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Annemarie
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Post Tue, 05.Nov.02, 23:08      Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Hallo, liebe Leute!

Hmm.....was die Therapie betrifft, wie geht es Euch da?

Ich kämpfe mit vielen verschiedenen Gefühlen. Vorab möchte ich aber sagen, daß das nichts mit meiner Therapeutin zu tun hat, sondern nur mit mir, mit meinem Inneren.
Immer wieder, oft von einem Moment auf den anderen, kämpfe ich damit, diesen Weg (Therapie und Medikament) aufzugeben und einfach zu leben. Und das, obwohl ich gleichzeitig weiß, daß ich dann bald wieder sehr tief unten sein würde.
Ich bin mir nicht sicher, ob diesen Kampf immer die Vernunft gewinnen wird, die Sehnsucht nach "Freiheit" (im Sinne von einem Leben ohne Abhängigkeit) wird immer größer.
Und es ist ja auch Abhängigkeit, wenn ich von einem Menschen (in diesem Fall von der Therapeutin) oder von irgendwelchen Medikamenten (die ich ja brauche, um mein Leben erträglich zu machen) abhängig bin.

Auch ein Grund ist, daß ich mich für meine Familie als Belastung fühle. Ich möchte das alles nciht, möchte eine Stütze sein und nicht anderen das Gefühl geben, gestützt werden zu müssen.
Wenn diese Gedanken sehr stark werden, überlege ich ernsthaft, ob ich nicht noch einmal "durchstarten" soll, bewußt auf die positiven Dinge im Leben schauen und aus eigener Kraft aus diesem Sumpf steigen soll.

Gibt es jemanden von Euch, der solche Gedanken kennt? Was habt ihr gemacht, um auf dem richtigen Weg zu bleiben oder zu kommen?

Es tut mir leid, daß es so ein Durcheinander geworden ist, aber anders bringe ich es im Moment noch nicht zustande.

Über ein paar Erfahrungen oder Gedankenanstösse würde ich mich sehr freuen!

Liebe Grüße, Annemarie

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W


Post Wed, 06.Nov.02, 8:43      Reply with quoteBack to top

Hallo Annemarie grinsend ,

ja, ja, ja, das kenne ich auch!
Abhängigkeit ist wirklich sehr schwer zu ertragen. Und sie tut weh, vor allem in Urlaubszeiten. Ich habe gerade wieder eine Woche ohne Therapie hinter mir und bin mir meiner Abhängigkeit deutlich bewusst geworden.
Es ist, als würde ich bei meinem Therapeuten meine Batterien aufladen. Das gute Gefühl hält aber leider höchstens für eine Woche. Wenn eine Pause ist, habe ich ein Problem, keine Energie und kein Selbstbewusstsein mehr.
Ich habe schon oft gedacht, ich ertrage das nicht mehr. Das muss doch anders werden.
Und ich denke, das wird es auch. Wenn Du jetzt alles hinschmeisst, steckst Du in einem Prozess, der eben noch nicht abgeschlossen ist.
Und dann? Alleine schafft man das nicht, glaube ich. Mir geht es schon mein ganzes Leben schlecht und für mich ist das jetzt die einzige Chance.
Ich glaube nicht, dass ich das nochmal machen würde.
Man hat doch auch schon so viel erreicht.
Ich glaube, diese Gefühle, Ängste und Zweifel sind völlig normal.
Hast Du mit Deiner Therapeutin darüber geredet? Wäre doch interessant, wie sie darüber denkt.
Ich glaube, man muss da immer wieder durch. Abhängigkeit ist schmerzhaft, man ist verletztlich. Und in der Kindheit wurde diese Abhängigkeit ausgenutzt.
Deshalb macht sie jetzt Angst. Deshalb ist aber auch eine grosse Sehnsucht da. Vielleicht muss man in der Therapie erfahren, Abhängigkeit auszuhalten und zuzulassen und sehen, dass der Therapeut die Abhängigkeit nicht ausnutzt?
Vielleicht gehört das zur Heilung dazu.

Wenn man Therapien immer wieder abbricht, kann doch keine Heilung eintreten.
Ich finde es "gefährlich", solche Prozesse einfach abzubrechen.

