man schätzt und es dennoch nicht geschafft habe, das Herz von jemanden für mich zu gewinnen.

Ich frage mich aber ernsthaft, ob es, obwohl ich unter diesem Gefühl, des sich nicht fallen lassen könnens und ohne Geborgenheit leben (ich kann sie mir selbst auch nicht geben), die am wenigsten stressbeladene Lebensweise gefunden habe für mich.

Es ist aber so, dass ich immer darunter leide, dass ich keinen Freund habe, obwohl ich weiss, dass ich sehr viel Stress haben würde, wäre da jemand, der sich für mich interessiert, da ich vieles "Neues" lernen müsste und mich selbst wahrscheinlich wieder verlieren würde. Ich glaube auch nicht, dass ein Mann, der seinen eigenen Alltag zu bewältigen hat, Lust hat, mir bei der "Stabilisierung" meines Charakters zu helfen.

Wie lebt es sich in einer Beziehung, wenn man fast keinen Selbstwert hat??

Danke fürs Lesen,
lg

Forums-Gruftie 531 Germany W, 39

Hallo wideye,

Quote:

Wie lebt es sich in einer Beziehung, wenn man fast keinen Selbstwert hat??

Das ist eine interessante Frage.

Ich würde sagen, das es ein tagtägliches gutes Training ist, indem man sich selbst behaupten lernt.
Am Anfang verschmilzt man noch verliebt miteinander, dann definiert man sich als Individuum neu, als Teil einer Partnerschaft.

Ich finde es ist ein guter Weg, mein geringes Selbstwertgefühl zu tainieren.
Es bildet einen selbst als Mensch und soziales Wesen.
Man muß lernen die Dinge anzusprechen, die einen selbst belasten. Sei es man hat die Befürchtung, der andere sei wegen irgendetwas sauer,
oder es habe dem anderen etwas mißfallen.
Das passiert einem Menschen mit geringem Selbstwert eher, weil man selbst auch empfindsamer ist, als wenn man ein stabiles Selbst hat. Da hilft es nur, das Kopfkino mit der Realität abzugleichen.

Wenn ein Mensch eine echte innere Nähe zu einem anderen Menschen lebt, ist das nicht so ein riesiges Problem.
Ein Problem ist es nur dann, wenn zwei Extreme aufeinander prallen.
Ein Mensch total ohne Selbstzweifel mit einem Mensch der sich innerlich ständig anzweifelt->Das ist problematisch.

Aber bei den meisten Normalos hat jeder seiner Stärken und Schwachpunkte. Meine Erfahrung. Ich mit meinem schwachen Selbstwertgefühl muß eben aufpassen, das ich mich
1.) nicht mißbrauchen lasse von jemand, der sein Ego an mir füttern möchte, indem er meine Schwachstellen betont um sich selbst zu erhöhen.
2.)das ich den Partner nicht auf ein Podest stelle und immer an mir herumkritisiere, bei ihm aber keinen kritischen Blick riskiere.

Das war`s mal für`s Erste.

Liebe Grüße
Williams

sporadischer Gast 10 Tirol W, 25

hallo wideye,

ich kenne das was du hier beschreibst.

bin seit beinahe 6 jahren single (mit dreimonatiger pause letzten herbst) - mit affären zwischendurch, die im endeffekt alle nichts gebracht haben - ausser schmerzen und eben noch weniger selbstwertgefühl.
letzten sommer hatte ich meinen ex-freund kennen gelernt und mich leider leider richtig in ihn verliebt.
drei monate lange - alles bestens, liebe etc. hab ihm vertraut usw. (hab ich alles in einem anderen thread beschrieben). dann wars aus, von seiner seite her.

seit dem ist es ganz vorbei mit selbstwert etc.
habe inzwischen auch keine freunde und sozialen kontakte, da ich mich nur noch zu hause verkrieche und fast nur für arbeit und sport (trainiere viel zur zeit) ausser haus gehe. auch mache ich seit 3 monaten eine psychotherapie (hat schon lange depressionen und nehme auch entspr. medis), die meiner meinung auch nichts bringt. die therapeutin sagt mir immer wie ich es ändern soll dass ich mehr von mir selber halte usw.

