Therapiesucht?!

Helferlein 137 Vorarlberg M, 45

Hallo allseits,
ich habe vor kurzem eine Therapie begonnen und es ist jetzt so, dass ich nur noch von Therapiestunde zu Therapiestunde lebe. Bin die ganze Woche über unrastig, unruhig, gereizt und aggressiv, da es noch so lange bis zur nächsten Sitzung dauert...halt den Zustand emotional fast nicht aus - gibt es so etwas wie Therapiesucht?!

lg mamox

sporadischer Gast 28 deutschland W, 24

Hallo mamox,

ich habe das auch sehr oft (und ich bin schon viele Jahre in Therapie). Ich kann dir nichts wirklich hilfreiches sagen, außer dass es auf jeden Fall gut ist, es anzusprechen in der Therapie, weil es gemeinsam oft leichter fällt, etwas zu finden, was hilft. Ich schreibe zum Beispiel oft Briefe an den Therapeuten (nicht zum abgeben, nur zum Überbrücken) oder erlaube mir abends im Bett eine halbe Stunde Gespräch mit ihm in Gedanken (darauf warte ich dann tagsüber und schaffe es so besser, mich abzulenken und mich zu vertrösten). Du findest vllt noch bessere Lösungen. Ich würde es nicht als Sucht bezeichen. Am Anfang war es bei mir auch extrem, eigentlich schon unerträglich, aber es wird besser! Auch bei dir! Du bist noch am Anfang, du musst das erst mal verarbeiten, dass da plötzlich ein Therapeut ist, das ist alles noch neu.

Liebe Grüße!

Helferlein 137 Vorarlberg M, 45

Hallo MutTutGut,
Danke für deinen Tipp - das mit dem Brief schreiben, bzw. halt die Gedanken notieren - das werde ich mal ausprobieren...
Und es am Donnerstag in der Therapie ansprechen. Morgen ist ja Gott sei Dank schon Mittwoch und dann ist es ja nur noch ein Tag...

lg mamox

sporadischer Gast 28 deutschland W, 24

So bin ich auch oft *Tagezähl* Übrigens ist Donnerstag ein guter Tag. Ich hatte mal montags Therapie, das ist schlimm, die Woche vergeht echt langsamer von Montag bis Montag als z.B von Donnerstag zu Donnerstag. Auch wenn sich das schwachsinnig anhört, ich hab es echt so empfunden. Vielleicht könntest du ja am Anfang zweimal pro Woche hingehen, wenn dir das helfen würde und es organisatorisch ginge?

sporadischer Gast 26 deutschland W, 22

das "von stunde zu stunde"-leben ist ganz normal. das phänomen kenne ich von mir und es ist auch in einem buch von irvin yalom erwähnt. (yalom = psychoanalytiker und buchautor).

grüße
bertha

sporadischer Gast 28 deutschland W, 24

und was steht da, auch was hilfreiches, was man dagegen machen kann?

sporadischer Gast 26 deutschland W, 22

nein, das war, meine ich ein roman. darin wurde es einfach erwähnt. es könnte "die rote couch" gewesen sein oder "der panama-hut". (falls du mal bei amazon kucken willst^^)
es ist ja an sich nicht schlimm. wahrscheinlich gehört es einfach zum prozeß dazu.

Helferlein 137 Vorarlberg M, 45

Guten Morgen,
ist ja schon beruhigend zu wissen, dass es anderen auch so geht. Obwohl es mich halt schon arg erwischt hat. Bekomm überhaupt nichts auf die Reihe, da ich mich vor lauter Unruhe auf nichts konzentríeren kann... Werde es morgen in der Therapie mal ansprechen, ob sie was weiß, was ich dagegen tun kann...

lg mamox

Forums-Gruftie 536 BRD W, 39

Guten Morgen Mamox!

Wie sieht denn deine woche so aus? Hast du eine Alltagsstruktur? Hast Du soziale Kontakte? Gehst du Hobbys nach?

Ich kenne das Problem, das Du beschreibst von früheren Therapien. Ich lebte eigentlich nur für die 50 Minuten, die ich bei meiner Thera sein konnte. Und wenn die Stunde rum war, dachte ich an nichts anderes, als an die nächste und eine woche erschien mir wie ein Jahr.
Das ist heute nicht mehr so, nicht weil mir meine Therapie unwichtig wäre, sondern, weil ich die Woche über soviel zu tun habe, so dass ich nicht mehr nur an meine Therapie denke. Ich habe heute neben meiner Therapeutin noch andere soziale Kontakte und Hobbys. Und ehe ich mich versehe, ist die Woche schon wieder rum.

Ich habe das Thema damals auch in der Therapie angesprochen und meine Therapeutin legte mir damals nahe, mir etwas außerhalb der Therapie zu suchen, was mir wichtig ist, was mir spaß macht.
Heute weiß ich, dass das sehr wichtig ist. Damals war aber genau das mein Problem, denn ich mochte nicht unter Menschen gehen. Das habe ich alles erst lernen müssen. Und bis ich das gelernt habe, war es erst mal so, dass sich alles nur um meine Therapie drehte. Mit der Zeit wurde ich unabhängiger und konnte schließlich auch loslassen.

Gruß
Jenny

Helferlein 47 Deutschland W, 28

Hallo @all!