Ich hoffe, ich bin jetzt nicht total am Thema vorbei Wink .

Liebe Grüsse
Kara
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W


Post Wed, 06.Nov.02, 11:26      Reply with quoteBack to top

Hallo Annemarie,

auch ich kenne diese Gefühle gut. Die Abhängigkeit von der Therapeutin ist wirklich furchteinflößend. Gast hat von Urlaubszeiten geschrieben, da hab ich grinsen müssen. Diese Urlaubszeiten sind für mich fürchterlich. Eine Woche geht zwar noch, auch zwei zur Not, aber wenn es einmal mehr werden, dann ist es wirklich schlimm.

Hinschmeißen will ich meine Therapie nicht. Wollte ich, soweit ich mich erinnere, noch nie meine Therapie abbrechen, weil ich schon vorher zu viel hinter mir gehabt habe, um nicht diese Möglichkeit festzuhalten. Und es geht auch gut voran. Obwohl ich natürlich immer wieder das Gefühl habe, als täte sich gar nichts.

Hast Du Deine Schwierigkeiten schon mit Deiner Therapeutin besprochen? Ich hab einmal gelesen, dass diese Abhängigkeit von der Therapeutin Teil der Therapie ist und gar nicht wegzudenken. Das hat mich etwas beruhigt. Ich hab's dann auch mit meiner Therapeutin besprochen und sie hat das bestätigt. Das ist eben dafür gut, um einmal positive Abhängigkeit zu erleben. Dass das sehr schwer ist, ist klar, nachdem vorher nur schlechte Erfahrungen mit Abhängigkeit da waren.

Viele Grüße, Anette
Annemarie
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Post Thu, 07.Nov.02, 13:47      Reply with quoteBack to top

Hallo Kara, hallo Anette,

danke erstmal für Eure Antworten! Ich bin schon ein wenig beruhigt, weil ich gesehen habe, daß ich mit diesem Problem gar nicht alleine bin! Confused

ja, Batterien aufladen, das ist ein guter Vergleich Laughing

"Wenn eine Pause ist, habe ich ein Problem, keine Energie und kein Selbstbewusstsein mehr.
Ich habe schon oft gedacht, ich ertrage das nicht mehr. Das muss doch anders werden."


Auch das trifft es genau. Schon einen Tag nach der Therapie merke ich, wie der Alltag die neu erworbenen Einsichten mitsamt der Motivation sie zu leben, untergräbt. Ganz schleichend. Dann habe ich das Gefühl, daß ich in der nächsten Thera-Stunde wieder auf der alten Schiene bin und dementsprechend enttäuscht von mir.
Ist aber in Wirklichkeit nicht so, ein bißchen was bleibt immer hängen (hoffentlich) Confused

"Und ich denke, das wird es auch. Wenn Du jetzt alles hinschmeisst, steckst Du in einem Prozess, der eben noch nicht abgeschlossen ist.
Und dann? Alleine schafft man das nicht, glaube ich. Mir geht es schon mein ganzes Leben schlecht und für mich ist das jetzt die einzige Chance.
Ich glaube nicht, dass ich das nochmal machen würde.
Man hat doch auch schon so viel erreicht."


Ja, da hast Du natürlich recht. Es ist nur so, wenn ich frustriert genug bin über meine Unfähigkeit, so manches umzusetzen, denke ich, daß ich der Therapeutin die Zeit stehle, einen anderen somit den Platz wegnehme, der vielleicht richtig mitarbeiten würde und außerdem kann es mir nicht schlecht genug gehen, wenn ich solchen Gedanken an Therapieabbruch hege. Zum Glück gibt es ja auch den Verstand, der mir sagt, daß ich ebentuell wieder von vorne anfangen muß, wenn ich jetzt nicht weitermache.

