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brutus78
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Post Fri, 15.Dec.06, 9:50      abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich hoffe, dass ich das ganze Durcheinander in meinem Kopf einigermaßen verständlich erklären kann und vielleicht kann mir ja auch jemand hier einen guten Rat geben – ich selber blicke momentan nicht mehr durch meinen eigenen Kopf und meine Gedanken durch.
Vor einem Jahr lernte ich meine Lebensgefährtin kennen. Ich lernte sie damals in einem Kreis von Bekannten aus dem Sportstudio, welche sich Rotlichtmilieu bewegen kennen. Sie selber arbeitete gelegentlich auch in diesem Bereich und jobbte früher gelegentlich als Modell für angehende Fotographen. Sie hatte einen sehr großen männlichen Bekanntenkreis und ging mit diesen auch sehr locker um, von verschiedener Seite machte man mir gegenüber immer mal wieder versteckte Anspielungen, mit wie vielen sie schon „unterwegs“ gewesen sei. All dies störte mich in keiner Weise, da ich auf Frauen stehe, die in dieser Beziehung „locker“ sind. Frauen, die wissen, was sie wollen, zu ihrer Lust und Leidenschaft stehen, sich ihrer Reize bewusst sind und dies alles mit Selbstbewusstsein ausleben, faszinieren mich. Insofern gefiel mir dieses Bild, welches ich von ihr hatte.
Nachdem wir uns kennenlernten hörte sie mit ihrer Arbeit auf. Ich unterstützte sie dabei, obwohl ich es sexuell sehr anregend gefunden hätte, wenn sie weiter gearbeitet hätte – aber nur, wenn es ihr auch Spaß gemacht hätte. Sie war der Meinung, dass es mit einer Beziehung nicht vereinbar gewesen wäre. Grundsätzlich ist dies ja sicher auch die moralisch anständigere Sichtweise – nur macht es mich eben an, wenn ich mir vorstelle, dass meine Frau auch andere Männer anregend findet und mit diesen vielleicht sogar ihre Lust auslebt (klingt sicher etwas abartig – ist aber eben so).
Immer wenn wir miteinander schlafen stelle ich mir vor, wie sie etwas mit anderen macht und diese Fantasie macht mich wahnsinnig an. Vor einiger Zeit offenbarte ich ihr nun diese Fantasie. Es gab eine riesige Diskussion.
Auch an anderer Stelle wurde immer wieder deutlich, dass wir beide sexuell sehr unterschiedlich denken. Zwar ist sie im Sexuellen unter uns nicht prüde – hat aber sehr festgelegte Ansichten im Allgemeinen dazu. So ist alles, was etwas von der Norm abweicht sofort pervers, abartig und die so Denkenden gehörten, wenn sie es entscheiden könnte, weggeschlossen oder anders beseitigt.
In unseren Gesprächen wird immer wieder deutlich, dass wir in dieser Beziehung zwei verschiedene Sprachen sprechen. Es ist ja nun nicht so, dass ich sie von etwas überzeugen oder überreden möchte – wenn, dann sollte sie von sich aus (und nicht mir zum Gefallen) auf andere Spielarten Spaß und echte Leidenschaft haben.
Es wäre ja schon schön, wenn man sich diesem Thema offen und unvoreingenommen im Gespräch oder im Fantasieren nähern könnte. Nur sehe ich schon am strengen Tonfall und der Wortwahl, dass wir da völlig verschiedene Sprachen sprechen. Ihre Ansichten und moralischen Bewertungen auch ihres eigenen Verhaltens und Selbstbildes sind derart hoch und streng, dass es auf mich regelrecht abtörnend wirkt. Ich komme mir dann vor, als läge ich nicht neben einer heißen sexy Frau (was sie eigentlich wirklich ist), sondern neben einer strengen Ministerin für Moral und Anstand.
Ich weiß nun auch nicht mehr, was ich machen kann. Natürlich will ich sie nicht überreden oder überzeugen. Es wäre nur eben sehr schön, wenn man sich offen und langsam auf der Spielwiese der sexuellen Fantasie gemeinsam tummeln könnte – nur wie? Kann oder darf ich versuchen, sie zu einer offeneren Denkart – wenigstens in der Fantasie – zu bewegen? Wie kann man dies machen, ohne das Thema ständig zu zerreden? Kann man dies überhaupt schaffen?
Ich weiß es nicht. Ich will aber auch nicht resignieren, weil ich glaube, dass sich sexuelle Fantasien nicht im Kopf vergraben lassen. Ich weiß es nicht, weiß nicht, was ich tun kann, tun darf, tun sollte!

