Vergewaltigung - Meine Freundin unternimmt nichts

sporadischer Gast 6 Bremen M, 20

Hallo erstmal.

ich habe schon oft probiert mich über folgende Frage zu informieren, allerdings immer erfolglos. Selbst mehrere Beratungsstellen konnte mir nicht helfen.
Es geht um folgendes: Meine Freundin wurde im zarten Alter von 9 Jahren vergewaltigt, der Täter war damals 16 jahre alt und hat die Tat dutzende male vollzogen. Somit ein jugendlicher. Zudem hat er noch 2 weitere Mädchen vergewaltigt. Insgesamt also 3 Mädchen. Ein Fall von den 3 ist vielleicht sogar noch sehr aktuell.
Das Problem liegt jedoch darin, dass meine Freundin entweder eine unheimliche Angst vor dem ganzen Verfahren hat, und deshalb nichts unternimmt, oder sie macht es aus purem egoismus. Letzteres will ich und kann ich nicht wahr nehmen. Aber irgendwie scheint es mir so, als ob sie den Täter verzeiht. Einmal sagte sie, dass sie nicht so viel Hass für ihn empfindet wie es normalerweise der Fall wäre. Kann mir jemand sagen ob das normal ist?
Ausserdem hat sie anscheinend Angst:
vor dem Täter (das kann ich verstehen),
das man ihr nicht glaubt (meiner Meinung nach absurd),
das es die Familie aussereinander Trennen würde (völliger Schwachsinn), das der Täter nach einer möglichen Haftstrafe ihr was antut (unwarscheinlich da sie viele Leute hat die sie unterstützen),
da es passiert ist und indem sie ihn anzeigt und ihre Familie damit unglücklich macht sich nichts daran ändert (heisst das das sie ihm Verzeiht?!),
über die stundenlange privaten Gespräche darüber mit ihrer Familie,
und das sie alles im Detail erzählen muss.
Meiner Meinung nach ist es eindeutig, dass in diesem Fall umbedingt rechtlich was geschehen muss. Meine Freundin weiss auch, das er sich sehr warscheinlich an seiner Schwester vergreift, aber irgendwie scheint sie den Ernst der Situation nicht zu verstehen oder zu unterdrücken. Somit leite ich aus diesem Fakt, dass sie es garnicht so schlimm empfundem haben kann, wenn sie ein anderes Mädchen davon in Zukunft schützen kann. Und eventuell noch viele andere.
Mache ich mir einen zu grossen Kopf über die ganze Geschichte?? Ich meine, es scheint wirklich als ob ich mehr darunter mittlerweile Leide als meine Freundin selbst. Ich komme damit einfach nicht klar, dass sie NICHTS ABSOLUT NICHTS dagegen unternimmt. Ich habe eine kleine Schwester, und ich weiss ganz genau, dass wenn ihr sowas passieren sollte, würde ich den Täter selbst dafür auf meine eigene Art und weise bestrafen. Ich weiss echt nicht weiter.

Ich fühle mich verpflichtet, rechtlich gegen den Täter vorzugehen, aber ohne Einverständniss meiner Freundin ist das nicht möglich. Sie Leidet sehr darunter und hat eine riesige Angst vor dem Täter und das es die Familie kaputt machen könnte.

Bitte hilft mir.

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Hallo Master 123,

Quote:

oder sie macht es aus purem egoismus.

Egoismus? Aus Egoismus jemanden nicht anzeigen? Das verstehe ich nicht. Wie meinst Du das?

Quote:

Einmal sagte sie, dass sie nicht so viel Hass für ihn empfindet wie es normalerweise der Fall wäre. Kann mir jemand sagen ob das normal ist?

Alles, was mit Angst zutun hat, ist normal. Es könnte verschiedene Gründe haben:

Sie will die Tat verdrängen.

Sie spielt die Sache aus Selbstschutz runter.

Sie sagt es, weil sie eine Erklärung sucht, um keinen Prozess anzuregen aus Scham, Angst u. s. w.

Könnte alles sein. Es könnte aber auch Gründe geben, die wir nicht erahnen können.

Quote:

das man ihr nicht glaubt (meiner Meinung nach absurd),

Was denkst Du wie oft das vorkommt? Leider sehr oft. Und auch wenn es nicht oft vorkäme, ihre Angst davor ist real, egal, ob begründet oder nicht.