Mit der Therapeutin habe ich darüber (noch?) nicht geredet, obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte. Irgendwie habe ich da Angst vor Konsequenzen, wenn ich ihr das sage. Sad

"Ich glaube, man muss da immer wieder durch. Abhängigkeit ist schmerzhaft, man ist verletztlich. Und in der Kindheit wurde diese Abhängigkeit ausgenutzt.
Deshalb macht sie jetzt Angst. Deshalb ist aber auch eine grosse Sehnsucht da. Vielleicht muss man in der Therapie erfahren, Abhängigkeit auszuhalten und zuzulassen und sehen, dass der Therapeut die Abhängigkeit nicht ausnutzt?
Vielleicht gehört das zur Heilung dazu."


Danke, Kara, für den Gedankenanstoß. So habe ich das noch nicht sehen können. Ja, Abhängigkeit tut sehr weh. So nach dem Motto: "Geben ist seeliger denn Nehmen". Geben macht nicht abhängig.

"Ich hoffe, ich bin jetzt nicht total am Thema vorbei ."

Nein, ich denke nicht, ich glaube, es war DAS Thema grinsend


"Gast hat von Urlaubszeiten geschrieben, da hab ich grinsen müssen. Diese Urlaubszeiten sind für mich fürchterlich. Eine Woche geht zwar noch, auch zwei zur Not, aber wenn es einmal mehr werden, dann ist es wirklich schlimm. "

Das kann ich mir gut vorstellen. Mehr als zwei Wochne Urlaubs-Pause hatte ich bei ihr noch nicht, aber ich glaube, noch mehr Zeit würde mich wieder immer weiter auf die "alte Schiene" rutschen lassen.
Obwohl, bei dem anderen Therapeuten hatte ich mindestens 3 Wochen bis 12 Wochen Zeit dazwischen. Aber da hatte ich auch jedesmal Angst vor der nächsten Therapie, weil es mir danach wieder 3 Wochen zum Teil sehr schlecht ging. Da war diese Pause ganz gut. Hmmm......könnte ich mir jetzt gar nicht mehr vorstellen. Da wäre wirklich alles umsonst.

"Hinschmeißen will ich meine Therapie nicht. Wollte ich, soweit ich mich erinnere, noch nie meine Therapie abbrechen, weil ich schon vorher zu viel hinter mir gehabt habe, um nicht diese Möglichkeit festzuhalten."

Das ist eine gute Einstellung. Very Happy

Alles Liebe Euch beiden und weiterhin viel Erfolg,
Annemarie

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Micky
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Post Tue, 23.Aug.05, 11:06      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Hallo liebe Therapieerfahrene

Ich hoffe, mit meinem Problem in diesem Thread richtig zu sein.

Gibt es ForumsteilnehmerInnen, die Erfahrungen mit freiwilligen Therapiepausen gemacht haben und über diese berichten möchten?

Meine Situation ist seit langer Zeit sehr schwierig und nun an einem Punkt angelangt, wo ich die Kraft, sie zu ertragen, nicht mehr auszuhalten vermag. Ich bin wieder hochsuizidal, nicht weil ich nicht mehr leben möchte, sondern weil ich das Gefühl habe, nicht mehr länger dermassen leiden zu können.

Da ist auf der einen Seite meine Therapie, die mir an und für sich sehr hilfreich wäre, mir auch schon viel geholfen hat (ohne sie wäre ich nicht mehr am Leben) und mir viel (wohl zu viel) Halt gibt. Auf der anderen Seite aber ist dieser seit langer Zeit anhaltender, mich zusehends mehr zerstörender und alle Kräfte verschlingender, kaum noch auszuhaltender Liebesschmerz, der meine tiefen Gefühle für meinen Therapeuten, bezw. den Menschen, der hinter dem Therapeuten steht, in mir verursacht.

Da ist einerseits die körperliche, geistige und emotionale Wärme und die grosse Vertrautheit, die sich zwischen uns entwickelt haben und die mir so sehr helfen, immer wieder meine leeren Batterien (wenigstens ein bisschen) aufzuladen und durchzuhalten; aber da ist gleichzeitig meine grosse Abhängigkeit und nach jeder Stunde dieser unerträgliche Schmerz, wenn ich meinen Therapeuten wieder gesehen, seine Stimme wieder gehört und ihn wieder gespürt habe und noch Stunden später seinen Geruch in meinen Haaren rieche.