ich kenne das ganz genau was du beschreibst - du bist aber so weit, dass du etwas ändern willst (ich leider nicht wirklich). darauf kannst du auch schon stolz sein, dass du dir selber doch so viel wert bist, dass du etwas ändern willst!!! also schon ein anfang!

wie geht es dir bei deiner arbeit? erhälst du da bestätigung? macht dir sport freude - könntest du vielleicht da irgendetwas finden das dir kraft und zufriedenheit bringt?
und bitte - mit 25 ist man kein looser!!!! ich werd auch jetzt dann 25 - aber denk dir so - wir sind noch sooo jung!!!!! du musst den gedanken mit der "looserin" wegkriegen!

auf deine frage wie es sich lebt, weiss ich leider auch keine antwort, da ich selber wohl noch nie etwas längerfristig glückliches erlebt hab, aber ich möchte dir irgendwie mut machen, da ich weiss wie sich die ganze situation anfühlt.....

wünsche dir viel viel kraft!
glg
_chi_

Helferlein 40 Brandenburg W, 44

Hallo zusammen Wink

Ich denke , Selbstwertgefühl hat etwas damit zutun , daß man es schafft sich selber anzunehmen mit seinen starken und schwachen Seiten.
Niemand ist nur "stark" oder nur "schwach"!

Wenn die Stimmung unten ist , uns die geduld ausgeht , weil unser Leben sich zunächst nicht so entwickelt, wie wir es gerne hätten , neigen wir dazu , vorwiegend unsere schwachen Seiten zu sehen.

Niemand ist ein Looser, nur weil er noch keinen Partner fürs Leben mit 25 oder auch 30 und älter gefunden hat!

Außerdem glaube ich , ein Partner ist auch nicht die Lösung des Problems. Er kann niemals Therapeut sein! Das geht immer schief.

Wideye, ich glaube , auch du hast starke und sehr liebenswerte Eigenschaften - auch wenn du sie im Moment etwas aus dem Blickfeld verloren hast.
Kannst du dir vorstellen , mal eine Liste zu machen mit deinen positiven Eigenschften?
Eine zumindest kommt in deinem Post schon mal rüber: du gibst nicht so schnell auf und du bist bereit über dich nachzudenken ( das wären dann schon zwei Wink

).

Als es mir sehr schlecht ging , hane ich solche Liste angefangen - mit der Zeit ist sie dann langsam länger geworden Wink

LG tauperlenvogel

Helferlein 117 Deutschland W, 27

Liebe wideye,

was Du schreibst, kommt mir ziemlich bekannt vor...

Quote:

Wie lebt es sich in einer Beziehung, wenn man fast keinen Selbstwert hat??

Ich weiß ja nicht, ob Du diesbezüglich nicht schon eigene Erfahrungen gemacht hast...? Bei mir war es oft äußerst anstrengend - für mich und auch für meinen Pertner. Es gab zwar auch echte andere Schwierigkeiten in der Beziehung, die zu dem Stress führten, aber ich denke, ein wirkliches Problem war auch mein geringes Selbstwertgefühl.

Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man versucht, seinen Selbstwert fast ausschließlich durch den Partner aufzubauen (Komplimente, Anerkennung etc.) - dann ist es fast zum Scheitern verurteilt.
Ich habe mich dadurch unendlich abhängig vom Partner gemacht.
Er bekommt durch die ihm zugeschriebene "Funktion" eine solch große Macht, dass mein Selbstwertgefühl/Wohlgefühl von ihm und seinen Äußerungen abhängt...

