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fontana
Helferlein
60
Wien W, 27
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Sat, 13.Jan.07, 0:56 Angst vor "schlechten" Menschen |
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Hm, ich hab sogar mal gehört, dass es ein Wort dafür gibt....
Bei mir ist diese Angst schon so groß, dass ich sofort abblocke und kaum noch zwei Sätze mit einer "solchen" Person wechseln kann. Denk eigentlich nicht, dass das Vorurteile sind die ich habe (manchmal vielleicht doch....) Es ist manchmal so, dass mich eine schlechte Ausstrahlung schon von vorn herein abschreckt. Ich probier dann aber meist trotzdem ein paar Sätze mit der Person zu wechseln, doch eine Gesprächsbasis kann kaum gefunden werden. Vertraue im großen und ganzen auf den ersten Eindruck.
Manchmal ist es aber auch so, dass ich mit Leuten z.B. 2-3 Jahre befreundet bin und plötzlich kann ich ihre Gegenwart nicht mehr ertragen. Werde total unfreundlich und blocke so richtig ab. Ich glaub ich hab Angst, dass sie einen schlechten Einfluss auf mich haben. Einfach, dass sich ihre schlechte Ausstrahlung, Einstellung etc. auf mich überträgt. Wenn sie z.b. Meinungen vertreten, mit denen ich nichts anfangen kann. Dann kann ich kaum zustimmen, aber auch dagegen reden schadet irgendwie mir selbst, weil sie dadurch ihre Gedanken noch weiter ausbreiten können und ich das lieber überhaupt nicht hören möchte.
Irgendwie krass. Versuch mich selbst zu schützen. Probleme treten aber z.B. bei der Arbeit auf, wo es mir nicht mehr möglich ist höflichen Small Talk zu führen - ich möchte am liebsten schleunigst den Raum verlassen... und das mach ich denn oft halt auch, oder verhalte mich halt extrem abweisend..
Manchmal ist es auch so, dass eine Person in eine Gruppe neu dazu kommt, ich finde ihre Gegenwart unangenehm und sofort ziehe ich mich von der ganzen Gruppe zurück. Dadurch ärgere ich mich, weil ich mich selbst ins Abseits maneuvriere, während die Person meist im Zentrum der Gruppe ist. Ist die Person z.B. verreist, komm ich wieder sehr gut mit den anderen Leuten in der Gruppe klar.
Teilweise mache ich das bewußt - also will mich vor schlechtem Einfluss schützen. Teilweise gestaltet sich der Alltag dadurch aber etwas schwierig
Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen oder weiß Strategien, wie man das Abblocken weniger offensichtlich gestalten kann?
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sonnewasser
[nicht mehr wegzudenken]
1265
Niederbayern W, 25
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Sat, 13.Jan.07, 12:16 Re: Angst vor "schlechten" Menschen |
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Hallo Fontana,
Ich kenne das, was du beschreibst, teilweise von mir. Ich kann mich in Gegenwart von bestimmten Person einfach nicht wohlfühlen. Das liegt vielleicht daran, dass ich ein sehr sensitiver Mensch bin. Ich bin mir oft nicht sicher, ob ich einfach "ein gutes Auge habe" für ehrliche Menschen, oder ob ich mich in etwas hineinsteigere.
Z B die Tante von meinem Freund. Wenn ich mit meinem Freund zu seiner Verwandtschaft in die Schweiz fahre, fühle ich mich dort sehr wohl. Aber diese Tante hat etwas an sich, was mich total verunsichert. Sie ist recht nett und auch freundlich zu mir, aber ich habe das Gefühl beobachtet zu werden und in ihren Augen mich irgendwie beweisen zu müssen. Schwer zu beschreiben das Gefühl.
Auch in Arbeitssituationen gab es oft Menschen, in deren Gegenwart ich nicht das leisten konnte, was ich wollte. Meistens sind das Menschen die sich selbstsicher fühlen und in mir das kleine schüchterne Mädchen sehen, das ich auch oft bin.
Auch in Gruppen, in denen eine Person ist, die sich stark in den Mittelpunkt drängt, entziehe ich mich der Situation lieber. Ich komme mir klein vor und werde manchmal wütend, dass einer "aufdringlichen" Person auch noch so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. ich kann das dann selber nicht mit mir vereinbaren und habe keine Lust mehr auf die ganze Gruppe.
Quote: | Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen oder weiß Strategien, wie man das Abblocken weniger offensichtlich gestalten kann? |
Man kann es schon weniger offensichtlich gestalten. Indem man sich bewusst macht, dass man über andere denken darf wie man will. Man kann dann mit bestimmten Personen ab und zu unwichtigen Small Talk führen und sich dabei alles mögliche über die Person denken. manchmal muss man sich irgendwie arrangieren, damit man nicht vereinsamt.