Da ist auf der einen Seite dieses grosse Bedürfnis und die Notwendigkeit, mich von diesen zerstörerischen Schmerzen zu befreien, was nur noch - so glaube ich nach drei langen Jahren vergeblicher anderer Versuche - durch eine Therapiepause oder gar einen -abbruch möglich sein kann und auf der anderen Seite ist da die riesige Angst und die entsprechende Erfahrung, ohne Therapie gar nicht zurechtzukommen und das Wissen, noch Therapie nötig zu haben und gleichzeitig die Kraftlosigkeit, eine neue Therapie zu beginnen und da ist zusätzlich das grosse Defizit von mir, meine Unfähigkeit, mich aus eigner Kraft aus frustrierenden Situationen zu lösen, was wohl der Hauptgrund dafür ist, das es mir heute nach wie vor nicht gut geht.

Dieses Problem belastet mich dermassen, dass ich seit geraumer Zeit nicht mehr in der Lage bin, an meinen anderen, nicht minder grossen, ungelösten Problemen (psychische Stabilisierung, gewünschte Trennung von meinem Mann, Wohnortwechsel, Wiedereinstieg auf der Arbeitsachse) weiterzuarbeiten. Deshalb wäre ich für jeden noch so kleinen, neuen Impuls sehr dankbar.

Liebe Grüsse

Micky
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malinetta
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Post Tue, 23.Aug.05, 11:58      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Liebe Micky,

leider kann ich dir nicht von meinen Erfahrungen berichten, da ich noch keine Therapiepause hatte, die über einen Zeitraum von vier Wochen hinaus ging.

Es tut mir sehr leid, dass es dir gerade so schlecht geht. Also erstmal ganz viele liebe Grüße an dich hug Solche Phasen und Momente kann ich hingegen wieder ganz gut nachvollziehen. Es ist so fürchterlich, wenn man diese Schmerzen aushalten muss. Die Therapie in Frage stellt und keinen Sinn außer Schmerz und Leid darin sehen kann. Gleichzeitig beschreibst du diese Abhängigkeit.

Hast du denn mit deinem Thera schon mal über deine hier beschriebenen Gedanken gesprochen? Wenn ja, was meint er dazu?

Micky wrote:
ihn wieder gespürt habe und noch Stunden später seinen Geruch in meinen Haaren rieche


Das stimmt mich etwas nachdenklich! Macht Ihr Körpertherapie? Wäre es nicht vielleicht besser auf körperliche Nähe vorübergehenderweise zu verzichten, wenn du es hinterher eigentlich nicht ertragen kannst?

LG
Malinetta
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carö
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Post Tue, 23.Aug.05, 13:02      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

das hört sich gar nicht gut an liebe micky, tut mir sehr leid für dich. hug

den gedanken, den malinetta geäußert hat, von der körperlichen nähe abstand zu nehmen, möchte ich auch aufgreifen. ich denke, dass eine körperliche ebene den „hunger“ nach nähe noch mehr anheizt. bei mir hätte es - da bin ich sicher - eine retraumatisierung ausgelöst, weil es ganz natürlich einfach nicht geht, dass der therapeut - niemand, dir dieses bodenlose bedürfnis ausreichend stillen kann. es gehört meiner meinung unbeding dazu, dass man sich genau ansieht, ob diese körperarbeit neue erkenntnisse für einen bringt oder ob sie ein bedürfnis – temporär – stillt. wie es sich genau bei dir verhält kann ich natürlich nicht beurteilen.

vielleicht wäre es ein erster schritt, anstelle die therapie abzubrechen – zur therapause kann ich nichts sagen, dazu habe ich keine erfahrungen – eine körperliche abstinenz auszuhalten. und weitersehen, wie es dir damit geht, was passiert...

alles gute für dich !

LG
Caroline

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Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können.

