Zwang... Mitesser (Pickel) ausdrücken

sporadischer Gast 6 Deutschland W, 21

Hallo,

ich leide schon lange an einem Zwang, den ich bisher ziemlich gut verstecken konnte.
Das ganze hat angefangen, als ich so 13/14 Jahre alt war und die ersten Mitesser und Pickel bekommen habe. Die habe ich dann ausgedrückt. Irgendwie war es immer ein befriedigendes Gefühl und die Hoffnung, mich zu "verschönern". Naja, das ist dann einige Jahre so weiter gegangen und ich habe mir immer wieder den Vorsatz genommen, damit aufzuhören. Ich glaube, damals habe ich so 30 Min bis 2 Stunden am Tag damit verbracht. Und ich habe es nie geschafft, aufzuhören und wurde immer frustrierter.
Ich habe auch nie darüber geredet, weil es mir so peinlich war. Und es halt unter einer Schicht Make-up zu verstecken versucht.

Ich glaube, ich habe erst vor einem halben Jahr oder so begriffen, dass das ein Zwang ist, als ich irgendwo im Internet was nachgelesen habe. Mittlerweile bin ich 21 Jahre alt und studiere. Mir passiert es auch immer wieder, dass ich deutlich über die 2 Stunden hinausschieße. Wenn ich alleine zu Hause bin, können es schon auch mal 4 Stunden oder so werden. Und es bleibt auch nicht mehr bei Mitessern im Gesicht sondern es betrifft jetzt auch den Oberkörper und meine Arme. Und mit der Zeit gibt das ja schon auch Narben.

Ich weiß, dass das für Betroffene ein unangenehmes Thema ist, aber hat jemand von euch ähnliche Zwänge? wie geht ihr damit um?

Liebe Grüße,
Eilantha

Helferlein 103 W

also ich hör jetzt zum ersten mal, dass das "offiziell" unter "zwang" fällt und bin verblüfft. ich habe, denke ich, nämlich dasselbe problem. nur nicht so stark. ich verbringe damit nicht stunden.

aber seit etlichen jahren verspüre ich tatsächlich diesen zwang, ich will sogar was finden. klingt ziemlich doof und ist mir auch peinlich, wenn ich nicht darüber anonym schreiben könnte.

ich dachte nur, es sei so eine angewohnheit.

naja, wie gehe ich damit um? also so schlimm wie bei dir ist es bei mir nicht. richtig abstellen konnte ich es noch nie. ich weiß, dass es durch rumdrücken nur schlimmer wird. mit diesem hintergedanken versuche ich, mich davon abzuhalten, rumzudrücken.

und durch pflege versuche ich, dass nicht erst etwas entsteht, was zum drücken verführt. also peeling z.b.

sporadischer Gast 6 Deutschland W, 21

Hi zetzone,

du ich glaube der Übergang von normalem Verhalten zu Zwang ist fließend. Ich glaube auch nicht mehr, dass es Menschen gibt, die ganz ohne "Abhängigkeiten" irgendeiner Art leben. Von daher glaube ich, ist es schon in Ordnung, Mitesser oder Pickel auszudrücken, so lange sich das im Rahmen hält (was es ja bei mir nicht tut)

Ich habe gerade nachgelesen, ein Kriterium für eine Zwangsstörung ist:
"Die Zwangssymptome müssen sich in zutiefst unangenehmer Weise wiederholen."

Für mich tut es erst mal gut, das als einen Zwang zu identifizieren... dadurch wird es aber erst mal nicht besser.

Liebe Grüße,
Eilantha

[nicht mehr wegzudenken] 1265 Niederbayern W, 25

Hallo ihr,

ich habe mir auch noch keine Gedanken darüber gemacht, dass das ein Zwang sein könnte. Aber wenn ich so überlege... bei mir ist das auch sehr schlimm. Ich suche regelrecht nach etwas dass ich ausdrücken oder aufkratzen kann. Seit längerer Zeit kratze ich Unebeneheiten auf meiner Kopfhaut auf, so dass es beim kämmen oder Haare waschen richtig weh tut, aber es ist wie ein Zwang.
Ist zwar nicht das gleiche wie Pickel ausdrücken, aber auch sonst kratze ich an Wunden oder Pickeln oder sonstigem immer herum, so dass alles ewig braucht zu verheilen.
Woher kommt so was?