Seit über 2,5 Jahren bin ich schon Single. Und ich habe einen Großteil dieser Zeit gebraucht, um überhaupt mal damit zu beginnen, mich zu fragen, wer ich eigentlich bin und was ich eigentlich will??
Darüber bin ich schon sehr froh!
Dennoch ist es so, dass ich mich mittlerweile ziemlich nach einem Mann an meiner Seite sehne - und gleichzeitig große Angst habe, dass meine ganze Stabilität/Instabilität wieder von dieser Beziehung abhängen würde.

Ich halte es für unwahrscheinlich wichtig, dass man zumindest eine gewisse "Basis" an eigenem Selbstwertgefühl entwickelt, bevor man eine Partnerschaft eingeht. -> nur meine persönliche Meinung.
...sich bewusst machen, wer man ist, welche Stärken und Schwächen man hat, was einem wichtig ist und was einem weniger wichtig ist, welche Wünsche und Ziele man selbst hat, wohin man möchte usw... Und ganz wichtig: Nett zu sich selbst sein und sich selbst dabei sehr ernst und wichtig nehmen!!
Das klingt vielleicht etwas lapidar, weil es nicht von heute auf morgen funktioniert, aber es ist bestimmt ein guter Weg.

Kannst Du Dir vorstellen, dafür therapeutische Hilfe zur Unterstützung in Anspruch zu nehmen? Oder bist Du in Th?

Ich finde es immer traurig, wenn zumeist besonders liebenswerte Personen so unendlich abwertend und verurteilend zu sich selbst sind...

Alles Liebe!

sporadischer Gast 26 Deutschland M, 27

Hallo wideye,

Quote:

aber auch vielleicht mit der Befürchtung, dass mir eine Beziehung
noch mehr Selbstwert (der sowieso kaum vorhanden ist) rauben
würde.

Wieso das eigentlich? Müsste es nicht eigentlich dein Selbstwertgefühl stärken?

Quote:

Gesellschaftlich gesehen, bin ich eine "Looserin", da ich schon so alt bin und nicht schlecht aussehe und Qualitäten habe, die man schätzt und es dennoch nicht geschafft habe, das Herz von jemanden für mich zu gewinnen.

Es gibt noch andere Dinge im Leben, außer einer Partnerschaft, die einen Halt geben oder die das Leben lebenswert machen.
Wideye, ich habe auch lange so gedacht: Ohne eine Beziehung ist alles Sch*. Aber das stimmt nicht. Es ist nur ein Teil des Lebens, der - und das ist jetzt eine bewusst abgeschwächte Formulierung - gerade nicht so läuft.
Deswegen ist man nicht gleich eine Looserin, nur weil man das nicht auf die Reihe kriegt.
Ich sag’s mal so: Man hat in einem bestimmten Bereich ein Problem.

Quote:

am wenigsten stressbeladene Lebensweise gefunden habe für mich.
obwohl ich weiss, dass ich sehr viel Stress haben würde, wäre da jemand, der sich für mich interessiert, da ich vieles "Neues" lernen müsste und mich selbst wahrscheinlich wieder verlieren würde.

Und genau das ist es. Das ist der Punkt.
Es ist bequem und einfach, es sich in seiner bekannten Welt gemütlich zu machen.
Du fühlst dich zwar nicht gut, aber du kennst die Gefühle. Sie sind dir vertraut. Etwas neues zu probieren kann interessant sein, aufregend – aber du hast Angst, dass etwas schief geht.

Deine Angst musst du überall mit hinnehmen, du wirst sie nicht los, das brauchst du gar nicht versuchen. Du musst dich ihr entgegenstemmen.

Quote:

wenn ich ein Ziel vor Augen hätte

Du hast doch ein Ziel. Siehst es noch nicht?

Quote:

Ich glaube auch nicht, dass ein Mann, der seinen eigenen Alltag zu bewältigen hat, Lust hat, mir bei der "Stabilisierung" meines Charakters zu helfen.

Nein, dazu hat er keine Lust. Aber dein Satz impliziert, dass du genau das erwartest. Für dich selbst bist du allein zuständig und niemand anderes sonst.

