Angst vorm Tod - nicht wg. Tod sondern wg. Wohnung

sporadischer Gast 8 NRW W, 25

Guten morgen!

Hm, ich habe da ein Problem, über das ich so noch nie gesprochen habe, weil ich mich in der Beziehung wirklich irgenwie für ziemlich verrückt halte und mich dafür auch irgendwie schäme.

Ich habe Angst vorm Tod. Aber eigentlich nicht wirklich vor dem Tod selbst, bzw. das wäre ein ein anderes Thema, sondern ich habe Angst davor, dass wenn ich sterben würde jemand meine Wohnung ausräumt z.B. Familie. Nicht, weil ich an der Wohnung hänge, sondern weil ich Angst habe, dass dann jemand sieht, wie ich bin.

Als Beispiel meine Tagebücher. Habe sie jetzt alle verbrannt, weil sie nie jemand anderes lesen darf. Meine Therapiebilder. Oder wenn ich an einen unaufgeräumten Schrank denke, dann gehe ich durch die Welt und denke die ganze Zeit, heute darfst Du auf keinen Fall Tod umfallen, das musst Du erst noch in Ordnung bringen. Ich weiß, es klingt vermutlich ziemlich lächerlich, weil eigentlich kann es mir dann ja auch wirklich Wurst sein.

Ich stehe deswegen auf jeden Fall ständig unter Druck, weil bei mir nicht immer alles 1 A aufgeräumt ist, so wie es für mich in Ordnung wäre. Gut, ich bin nicht alt, ich bin nicht krank, die Wahrscheinlichkeit ist jetzt auch nicht besonders hoch, dass ich von einer Minute auf die andere Tod umfallen könnte, aber... vielleicht kommen diese Bedenken so ein bisschen daher, weil ich ja weiß, wie schlecht ich mein ganzes Leben mit mir umgegangen bin und mein Körper mir langsam seine Grenzen zeigt.
Ich weiß es auch nicht.

Mich würde sehr interessieren, ob das jemand kennt?

Liebe Grüße
Irgendwie_was

Forums-InsiderIn 317 München M, 41

Ja, diese Gedanken kenne ich auch.

Meine Wohnung ist zeitweise sehr unaufgeräumt (momentan glücklicherweise nicht, aber es kommt häufig vor), und dann denke ich auch oft: "Wenn ich heute sterben würde, würden alle sehen, wie schrecklich unordentlich ich gewesen war."

Dabei könnte es mir wirklich egal sein, was man nach meinem Tod über mich denkt.

sporadischer Gast 8 NRW W, 25

Hallo Nick Shadow,

Ja, eigentlich kann es doch wirklich egal sein. Aber nur bei dem Gedanken bekomme ich Bauchschmerzen.

Ich muss irgendwie versuchen, immer alles in Ordnung und sauber zu halten. Ich mag die Ordnung ja auch sehr gerne, dann fühle ich mich ja auch wohler, als wenn es unaufgeräumt ist, aber ich habe auch so ein wenig das Gefühl, dass ich den ganzen Tag am ackern bin, damit alles in Ordnung ist, wenn ich mich aus dem Leben verabschiede. Wenn ich dann was mache, was mir Spaß macht und irgendwas nich in Ordnung ist, dann muss ich immer nur daran denken, das ist schon ganz schön anstrengend.

Hast Du jetzt einen Großputz gestartet oder hast Du einen Plan, wann Du was machst, damit es ordentlich ist?

Forums-InsiderIn 317 München M, 41

Hallo irgendwie_was,

eigentlich bin ich ein Vollblut-Chaot (zumindest, was die Unordnung in meiner Wohnung anbetrifft).

Ich bin eigentlich nur deshalb momentan ordentlich geworden, weil ich vor kurzem eine neue Partnerschaft eingegangen bin und ich deshalb nun mit Besuchen rechnen muss. Da es mir furchtbar peinlich ist, wenn jemand mein übliches Durcheinander zu sehen bekommt habe ich vor einigen Wochen eine Großputz- und Aufräumaktion gestartet. Diese hat immerhin über drei Tage gedauert.

Normalerweise würde meine Wohnung dennoch nach und nach wieder im Chaos versinken. Da ich aber neuerdings regelmäßig besucht werde, bin ich weiterhin zu wiederkehrenden Putzaktionen gezwungen...

Ich stelle sogar frische Blumen auf - kaum zu glauben... Leider habe ich keinen grünen Daumen - meine frisch gekaufte Topfpflanze hat in Rekordzeit alle Blätter abgeworfen...

[nicht mehr wegzudenken] 1030 münchen W, 35

Nick Shadow wrote:

Hallo irgendwie_was,

eigentlich bin ich ein Vollblut-Chaot (zumindest, was die Unordnung in meiner Wohnung anbetrifft).

geht mir ähnlich.. Smile

).

ich müsste mal ein Testament machen wo festgelegt wird welche Personen sich meiner Modellpferde und Bücher annehmen sollen, wer sich raussuchen will was brauchbar ist/Erinnerungswert hat , der Rest kann nach meinem Ableben ungesehen auf den Sperrmüll.

Eigentlich wissen alle Leute die mich näher kennen, daß ich unordentlich bin. Da wäre also keinerlei Ruf zu verlieren. Haha...

irgendwie_was, ist Dir allen ernstes Dein "guter Ruf" wichtiger als das was nach Deinem Tod mit DIR passiert?

Ich persönlich wäre viel zu faul um nur für so etwas überflüssiges wie einen "guten Ruf" den ganzen Tag zu putzen. Wenn sie nach meinem Tod als einzige positive Eigenschaft von mir sagen würden "ihre Wohnung war super geputzt " Confused

Gibts in Deinem Leben nicht auch weniger "oberflächliche" Kriterien warum Du bei anderen Menschen in guter Erinnerung bleiben würdest? Oder identifizierst Du Dich hauptsächlich darüber daß Deine Wohnung keimfrei ist? Was gibt es in Deinem Leben denn sonst wichtiges?

Liebe grüsse,

Petra

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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