Helferlein 140 Bayern W, 29

Ich glaube, ich kenne das auch. Ich drücke z.B. bei meinem Partner ständig an Pickeln und Mitessern herum. Das geht zeitweise soweit, daß ich nicht neben ihm liegen oder sitzen kann, ohne in seinem Gesicht auf seinem Rücken nach etwas zu suchen. Ich würde schon sagen, daß das in irgendeiner Form ein Zwang ist, denn ich kann mich kaum dagegen wehren.

Und dann habe ich da noch das Problem ständig auf meinen Lippen herumzukauen oder Haut mit den Fingern abzureissen. Das geht meistens solange, bis es blutet. Ich mache das völlig unbewußt und gehe anderen Leuten damit ziemlich auf den Geist.

Beides mache ich glaube ich schon seit fast 15 Jahren....

Würde mich auch interessieren, ob solche "Angewohnheiten" irgendwas bedeuten, woher sie kommen...

Alles Gute Euch,
Ameise

Helferlein 103 W

ach ja, bei mir geht das ja auch noch weiter.

auch ich beiße mir die lippen auf und reiße haut ab.
ich zwicke an meinen fingernägeln rum. allerdings bin ich kein nägelkauer und es sind schon noch welche dran.
wunden und eben auch pickel können nicht schnell verheilen, weil ich sie immer wieder aufreiße.

es ist oft so, dass sich meine aufmerksamkeit verlagert. dann heilt manches gut ab, währenddessen ich es allerdings wieder auf anderes "abgesehen" habe.

und das mit dem pickeln beim partner kenne ich auch.

vielleicht braucht man eine beschäftigung? ich hab ja schon mal überlegt, ob ich vielleicht zu wenig mit den fingern "tätig" bin??? Rolling Eyes

oder vielleicht ist es eine art aggressionsabbau? hm Question

[nicht mehr wegzudenken] 1265 Niederbayern W, 25

Oh ja, auf der Lippe herumbeißen kenne ich auch.
Und was ich noch mache ist, ich schneide mir die Fingernägel ganz kurz und schneide sogar dieses Häutchen weg, dass hinten am Nagel als Schutz da ist. Oft weiß ich gar nicht mehr, was ich noch wegschneiden könnte, oder wo ich noch was wegkratzen könnte am Körper, dann werden ein paar Stellen noch mehr gekratzt.
Komisch ist, ich stehe echt nicht auf Schmerzen. Ich mache das auch nicht, um mich zu spüren oder so. Ich kann es einfach nicht lassen und wenn es dann am nächsten Tag weh tut regt es mich auf, dass ich nicht alles in Ruhe lassen kann.

Helferlein 146 Bayern W, 25

Man, hier gibts ja einige.
Ich hab sowas bei mir auch noch nicht als Zwang gesehen...
Meinem Freund streichle ich gern den Rücken - und suche danach nach Pickeln zum wegzuppeln.
Auf meinen Lippen und innen in den Backen kau ich auch rum, vermehrt wenn ich Streß habe.
Was mich nervt: ich fahre mit den Fingern zwischen den Haaren auf der Kopfhaut rum und suche nach was zum wegkratzen. Das selbe mache ich auf meinen Schultern und das ganze während der Arbeit. Es ist mir schon peinlich aber selbst wenn ich es merke kann ich nicht aufhören...