Quote:

Wie lebt es sich in einer Beziehung, wenn man fast keinen Selbstwert hat??

Wer keinen Selbstwert hat, hat keine Beziehung.

Gruß, Asterix

Helferlein 113 Deutschland W, 25

Hallo,
danke für eure Anregungen.

William, ich sehe seltsamerweise bei anderen, dass sie sich durch eine Beziehung weiterentwickeln, neue schöne Seiten ausbilden etc. Bei mir denke ich immer, ich bekomme nur Stress, wenn mich jemand kennenlernt und dann enttäuscht ist, dass ich nicht so tough und selbstbewusst bin, wie ich im Freundeskreis bin.
Wie bekommst du die von dir genannten Punkte 1) und 2) hin? Ich kenne dieses Gefühl von "wir" und neuem "ich" in der Partnerschaft nicht Sad

. War noch nie mit jemanden zusammen.

Hey Chi, dieses Gefühl ist ganz schön zermürbend nee? Ich hatte mal eine Art Freund für paar Tage, aber ich wollte halt nicht alles machen, was man in einer Partnerschaft macht. Er ging dann und ich war monatelang richtig down. Deine Therapeutin sagt dir, was du tun sollst? Geht es nicht darum, dass ihr zusammen Strategien entwickelt bzw. dass du drauf kommst, damit du dich mit den Schritten eher identifizieren kannst? Kannst du mit den anderen Beiträgen für dich etwas anfangen?

Hallo Tauperlenvogel,
danke für deine Anstösse. ich habe immer Angst davor, dass andere Schwächen an mir erkennen, aber du hast recht, jeder hat Stärken und Schwächen. Ich denke nur immer ich bin besonders schlecht in allem, weil ich nie was anders von meinem Vater damals hörte und bis jetzt niemanden kennenlernte, der sich für mich entschied. Ich suche keinen Partner, der mein Therapeut ist, aber ich denke, ich muss, wie ich meinen Freunden viel über mich erkläre, demjenigen erklären, warum ich manchmal so reagiere und nicht anders und woher das kommt. Aber in dem Moment erwarte ich ein Taktgefühl von jemanden bezüglich meiner Person/Verletzlichkeit. Ich denke, das ist anstrengend und niemand will das. Ich werde wohl eine Liste machen müssen mit positiven Aspekten, denn in schlechten Zeiten sehe ich wirklich nur schlechte Dinge und fühle mich sehr hässlich. Mittlerweile weiss ich, dass ich mich nur so fühle und vielleicht nur schwarze Augenringe habe und nichts positives ausstrahle, aber nicht so hässlich bin, wie ich denke.

Hi Esperanza, ja genau davor habe ich Angst, dass ich meinen Selbstwert von jemand anderen abhängig mache. Mit Freunden/Kumpels, die so taten als ob sie mich als Freundin wollten, aber eigentlich in Beziehungen lebten, bekam und verlor ich immer meinen Selbstwert sehr schnell. Jedes Mal war es so, dass ich nie genügte, um eine richtige Freundin von einem Freund zu sein. Mir wurde immer alles vorgemacht, verheimlicht, etc. Ich wünschte wirklich, ich könnte diesen Wunsch nach Geborgenheit, Anlehnen ausschalten, für mich bedeutet das, ich mache mir jeden Tag bewusst,w as mir fehlt und selbst wenn ich es bekäme, könnte ich nicht damit umgehen, denn ich wurde nie richtig geliebt und würde mich fragen, wo ist seine Freundin im Hintergrund, wo bleibt der Haken?? Ich halte mich an einigen Tagen als einzelne Person für liebenswert und wertvoll, aber als Freundin käme ich mir immer als nicht genug vor..Ich habe es in meiner Kindheit immer wieder gehört.

