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sienna
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Post Sun, 04.Feb.07, 5:41      Geborgenheit Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich bin 25 und habe unendliche Sehnsucht nach Geborgenheit - trotzdem ich in einer glücklichen und geborgenen Beziehung bin.
Diese Sehnsucht nach Geborgenheit und körperlicher Zuneigung zeigte sich schon in meiner Kindheit. Wenn immer es jemanden gab, der mich in den Arm nahm, ich ließ sie/ihn nicht los. Selbst nach kleinesten Berührungen lechzte ich und ging sogar gerne zum Arzt, weil ich dort angefasst und in bestimmter Weise beachtet wurde. Das meine Eltern in meiner Kindheit viel Zuneigung gaben, daran kann ich mich leider nicht erinnern. Erschwerend hinzu kommt glaube ich auch noch, dass ich nach meiner zu frühen Geburt zunächst 4 Monate im Brutkasten lag und dass mich mich mein Vater beispielsweise dann erstmals sah und in den Arm nahm.
Ich möchte gestreichelt werden wie ein Kind und bei eigentlich egal wem, in den Armen liegen. Diese Sehnsucht tut schon weh. Heisst: ich füge mir selber Schmerzen zu indem ich meine Blase einfach nicht leere und einhalte, bis ich nicht mehr kann. Während dieses Schmerzes stelle ich mir vor, wie ich weinend in Arm genommen werde (die Leute, die ich mir vorstelle wechseln dabei). Ich möchte mir diesen Schmerz nicht mehr zufügen! Aber es ist natürlich auch etwas Angenehmes dabei und löst einen Reiz aus.
Soweit aus einer Familienaufstellung ersichtlich wurde, habe ich bei der Aufstellung meiner Geburt meine Eltern abgelehnt. Bzw. hatte das Gefühl, sie wollen mich nicht. Dabei haben sie mich immer, immer geliebt. Sie konnten es mir aber glaube ich nicht zeigen, gefühlt habe ich es jedenfalls nicht. Ich bin zudem immer eifersüchtig, wenn ich Kinder sehe, die liebevoll umsorgt werden.

Mein Hauptproblem ist nun diese unbändige Sehnsucht nach körperlicher Nähe und die daran gekoppelte Schmerzzufügung, die für mich wie eine Sucht ist.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich muss all die körperliche Geborgenheit, die ich als Kind nicht erhalten habe, nachholen. Geht das überhaupt? Fühlt jemand hier ähnlich?
Was kann ich tun, wie kann mir geholfen werden?

Sienna
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Karola
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Post Sun, 04.Feb.07, 14:21      Re: Geborgenheit Reply with quoteBack to top

Hallo sienna,

ich kenne das, was Du schreibst, wenn auch nicht in diesem Ausmaß.
Bei mir liegt es 1000% daran, dass ich als Kind zu wenig bekommen habe. Es ist bei mir aber nicht so extrem, dass mir die Person egal ist, hauptsache Nähe. Nein, so ist es nicht. Gleichzeitig habe ich nämlich auch Angst vor Nähe, ein ziemlicher Widerspruch! Leider habe ich auch keine Beziehung, das macht die Sehnsucht noch schwerer.
Machst Du Therapie? Würde Dir vielleicht helfen. In einer Therapie kann man aber das rein körperliche nicht nachholen, das würde Dir auch nicht helfen, sondern Dich nur abhängig machen. Ich spreche aus Erfahrung, Du willst dann "immer mehr" bekommen. Ich finde das auch sehr schmerzhaft. Habe auch schon überlegt, mal eine Körpertherapie zu machen, leider muss das selber bezahlt werden.

Karola
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sienna
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Post Sun, 04.Feb.07, 17:53      Re: Geborgenheit Reply with quoteBack to top

Hallo Karola,

danke für Deine Antwort. Ich kann mir vorstellen, dass viele unter uns zu wenig körperliche Zuneigung in der Kindheit erfahren haben. Bei mir ist das wohl auch der Punkt. Ich kann mich aber natürlich auch sehr glücklich schätzen, weil ich einer guten (Wochenend-)Beziehung bin. Dennoch fehlt mir was. Nicht bei ihm, denn die Zuneigung, die ich suche ist eine, die glaube ich nur Eltern geben können und die sich von der Zuneigung in der Partnerschaft unterscheidet. Wenn ich an die "Streicheleinheiten" denke, dann fühle ich mich wie ein Kind, dass bei jemandem auf dem Schoß liegt und über den Rücken, über Kopf und Haar gestreichelt wird. Oder ich werde in meiner Vorstellung einfach in den Arm genommen und festgehalten mit einem Gefühl des Trostes.

Quote:
Es ist bei mir aber nicht so extrem, dass mir die Person egal ist, hauptsache Nähe. Nein, so ist es nicht. Gleichzeitig habe ich nämlich auch Angst vor Nähe, ein ziemlicher Widerspruch!
.

Also ganz egal ist es mir auch nicht, wer mich da in den Armn nimmt. Zu denen habe ich schon vertrauen und die kenne ich schon. Aber es verhält sich wie bei Dir: ich habe manchmal auch Angst, wenn mir jemand zu nah kommt und ich versuche immer, den Grat der Nähe unter Kontrolle zu haben. Unter diesem Widerspruch leide ich auch oft. Weil ich einerseits die Nähe von dieser oder jener bestimmten Person haben möchte und aber zurückschrecke, wenn es mir zu nah wird sodass ich mich nie wieder melde.

