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dubdidum
sporadischer Gast
11
dt. M, 21
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Thu, 14.Dec.06, 17:45 Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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hallo,
ich überlege gerade, ob mein problem überhaupt ein problem ist, bzw. ob ich damit allein fertig werden kann.
folgender hintergrund:
mit ca 14 jahren habe ich mit meiner damaligen freundin einen sozusagen selbstmordversuch unternommen. wir sind an dem tag früh nicht zur schule gegangen, und haben uns noch einen "schöenne tag" gemacht. am abend haben haben wir dann sehr viele unterschiedliche tabletten genommen. ich kann auch nicht mehr sagen, was da alles dabei war. das ganze war in einem park.
das nächste, an was ich mich erinnern kann, ist, dass wir in meinem zimmer aufgewacht sind. -mein erster gedanke damals war -"mist, es hat nicht geklappt"-war ein ziemlich beschissenes gefühl. ich frag mich bis heute, wie wir in dem zustand bis ans andere ende der stadt gekommen sind. ich kann mich bloß noch an die frage meines vaters erinner, der mich gefragt hat, ob wir was genommen haben. ich habe sowas wie "nein, wir sind bloß müde..." oder so geantwortet.
an diesem tag sind wir dann nochmal abgehauen, und sind ziellos durch die stadt "gezogen". wir wollten es nochmal probieren- aber dann irgendwann gegen abend das ganze irgendwie aufgegeben.(ich weiß nicht mehr genau warum)
zwischen durch habe ich nochmal meine eltern angerufen, und gesagt das es uns gut geht. die stimme meines vaters werde ich in diesem augenblick wohl nie vergessen. ich habe mich in diesem moment zum ersten mal schlecht gefühlt, meinen eltern so etwas anzutun. sie waren natürlich krank vor sorge, weil in diesen 2 tagen keiner wusste, wo wir waren und was überhaupt los war.
einen tag später war alles fast wie ungeschehen. mein bruder war der einzige, der mich gefragt hat, ob ich noch ganz "richtig" bin, und ob ich auch mal nachgedacht hätte. von da an wurde das thema nie wieder erwähnt. es gab damals noch ein wenig stress mit der schule, aber da standen unsere eltern hinter uns.
an den grund für die ganze sache kann ich mich übrigens auch nicht mehr erinnnern. ich weiß nur noch, das meine freundin damals viele probleme mit eltern/schule (das typische also in diesem alter) hatte. mir persönlich war es gleichgültig zu sterben (klingt aus heutiger sicht recht krass).
es hat bisher niemand davon erfahren, ich habe darüber mit niemandem ernsthaft geredet-nicht einmal mit ihr. es hat auch niemand wirklich nachgehakt.
das ganze ist nun schon recht lang her(6/7 jahre), und ich bin mir nicht sicher, ob ich damit fertig bin, oder nicht. ich war letztes jahr noch einmal, sozusagen als vergangeheitsbewältigung in diesem park. hat mir glaube ich auch gut getan. und ich habe immer wieder sehr viel darüber nachgedacht.
was meint ihr, kann man mit sowas allein fertig werden? woran kann man erkennen, ob einen etwas belastet?
sorry, das es so lang geworden ist.
lg
(Hinweis Admin: Betreffzeile gemäß dem Beitragsinhalt präzisiert.)
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ninora
neu an Bord!
2
hier W, 21
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Sat, 16.Dec.06, 4:43 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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Wenn Dich dies nicht mehr belasten würde, wären keine Worte für nötig. Oder? Da Du darüber schreibst, belastet es Dich doch ein wenig. Wie geht es Dir denn heute? Vielleicht kannst Du in einer Beratungsstelle Deine Geschichte äußern und zusammen nach Wegen suchen.
Wie geht es Deiner Freundin?