Asterix, verstehst du jetzt,w arum es nicht meinen Selbstwert unbedingt stärken würde? Als mal ein Freund mit mir ein paar Stunden abends verbrachte und so tat, als ob er mit mir zusammen gekommen ist, da fühlte ich mich erfüllt. Aber er verschwand dann, erzählte mir Monate später noch, er hatte Angst, sich zu verlieben, er wollte mich und will mich, aber ich erfuhr dann, er hat eine Freundin, dann verlobte er sich sogar mit ihr.. Mich hat das alles zerstört. Ich fühle mich als Loserin, weil ich so viele andere Dinge geschafft habe, aber nicht das, was alle können. Manchmal denke ich sogar, sogar ein Hund hat eine Familie. Ich habe keinen Kontakt zu meinen Eltern und keinen Freund. Das was wichtig im Leben ist. Wenn ich deinen letzten Satz lese, dann ist das schon richtig so, dass ich das nicht habe. Wenn man etwas kauft, dann fragt man sich auch, ist es mir das Wert, was habe ich davon. Von meinen Eltern habe ich oft gehört, ich war es nicht wert.

Helferlein 117 Deutschland W, 27

Liebe wideye!

Aus Deinen Worten hört man heraus, wie sehr Dich das alles belastet...
Warst Du eigentlich schon mal in Therapie oder bist es gerade? Das könnte Dich bestimmt sehr viel weiter bringen.
Welche Ideen hast Du denn, wie Du Dein Selbstwertgefühl weitestgehend unabhängig von anderen Menschen aufbauen kannst?

Was mir beim Lesen noch so durch den Kopf ging ist,
Du hast ja eigentlich noch nie tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass es mit Dir in einer Beziehung alles so kompliziert war und es niemand mit Dir aushalten konnte. Vielleicht wird das alles gar nicht so verlaufen! Und Du entwickelst Dich wirklich in einer Beziehung positiv weiter. Das weißt Du doch gar nicht.
Wenn Dein Selbstwert so im Keller ist, dann ist es sicher nicht von Vorteil. Dennoch finde ich, dass Du Dir das alles viel zu schwarz ausmalst! Und alles so negativ bewertest, Dich nur schlecht machst usw. ...Vielleicht solltest Du einfach mal etwas riskieren?!
So tief, wie Du in dieser "negativ-Spirale" zu stecken scheinst, halte ich es bei Dir echt für sinnvoll, wenn Du Dir therapeutische Unterstützung suchen würdest, falls Du sie nicht schon hast?

@Asterix:

Quote:

Wer keinen Selbstwert hat, hat keine Beziehung.

Interessante These... wie meinst Du das genauer?

Viele Grüße!

Helferlein 113 Deutschland W, 25

Hi Esperanza,
danke für die Mutmache. Ich bin so skeptisch, weil ich schon in Freundschaften merke, wie verletztlich ich bin und wie ich die Gedanken meiner Eltern (ich nütze nicht viel, ich bin nicht repräsentativ genug, nicht stark genug) auf meine Freunde projeziere und mir oft was zusammen spinne, damit ich mich von denen fernhalten kann und in meinem Mustern verweilen kann, mich will keiner. Ich bin in Therapie, aber mir dauert alles viel zu lang. Ich erkenne bereits meine Handlungsmuster und das die Situationen auch anders sein können, als das, was ich mir zusammenreime nach den Mustern, die ich in der Kindheit aufgebaut habe. Auch habe ich symbiotische Züge, d.h. es kommt manchmal zu Freundschaften, die irgendwie verschmelzen (hatte oft Freundinne, die mich jeden Tag anriefen oder SMS Beziehungen zu Freunden) und somit spürte ich ganz genau, wie es anderen ging, was sie denken, was ihre Ziele sind - und verlor mich dabei. Oft bekam ich von ihnen Entscheidungshilfen und ich wusste dann gar nicht mehr was ICH eigentlich tun würde, wenn ich alleine entscheiden müsste. Deshalb habe ich halt Angst vor einer Beziehung und vielleicht ziehe ich auch deshalb niemanden an, obwohl ich merke, geht es mir gut, dann gibt es einige interessante Blicke, die wirklich mir gelten.. Ich hätte vielleicht Chancen, würde ich denjenigen ansprechen.