Quote:

das es die Familie aussereinander Trennen würde (völliger Schwachsinn), das der Täter nach einer möglichen Haftstrafe ihr was antut (unwarscheinlich da sie viele Leute hat die sie unterstützen),
da es passiert ist und indem sie ihn anzeigt und ihre Familie damit unglücklich macht sich nichts daran ändert (heisst das das sie ihm Verzeiht?!),

Nein. Das muss nicht heißen, dass sie ihm verzeiht. Das heißt einfach, dass sie tierisch Angst hat. Ängste sind nicht logisch und Du versuchst mit dem Verstand daran zu gehen. Angst kann lähmen, besonders nach solch einem Trauma.

Quote:

Meiner Meinung nach ist es eindeutig, dass in diesem Fall umbedingt rechtlich was geschehen muss.

Sorry, aber Dir scheint völlig die Einfühlung für Deine Freundin zu fehlen. Schön finde ich aber, dass Du zumindest um Verständnis bemüht bist und nachfragst.

Quote:

Somit leite ich aus diesem Fakt, dass sie es garnicht so schlimm empfundem haben kann,

Das ist völlig unlogisch, dass daraus zu schließen. Du schließt alle anderen Möglichkeiten aus. Junge, sie hat ANGST und ist TRAUMATISIERT. Das ist ein Ausnahmezustand. Eigentlich brauchte sie die Hilfe eines Therapeuten, einer Therapeutin.

Quote:

Ich komme damit einfach nicht klar, dass sie NICHTS ABSOLUT NICHTS dagegen unternimmt.

Welcher Gedanke schreckt Dich denn wirklich? "MEINE Freundin hat sich das gefallen lassen. Wahrscheinlich gefiel es ihr sogar." Ist es nicht eher das? Mal ehrlich!

Natürlich gehört diese Drecksau bestraft und es ist gut, wenn sich Leute verantwortlich fühlen. Aber Deine Argumentation zeigt nicht viel Einfühlungsvermögen für Deine Freundin, sondern nur (berechtigte) Wut gegen den Täter.

Quote:

Sie Leidet sehr darunter und hat eine riesige Angst vor dem Täter und das es die Familie kaputt machen könnte.

Schön, dass Du das siehst.

Forums-Gruftie 517 Ex-Norddeutsche:) W, 30

Klingt fuer mich auch eher danach, dass sie das Geschehnis verdrängt hat bzw. verdrängen will und damit (und den damit verbundenen Erinnerungen + Gefuehlen) absolut nichts mehr zu tun haben will. Sie möchte vermutlich einfach nur "normal" sein und ein "normales" Leben fuehren, nicht als Vergewaltigungsopfer auftreten muessen, zig Fragen zu beantworten haben und von allen angesehen werden "aha, sie wurde also mit 9 vergewaltigt!". Möglicherweise verflucht sie sich, dass sie dir jemals davon erzählt hat.

Deinen Standpunkt kann ich auch nachvollziehen. Klar muss man so einen Täter drankriegen - er ist ja eindeutig ein Wiederholungstäter nach dem, was du da so schreibst. Du hast nur nicht ihre Gefuehle, siehst das alles also eher als Aussenstehender. Wuerdest du ähnlich denken, wenn der Typ damals sein Ding in deinen A ... gesteckt hätte oder wuerdest du dem Scham und den schrecklichen Erinnerungen ebenfalls ausweichen?

Mir persönlich fällt leider auch keine Lösung zu diesem Konflikt aus zwei völlig nachvollziehenden Sichtweisen ein.

Neutral

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Ein Lösgungsansatz wäre eine Therapie, aber nicht in einer Beratungsstelle, sondern bei einem Therapeuten, einer Therapeutin, WENN Deine Freundin das will und kann.