Lieben Gruß
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vita
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Post Fri, 15.Dec.06, 10:14      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich glaube, dass deine Freundin nicht die Frau verkörpert, die du dir in deiner Fantasie vorgestellt hast.

Was mir auffällt, zumindest hört es sich so an, ist, dass du eigentlich gar nicht mit deiner Freundin sexuell zusammen bist, sondern in deiner Gedankenwelt ist sie mit einem anderen zusammen und du bist Zuschauer.

Nun gibt es in unserer sexuell recht freien Welt tatsächlich die Möglichkeit, als Zuschauer zu fungieren mit Menschen, die das ebenfalls toll finden - ein Weg, den dir ja keiner versperrt.

Jedoch habe ich den Eindruck, dass du deine Freundin dazu nötigen möchtest, ein Werkzeug deiner Fantasie zu werden - und das halte ich für nicht besonders liebevoll.

Was du tun kannst, ist die Meinung deiner Freundin zu respektieren - anstatt zu versuchen, das Idealbild deiner "Traumfreundin" in sie hinein zu projezieren.

lg
vita
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brutus78
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Post Fri, 15.Dec.06, 10:24      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich möchte sie wirklich zu nichts nötigen, weil es essentieller Bestandteil meiner Fantasie ist, dass sie dies aus eigener und ECHTER Leidenschaft und Lust macht.
Es wäre nur eben sehr schön, wenn man sich tolerant und offen über diese Fantasie gemeinsam austauschen könnte. ich habe das Gefühl, dass sie sich dies aber durch ihr eigenen hohen und strengen Moralvorstellungen verbietet.
Wie gesagt, ich will sie nicht meinen Vorstellungen entsprechend zurecht biegen. Ich möchte mich nur offen mit ihr austauschen können und Gedanken-Spiele mit ihr zu spielen VERSUCHEN. Ihre moralische Strenge macht dies aber unmöglich.

Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass ich mit meinem Bild soooo weit daneben gelegen haben. Kann den ein Mensch wirklich so streng mit sich und anderen sein? Auch ihr wird doch bestimmt einmal etwas "unnormales" druch den Kopf gehen - ich möchte doch nur, dass sie dies nicht mit ihrer Strenge unterdrückt, sondern dass sie offener, freier wird. Ist das etwas schlimmes von mir? Confused

Gruß
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Exeter
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Post Fri, 15.Dec.06, 10:43      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

brutus78 wrote:
.....Zwar ist sie im Sexuellen unter uns nicht prüde – hat aber sehr festgelegte Ansichten im Allgemeinen dazu. So ist alles, was etwas von der Norm abweicht sofort pervers, abartig und die so Denkenden gehörten, wenn sie es entscheiden könnte, weggeschlossen oder anders beseitigt.


Was ist für sie "normabweichend"? Was meinst du mit "sie ist nicht prüde", aber streng moralisch? Von welchen Spielarten redet ihr. Wie lange seit ihr schon zusammen?

Ich glaub auch, dass in deiner Fantasie, die Frau sexuell das sein soll, was sie ausstrahlt. Also quasi sexy Frauen, sollen "verdorben" sein und da sie anscheinend nur "normalen" Sex haben möchte (was ich soweit aus deinem Thread rausgelesen habe) scheint dich zu verwirren!

Was heißt sie soll offener sein?

_________________
Der Mensch ist das Maß aller Dinge!
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brutus78
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Post Fri, 15.Dec.06, 11:01      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

@ Exeter:

nun mit „normabweichend“ meine ich, dass für sie das Miteinanderschlafen von Mann/Frau mit verschiedenen Stellungen normal ist. Jede andere Spielart (Homosexualität, SM, devote und dominante Neigungen oder eben meine Fantasie) sind krank und gehören „weggemacht“. Sie ist auch der Meinung, dass ich mich mit meiner Vorliebe nur therapieren lassen müsste und dann wieder normal wäre.