Ich hatte zwar nie eine Beziehung, aber ich denke, mein Selbstwert in einer Beziehung wäre geringer als in Freundschaften.

Deshalb versuche ich hier herauszufinden, was ihr so für Erfahrungen gemacht habt in Beziehungen, obwohl ich zugebe, ich werde, solange ich nicht in einer Beziehung war, nicht so recht nachvollziehen können, wenn ihr was Positives schreibt...

Helferlein 127 OÖ W, 27

Hallo

Ich hab auch immer wieder mit meinem Selbstwert zu kämpfen, obwohls jetzt schon wirklich gut geht. Früher ist es mir auch so gegangen:

Quote:

Oft bekam ich von ihnen Entscheidungshilfen und ich wusste dann gar nicht mehr was ICH eigentlich tun würde, wenn ich alleine entscheiden müsste.

In meiner Beziehung glaub ich sogar dass mein Selbstwert besser geworden ist. Du musst dir vorstellen man wird geliebt. Bei einer Partnerschaft hört sich das irgendwann auf, dass man sich "auflöst" in dem Anderen, denn der will ja was von DIR, von DEINEM SELBST haben.
Es ist ein ständiger Austausch, wo man in manchen Situationen einfach auch besser auf sich hört, was man vorher alleine vielleicht gar nicht so gemacht hat.

Natürlich verlangt es den richtigen Partner, denk ich. Aber lass dich mal drauf ein, du hast ja ein gutes Gefühl, wann es dir zuviel wird, wann du dein Selbst irgendwie verlierst. Vielleicht hilft dir ein Partner sogar, mehr an deinen positiven Seiten zu entdecken.

Also wenn dich wiedermal wer anlacht, ran an ihn

sporadischer Gast 10 Tirol W, 25

hallo wideye,

wie du geschrieben hast - es ist zermürbend.

was meine therapeutin betrifft - ich hab da eine richtige reise hinter mir (war zuerst bei einer psychologin, die hat eine esstörung diagnostiziert, hat mich auf die psychiatrische klinik für esstörungen geschickt, die haben wieder gesagt, dass ich das doch nicht habe und haben mich zu der psychiaterin/psychotherapeutin geschickt wo ich die letzten 3 monate war).

in letzter zeit bin ich aber mit den sitzungen relativ unzufrieden. ich hab das gefühl momentan nicht weiterzukommen. das alles ist nicht so einfach zu beschreiben, aber sie sagt mir eben oft wie ich die selbstentwertenden gedanken "wegkriegen" soll bzw. dass es auch menschen gibt die ein kompliment oder lob ehrlich meinen. ich glaube das aber irgendwie nicht bzw kann es nicht glauben da ich ja an mir selber auch nichts lobenswert oder gut oder schön finde. und da kann mir meine umwelt vorreden was sie wollen.
und eben so glaube ich, dass ich damit automatisch "mögliche" beziehungspartner vertreibe.

eine oder zwei beziehungen hatte ich ja - wobei es immer in meiner selbstaufgabe und seinem verlassen geendet hat.
da sehe ich einfach keinen weg dass da mal anders wird und wenn man jemanden kennen lernt und sich ev. etwas entwickeln würde, hängt der gedanke schon über mir, dass es ja doch wieder in einem verlassen-werden enden wird. und das zerstört einfach auf die dauer. deswegen lasse ich zur zeit gar keine "mögliche gefahr" zu.

sorry, dass ich jetzt so viel geschrieben habe .... Very Happy

bist du in therapie oder möchtest du in therapie gehen?

lg
_chi_

Forums-InsiderIn 472 Graz M, 39

hallo zusammen!

ich habe mir den ganzen thread durchgelesen und würde gerne ein paar dinge ansprechen, die mir aufgefallen sind.

selbstbewußtsein ist ein bisschen was anderes, als hier beschrieben.
so wie ihr das schildert, werdet ihr nie zu einem ausgeprägten selbstbewußtsein kommen.

der ansatz sollte ein ganz anderer sein.