Last edited by carö on Fri, 26.Aug.05, 10:23; edited 1 time in total
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Zicke
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Post Tue, 23.Aug.05, 13:17      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Hallo Micky,

ich hatte mal eine Therapiepause von 2 - 3 Jahren (weiß es selber nicht genauer, weil ich ziemlich traumatisiert war). So ganz freiwillig war das bei mir allerdings nicht. Ich hatte vorher einen so großen Krach mit dem Th., dass ich einfach nicht mehr hingehen konnte.
Heute weiß ich, dass der Krach von ihm provoziert war um mir meine Unabhängigkeit zu ermöglichen. Das war wohl sehr wichtig, aber es war auch eine sehr, sehr schwierige Zeit.
Ich weiß nicht, ob ich Dir empfehlen soll einen solchen Weg freiwillig zu gehen.
Am besten sprichtst Du mal mit Deinem Therapeuten über Deine Ängste vor Abhängigkeit.

Zicke
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Post Tue, 23.Aug.05, 13:25      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Hallo Micky,

ich kenne diese Abhängigkeit von Therapeuten sehr gut. Zur Zeit mache ich eine Körpertherapie und habe auch sehr oft Sehnsucht nach der Therapeutin, zu der eine große Nähe und Vertrautheit besteht. Ich könnte mir nicht vorstellen, diese Therapie zu beenden, weil sie zur Zeit das Wichtigste in meinem Leben ist.

Wie lange bist du schon bei dem Therapeuten? Welche Therapieform ist das? Du schreibst, dass du versuchst, wieder auf die Arbeitsschiene zu kommen.

Ich kann mir vorstellen, dass deine Abhängigkeit durch die fehlende Arbeit sehr verstärkt wird. So kannst du dich richtig hineinsteigern. Wichtig finde ich auf jeden Fall, aktiv zu werden, um nicht in den Gefühlen zu versinken. Ein "Losreißen" vom Therapeuten stelle ich mir sehr schwierig vor, leichter wäre vielleicht ein langsames Distanzieren dadurch, dass andere Dinge wieder mehr Raum in deinem Leben einnehmen.

Alles Gute.

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Post Tue, 23.Aug.05, 15:58      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Liebe Micky!
Ich kenne das Gefühl, von meiner Therapeutin stark abhängig zu sein nur allzu gut. Zeitweise habe ich gedacht, ich könne nicht mehr ohne sie auskommen und habe 24 Stunden am Tag an sie gedacht. Allers kreiste nur um die Therapie bzw. um die Therapeutin. Allein der Gedanke, dass ich nicht ihre einzige Klientin bin, hat mich wahnsinnig gemacht.
Das war vor ca. einem Jahr. Zusätzlich dazu ging es mir da sehr schlecht.

Ich habe Anfang diesen Jahres beschlossen, dass das so nicht weitergehen kann. Ich kann und will emotional nicht so abhängig von einem Menschen sein. Dabei ist mir auch das Gefühl abhanden gekommen, dass ich es alleine auch schaffen kann.

Ich habe nie daran gedacht, die Therapie abzubrechen. Auch eine längere Therapiepause habe ich nicht eingelegt.
Meinem Ego hat es dann aber sehr geholfen, die Therapiestunden von mir aus weiter auseinander zu ziehen. D.d.: ich bin einige Monate lang nur noch alle vier bis 8 wochen hingegangen. Das alles freiwillig, weil ich es wollte.
Das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben. Zum einen wußte ich, dass meine Therapeutin hinter mir steht, zum anderen fühle ich mich nun nicht mehr so abhängig von ihr. Ich habe gemerkt, dass es auch ohne sie geht.
Momentan gehe ich wieder alle zwei bis drei Wochen hin, mir graut vor dem Ende der Therapie, das ich noch lange hinauszögern will, habe aber durch diese freiwilligen Therapiepausen viel Selbstvertrauen gewonnen.

Vielleicht wäre das mal ne Idee, die Termine in größeren Abständen wahrzunehmen?

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute.
Carla
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Micky
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Post Tue, 23.Aug.05, 22:27      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr Lieben

Habt von Herzen Dank für Eure guten Denkanstösse und tröstenden Worte. Es tut gut, wenigstens für ein paar Augenblicke das Gefühl zu haben, mit all meinen Problemen nicht ganz alleine zu sein.

@Malinetta

Lieben Dank für deine Grüsse; ich freue mich sehr darüber. Lass mich ebenfalls einen Arm voll zu dir zurückschicken hug .

