Author |
Message |
neißer
sporadischer Gast
9
Bonn M, 29
|
Wed, 10.Jan.07, 23:35 Trotzreaktionen |
|
weiß nicht ob das hier her gehört:
ich kenne seit einem halben jahr einen menschen, der mir vor kurzem eine art bedienungsanleitung von sich gegeben hat, nachdem wir schon einige konflikte hatten und ich ratlos war. sie beschrieb folgendes:
sie handelt im privatleben meißt nur, wenn sie dazu gezwungen ist. z.b. entscheidet sie sich in beziehungssachen zwischen zwei männern nur dann für einen exklusiv, wenn sie dazu gezwungen wird. wenn sie weiß, dass sie gefahrlos beide haben kann, dann trifft sie keine entscheidung (all das unter der voraussetzung, dass auch die werbenden männer keine entscheidung treffen...). dazu schilderte sie folgende anekdote: als sie den purzelbaum rückwärts lernen sollte, hatt sie sich nicht getraut. je mehr man ihr zu- und aufgetragen hat, sie solle ihn erlernen, üben, desto mehr hat sie sich dagegen gesträubt. sie kann ihn bis heute nicht. ich weiß, das klingt ein wenig lächerlich. was sie wohl meint und ich versuche zu erklären, ist, je mehr sie zu etwas gedrängt wird, desto eher lehnt sie es ab. ihre trotzreaktionen, das sagt sie auch von sich selbst, sind sehr ausgeprägt. wenn einer der werbenden sie versucht davon zu überzeugen, wie schlecht ihre bezihung zu und mit dem anderen nicht sei, desto mehr handelt sie dagegen, d.h. bekennt sich zu eben dieser "kritisierten" beziehung. aus purem trotz. worum handelt es sich da, wie geht man damit am besten um? woran liegt so was?
|
|
|
|
|
Werbung |
|
Stöpsel2
Forums-Gruftie
917
Deutschland W, 35
|
Thu, 11.Jan.07, 0:11 Re: Trotzreaktionen |
|
Hallo neißer,
das ist ja schon mal was, wenn sie so gut über sich Bescheid weiß.
Ich denke, daß ist ja grade die Eigenschaft von Trotz, daß man sich nicht zu etwas drängen lassen will und deswegen eher das Gegenteil macht von dem, zu dem einen die anderen drängen. Nur im Prinzip schneidet man sich da teilweise ins eigene Fleisch. Denn das Gegenteil von dem, was andere wollen, muß noch lange nicht das sein, was man selbst will. Nur in so einer Trotzphase wird man das eher nicht so sehen und auch nicht entsprechenden Argumenten von anderen aufgeschlossen sein.
Aber wenn sie es prinzipiell so beschrieben hat, wird sie das vermutlich ja auch ein bißchen selbstkritisch sehen (kann mir nicht vorstellen, daß sie darunter nicht in der einen oder anderen Weise leidet). Ich denke, am besten läßt man sie daher in so einer Trotzphase in Ruhe. Je mehr man das tut, umso mehr wird sie sich selbstkritisch sehen können und sehen, ob sie vielleicht übers Ziel hinausschießt, so daß man dann wieder normal mit ihr reden kann. Wenn Du dagegen versuchst, Dich durchzusetzen, wirst Du sie nur noch mehr in die Trotzecke hineindrücken. So sehe ich es...
Und woher es kommt: Na ja, da dürfte wohl früher mal ziemlich viel über sie bestimmt worden sein, entgegen ihrem Willen...
|
|
|
|
|
neißer
sporadischer Gast
9
Bonn M, 29
|
Thu, 11.Jan.07, 12:21 Re: Trotzreaktionen |
|
inwiefern hat so ein verhalten mit einer schizoiden persönlichkeitsstörung zu tun?
|
|
|
|
|
Fliege
neu an Bord!
3
Wien W, 30
|
Wed, 21.Feb.07, 19:14 Re: Trotzreaktionen |
|
Hallo!
Habe das zufällig gelesen, und mir ist folgendes eingefallen. Es gibt ein wirklich geniales und lesenswertes Buch von Julia Onken mit dem Titel "Vatermänner". Ist nicht nur für Frauen interessant, sondern auch für Männer, die dann in Beziehungen mit den sogenannten "vergessenen" Töchtern zu tun haben. Es geht darum, dass ein Mädchen, das von seinem Vater nicht die bedingungslose Liebe bekommt, die es bräuchte, um ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen, Strategien entwickelt, um doch noch ein Stücken vom Kuchen abzukriegen. Da gibt es die Gefalltochter, die Leistungstochter und ..... die Trotztochter! Meine Freundin ist auch eine Trotztochter. Wenn ein Mädchen weder durch Leistung, noch durch Hübschsein oder sonstwas Aufmerksamkeit bekommt, wählt es die Trotzmethode. Wer provoziert, kann nicht übersehen werden. Für erwachsene Trotztöchter ist die Angst vor dem Nicht-Wahrgenommen-Werden vom anderen Geschlecht so gross, dass sie den Widerstand brauchen, er gibt ihnen das Gefühl, etwas wert zu sein. Ist diese Frau auch Frauen gegenüber so trotzig? Was hat sie für eine Vaterbeziehung? Das muss nicht gleich eine krankhafte Störung sein. Das Buch ist amüsant, sehr erleuchtend und gerade für Männer, die mit Frauen so um die 30 zu tun haben, sehr lesenswert, weil sie ja die Vatergeschichte meist ausbaden müssen.
Lg, Fliege
|
|
|
|
|
Werbung |
|
vallée
Forums-Gruftie
514
Wolkenkuckucksheim W, 27
|
Thu, 22.Feb.07, 11:23 Re: Trotzreaktionen |
|
neißer wrote: | inwiefern hat so ein verhalten mit einer schizoiden persönlichkeitsstörung zu tun? |
Es könnte in sofern etwas damit zu tun haben, weil dieser Trotz ja eine massive Abwehr von Beeinflussung und Vereinnahmung ist. Und das sind die Grundängste von schizoid strukturierten Menschen.
Was Fliege schreibt habe ich auch mal gelesen über sog. Vätertöchter. Klingt auch einleuchtend, aber im Falle eines schizoiden Menschen wäre es ja etwas ganz anderes. Was genau die Ursache ist sollte man dann sicher im Einzelfall klären.
Zumal, so weit ich das überblicke trotzige Leistungsverweigerung auch mit passiv-aggresiven Menschen in Verbindung steht.
|
|
|
|
|
|
|