sporadischer Gast 6 Bremen M, 20

Warscheinlich habt ihr Recht, dass sie es einfach verdrängen will und das sie aus Scham etc. nichts macht. Sie war einmal in einer Beratungsstelle und hat ein langes Gespräch mit der Psychologin gefürht. Ich war nicht dabei weil dort nur Frauen hingehen dürfen. Sie war erstaunt wie intelligent die Psychologin war, jedoch ist sie zum . Somit hat das nichts wirklich gebracht. Einige Zeit später habe ich auf Empfehlund von einer anderen Beratungsstelle ihr ein Buch gescheckt. Da hat sie jedoch nur 2 bis 3 mal rumgeblättert.
ICh kann mir vorstellen, dass ich dieses Thema zu sachlich angehe aber ich hatte genügend Zeit um einen klaren kopf zu bekommen und mich vom Shock nachdem sie es mir gesagt hat zu erholen.
Eigentlich geht es mir um 2 Sachen: erstens soll der Täter seine Strafe bekommen und zweitens seine Schwester (7 J.) soll für die Zukunft vom sexuellen Missbrauch verschont bleiben. Meine Freundin und ich wissen, aus Komentaren die vom Täter stammen das er sich missbraucht, und es tut mir unheimlich leid zu wissen, dass es dort draussen ein kleines mädchen gibt die missbraucht wird, ich einer der einzigen bin die davon wissen, ich aber nichts dagegen unternehme. Ohne den Einverständniss meiner Freundin mache ich absolut nichts. Denn ich will nicht das es ihr schlechter geht. Ich zwinge sie zu nichts. Ich warte und hoffe, dass sie eines Tages mir sagt, dass sie was machen will.

Forums-InsiderIn 411 BRD W, 44

Rechne aber auch damit, dass sie nie was unternehmen wird.

Vielleicht tut sie es, vielleicht aber nie.

sporadischer Gast 6 Bremen M, 20

Wäre es vielleicht möglich, dass ich ihr irgendwie die Angst nehme? Oder ist das eine Sache vom Psychologen oder Therapeuten?

[nicht mehr wegzudenken] 1312 Dtld W, 29

Hallo Master!

Master123 wrote:

Meine Freundin und ich wissen, aus Komentaren die vom Täter stammen das er sich missbraucht, (...) Ohne den Einverständniss meiner Freundin mache ich absolut nichts.

Moment mal, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe: die Frage, ob Deine Freundin gegen den Täter vorgeht und ob Du etwas wegen der kleinen Schwester des Täters unternimmst. Finde ich jedenfalls.
Was hält Dich davon ab, mit entsprechenden Stellen in Kontakt zu treten, um die Kleine zu schützen? Rolling Eyes

Wenn Du selber gehört hast, wie der Typ dahingehende Äußerungen gemacht hat...

Grüße,
Toughy

Helferlein 132 Österreich W, 25

hallo!
ich schreibe dir aus der anderen perspektive, ich überlege selbst seit langer zeit, ob ich meinem freund überhaupt irgendwas erzählen sollte von meinen gewaltvollen erlebnissen, und vieles was du schreibst, erahne ich auch bei meinem freund, was für mich der hauptgrund ist, erstmal gar nichts zu erzählen.
als opfer kann ich dir sagen, dass es das allerletzte wäre, was ich wollen würde, wenn ein anderer mensch auf eigeninitiative selbstjustiz übt oder den behörden etwas meldet. leider ist das problem nachvollziehbar dass du als mann, wenn du diese frau liebst, das bedürfnis hast, etwas zu unternehmen.
aber aus der sicht der frau kann ich dir sagen: das tut weh und es kann viel schaden anrichten.
es mag zwar von der vernunft her das naheliegendste sein. einfach zur polizei oder so. klingt ganz einfach.
ist es aber nicht.
und genau deswegen, weil ich befürchte, dass mein freund aus lauter verzweiflung auf eigene faust handeln würde, habe ich mich enschlossen, ihm erstmal nichts zu sagen.
aber deine freundin hat sich nun mal entschlossen, dir das zu erzählen, was ich ihr sehr hoch anrechne, sie hat meinen respekt dafür. und auch du kannst dich geehrt fühlen, weil sie dich so ins vertrauen eingeschlossen hat.
aber dennoch: respektiere ihren wunsch. wenn sie nichts unternehmen will, akzeptiere das.
und tue niemals etwas auf eigene faust ohne ihr wissen oder gegen ihren willen, der schaden den du damit anrichten könntest, wäre unter umständen nicht mehr gut zu machen.
mag sein, dass sie sich mit der zeit selbst entschließt, etwas zu unternehmen. mag aber auch sein, dass sie es nie tun wird.
mach ihr deswegen keinen vorwurf und akzeptiere es.
so hart es klingt.

Forums-Gruftie 626 wohnort W, 50

hallo master123!

wir toughy schon betonte: bitte nichts vermischen!
respekt vor deinen gefühlen, die nachvollziehbar sind - aber es geht um deine freundin! wenn sie keine anzeige will, dann ist das unbedingt zu respektieren! dann ist die zeit jetzt noch nicht reif dafür. es bringt absolut nichts, wenn du sie unter druck setzt. ohne professionelle begleitung würde ich mich niemals auf eine anzeige/prozess einlassen. die gefahr einer re-traumatisierung ist einfach zu groß. gibt es in deiner stadt eine psychosoziale prozessbegleitung?