Ist denn schlimm, dass ich mir ein etwas „Verdorbene“ wünsche? Ich kann es doch nicht ändern, wenn es mich anmacht. Wahrscheinlich wäre jeder andere Mann, der sich eine treue nur ihm ergebene Frau wünscht, glücklich – nur mich macht es eben richtig an, wenn ich mir vorstelle, dass sie auch von anderen angeschaut wird und sie andere attraktiv findet und mit diesen ihre Leidenschaft auslebt und mich daran teil haben lässt.
Ich will sie ja nun nicht umbiegen. Ich wünschte nur, dass sie ihr strenges Moralbild etwas ablegen könnte und in der FANTASIE sich ETWAS öffnen könnte, so dass ich ihr meine Gedanken und Träume mitteilen könnte. Ich möchte ja nicht, dass dies unbedingt dann nachgespielt wird – ich möchte nur keine vor ihr geheimen Fantasien haben, sondern mit ihr auf eine gemeinsame Reise gehen. Eine Reise im Fantasieren oder vielleicht im Rollenspiel, bei welcher auch sie vielleicht in sich hinein hören kann, sich fallen lassen kann und ihre Empfindungen bei diesem SPIEL wahrnehmen kann. Wer weiß, VIELLEICHT entdecken sie und ich ja Neues.
Momentan geht dies aber nicht, weil sie es wohl gar nicht zulassen wir, weil es pervers ist und „die Perversen früher weggemacht worden“ wären – keine gute Grundlage, sich zu öffnen. Verschlossen will ich es aber auch nicht halten, weil ich mit und in ihr ansonsten die wirklich große Liebe gefunden habe (wir kennen uns und wohnen nun seit einem Jahr zusammen).

Warum ist alles SO kompliziert?????
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Beavis
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Post Fri, 15.Dec.06, 16:14      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

Ich finde es schon irgendwie krass, was du von deiner Frau verlangst. Ich glaube, wenn man diese festgefahrenen Moralvorstellung im Rotlichtmilieu nicht streng verteidigt, hat man echt verloren.
Sei doch froh, das sie nich prüde ist und versuche ihr nicht deine fantasien aufzudringen. Es funktioniert eh nicht, mit dem Druck den du momentan auf sie ausübst, wenn überhaupt irgendwann.
Warum versuchen einige Männer bloss ihre fantasien in die wirklichkeit zu projizieren, koste es was es wolle? Das tut es nämlich irgendwann.
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vita
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Post Sat, 16.Dec.06, 1:49      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

.... sage ich doch !!!

Du hast DICH geirrt, und willst es nicht wahr haben.

Übrigens - die meisten Frauen im Rotlichtmilleu wünschen sich einen festen Partner und haben eigentlich gar keinen Bock auf diese Fantasien. Sie wünschen sich, den Einen zu lieben und 'ne stinknormale Beziehung zu führen. Den EINEN, der sie rausholt.

Ich sage das, weil ich lange genug in Thailand verweilte und mich mit vielen Frauen aus diesem Milleu unterhalten habe.

Stell dir einfach folgendes vor: Ich bin ENDLICH mit dem Menschen zusammen, den ich liebe, will mich ihm ganz geben und der eröffnet mir, dass ich mich wieder prostituieren soll, weil es seiner Fantasie gut tut, dass ich mein Vergnügen eben nicht mit IHM, meinem Geliebten, sondern mit einem Anderen teilen soll.

Um ehrlich zu sein, ich würde zu meinem Geliebten sagen: "Verpiss' dich - und komm' mir nie mehr unter die Augen!" Deine Freundin ist erheblich toleranter als ich und es wundert mich, dass sie dich, trotz ihrer eigenen Moralvorstellungen überhaupt toleriert. Alle Achtung!