Bin mir oft auch nicht sicher, ob ich mir dadurch nicht selbst untreu werde. Das ist ein großer Zwiespalt in mir.
Hast du Freunde, bei denen du dir sicher bist, dass du dich immer auf sie verlassen kannst?
lg
sonnewasser
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_________________ Menschen, die zu oft zwischen den Zeilen lesen, lernen sich selbst besser kennen |
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fontana
Helferlein
60
Wien W, 27
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Sat, 13.Jan.07, 18:02 Re: Angst vor "schlechten" Menschen |
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hallo sonnewasser,
danke für deine Antwort. Schön, dass du das Problem etwas nachvollziehen kannst. Ich bin auch ein sehr sensibler Mensch und lege großen Wert auf Ehrlichkeit. Falsches, gekünsteltes Verhalten kann ich ganz und gar nicht ausstehen. Denke mir fehlt etwas das Talent zur Schauspielerei, manchmal wär das wohl von Vorteil, doch ich kanns halt auch bei anderen nicht ausstehen, wenn ich merke, dass sie mir was vorspielen.
Quote: | Hast du Freunde, bei denen du dir sicher bist, dass du dich immer auf sie verlassen kannst? |
Zum Glück hab ich schon ein paar sehr gute Freunde, mit denen ich zum Teil schon seit der Grundschule befreundet bin. Bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass wir immer Freunde bleiben werden. Trotzdem - tu mir leichter wenn ich ganz unter meinen engsten Freunden bin. Wenn da z.B. Freunde von Freunden dabei sind, kanns schon vorkommen, dass ich mich etwas zurückziehe. Ärgere mich auch, wenn sich z.B. jemand in den Mittelpunkt stellt und meine Freunde dann das machen, was derjenige sagt. Ich will dann meistens genau das Gegenteil - und in solchen Situatition bin ich mir dann nicht mehr ganz sicher, ob ich mich auf meine Freunde verlassen kann....
Ja, meist sind das wohl Leute, die sich in den Mittelpunkt drängen und sich sehr selbstsicher fühlen, da denk ich dann auch, die entdecken jetzt wie unsicher ich bin etc. - andererseits seh ich ihre Selbstsicherheit auch oft als unecht und gekünstelt...
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Hasenfuss
Forums-InsiderIn
444
A Country near Germany M, 41
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Sun, 14.Jan.07, 17:51 Re: Angst vor "schlechten" Menschen |
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@all
Die meisten Menschen kümmern sich eigentl. nur um sich selbst, demzufolge sind die meisten negativen Bahnen, in denen sich ein and.Mensch bewegt, sein Problem.
Wird ihn betreffen, meinetwegen vor dem Richterstuhl im Jenseits.
Wenn ich mich nicht anstecken lassen will, dann steckt mich sowas auch nicht an.
Im Prinzip trägt aber jeder Mensch sowohl positives als auch negatives mit sich herum.
Erstaunt bin ich über die Selbsteinschätzung von euch beiden.
Dann seid ihr also so etwas wie Lichtwesen, die selbst kaum negatives denken und tun und trittsicher in der Lage sind, zu entscheiden welche Menschen gut und welche schlecht sind.
Sorry, für meine Ausdrucksweise, aber solche Selbsteinschätzungen können mitunter an der Rampe von Auschwitz enden.
Mit Urteilen über andere Menschen wäre ich doch sehr, sehr vorsichtig!
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_________________ Fusselhirn! |
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sonnewasser
[nicht mehr wegzudenken]
1265
Niederbayern W, 25
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Sun, 14.Jan.07, 19:47 Re: Angst vor "schlechten" Menschen |
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Na, Hasenfuss,
wo hab ich denn das geschrieben, dass ich kaum was negatives über andere Menschen denke und dass ich in der Lage bin zu entscheiden, wer gut und schlecht ist?
Es ging hier rein um das Gefühl, sich in Gesellschaft von bestimmten Menschen unwohl zu fühlen. Und darum, wie man eventuell damit umgehen könnte...
lg
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_________________ Menschen, die zu oft zwischen den Zeilen lesen, lernen sich selbst besser kennen |
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fontana
Helferlein
60
Wien W, 27
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Sun, 14.Jan.07, 22:02 Re: Angst vor "schlechten" Menschen |
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@Hasenfuss:
Es ist schon klar, dass das Problem wohl bei mir liegt - sonst hätte ich wohl nicht hier gepostet... Das mit "schlecht" hab ich ja unter Anführungsstrichen geschrieben und ich war darauf gefasst, dass es auf mich umgekehrt werden könnte.
Jeder Menscht trägt Negatives wie auch Positives mit sich herum. Ja. Bei manchen Leuten sehe ich das Negative dann wohl reflektiert und will es eigentlich lieber nicht sehen...
