Thera für manche Themen nicht so geeignet?

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 34

Hallo, seit kurzem mache ich eine Verhaltenstherapie. Bisher fand ich schon bei verschiedenen Themen viel Verständnis auf Seite des Theras und konnte so an einigen Dingen langsam arbeiten. Letzte Stunde brachte ich neu das Thema Partner auf. Ich tappe hier selbst noch ziemlich im Dunkeln und schilderte erst mal nur, wie es mir in der Vergangenheit ergangen ist. Darauf bekam ich von meinem Thera eine Flut von Erklärungen, warum dies und jenes genau so passiert wäre, alles ganz logisch. Für mich war leider noch gar nichts logisch. Dafür hätte ich nach der Stunde vermutlich unter dem Teppich durchgepasst. Ich habe ein Problem, versuche offen darüber zu sprechen, suche nach einer Lösung und der Thera schnippt quasi mit dem Finger und glaubt, sofort Bescheid zu wissen, was ich bezweifle, denn da müsste wohl noch mehr gesprochen werden. Ich fühlte mich danach mies und hatte den Eindruck, durch die Erklärungen distanziert sich der Thera von mir und schwebt ca. 10m über mir. Das kannte ich bisher nicht von ihm. Nun frage ich mich, ob es daran liegen kann, dass nicht jeder Thera für jedes Thema gleich gut geeignet ist? Gruesse anna

Forums-Gruftie 917 Deutschland W, 35

Hallo Anna,

Quote:

Ich habe ein Problem, versuche offen darüber zu sprechen, suche nach einer Lösung und der Thera schnippt quasi mit dem Finger und glaubt, sofort Bescheid zu wissen, was ich bezweifle, denn da müsste wohl noch mehr gesprochen werden.

Du sprichst mir aus der Seele. Das kenne ich leider auch (inzwischen aus 2 Therapien) und regt mich ziemlich auf. Ich selbst glaube, daß das bei Verhaltenstherapie häufiger ist. Na ja, ist keine fundierte Aussage, weil ich außer VT nur einmal Gesprächstherapie gemacht hatte und das waren nur 12 Stunden, da kann man eh nicht viel sagen.

Na ja, das war weniger Deine Frage.

Quote:

Nun frage ich mich, ob es daran liegen kann, dass nicht jeder Thera für jedes Thema gleich gut geeignet ist?

Ja, das denke ich grundsätzlich schon. Ein Therapeut kann eine Situation ja auch nur vor seinem Erfahrungshintergrund einordnen. Wenn man mit seinen eigenen Erfahrungen/Einstellungen usw. etwas abseits vom üblichen Spektrum liegt, und der Therapeut deutet alles, was man sagt, vor dem Hintergrund von dem, was er sonst so kennt, muß es ja schiefgehen. Kannst Du mit ihm darüber reden, daß Du Dich so gar nicht wiederfindest in dem, was er sagt?

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 34

Hallo Stöpsel,
danke für Deine Antwort, das tut schon mal gut!

Stöpsel2 wrote:

Ich selbst glaube, daß das bei Verhaltenstherapie häufiger ist.

Ich bin auch nicht so sehr Expertin, aber das kann tatsächlich sein mit der VT. Ich hatte ein paar Stunden tiefenpsychologische Therapie, da war das nicht so.
Das mit dem Erfahrungshintergrund stimmt natürlich. Ich habe mir auch schon überlegt, ob hier, weil es um das Thema Partnerschaft geht, nicht nur seine Rolle als Thera, sondern seine Rolle als Mann zum Tragen kommt und er Dinge deshalb anders sieht, aber das sind nur Spekulationen.

Stöpsel2 wrote:

Kannst Du mit ihm darüber reden, daß Du Dich so gar nicht wiederfindest in dem, was er sagt?

Ja, ich habe es vor, denn so möchte ich die Stunde nicht noch mal erleben! Ich denke auch, dass ich mich traue, denn zunächst fühlte ich mich ziemlich klein, später war ich dann auch verärgert. lieben Gruss
anna

Forums-InsiderIn 456 Deutschland W, 38

hallo anna,

Quote:

Ich fühlte mich danach mies und hatte den Eindruck, durch die Erklärungen distanziert sich der Thera von mir und schwebt ca. 10m über mir.

