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kleineMaus
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Post Wed, 03.Jan.07, 17:43      Alzheimer - wie gehe ich mit ihr um? Reply with quoteBack to top

vor 2 jahren wurde bei meiner oma alzheimer diagnostiziert, danach ging es ganz schnell. innerhalb weniger monate wurde sie immer vergesslicher, konfuser, dann ist sie auch noch gestürzt, hatte einen steißbeinbruch, wurde bettlägrig und war praktisch von heute auf morgen nicht mehr anwesend.
ich habe sie in dieser zeit häufig besucht, habe mit meiner mutter zusammen die pflege übernommen, weil sich mein opa (der tyrann der familie) gegen eine pflegerin gestellt hat. alles personal, was meine mutter organisiert hat damit sie gepflegt wird, hat er wieder hinausgeschmissen.
meine oma ist binnen kürzester zeit stark abgemagert, wollte nicht mehr trinken geschweige denn essen und ist innerlich irgendwie gestorben.

ich hatte von anfang an ein großes problem mit dieser krankheit, weil ich nicht wusste, wie ich mit ihr umgehen sollte.
ich habe ab und zu noch gemerkt, dass sie helle momente hatte, wo sie mich erkannt hat, wenige wochen später hat sie nichtmal mehr mich erkannt und zu mir 'guten tag junge frau' gesagt.
wieder wenige wochen später war es dann ganz vorbei, sie ist nur noch lächelnd dagesessen und hat nichts mehr gehört, von dem was man zu ihr gesagt hat.
inzwischen ist sie in einem alzheimerpflegezentrum, wo sie wohl bleiben wird, bis sie stirbt.
und das ist nun mein problem: ich schaffe es nicht, sie zu besuchen.
für mich ist meine oma, die ich kannte, schon lange gestorben. nun ist da nur mehr ein körper, eine hülle, die immer mehr verfällt und äußerlich gar nichts mehr mit der frau zu tun hat, die ich kannte.
sie ist dünn geworden, blass, ihre augen glänzen nicht mehr, sie reagiert nicht mehr.
selten habe ich sie bisher besucht, jedesmal bin ich mit tränen in den augen sehr schnell wieder geflohen.
die pfleger gehen sehr lieb mit ihr um, die haben da schon übung. aber ich schaffe das nicht.
meine mutter hat gesagt, ich soll doch mal hingehen und mit ihr mittagessen oder so, das würde dann so aussehen, dass ich sie füttere. ich schaffe das nicht! ich kann es einfach nicht! das ist meine oma, eine einst sehr stolze frau. und nun liegt sie nur noch da...
letztes mal habe ich ihr blumen gebracht, knall rot, ihre lieblingsfarbe. sie hat mich nichtmal bemerkt.
ich hab ihr, ich weiß nicht was ich mir dabei dachte, selbstgebackene sachertorte mit schlagobers gebracht, die sie immer so geliebt hat. die pfleger sagten mir, sie wird es nicht essen können weil sie nicht mehr kauen kann. dann hab ich die torte dem heim gestiftet, damit sich vielleicht andere alzheimer patienten noch daran erfreuen können.
ich war sehr niedergeschlagen beim heimweg.

sie ist meine letzte oma, ich habe sie so geliebt, sie war wirklich eine zauberhafte oma!
aber sie ist nicht mehr da.
aber irgendwas sagt mir doch: sie ist noch da, zumindest ihr körper. und ich sollte es doch irgendwie schaffen, sie ab und zu zu besuchen.
aber ich schaffe es nicht.
nun liegt sie da in einem heim, wird vom fremden gepflegt, sie wird bald sterben und ich bin nicht bei ihr.
ich bringe es nicht fertig.

hat vielleicht jemand einen rat für mich?
ich will mir nicht den rest meines lebens vorwerfen müssen, du hast sie sterben lassen in diesem heim und du warst nicht bei ihr, du hast sie nichtmal besucht!

ich bin ratlos und traurig.. Sad
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argu
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Post Wed, 03.Jan.07, 21:26      Re: Alzheimer - wie gehe ich mit ihr um? Reply with quoteBack to top