Quote: | Wenn ich mich nicht anstecken lassen will, dann steckt mich sowas auch nicht an. |
Leider befürchte ich aber genau das. Obwohl ich es nicht will.... Sehe aber auch, dass andere Leute das weniger an sich heran lassen - ohne viel drüber nachzudenken.
Hätte ich die Selbsteinschätung eines "Lichtwesens" wäre mir dieses Problem sicher auch fremd....
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fontana
Helferlein
60
Wien W, 27
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Sun, 14.Jan.07, 22:08 Re: Angst vor "schlechten" Menschen |
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Hasenfuss
Forums-InsiderIn
444
A Country near Germany M, 41
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Wed, 17.Jan.07, 0:14 Re: Angst vor "schlechten" Menschen |
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Hm, hoffe ich wiederhole mich nicht einfach nur.
Trägt ein Mensch eine negative Aura mit sich herum, dann ist er irgendwo zumindest mit dran schuld. Selbst schuld also.
Es gibt keine Religion oder Philosophie der Welt, die einen Menschen von einer derartigen Schuld befreien kann.
Psychotherapie kann dies so auch nicht, wobei sie ja selten gezielt das Thema Schuld angeht, da es auf dem Radarschirm der PsTh so nicht aufscheint, sondern nur als Folge.
Hat ein Mensch Pech gehabt, ist er in tragische Verwicklungen verstrickt, ach einfach die Tücke des Objektes. Ist er bemüht, aber schafft nix usw.
dann wird uns so ein Mensch auch nicht als negativ erscheinen, als tragisch, als traurig, vll verdient er unser Mitleid, aber nie als rein negativ.
Wir sehen also, wenn wir einen spürbar negativen Menschen vor uns haben, sollten wir in der Tat Abstand halten, aber schlussendlich muss dieser Mensch alleine mit seiner neg.Aura zurecht kommen.
Es ist eher selten ansteckend.
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_________________ Fusselhirn! |
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Nachtvogel
Forums-Gruftie
517
Ex-Norddeutsche:) W, 30
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Wed, 17.Jan.07, 0:51 Re: Angst vor "schlechten" Menschen |
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fontana wrote: | Manchmal ist es aber auch so, dass ich mit Leuten z.B. 2-3 Jahre befreundet bin und plötzlich kann ich ihre Gegenwart nicht mehr ertragen. Werde total unfreundlich und blocke so richtig ab. Ich glaub ich hab Angst, dass sie einen schlechten Einfluss auf mich haben. Einfach, dass sich ihre schlechte Ausstrahlung, Einstellung etc. auf mich überträgt. |
Nun ja, manche Menschen sind einem einfach von Anfang an unsympathisch, man kann sie einfach nicht leiden. Bei dir klingt das fuer mich allerdings eher nach einer Unsicherheit in dir selbst: Du gehst auf duennem Eis und hast angst, dass jemand anders das durch schlechte Einfluesse zerbricht. Du wuerdest dann wie ein Sack untergehen und ertrinken.
Oder - habe ich das richtig verstanden?
Wuerdest du das Weite suchen, wenn einer deiner Freunde aufgrund irgendeines Problemes plötzlich eine ueberaus negative Einstellung zu Dingen entwickelt und/oder zynisch wird? Oder wenn er/sie eine nahe Person verliert und dann eine zeitlang ständig vom Tod und Sterben redet?
Brichtst du dann den Kontakt ab, so hat das meiner Meinung nach wirklich mit Angst und Unsicherheit in dir selbst zu tun: Du bist von der Situation ueberfordert und hast angst, dass dein muehsam irgendwie aufrecht erhaltenes Gleichgewicht in sich zusammenstuerzt.
Was anderes wäre es, wenn du auf Lueger, Wichtigtuer, Betrueger und Leute, die dich ausnutzen, einfach keinen Bock hast. Wenn du einem Freund/einer Freundin aus Enttäuschung ueber ihr falsches Verhalten den Ruecken zeigst.
LG, Nachtvogel
P.S. (eine Erklärung, damit du mein Sackbeispiel nicht eventuell als Beleidigung sondern als Veranschaulichung auffasst):
Ich selbst leide unter Depressionen - schon eine längere Zeit. Mein Freund auch. Das Ganze tritt phasenweise auf und es ist auch mal passiert, dass wir uns ganz uebel gegenseitig runtergezogen haben. Zum Teil (wenn es mir gerade selbst nicht gut geht) fahre ich jetzt auch Vermeidungsstrategie, wenn mein Freund eine depressive Phase hat. Ich tröste ihn dann nicht, sondern suche das Weite. Reiner Selbstschutz. Wir können dann aber irgendwann anders darueber reden. Solche extremen Vermeidungsstrategien sind aber nicht "normal", sondern zeigen, dass mit einem selbst was nicht stimmt - in meinem Fall hängt es eindeutig mit meiner Depression zusammen.
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