Nora
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dubdidum
sporadischer Gast
11
dt. M, 21
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Sat, 16.Dec.06, 11:38 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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erstmal danke für deine antwort.
mit der ganzen sache geht es mir heute zumindest besser, als noch vor einem jahr. weil ich glaube, ich habe das bis dahin wirklich verdrängt, und aber jetzt erst richtig angefangen, mich damit auseinander zu setzen.
ich habe zur zeit auch mit leichten depressionen und anderen sachen (würde es mal als psychosomatische beschwerden bezeichnen) zu kämpfen. bin aber durch das schlimmste durch.
ich bin mir halt nicht sicher, ob es da noch zusammmenhänge gibt, oder ob es einfach aktuelle probleme sind, die mich belasten.(??)
ich versuche gerade, einfach durch rekonstruieren der ereignisse, und durch darüber nachdenken, mit der sache abzuschließen.
ich frag mich halt, ob mir eine therapie/beratungsstelle soviel mehr erkenntnisse liefern würde. weil darüber nachdenken kann man ja auch allein?
ich habe zu ihr seit vielleicht 5 jahren keinen kontakt mehr. ich glaube aber, dass es ihr gut geht. (ein freund von mir hat noch mit ihr kontakt)
Quote: | Wenn Dich dies nicht mehr belasten würde, wären keine Worte für nötig. |
aber wenn man etwas verdrängt, sind auch keine worte nötig, oder?
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sonnewasser
[nicht mehr wegzudenken]
1265
Niederbayern W, 25
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Sat, 16.Dec.06, 13:58 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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Hallo Thomas,
ich habe etwas sehr ähnliches erlebt. Auch mit Tabletten und ich kann es bis heute noch nicht fassen, was ich da getan habe. Ich hatte mir auch schon mal überlegt, einen Thread zu diesem Thema zu schreiben. Aber manchmal denke ich gar nicht mehr daran.
An anderen Tagen weine ich und kann nich schlafen, weil ich nicht glauben kann, was ich damals (ich war 20) getan habe. Mir fehlt auch die Erinnerung an ein paar Stunden und ich kann mich nur teilweise an irgendwelche Halluzinationen erinnern, die ich während dieser Zeit gehabt habe. Ich könnte wahnsinnig werden, weil mir diese Zeit meines Lebens irgendwie fehlt. Ich weiß nicht, was war, was da real war.
Leider weiß ich auch nicht wie man das verarbeiten kann. Ich gehe zwar in Therapie, aber wegen anderen Problemen.
Das mit diesem Fast-Selbstmordversuch hab ich noch nie angesprochen, weil es zu krasse Gefühle auslöst. Weiß nicht, ob ich das vielleicht mal ansprechen sollte... Ich denke irgendwie immer, dass ich das irgendwann schon vergessen kann.
lg
sonnewasser
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_________________ Menschen, die zu oft zwischen den Zeilen lesen, lernen sich selbst besser kennen |
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Rala1
sporadischer Gast
9
Bayern W, 27
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Thu, 21.Dec.06, 16:28 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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Lieber Thomas,
vor 2 1/2 Jahren habe ich mir die Pulsadern aufgeschnitten. Ich kann im Nachhinein auch nicht mehr sagen, wie ich das gebracht habe. Ich kam dann in die notaufnahme und wurde genäht. Die wollten mich dann in die Psychiatrie bringen, aber ich hatte davor schreckliche Angst und rief meinen Schwager an, der Arzt ist und mich mitnehmen durfte. Ich war in diesem Moment heilfroh, aber jetzt weiß ich, dass ich das nicht hätte tun sollen. Ich hätte dringend Hilfe gebraucht. Ich traute mich lange nicht mehr raus, weil ich das Gefühl hatte, jeder könne sehen, was ich getan habe. Ich fühlte mich wie ein doppelter Versager-zu feige, um sich dem Leben zu stellen und zu blöd, um dem effektiv ein Ende zu setzen. Ich habe das nur mit vielen Gesprächen mit guten Freunden hinbekommen. Vielleicht musst du nicht unbedingt in Therapie - aber viel darüber sprechen.