Hey, es gibt doch die Swinger-Clubs - warum gehtst du denn nicht da hin? Es gibt doch bereits alles, was dein Herz begehrt. Da können deine Fantasien doch Purzelbäume schlagen und es gibt genug Frauen, die das ebenso wünschen und wollen.

lg
vita
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Nachtvogel
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Post Sat, 16.Dec.06, 10:46      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

vita wrote:
Übrigens - die meisten Frauen im Rotlichtmilleu wünschen sich einen festen Partner und haben eigentlich gar keinen Bock auf diese Fantasien. Sie wünschen sich, den Einen zu lieben und 'ne stinknormale Beziehung zu führen. Den EINEN, der sie rausholt.


Ich denke, das ist der springende Punkt - eine Art Missverständnis. Deine Freundin hat evtl. viel im Rotlichtmilleu gesehen, was ihr missfallen und was sie eventuell auch erschreckt hat. Möglicherweise wollte sie aus den Kreisen schon länger raus und ein völlig "normales" Leben fuehren.
Du hast sie in den Kreisen erlebt (bzw. durch Erzählungen erlebt) und hast dir unter ihr eine sehr offene, "verdorbene" Frau vorgestellt, mit der du deine Phantasien gemeinsam ausleben kannst. Nun seid ihr beide aber ganz anders, als ihr euch es vorgestellt habt und leidet darunter.
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Bileam
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Post Sat, 16.Dec.06, 19:03      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

Am I normal? - Diese Frage gehört wohl zu den häufigsten Fragen, die ein Sexualtherapeuth hört (Quelle: Artikel von einem amerikanischen Therapeuthen).

Für mich ist Sexualität gut - die niemanden schadet. Anderen nicht, einem selber nicht.

Wenn alle Deine Sexualfantasien in diesen Rahmen passen, dann sind sie gut.

Fängst Du an, Dir selber zu schaden - etwa indem Du etwas einforderst, das einzufordern, (noch) nicht an der Zeit ist, dann wäre ich vorsichtig.

Wenn in Deiner Freundin sehr große Widerstände sind, gewisse Sexualthemen anzusprechen, dann vielleicht auch deshalb, weil sie sehr arge Erfahrungen gemacht hat. Wenn das der Fall ist, dann dreht sich das Gespräch nicht mehr nur um Sexualfantasien, sondern es berührt vielleicht traumatische Erlebnisse. Das würde ich versuchen, heraus zu finden.
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rainyday
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Post Sat, 16.Dec.06, 21:12      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

Hallo Brutus,
offen ist eben nicht gleich promisk.
Es gibt einen sehr interessanten Thread zum Thema, vielleicht hast du Lust ihn zu lesen. Da wurde das Problem schon lang und breit erörtert:

http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=30628&postday s=0&postorder=asc&highlight=beispielpaar+probleme&&start=0

LG rainyday
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vita
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Post Sun, 17.Dec.06, 9:43      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

Hallo rainyday,

vielen Dank für den Link. Ein sehr interessanter Thread, der sich mit der Vielschichtigkeit des Themas schön auseinandersetzt.

lg
vita
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brutus78
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Post Mon, 18.Dec.06, 9:26      Re: abartige Fantasie und Toleranz Reply with quoteBack to top

Vielen Dank für Eure Meinungen! Vieles, was Ihr schriebt und meintet, ist mir nun inzwischen auch deutlich und klar geworden. Wir führten am Wochenende sehr viele sehr konstruktive Gespräche, in welchen mir der Standpunkt und die Sichtweise meiner Lebensgefährtin dann doch deutlich wurden. Eure Kommentare bestätigten dies dann nochmals sehr gut. Danke!
Uns ist es nun doch möglich, sehr viel offener und weniger verurteilender mit einander zu reden. Jeder lernt immer besser die Ansichten und Sichtweisen des anderen kennen. Allein das Wissen, um das Warum und Wieso eine Sichtweise so ist, wie sie ist nimmt nun doch sehr viel Druck aus dem missverstandenen Tonfall und der Wortwahl.
Es ist doch immer wieder faszinierend, was Reden bewirken kann (obwohl es auch ein sehr riskantes Unterfangen sein kann, mit jeder Menge Stolper- und Missverständnisfallen).
Dankeschön an Alle!
Ich weiß nun noch viel mehr als vorher, dass ich die größte Liebe und die interessanteste Frau an meiner Seite habe!

Lieben Gruß
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