Mit meinem Therapeuten habe ich schon unzählige Male darüber gesprochen. Er bemüht sich wirklich sehr, mir zu helfen. Er sagt viele gescheite Sachen, verhilft mir zu Denkanstössen und bleibt dabei stets nüchtern und neutral. Er fände es auch schade, wenn ich die Therapie abbrechen müsste, denkt aber gleichzeitig, dass vielleicht eine Trennung notwendig sein wird, um überhaupt eine Chance zu haben, mein Leiden zu beenden. Er weiss, dass manchmal das Reden alleine nicht ausreichen kann, um Probleme zu lösen, sondern zusätzlich Lebensschritte notwendig und unumgänglich sind, um weiterzukommen. Er sagt zudem, dass der Mensch müsse verzichten können (etwas, das ich mein ganzes Leben lang tun musste) und dass im Leben nur diejenigen Menschen Zufriedenheit erlangen können, die in der Lage sind, mit Verzichten umzugehen. Auch spricht er immer wieder mal meine grossen Defizite an, was das mich aus frustrierenden Situationen - lösen - Können betrifft.

Ich mache keine Körpertherapie in dem Sinne. Eigentlich ist es eine Gesprächstherapie. Auf die körperliche Nähe versuche ich an den Tagen, an denen es mir ein bisschen besser geht, wenigstens einen Teil der Stunde zu verzichten und mich langsam von diesem Menschen zu lösen. Es ist reine Quälerei. Manchmal geht es zwar recht gut, wenn ich einen Augenblick auf dem Stuhl sitze, manchmal aber kippe ich in meiner riesigen Sehnsucht sofort in eine Art Schutz-Aggressionen. Mein Therapeut meint, dass nicht unsere körperliche Nähe der Grund für meine Probleme mit meinen Gefühlen sei, sondern meine Schwierigkeiten mit Grenzen umzugehen. Er gewährt sie mir deshalb, weil er das Gefühl hat und die Befürchtung hegt, dass ich ohne diese heute gar nicht mehr am Leben wäre (damit könnte er Recht haben) und er der Meinung ist, dass das Loslassen von mir aus kommen sollte. Ich glaube auch nicht wirklich, dass ein Verzicht auf diese Nähe meine Probleme lösen würde, denn es ist nicht in erster Linie das Körperliche, das mich dermassen zu ihm hin zieht - was nicht heisst, dass ich ihn nicht begehren würde - vielmehr ist es sein Geist, sein Gedankengut, seine Einstellung zum Leben und die Art und Weise, wie er mit eigenen Problemen umgeht und eigene Schicksalsschläge meistert, das mich derart übermässig fasziniert.

@caroline, Zicke, Dependent und Carla

euch werde ich später, aber bestimmt bald antworten. Ich bin sehr müde, habe die beiden letzten Nächte wegen der Ueberschwemmungen in unserer Gegend (das ganze Grundstück, die Keller und Teile des Hauses sind total zerstört) kaum geschlafen.

Bis bald und liebe Grüsse an alle hug

Micky
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Post Wed, 24.Aug.05, 8:03      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Hallo Micky,

es tut mir sehr leid, dass Du persönlich so schwer von dem Unwetter betroffen bist. Ich hoffe, dass der Schaden nicht allzu groß ist (obwohl es nicht so klingt) und wünsche Dir viel Kraft für die anstehenden Arbeiten.

Ich finde, Du solltest Dich nicht so quälen und Dich bemühen, körperlichen Abstand zu dem Therapeuten zu wahren, wenn es Dir nicht so schlecht geht. Das bringt doch gar nichts. Letztlich kommt der Körperkontakt ja doch immer wieder zustande, dann kannst Du meiner Meinung nach auch gleich dem Wunsch danach nachgeben. Sonst wird das Bedürfnis und die Qual nur noch größer.

Allerdings finde ich das Vorgehen Deines Therapeuten etwas fragwürdig. Er macht eine Gesprächstherapie und bietet Dir trotzdem immer wieder den Körperkontakt an. Er scheint auch sonst viel von sich selbst einzubringen, denn Du schreibst, dass Du ihn dafür bewunderst, wie er mit seinen eigenen Problemen umgeht. Somit verwischt er die Grenzen zwischen Therapie und Privatem und Du scheinst es daher auch schwer auseinanderhalten zu können.