Quote:
Machst Du Therapie? Würde Dir vielleicht helfen. In einer Therapie kann man aber das rein körperliche nicht nachholen, das würde Dir auch nicht helfen, sondern Dich nur abhängig machen. Ich spreche aus Erfahrung, Du willst dann "immer mehr" bekommen. Ich finde das auch sehr schmerzhaft. Habe auch schon überlegt, mal eine Körpertherapie zu machen, leider muss das selber bezahlt werden.


Ich wünschte, ich könnte das rein körperliche Nachholen. Ich wusste aber bisher noch nicht einmal, an was für eine Art Therapeuten ich mich da wenden sollte. Was genau ist "Körpertherapie" und mit welchen Methoden arbeitet sie?
Und ja: Abhängigkeit. Ich bin in totaler Abhängigkeit, denn es ist ein Teufelskreis: ich will tröstende körperliche Zuneigung, bekomme sie nicht, füge mir den Selbstschmerz zu, stelle mir vor, es wäre jemand da, der mich in den Arm nimmt (während ich die Schmerzen spüre). Und es geht immer so weiter. Wenn ich dann jemanden habe, mit dem ich reden kann, ist das natürlich gut, aber der Teufelskreis hört einfach nicht auf. Und ja: ich will immer mehr und immer wieder mit jemandem reden, über das, was mich bedrückt. In diesem Teufelskreis stecke ich schon seit Jahren!
Therapie, ja, da bin ich offen für und war schon mal in einer, aber ich habe das, was ich hier geschrieben habe, noch nicht ausführlich durchgearbeitet. Im Juli kann ich wieder eine anfangen.

Es hilft schon, hier zu schreiben.

Lieben Gruß,

Sienna
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Karola
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Post Mon, 05.Feb.07, 1:08      Re: Geborgenheit Reply with quoteBack to top

Hallo sienna,

über die Körpertherapie weiß ich leider auch nichts Näheres, habe ich nur mal von gehört. Dort wird weniger gwesprochen und mehr mit dem Körper gearbeitet. Im Moment mache ich eine tiefenpsychologische Therapy. Bei mir ist es so, dass ich mir auch immer alle möglichen Situationen vorstelle, wo jemand mich tröstet, z. B. stelle ich mir vor, dass ich im Krankenhaus bin. Hab auch schonmal VT gemacht, da wird allerdings sehr wenig Nähe gewährt (zumindest wars bei mir so). Das war hart, weil ich der Therapeutin ziemlich nahe war (haben Expositionsübungen gemacht). Sie stand/sass also neben mir, aber ich durfte ja keine Nähe von ihr haben, das hätte sie niemals zugelassen.

Karola
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sienna
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Post Mon, 05.Feb.07, 1:40      Re: Geborgenheit Reply with quoteBack to top

Hallo Karola,

was Du schreibst, kenne ich auch:

Quote:
Bei mir ist es so, dass ich mir auch immer alle möglichen Situationen vorstelle, wo jemand mich tröstet, z. B. stelle ich mir vor, dass ich im Krankenhaus bin.


Dass stelle ich mir auch manchmal vor, habe es auch vor allem als Kind oft gemacht. Ich habe mich auch schon mal dabei ertappt, einfach Geschichten zu erzählen, die gar nicht stimmen, oder sie zum Schlimmeren "umgewandelt" nur um Trost zu bekommen. Das Heftigste, was ich mir mal erlaubt habe, war, eine Unterschrift zu fälschen, um glaubwürdig zu machen, dass ich wirlich im Krankenhaus war. Die habe ich dann meinem Lehrer damals vorgelegt, um einen Anknüpfungspunkt zum Reden zu haben.......oh man, wie werden wir nur los, was wir machen?? Ich war als Kind öfters krank, ich bin mir heute sicher, dass es daran lag, dass ich mir dadurch Zuwendung zusichern wollte.

Wie läuft denn so eine tiefenpsychologische Therapie ab? Machst Du die wegen genau dieser Sache? Und was ist VT? Hört sich schlimm an mit der nicht zugelassenen Nähe..., könnte ich glaube ich auch nicht ertragen. Was sind denn Expositionsübungen und wozu dienen sie? Hilft Dir die Therapie?

Sienna
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Post Mon, 05.Feb.07, 15:24      Re: Geborgenheit Reply with quoteBack to top

Liebe Sienna,

der Thread "Bedürfnisse" in der Rubrik "Erfahrungsaustausch über Psychotherapie dürfte für dich interessant sein. Da schreibe ich auch etwas über meine (Körper-)Therapieerfahrungen. Ich kenne diesen Wunsch leiden zu wollen, um Zuwendung zu bekommen, von früher sehr gut. Er ist aber inzwischen zum Glück sehr viel schwächer geworden. In meiner Therapie kann ich mir "mütterliche" Zuwendung holen, ohne leiden zu müssen. Ich wünsche dir, dass du auch einen Weg dahin findest.

LG Dependent
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