Vielleicht könntest du dir bei einer Organisation Rat und Hilfe holen, die sich mit Alzheimer beschäftigt? Die kennen dein Problem sicher auch. Bin überzeugt, dass du nicht allein damit bist, sondern dass es vielen, wenn nicht den meisten Angehörigen ähnlich ergeht wie dir.
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Mouchette
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Post Thu, 04.Jan.07, 9:53      Re: Alzheimer - wie gehe ich mit ihr um? Reply with quoteBack to top

Liebe kleine Maus

Sie ist noch da, deine Oma, und nicht nur körperlich. Es hat sich nur die ganze Basis verändert, z. B. die Basis wie man miteinander kommuniziert, weil man ja auf die kleinsten Regungen reagieren muss. Ich kann dir nur sagen, dass bei Alzheimer-Patienten der Körperkontakt wieder extrem wichtig wird als Kommunikationsgrundlage.

Deine Bemühungen mit deiner Oma sind echt total nett (Lieblingstorte,...)und ich verstehe wie extrem schwierig der Umgang ist. Die Angehörigen sehen sich binnen kürzester Zeit mit ihrer eigenen Hilflosigkeit konfrontiert. Du darfst dir aber keine Vorwürfe machen, die Krankheit muss realistisch gesehen werden. Es ist nunmal so verdammt schwierig sie zu besuchen, da kann ich dich verstehen.

Es gibt einige Einrichtungen, die Angehörige in solchen Situationen beraten, in Wien gibts auch Selbsthilfegruppen für Angehörige oder psychosoziale Beratungsstellen. Dort kann man sich austauschen und das hilft schon mal enorm. Ein Tipp ist auch der Verein MAS, der sich genau um diese Probleme kümmert: http://www.mas.or.at/

Ich wünsch dir viel Kraft und drück deine Oma ganz fest.

_________________
Schöne Grüße
Mouchette
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mocdada
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Post Wed, 27.Jun.07, 20:35      Altersdemenz oder Alzheimer? Reply with quoteBack to top

Hallo!
Bin neu in diesem Forum und habe eine Frage.
Wie bringt man einen Elternteil dazu sich ärztlich untersuchen zu lassen um festzustellen ob derjenige an Demenz oder an Alzheimer leidet?
Es geht primär um meinen Vater. Er wird heuer im Oktober 76 Jahre alt und leidet zunehmend unter Ausfallerscheinungen. Ein Beispiel: Er macht mit der Zugehfrau aus dass sie am Montag kommen soll und am Montag lässt er sie nicht in die Wohnung weil er nach seiner Meinung diesen Termin nicht ausgemacht hat. Weiters legt er wichtige Briefe von Banken und Versicherungen einfach irgendwo hin und vergisst sie. Meiner Mutter geht es zwar etwas besser, aber sie gleicht sich immer mehr dem Vater an. Beiden interessiert eigentlich gar nichts mehr. Keine Hobbys, keine Bewegung, am liebsten würden sie den ganzen Tag im Bett liegen.
Ich wohne in Oberösterreich und meine Eltern in der Steiermark. Mein Bruder wohnt 10 Minuten von ihnen entfernt und hält mich auf dem laufenden. Er sagt, dass es von Tag zu Tag schlechter wird mit den Eltern. Obwohl sie auch manchmal gute Tage haben.
Wir möchten unsere Eltern in kein Heim geben denn wir denken dass das ein schnelles Ende für sie wäre. Wir können aber auch nicht zusehen und alles seinen Lauf nehmen lassen. Habe nun gelesen dass es Medikamente gibt die die Demenz hinauszögern können. Aber dazu müssten wir erst einmal eine Diagnose haben. Aber wie kommen wir dazu?
Spricht man Vater auf seine Vergesslichkeit an, wird er aggressiv und sagt er sei ja nicht blöd.
Wir können ja nicht sagen:"Du leidest an Demenz." Wie bringen wir ihn und vielleicht auch sie zum Arzt? Haben wir als Kinder überhaupt die Möglichkeit und das Recht dazu? Wie argumentieren wir? Wir wollen keinen Streit und keinen Zwang. Und wir wollen ihnen so lange es geht soviel wie möglich Selbständigkeit erhalten.
Ich hoffe, irgendwer von Euch hat eine Antwort auf meine Fragen. Jetzt schon ein herzliches Dankeschön.
Mocdada
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