Quote:

dass es auch menschen gibt die ein kompliment oder lob ehrlich meinen.

ja, und weiter? wo genau ist der unterschied zw. einem kompliment, das ernst und einem das nicht ernst gemeint ist? was ändert sich an meinem selbstbewußtsein? NICHTS!

Quote:

In meiner Beziehung glaub ich sogar dass mein Selbstwert besser geworden ist

etwas, was nicht da ist, kann nicht besser werden.
schau: wenn etwas, was nur mit dir zu tun hat, durch eine andere person beeinflußt werden kann, dann hat es eben nicht nur mit dir zu tun. und dadurch ist es nicht mehr selbstbewußtsein.

und jetzt zum hintergrund:

selbstbewußtsein (sb) hat unmittelbar etwas mit dem ICH zu tun. Das ich ist der mittler zw. es und über-ich. je stärker das ich, desto besser. und das nennt man dann ich-stärke. die kommt aber weder von einer beziehung, noch durch komplimente. ihr könnt euch hundertmal einreden, dassihr nicht nur schwächen habt sondern auch stärken, könnt diese stärken aufschreiben etc. das bringt euch keinen schritt weiter.

Quote:

@Asterix:
Zitat:
Wer keinen Selbstwert hat, hat keine Beziehung.

so ein topfen! dann wären 90% single unterwegs.

also: jetzt kommt die aufgabe:

wer selbstbewußtsein stärken will, der muß an sich arbeiten. aber nicht in der weise, dass er sich vor den spiegel stellt und schaut, was ihm an sich gefallen könnte, sondern der sollte in sich gehen und schauen, was für abgründe da in ihm drinnen sind. einmal die leichen aus dem keller holen und ein kleines fest veranstalten. mit ihnen auf ein glas wein gehen. das macht stark.
und jetzt die erklärung, die m.e. sehr gut darstellt, wie ich-stärke zustande kommt. ich-stärke ist die leistungsfähigkeit des ich, konflikte und belastungen zu verarbeiten. also wird genährt von eigenem handeln.

Beispiel: jedes mal, wenn ihr euch einer unangenehmen situation NICHT stellt, wird dieses ich geschwächt. jedes mal, wenn ihr eine hürde nehmt aus eigener kraft, wird das ich gestärkt.

das ist selbstbewußssein.

Helferlein 117 Deutschland W, 27

Hallo Debussy,

Quote:

selbstbewußtsein ist ein bisschen was anderes, als hier beschrieben. so wie ihr das schildert, werdet ihr nie zu einem ausgeprägten selbstbewußtsein kommen.

Ah ja... Vieles von dem, was hier geschrieben wurde, deckt sich mit dem, was Du schreibst.

Quote:

Zitat:
dass es auch menschen gibt die ein kompliment oder lob ehrlich meinen.

ja, und weiter? wo genau ist der unterschied zw. einem kompliment, das ernst und einem das nicht ernst gemeint ist? was ändert sich an meinem selbstbewußtsein? NICHTS!

Richtig. Denn das "Wohlgefühl", das mit den Komplimenten steigt und fällt ist ein reines Gerüst, das nur durch die Aussagen anderer Menschen aufrechterhalten wird - oder wieder zusammenbricht, wenn kein "positiver Nachschub" kommt.

Quote:

Zitat:
In meiner Beziehung glaub ich sogar dass mein Selbstwert besser geworden ist

etwas, was nicht da ist, kann nicht besser werden.
schau: wenn etwas, was nur mit dir zu tun hat, durch eine andere person beeinflußt werden kann, dann hat es eben nicht nur mit dir zu tun. und dadurch ist es nicht mehr selbstbewußtsein.