Liebe Grüße, Rala
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Nachtvogel
Forums-Gruftie
517
Ex-Norddeutsche:) W, 30
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Thu, 21.Dec.06, 23:57 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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Der Selbstmordversuch ist doch nur die Spitze des Eisberges. Die Therapie braucht man, um den Auslöser herauszufinden und damit einen neuen SMV zu verhindern bzw. dem Leben wieder Freude einzuhauchen. Meiner Meinung und Erfahrung nach schafft man das durch Gegruebel nur teilweise. Was gar nicht geht, ist dann, sich selbst zu therapieren, also neue Verhaltensmuster etc. beizubringen.
Was mir mit der Verarbeitung meines Selbstmordversuches geholfen bzw. mich vor weiteren abgehalten hat, war ironischerweise ein amerikanischer "Practical Guide to Suicide" Ratgeber aus dem Internet und nicht eine dieser "Bitte bringe dich nicht um, dein Leben ist doch sooo wertvoll"-Seiten irgendwelcher Hilfswerke.
Richtig, ein Ratgeber zum Selbstmord Da werden alle möglichen Selbstmordtechniken bis ins Detail beschrieben, mit so einer Genauigkeit und Abwägung der Pros und Kontras, dass es schon fast ironisch ist. Und warum man mit einer Ueberdosis moderner AD's oder Tranquilizer eher seine Niere um die Ecke bringt als sich selbst. Ich fand ihn auf eine absurde Weise schreiend komisch, fuehlte mich auch irgendwie verstanden und war erleichtert, ueber dieses totgeschwiegene Thema Selbstmord, das alle immer nur schockt, mal Klartext - zumindest lesen - zu können.
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sonnewasser
[nicht mehr wegzudenken]
1265
Niederbayern W, 25
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Fri, 22.Dec.06, 13:41 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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@Nachtvogel,
die Erfahrung hab ich auch schon gemacht mit dieser Schocktherapie. Im erste Hilfe Kurs damals hatten wir einen Lehrer, der hat uns verschiedene Möglichkeiten erklärt sich umzubringen. Und alles endete mit "tod ist man dann nicht, aber man sitzt im Rollstuhl", "tod ist man nicht, aber man hat nen Nierenschaden", "tod ist man dann nicht, aber das Hirn funktioniert dann nicht mehr" ... usw.
Die Psychologin, die meine Angstgruppe leitet, hat mir erzählt, dass sich eine Klientin von ihr vor den Zug geschmissen hat und jetzt im Rollstuhl sitzt. Solche Schaudergeschichten halten mich auch davon ab, nochmal so einen Versuch zu starten...
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Nachtvogel
Forums-Gruftie
517
Ex-Norddeutsche:) W, 30
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Fri, 22.Dec.06, 17:27 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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Bei den Internetseiten, die ich meine, geht es um alles andere als um eine Schocktherapie - nämlich Aufklärung! Welche Methoden sind ineffektiv, welche effektiv... Fuer Leute, die sich mit Chemikalien und Körperfunktionen nicht so gut auskennen, vermutlich hilfreich.
Nun ja - aber dieses ist ein PsychoTHERAPIEforum, in dem es - soweit ich es verstanden habe - um die Verhinderung von Selbstmorden und Hilfe zu einem besseren Leben, einem lebenswerten Leben, geht. Insofern werde ich mich jetzt nicht ueber Techniken auslassen ...
Ich persönlich finde, dass jeder ein Recht auf die Beendigung seines Lebens hat, genauso wie jeder ein Recht auf Leben hat. Einige können "mit klarem Verstand" entscheiden, ob sie sterben wollen oder nicht - zum Beispiel Sterbenskranke, die unter starken Schmerzen usw. leiden. Hätte meine damals krebskranke Mutter sich den Tod gewuenscht, hätte ich versucht, sie dabei zu unterstuetzen - obwohl bzw. gerade weil ich sie ueber alles geliebt habe. Sie wollte jedoch leben und kämpfen, deshalb haben wir sie dabei unterstuetzt.
Bei uns Depressiven ist die Sache nun etwas schwieriger zu beurteilen, weil wir in gewissen depressiven Schueben nicht mehr klar denken können und die Welt + uns selbst mit total anderen Augen sehen. Die Situation ist schrecklich und der Tod scheint der einzige Ausweg zu sein.