es wäre sicher wichtig, ihm deinen eindruck mitzuteilen, weil er damit die chance hat, zu verstehen, was sein verhalten bei dir auslöst. ich habe solche situationen in meiner thera (analyse) auch schon erlebt, allerdings sehr selten. mag schon sein, dass es in VTs häufiger auftritt. ist aber nur eine vermutung von mir. wir haben darüber gesprochen und er hat bisher jedes Mal für mich nachvollziehbar und glaubwürdig erläutert, dass er sich wirklich in dem moment von mir abgegrenzt hat – also auch auf distanz gegangen ist. sich über mich stellen wollte er damit sicherlich nicht, aber er hat auch verstehen können, dass ich das so empfunden habe. meistens waren es sehr krasse erlebniswelten, die ich geschildert habe, die er wohl irgendwann nicht mehr ertragen/nachvollziehen konnte. menschen reagiere auch mit diesem „besserwissen“, wenn sie sich einer situation nicht gewachsen fühlen egal aus welchen gründen und sich dadurch auch abgrenzen müssen. und diese gründe müssen nicht immer vorliegen, sondern vielleicht war das was in diesem augenblick zwischen euch. es kann am thema liegen (wobei ich mir das kaum vorstellen kann) .. es kann an der art liegen, WIE du erzählt hast… es kann an seiner schlechten tagesform gelegen haben, es kann aber natürlich auch daran gelegen haben, dass du sehr unsicher bist bei dem thema und dich da auch schnell entwertet fühlst, obwohl es faktisch nicht passiert (hoffe ich drück mich einigermassen verständlich aus) etc etc etc… deswegen solltet ihr unbedingt darüber sprechen. bei mir war gerade der letzte punkt oft der auslöser, dass ich mich klein und mies ihm gegenüber fühlte. aber mit zunehmendem vertrauen in die beziehung und auch in mich selbst trat das eher in den hintergrund. dennoch gab es wirklich auch reale situationen in denen er sich in ähnlicher art von mir distanziert hat, aber das miteinander darüber sprechen hat die „krise“ wieder aufgehoben. ich konnte ihn in seinen beweggründen dadurch besser verstehen und er mich. im grunde können beide beteiligten an solchen schwierigen situationen wachsen.

ich wünsch dir viel glück, dass es dir gelingt, diese situation zu klären.

LG
caroline

Helferlein 127 OÖ W, 27

Hallo Anna

Es geht ja bei der Verhaltenstherapie darum ein gewisses Verhalten zu verändern oder zu kanalisieren mal ganz einfach gesagt. Das kann aber der Therapeut nicht für dich machen, das muss schon aus dir selber kommen. Daher haben dir wahrscheinlich seine Erklärungen nicht geholfen. Sieh sie mal nicht als Erklärungen sondern als Fragen. Eigentlich passiert es gerade, du fragst dich ja schon obwohl du seine Erklärungen hast:
Stimmt das so?
Was ist wirklich Ursache?
Was wäre meine Erklärung gewesen?

Wenn du dich nicht verstanden oder fehlinterpretiert fühlst dann muss das natürlich angesprochen werden.

Das alles ist nicht deine eigentliche Frage seh ich gerade:
Also ich glaub auch dass nicht jeder Therapeut für alle Themen geeignet ist, es ist auch Verhaltenstherapie nicht für jedes Thema geeignet. Oftmals ist es aber auch egal welche therapie man hat, es muss passen, denn die Lösung findet man oft in sich selbst und ein guter Therapeut hilft dir hoffentlich dabei sie zu finden.

Alles Gute

sporadischer Gast 15 Deutschland W, 34

@caroline: Deine Gedanken finde ich sehr hilfreich! Wenn ich so darüber nachdenke, könnte von allem etwas dabei gewesen sein. Klar, bei dem Thema bin ich noch unsicher und vermutlich auch empfindlich. Dadurch hatte ich selbst noch wenig "Material" geliefert, was vermutlich den Thera verunsichert hat. Hellsehen kann er ja nicht. Wink

Ausserdem war er tatsächlich schon in besserer Form als an diesem Tag. Confused

@Mouchette:

Quote:

Es geht ja bei der Verhaltenstherapie darum ein gewisses Verhalten zu verändern oder zu kanalisieren mal ganz einfach gesagt. Das kann aber der Therapeut nicht für dich machen, das muss schon aus dir selber kommen.

Das ist schon klar, ich hab da selbst schon ne Menge an Eigenarbeit geleistet. Das mit den Erklärungen meinte ich anders: Bisher kamen zu den anderen Bereichen hier und da Erläuterungen, die mich richtig weiter brachten, weil ich die eine oder andere Sichtweise gar nicht berücksichtigt hatte oder weil ich das Ganze aus einem anderen Blickwinkel sehen konnte oder weil "das Kind einen Namen" bekam. Da waren die Erklärungen also durchaus sehr hilfreich.

Ich werde berichten, ob mir das Ansprechen meines Empfindens geholfen hat, leider dauerts noch ein wenig bis zur nächsten Stunde.

Viele Gruesse
anna

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