Richtig. s.o. - Dennoch schließe ich nicht aus, dass eine gute Beziehung bei der eigenen, von der Beziehung unabhängigen Arbeit am Seltbewußtsein unterstützend wirken kann. Es sind und bleiben aber zwei unterschiedliche Paar Schuhe!

Quote:

und das nennt man dann ich-stärke. die kommt aber weder von einer beziehung, noch durch komplimente. ihr könnt euch hundertmal einreden, dassihr nicht nur schwächen habt sondern auch stärken, könnt diese stärken aufschreiben etc. das bringt euch keinen schritt weiter.

Richtig, die Ich-Stärke kommt weder durch Beziehungen noch durch Komplimente. Aber: Dass man sich seine Stärken und Schwächen selbst bewusst macht durch z.B. genannte Übungen, hat doch mit dem ersten Satz gar nichts zu tun!

Quote:

wer selbstbewußtsein stärken will, der muß an sich arbeiten. aber nicht in der weise, dass er sich vor den spiegel stellt und schaut, was ihm an sich gefallen könnte, sondern der sollte in sich gehen und schauen, was für abgründe da in ihm drinnen sind. einmal die leichen aus dem keller holen und ein kleines fest veranstalten. mit ihnen auf ein glas wein gehen. das macht stark.

...und wo steht das bereits Geschriebene dazu im Widerspruch??
Indem sich die Person mit ihrem Innenleben auseinandersetzt, sich ihre Stärken und Schwächen bewusst macht, sie lernt sie anzunehmen, mit ihnen Freundschaft schließt (...ein Glas Wein trinken geht...) - beschäftigt sie sich doch mit den Leichen im Keller!
Und da es nicht DAS Patentrezept gibt, können die hier genannten Übungen (z.B. persönliche Eigenschaften aufschreiben, vor den Spiegel stellen etc.) mit Sicherheit in kleinen Schritten dazu beitragen, sich selbst besser kennenzulernen und anzunehmen - und somit ein Seltstbewusstsein zu entwickeln.

Viele Grüße!

Forums-InsiderIn 317 München M, 41

Ähnliche Eigenschaften wie die im Originalposting beschriebenen stelle ich bei mir auch immer wieder fest.

Ich neige dazu, mich chamäleonartig meinem jeweiligen Partner anzupassen und seine Interessen und Besonderheiten zu übernehmen.

Dies klingt einerseits nicht besonders positiv. Der Vorteil besteht aber darin, dass ich die neu übernommenen Interessen auch nach dem Ende der Partnerschaft in der Regel beibehalte. Dadurch hat sich mein Interessensspektrum im Laufe der Zeit immer mehr erweitert.

Allerdings befürchte ich immer, dass ich dadurch für meinen Partner nicht spannend genug sein könnte, da ich ihm nicht genügend Widerstand entgegen bringe.

Und ich sehe ein generelles Problem darin, dass mein Selbstwert geringer wird, wenn ich mich in einer Beziehung befinde. Ich emfinde mich dann immer geringerwertiger als mein Partner. Und mein aktueller Partner stützt dies noch mehr oder weniger unbewusst, indem er mir viele Tätigkeiten abnimmt, die ich auch machen könnte (wenn auch vielleicht etwas langsamer oder weniger gut als er)... Das führt dann wieder dazu, dass ich denke, ich könne es nicht gut genug...

Helferlein 40 Brandenburg W, 44

Hallo zusammen Wink

@esperanza

Stimme dir zu!!!

@all

Die Art der Beziehung führt zu einer evt. Veränderung des Selbstwertgefühls, denke ich.
Werde ich abgewertet werde , leidet mein Selbstwertgefühl.

Andererseits gibt es auch diese Variante:
Anselm Grün hat mal geschrieben:
" Der wohlwollende Blick eines anderen verwandelt uns. Wenn uns die Liebe begegnet, gehen wir erneuert daraus hervor. Ein anderer Mensch kann etwas aus uns herauslieben, was vorher verborgen in uns geschlummert hat."

LG Tauperlenvogel Wink

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