Ist er aber nicht, es gibt noch die Möglichkeit, die Sache mit Medikamenten + Therapie sowie Problembewältigung wieder zu richten.
Oder? Was, wenn alles nichts bringt, einem alles was man hatte, abhanden gekommen ist (Beziehung, Freunde, Familie, Arbeit, Berufschancen, Gesundheit, Geld, ...) und einfach nichts Lebenswertes mehr uebrig ist? Wenn man alles versucht hat? Ich möchte mir fuer dieses Szenario die Möglichkeit offenhalten, aus der Welt zu gehen. Und zwar möglichst schmerzfrei und schnell - sowie sicher, so dass ich dann auch wirklich tot bin und nicht im KH aufwache. Diese Möglichkeit zum letzten Ausstieg zu haben, beruhigt mich ausserordendlich.
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dubdidum
sporadischer Gast
11
dt. M, 21
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Sat, 23.Dec.06, 22:50 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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@Rala1:
der unterschied bei mir ist glaube ich, dass ich bei der ganzen sache so ca 14 jahre alt war. ich glaube, da liegen die ursachen nicht tiefer als vielleicht geltungsbedürfnis oder so. (hatte auch keinerlei negative sachen in meiner kindheit erlebt)
eigentlich war ich damals auch nicht wirklich gefährdet, es war bloß gleichgültigkeit. heute bin ich keineswegs auf dem weg zu einem erneuten versuch. ich erinner mich halt bloß manchmal an diesen vorfall... und suche event. zusammenhänge zur jetzigen depression.
wahrscheinlich hast du recht- einfach mit jemandem drüber reden. ich glaube, mich hat das schreiben darüber schon ein bisschen vorwärts gebracht.
@ nachtvogel:
finde ich eine sehr krasse einstellung, aber ich sehe das auch so, dass das jeder für sich entscheiden sollte. aber diese möglichkeit als letzten "anker" zu sehen, fände ich für mich persönlich als zu einfach und schwach.
lg
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Nachtvogel
Forums-Gruftie
517
Ex-Norddeutsche:) W, 30
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Mon, 25.Dec.06, 0:19 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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thomas.. wrote: |
aber diese möglichkeit als letzten "anker" zu sehen, fände ich für mich persönlich als zu einfach und schwach.
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Das lässt sich immer einfach sagen, thomas. Ich wette, du hast dich nicht einmal mit meiner Vorgeschichte auseinander gesetzt (Beiträge im Forum).
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dubdidum
sporadischer Gast
11
dt. M, 21
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Wed, 27.Dec.06, 12:05 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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nein, habe ich nicht. deswegen habe ich auch "fände ich für mich persönlich" geschrieben.
ich wollte in keinster weise deine probleme "runterspielen". sorry falls das so rüber kam. das würde mir auch nicht zustehen.
nochmal zum thema.
warum denkst du, ist es nicht möglich, sich selbst zu therapieren?
das würde doch dann bedeuten, dass man selbst nicht fähig ist, in dieser welt zu leben/zurecht zu kommen.?
ich habe gerade bei mir festgestellt, dass mich die antidepr (hatte bisher nur pflanzl.) nicht gerade weiter bringen. wie soll ich denn herausfinden, was mich so depressiv macht, wenn ich den ganzen tag und überall grundlos glücklich bin? in dem moment denke ich dann nämlich auch nicht über gründe und ursachen nach, weil es mir ja relativ gut geht.
ich weiß, dass meine sache nicht ganz so schlimm ist, wie bei anderen, und deswegen meine ansichten vielleicht etwas einseitig sind. ich versuche nur zu verstehen, was mit mir passiert...
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Hasenfuss
Forums-InsiderIn
444
A Country near Germany M, 41
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Tue, 16.Jan.07, 7:39 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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Kommt mir bekannt vor.
Ja, man kann sich selbst therapieren.
Ist nicht jedem als Weg zu empfehlen, es gibt keinen Königsweg.