Andererseits: Wenn die Tatsache, dass Du ihn für seinen Intellekt und seine Fähigkeit, das Leben zu meistern, so sehr bewunderst, der Grund für Deine Abhängigkeit ist, besteht doch die Hoffnung, dass Du einen anderen, wirklich erreichbaren Mann findest, der ebendiese Eigenschaften hat (natürlich mit Abstrichen, denn in einer richtigen Beziehung kannst Du den Partner natürlich nicht so idealisieren wie Deinen Therapeuten). Bei mir liegt die Sache etwas anders: Ich suche in meiner Therapeutin die "Mutter", und es ist klar, dass ich so jemanden im "wirklichen Leben" nie finden werde. Bin leider etwas alt dafür... Ich weiß nicht, ob ich jemals im Leben eine befriedigende Paarbeziehung werde führen können. Bei Dir besteht da aber vielleicht mehr Hoffnung?

Herzliche Grüße
Dependent
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Post Wed, 24.Aug.05, 11:54      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Liebe Micky,

leider habe ich keine Zeit, aber ich möchte dir trotzdem noch mal viele Grüße senden und eins ist ganz wichtig: du bist nicht alleine!!! friend

Energie und Kraft schicke ich dir!

Malinetta
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Zicke
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Post Wed, 24.Aug.05, 12:14      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Hi Micky,

Deine Beschreibung von dem, was Dich auf geistiger Ebene zu Deinem Therapeuten zieht, könnte fast von mir sein. Ich kann also sehr gut nachvollziehen, wie es Dir geht.
Woher weißt Du wie er mit eigenen Problemen und Schicksalsschlägen umgeht? Ich meine, hat er es Dir selber gesagt, oder vermutest Du es nur?
Wenn er es Dir gesagt hat, finde ich das auch etwas ungewöhnlich. Meiner hat noch nie etwas in dieser Hinsicht gesagt, aber es passiert mir immer wieder, dass ich ihn einschätze, wenn er so vor mir sitzt - und ich auf diese Art und Weise glaube, sehr viel über ihn zu wissen.
Körperkontakt hatte ich mit meinem allerdings noch nie; jedenfalls nichts, was über das obligatorische Händedrücken bei der Begrüßung und beim Abschied hinausgeht. Es ist für mich ein bißchen fragwürdig, wieso weitergehender Körperkontakt in einer Gesprächstherapie notwendig wäre. Bist Du auch der Meinung, dass Dir das das Leben gerettet hat? Hierüber würde ich an Deiner Stelle nocheinmal nachdenken.

Wenn Dependent sagt, dass es möglich wäre, einen Mann zu finden, der über die geistigen Qualitäten eines guten Therapeuten verfügt, kann ich das so nicht bestätigen. Ich habe nämlich bis jetzt noch keinen solchen gefunden. Ich hab auch nicht so viel Hoffnung, dass mir das in diesem Leben noch beschieden ist.

@ dependent,

wo muß man hingehen, um einem Mann mit solchen geistigen Qualitäten zu begegnen? Smile

Zicke
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Post Wed, 24.Aug.05, 14:36      Re: Therapiezweifel - Selbstzweifel Reply with quoteBack to top

Hi Zicke,

ist doch klar, dass man seine Theras idealisiert, weil man sie gar nicht richtig kennenlernen kann mit all ihren Macken und sie eine tolle Rolle haben als Seelentröster, die sich eine ganze Stunde ausschließlich für dich "interessieren". So einen tollen Mann findet man natürlich nicht in der Realität, das ist auch eher ein idealer Vater als ein echter Mann.

Was Micky sucht, einen geistreichen Mann, der die Herausforderungen des Lebens gut bewältigt (oder zu bewältigen scheint, er kann ja viel erzählen...) und - vermutlich - sich wirklich für sie interessiert, sollte man doch finden können, wenn nicht an der nächsten Straßenecke, so doch durch gezieltes Suchen, z.B. im Internet, wenn man ganz konkret angibt, was man unbedingt will...

Viele Grüße

Dependent
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