[nicht mehr wegzudenken] 1265 Niederbayern W, 25

Hallo blue moon,

hey du, ich mache das auch mit der Kopfhaut. Ständig suche ich nach Stellen um sie aufzukratzen. Das peinliche daran ist, dass dann so Schüppchen entstehen und man die sieht. Das sieht dann aus, als hätt ich echt voll die Schuppen, dabei kratz ich nur immer dort rum.
Hast du ne Ahnung, warum wir das machen?

Helferlein 146 Bayern W, 25

Ne also ne Ahnung hab ich nicht.
Es gibt auch ganze Zeiten wo ich nichts in der Richtung mache, aber einmal angefangen lässt es sich so schwer aufhören.
Vielleicht denke ich das nächste mal wenn ich mich dabei ertappe mal drüber nach, WAS für ne Situation gerade ist daß ich das mache. Aber ob ich deswegen damit aufhören kann?
Wohl eher nicht, das mit den Lippen und Backen kauen weiß ich zumindest daß ich das mache wenn mich was beschäftigt. Ich merke es auch wenn ich das tue aber alle guten Vorsätze bringen nix, ich mach weiter, bis das Problem gelöst ist oder mich nicht mehr beschäftigt, dann hört es von selbst wieder auf.

sporadischer Gast 24 Hamburg W, 23

Hallo zusammen!
Das ist echt crazy! das es hier Menschen gibt, die das gleiche tun wie ich auch. Ich kenne es nur zu gut alles ausdrücken und aufkratzen zu wollen. Und auch ich empfinde es bei mir als zwanghaft, da ich auch nicht damit aufhören kann, selbst dann nicht, wenn ich es mir bewusst mache.
Ich habe am ganzen Körper kleine rote Stellen und Narben. Die Bereiche am Körper verändern sich aber immer. Vor ca. einem Jahr waren es die Unterschenkel(deshalb konnte ich kein kurzen Sachen tragen) und die Unterarme. Heute müssen meine Oberschenkel, Dekolte und vor allem meine Kopfhaut drunter leiden. Ganz besonders schlimm ist es mit der Kopfhaut, die immer so sehr brennt, wenn ich meine Haare kämme oder dusche. Auch meine Lippen sind betroffen, deren Haut ich regelmäßig abreiße.
Ich mein, ich weiß, dass es einen psychologischen Grund dafür gibt, habe aber noch nie wirklich darüber nachgedacht. Und es ist schon komisch, dass es so viele Menschen gibt, die genau die gleichen Verhaltensweisen aufzeigen.
Gruß

[nicht mehr wegzudenken] 1265 Niederbayern W, 25

Willkommen im Club, wild bird!
Echt krass, wie viele das machen. Mich wundert das mit der Kopfhaut kratzen, ich dachte sowas kann nur ich machen, sonst kommt keiner auf so ne Idee.
Ich hab früher immer im Gesicht alles weggekratzt. Irgendwann hab ichs gelassen, weil ich immer Pickel und Narben im Gesicht hatte. Dafür hab ich dann sogar an meinem Po immer rumgekratzt, weil ich dachte da sieht es keiner. Das war mir dann peinlich vor meinem Freund und dann fing ich mit der Kopfhaut an. Ich glaube, wenn ich mir ne Glatze schneiden würde, sähe das schrecklich aus.

@wild bird,
bei mir brennt die Kopfhaut auch immer beim kämmen oder bei heißem Wasser. Dann reg ich mich immer auf, dass ich das kratzen nicht lassen kann.

Forums-InsiderIn 151 Hamburg W, 21

Also, das mit den Pickeln und Mitessern aufkratzen kenne ich auch. Gut es dauert nicht unbedingt zwei Stunden aber so eine halbe kann schonmal daraus werden. Nicht das so viel zum wegkratzen da wäre, wie schon gesagt... Man sucht nach etwas. Ich finde das jetzt nicht besonders schlimm. das wurde mir irgendwie so "beigebracht" weil ich schon in der 4. Klasse Pickel bekam (eher unnormal).

zetzone wrote:

ich beiße mir die lippen auf und reiße haut ab.
ich zwicke an meinen fingernägeln rum.