Hat wohl viel mit den inneren Strukturen zu tun, die bei mir eigentlich nicht unterentwickelt sind.
Nochmal erleben möchte ich es nicht.
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_________________ Fusselhirn! |
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Nachtvogel
Forums-Gruftie
517
Ex-Norddeutsche:) W, 30
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Tue, 16.Jan.07, 18:18 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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Gut, dass du Hasenfuss diesen Thread wieder vorgehoben hast - ich hatte ihn vergessen
Nun ja, thomas - einen Selbstmordversuch macht man eigentlich genau aus dem Grunde, dass man sich nicht fuer fähig hält, in dieser Welt zu leben/zurechtzukommen. Steckt man in einer tiefen Depression, dann ist das auch so. Selbst ein Butterbrot zu schmieren mag dann schon eine unendlich schwere Tätigkeit sein, geschweige denn Brot einkaufen zu gehen oder das Geld fuers Brot zu verdienen ...
Manche Leute werden nach einem Selbstmordversuch erst einmal in der Klinik behalten und so lange (psychologisch) betreut, bis die Depression etwas nachlässt und sie sozusagen wieder "lebensfähig" sind. Mittels einer mehr oder weniger langfristigen ambulanten Therapie werden sie dann auf einen "normalen" Stand zurueckgebracht, so dass sie im Alltagsleben wieder bestehen können. Eine Depression ist ein Zustand, in dem das Denken nicht mehr "normal", also so, wie man es gewohnt ist, funktioniert. Man nimmt die Realität nicht mehr richtig war, sondern durch eine Art Filter.
Dein Selbstmordversuch ist in meinen Augen etwas ungewöhnlich: Ihr habt anscheinend gar keine schweren psychologischen Probleme gehabt, seid in keiner schier auswegslosen Situation gewesen und habt auch keinen schweren Schicksalsschlag erlitten. Klingt fast so, als kam es halt aus einer Laune heraus. Ähnlich, als wenn man halt mal Fussballspielen geht. Das war wohl eher eine Art markaberes Kinderspiel - und du bekommst es jetzt nachträglich mit der Angst zu tun, weil du feststellst, was ihr da eigentlich gespielt habt!
Insofern kann man das nicht so gut mit den ueblichen Motiven von Selbstmordversuchen vergleichen.
Oder war da doch mehr dahinter?
"wie soll ich denn herausfinden, was mich so depressiv macht, wenn ich den ganzen tag und überall grundlos glücklich bin? in dem moment denke ich dann nämlich auch nicht über gründe und ursachen nach, weil es mir ja relativ gut geht."
Das klingt eigentlich nicht danach, als ob du so gut darin bist, dich selbst zu therapieren und die Gruende fuer deine Depression herauszufinden?! Vielleicht sollte da doch ein Fachmann ran?
LG, Nachtvogel
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Tue, 16.Jan.07, 19:11 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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Leider haben gerade jene Menschen, die jahrelang versuchen, "sich selbst zu therapieren", im Vergleich mit anderen fast durchwegs überaus schlechte Krankheitsverläufe. Sie "doktor'n" mit kiloweise Ratgeberliteratur und bohrender Selbstanalyse Monate..Jahre..Jahrzehnte an sich herum, und würden alles tun, um sich nur ja nicht eingestehen zu müssen, im Vergleich mit früher auf der Stelle zu treten.
Manchmal ist es die Psychotherapie an sich, auf die sich einzulassen auch heute noch von vielen als Makel empfunden wird, und manchmal der eigene Narzißmus, der es nicht erlaubt, sich einzugestehen, als Einzelkämpfer(in) nicht mehr weiter zu kommen.