Ist bei mir auch so. Ich fiebere jeweils auf die nächste Stunde hin. Ist nicht so schlimm in den ersten zwei Tagen, aber dann geht es richtig los.
Bei mir ist es abgesehen von einem diffusen, generellen Wunsch, hinzugehen und mit ihm zu reden auch die Angst, daß er dann "nicht mehr da" sein könnte oder mich nicht mehr mag, wenn zuviel Zeit vergeht. Also auf jeden Fall auch Verlassenheitsängste. Es ist jetzt aber schon nicht mehr so schlimm wie am Anfang (mache seit einem Jahr Therapie), ich kann mich jetzt wenigstens halbwegs wieder auf meinen Alltag konzentrieren.
Diesmal muß ich 10 Tage aushalten, weil mein Termin von Mittwoch auf Freitag verschoben wurde. Also eigentlich hätte ich genau jetzt Therapiestunde und muß aber noch bis Freitag warten... traurig

@Jenny Doe:
Naja, meine Tage sind schon ziemlich ausgefüllt mit Arbeit, Hobbies, Freunde treffen etc. Das macht bei mir die Sache nicht unbedingt besser...

LG vom sternchen

Forums-Gruftie 536 BRD W, 39

Hi Sternchen!

Quote:

Naja, meine Tage sind schon ziemlich ausgefüllt mit Arbeit, Hobbies, Freunde treffen etc. Das macht bei mir die Sache nicht unbedingt besser...

Dann scheinen bei dir andere Gründe / Ursachen vorzuliegen als bei mir damals.

Quote:

auch die Angst, daß er dann "nicht mehr da" sein könnte oder mich nicht mehr mag, wenn zuviel Zeit vergeht.

Dieses "Zeit vergeht" spielte damals auch eine große Rolle. Ich verspürte bereits nach wenigen Tagen eine Entfremdungsgefühl meiner Thera gegenüber, hatte das Gefühl, sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen zu haben und sehnte mich nach ihrer Nähe. Ich musste irgendwie spüren, dass sie noch da ist. Für mich war das so, wenn Menschen gehen, dann gehen sie und kommen auch nicht wieder. Obwohl meine Thera wieder kam, d.h. die nächste Woche wieder da war, konnte ich keine sicherheit erlangen und nahm irgendwie innerlich immer wieder bereits nach wenigen Tagen nach der Sitzung, Abschied von ihr. Manchmal brauchte ich es auch, während der woche kurz ihre Stimme zu hören. Danach gings dann wieder.

So hat wohl jeder so seine Gründe.

Gruß
Jenny

Helferlein 87 Deutschland / BB W, 41

Hallo @all,
mhm, ein wichtiges Thema. Bin in Therapie seit knapp 1 3/4 Jahren (1. und hoffentlich einzige...) und kenne dieses Gefühl sehr, sehr gut!
Mich hat schon aus dem Konzept gebracht, wenn sein Auto nicht da war; bei mir wurde auch diese Woche die Stunde (momentan 14-tägl.) von Mi. auf Fr. gelegt, das beschäftigt mich, obwohl ich von morgens bis nachts arbeite, Freundschaften, Kontakte pflege (leider ohne Familie...). Das Gefühl war/ist ein sehr kindliches und natürlich habe ich es angesprochen (was mir sehr peinlich war, da ich beruflich sehr aktiv bin) und kam mir wie der "größte Idiot" vor. Aber es legt sich. Aber immer noch: die Stunden sind sehr wichtig für mich und bestimmen an diesem Tag auch meine Tagesstruktur. Das hat schon etwas mit Sehnsucht zu tun. Habe ich in der Woche weniger Arbeitstermine denke ich umso mehr an die Therapie.
Die Zeit dazwischen verbringe ich mit Tagebuchschreiben, besserem Wahrnehmen-Üben usw.
Viele Grüße,
Anne

Helferlein 137 Vorarlberg M, 45

Hallo allseits,
ja momentan ist es schon so, dass ich natürlich auch viel Zeit habe, in der ich allein bin - und somit keine wirkliche Ablenkung habe.
Ab nächster Woche gehe ich wieder arbeiten, mal sehen ob es dann besser wird...

lg mamox

sporadischer Gast 28 deutschland W, 24

Mamox, ich benutze mal deinen Thread, ich hoffe es ist okay, es passt nämlich thematisch hierhin. Ich vermisse grad meine Thera so krass, dass mir schon total schlecht ist, ich bin nur am Heulen und kann nix essen. Das ist völlig übertrieben alles, mir geht es nämlich eigentlich sehr gut zur Zeit und es war auch nix besondres. Ich bin am Überlegen, ob ich anrufen soll, aber ich weiß echt nicht, was ich sagen soll. "Hallo, ich wollte Ihre Stimme hören?" Hm Embarassed

Wenn ich ihr das sage, was ich hier geschrieben habe, denkt sie wahrscheinlich, ich spinne, es ist nämlich alles völlig grundlos. Bitte, baut mich auf! Sad

Helferlein 47 Deutschland W, 28

Hallo @all!

@Mut~tut~gut
Tut mir leid, konnte leider nicht helfen, Dich aufzubauen, mir ging es selber deswegen nicht gut. Hatte ja geschrieben, daß mein Termin verlegt wurde und ich deshalb zehn Tage statt den üblichen sieben aushalten mußte. Wie geht es Dir denn jetzt?

Dann kam es heute in der Therapiestunde zu einem kleinen Eklat, weil ich total einsilbig und zickig war und eigentlich gerne darüber geredet hätte, wie schlecht es mir zur Zeit mit der ganzen Warterei auf die nächste Stunde geht.
Habe es nicht geschafft, das von mir aus anzusprechen, aber ich habe ihm einen Zettel von mir dagelassen, in dem das alles sehr ehrlich drinstand.
Er hat total super darauf reagiert. Und hat versprochen, mir eine Kassette mit Achtsamkeitsübungen zu besprechen, damit ich wenigstens seine Stimme jederzeit "abrufbar" habe. Ich freue mich jetzt schon! freude

Und ich hoffe, daß er nie auf die Idee kommt, mal in dieses Forum hineinzuschauen und dabei über meine posts stolpert.... Shocked

Es freut sich sehr
das sternchen

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