Quote:

und zweitens seine Schwester (7 J.) soll für die Zukunft vom sexuellen Missbrauch verschont bleiben

.
auch hier ist äußerste vorsicht und einfühlsames vorgehen unbedingt notwendig. viele opfer machen dicht, weil die angst vor dem täter, der vielleicht drohungen geäußert hat, viel zu groß ist. nur in einem absolut geschützen rahmen ist öffnung möglich und sinnvoll.

alles gute
mp

[nicht mehr wegzudenken] 1154 wien W, 32

ihr wisst schon, das hier begründeter verdacht vorliegt das ein 7-jähriges mädchen misshandelt wird - erwachsene davon wissen - aber nichts dagegen unternehmen???? wann wäre zeit einzugreifen? wenn sie tot ist?

Forums-Gruftie 626 wohnort W, 50

hallo lilu!

ich wollte auf das wie des eingreifens aufmerksam machen.

Quote:

aber nichts dagegen unternehmen

das meinet ich auf keinen fall!

mp

Helferlein 95 hintertupfing W, 20

ES MUSS AUF JEDEN FALL SOBALD WIE MÖGLICH ETWAS PASSIEREN! um sie kleine Schwester und möglicherweise andere mädchen zu schützen.
deine freundin wäre sicher auch froh gewesen wenn bei ihr damals jemand etwas unternommen hätte um das was ihr passiert ist zuverhindern. deswegen wird sie dich sicher nicht davon abhalten etwas zu unternehmen! wenn sie dich allerdings nicht dabei unterstützen will ist das ihr gutes recht.
sie hat damit aber auch nichts zu tun. dass du ihretwegen darauf aufmerksam geworden bist, muss ja niemand wissen.
ich finde deine einstellung jedenfalls komplett richtig, nur du musst deine freundin da eben raushalten!
ich bin froh dass du dir deiner verantwortung bewusst bist und ich hoffe du machst was draus!

baba

sporadischer Gast 6 Bremen M, 20

Zu wissen das ein kleines mädchen missbraucht wird, aber nichts unternommen wird, macht mich wahnsinnig. Aber ohne den Einverständniss meiner Freundin, kann ich und will ich nunmal nichts unternehmen. Denn der Täter ist ein Familienmitglied von ihr. Die zweite die auch von ihm vergewaltigt wurde gehört auch zur Familie. Wenn eine Untersuchung, Anzeige etc. eingesetzt würde, ich die Warscheinlichkeit sehr hoch, dass alles auffliegen würde. Allerdings wäre es eindeutig für den Täter wer gepetzt hat. Meine Freundin. Deshalb hat sie Angst, dass wenn sie was macht (oder ich) er ihr gegenüber Handgreiflich wird. Sie meint er wäre sehr krass drauf.
Es ist für mich hart nichts zu machen. Sehr hart sogar. Ich weiss in welcher Stadt er lebt, und sein Name. Ich könnte ohne weiteres den Stein ins rollen bringen. Warscheinlich ist es jedoch so hart es klingt zu früh. Das mädchen tut mir unheimlich Leid. Ich hoffe wirklich das meine Freundin ihren ganzen Mut zusammen bringt.

sporadischer Gast 6 Bremen M, 20

Zur Zeit hat meine Freundin wieder ein Mentales Tief weil sie wieder sehr oft und lange darüber denkt. Sie hat gesagt, dass sie dem Täter gegenüber weiterhin nicht so tun will als ob nichts passiert wäre (wenn andere Familienmitglieder in der nähe sind). Sie ist sich aber nicht sicher was sie machen will. Ich versuche ihr klar zu machen, dass sie auf keinen fall alleine ist. Das sie mich hat der ihr immer bei Seite steht, immer für sie da ist und das ich sie bei jedem Schritt den sie wagt, ich immer an ihrer Seite bin.
Ich habe ihr auch gesagt, dass wenn sie will, ich mit ihr zu einem Beratungsgespäch in einer Beratungsstelle mit gehe und sie dabei begleite (wenn es ihr hilft, mache ich es wirklich gerne).
Es ist schlimm das sowas passiert, ich finde es grausam weil ich sehe was für einen mentalen Schaden man davon tragen kann und wie sehr man darunter nach langer zeit leidet.

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