Häufig endet dieser Weg dann halt leider genau in jener Zwangssituation, die die Betreffenden ja am allermeisten vermeiden wollten - nämlich einer stationären Aufnahme oder beim starke Psychopharmaka verschreiben müssenden Psychiater. Und da wirklicher Psychotherapie jahrelang ausgewichen wurde, dauert ihr Erfolg - wenn er dann überhaupt noch möglich ist - letztlich ein Vielfaches der Zeit, mit der man früher ausgekommen wäre. Schade um die unnötig vielen verlorenen, wertvollen Lebensjahre, denke ich mir dann häufig, wenn ich derlei Berichte höre oder lese. Ich habe versucht, diese Aspekte ein wenig in meinem Info-Text über Depression (->Link "Artikel" oben auf der Seite) darzustellen, und möchte anregen, Psychotherapie doch evt. mehr als persönlichkeitsbereichernd und impulsgebend für die positive eigene Entwicklung anzusehen, denn als "Vorstation der Klappse". Das ist, wenn überhaupt, dann der Psychiater oder Neurologe, zu dem ein Psychotherapeut Patienten schicken muß, für die PTh alleine nicht mehr ausreicht, weil sie zu spät kamen.
Übrigens lassen auch "Selbstmord-Spiele" auf depressive Anteile der Persönlichkeit schließen und sind daher höchst ernst zu nehmen. Das hatten damals offenbar auch Ihre Eltern intuitiv gespürt, thomas.
Freundlichen Gruß und alles Gute
R.L.Fellner
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dubdidum
sporadischer Gast
11
dt. M, 21
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Wed, 24.Jan.07, 0:32 Re: Selbstmordversuch verarbeiten ohne Therapie? |
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hallo,
ich hatte auch schon lang nicht mehr geschaut, ob jemand geantwortet hat.
@nachtvogel:
Quote: | Das war wohl eher eine Art markaberes Kinderspiel - und du bekommst es jetzt nachträglich mit der Angst zu tun, weil du feststellst, was ihr da eigentlich gespielt habt! |
ich glaube, genau das trifft es auf den punkt. einfach das gefühl/der gedanke-"was habe ich (damals) getan?". es war von meiner seite definitiv nicht "mehr" dahinter. es war lediglich gleichgültigkeit gegenüber dem leben, und vielleicht ein gewisser "beschützerinstinkt" gegenüber meiner freundin.
das ich mich in letzter zeit nochmal mit dem thema auseinander gesetzt habe, war definitv gut. es wühlt mich jetzt nicht mehr innerlich so sehr auf, wenn ich darüber nachdenke. der letzte schritt wird wohl sein, mit meinen eltern darüber zu reden. ich frage mich bloß, ob es mehr kaputt machen würde, als es nützen würde? (weil das wäre schon ein schock für sie, denke ich.)
Quote: | Das klingt eigentlich nicht danach, als ob du so gut darin bist, dich selbst zu therapieren |
ich habe damit nur gemeint, dass es bei meiner leichten depression nicht gerade hilfrecih war/ist, mit (pflanzl.) antidepr. vorzugehen. klar ist es im ersten moment eine befreiung, aber auf dauer empfand ich das als nicht befriedigend.
habe zum glück auch diese leichte depression überstanden. ich bin mir gerade auch darüber im klaren, warum es mir vor ein paar monaten so schlecht ging. aber das alles zu erklären würde den rahmen sprengen.
dennoch haben sich neue "probleme" aufgezeigt, die ich versuchen werde, zu lösen. bloß wird es immer schwieriger, die ursachen zu finden...
@ herr fellner:
vielen dank für ihre einschätzung.
ich habe mich auch bereits bei einer therapeutin angemeldet. das war im nov. 2006. wenn dann irgendwann im märz ein platz frei ist, habe ich mich wahrscheinlich schon arrangiert, bzw. andere probleme. das soll jetzt keine beschwerde über die therapeutensituation sein! lediglich eine erklärung, warum ich selbst versuche, den dingen auf den grund zu gehen. somit vielleicht auch probleme selbst lösen möchte.
ich gebe ihnen recht, was die (gesellschaftl.) einstellung zur pth angeht. dennoch frage ich mich, warum man als "einzelkämpfer" nicht weiter kommen sollte. ich denke, dass beide wege zum erfolg führen können.
vielen dank für die antworten. und entschuldigung, dass ich mcih nicht kruz fassen kann
liebe grüße
thomas
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