Das mit den Lippen sehe ich bei mir schon eher als Zwang. Ich kann auch damit aufhören, aber dazu muss es mir schon ziemlich gut gehen (Urlaub zB). Meistens sehen meine Lippen echt schlimm aus, blutig unappetitlich. Ich kratze halt auch ständig mit den Fingernägeln dran rum, was natürlich entzündungen verursacht. Guter Tipp ist allerdings Bepanthene, über Nacht einwirken lassen, dann ist es am nächsten morgen nurnoch halb so schlimm.
Nervt andere Leute wahrscheinlich mehr als mich. Auch das mit den Naglehäutchen pulen. tut immer ultra weh, verheilt echt langsam und sieht scheisse (sry) aus.

Sind alles Zeichen von verlegenheit und Unsicherheit, wie ich das abstellen kann- keine Ahnung. Gegen das pulen an den Fingernägeln habe ich mir mal so einen Stachelball aus der Apotheke geholt, weil ich manchmal einfach nur den Schmerz brauche. Hilft aber auch nicht immer.

Wenn es andere nervt, ist es mir trotzdem egal, meine Mutter hat immer gemeckert, wenn sie irgendwas bemerkt hat. Ist halt mein Spleen, gibt schlimmeres. Leider
Rolling Eyes

sporadischer Gast 6 Deutschland W, 21

Hi ihr alle,

da finden sich ja doch ein paar Leute zusammen... wenn ich so durch die Stadt laufe, sehe ich immer wieder auch andere Leute, die ähnliches mit ihrer Haut anstellen.
Manchmal frage ich mich deshalb schon, warum nicht mehr darüber gesprochen wird. Vielleicht ist das Thema einfach für Betroffene zu peinlich (?) Mir ging es jedenfalls so. Ich habe sogar einige Sitzungen bei meiner Therapeutin gebraucht, um das ansprechen zu können.

Die große Frage nach dem WARUM. Mir ist das ganze noch viel zu schleierhaft. Für mich ist es schon ein Stück weit Stressabbau. Dann ist noch irgend eine Faszination dabei, glatte und reine Haut zu haben. Für mich persönlich geht es auch darum, dass da etwas "raus" kommt. Das sind einfach so Gedanken dazu. Aber so wirklich genau bekomme ich es noch nicht definiert.

@Beavis: meine Eltern wissen das auch. Aber nur sehr begrenzt. Manchmal sieht man es halt sehr deutlich. Wenn die das aber ansprechen, dann geschieht das auf eine Art und Weise, dass ich sofort danach bei der nächsten Möglichkeit wieder vor dem Spiegel lande... also es triggert mich dann ganz schön in dieser Hinsicht. Was meine Eltern nicht wissen ist, was für ein Problem das tatsächlich für mich darstellt und welches Ausmaß das hat.

Liebe Grüße,
Eilantha

Forums-InsiderIn 151 Hamburg W, 21

Also meine Therapeutin hat das gleich in den ersten Sitzungen angesprochen. Bei mirg ging es aber auch noch um die Problematik SVV. Das hängt wahrscheinlich irgendwie bei mir zusammen. Ich glaube auch nicht, das ich mir das "nrvöse gezupfe und gepule" abgewöhnen kann. Na ja, es ist halt auffällig, wenn man bei jeder Gelegenheit auf seinen Hände starrt oder Gedankenverlohren Haut von der Lippe abzieht.
Glatte Haut- oh ja, ich glaube, wenn man vom "ausdrücken" so fasziniert wird das ein Traum bleiben (Narbenbildung). Gibt ja aber auch so Hautärztliche Peelings, wenn es ganz schlimm wird.
Wahrscheinlich ist es garnicht so schlimm mit unserer "unreinen Haut", weil ausser uns das niemand sieht.
Also, sobald ich irgendwo helleres Licht und einen Spiegel habe kontrolliere ich aber auch die Poren...

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