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rangerwalker
sporadischer Gast
16
Baden-Württemberg W, 42
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Tue, 28.Nov.06, 10:55 Jugenddepressionen |
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Hallo, ich bin Mutter von drei Kindern im Alter von 6, 10 und 14 Jahren.
Ich versuche immer nach bestem Wissen und Gewissen meine Kinder zu erziehen und wir reden über Probleme auch viel miteinander.
Neulich war ich im Zimmer meiner großen Tochter und da lag ein Zettel auf dem Schreibtisch. Ich warf einen Blick drauf und erschrak. Da stand: (muss dazu sagen, das sie seit 2 Monaten einen Freund hat)...lass es uns gemeinsam tun, ohne dich will ich nicht sterben, das Leben ist eh sch....
Ich habe mir nichts anmerken lassen, weil ich nicht weiss, wie ich jetzt da reagieren sollte.
Es beschäftigt mich aber sehr. Ich weiss, daß viele Jugendliche ähnliche Empfindungen habe. Ist das jetz nur eine Phase oder wie ist das zu deuten??
Gruß
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sonnewasser
[nicht mehr wegzudenken]
1265
Niederbayern W, 25
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Tue, 28.Nov.06, 11:30 Re: Jugenddepressionen |
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Hallo rangerwalker,
Ich bekam mit 14 Jahren auch meine erste richtige Depression und wollte nur sterben. Ich hatte morgens keine Kraft um aufzustehen, in der Schule hatte ich keine wirklichen Kontakte und es hat einfach nichts funktioniert. Die Trauer war unendlich groß.
Irgendwie haben meine Eltern das nicht bemerkt, oder sie wollten es nicht bemerken. Eigentlich war es ja nicht zu übersehen...
Lag dieser Zettel deiner Tochter einfach so auf dem Schreibtisch rum, oder hast du suchen müssen? Falls er wirklich einfach so dalag, könnte es eventuell sein, dass sie bewusst oder unbewusst WOLLTE, dass du ihn liest. Vielleicht weil du bis jetzt nichts von ihrer depressiven Phase bemerkt hast.
Zu deiner Frage, ob es nur eine Phase ist... das finde ich relativ unwichtig. Denn es geht ihr JETZT schlecht. Und es wäre nicht gut, es als Phase abzutun.
Ich rate dir, mit deiner Tochter zu reden und sie zu fragen wie es ihr geht. Vielleicht sagst du ihr, dass du merkst, das etwas nicht stimmt und du dich freuen würdest, wenn sie dich teilhaben lässt.
Direkt auf den Brief ansprechen würde ich sie nicht. Denn ich könnte mir vorstellen, dass es ziemlich wütend macht, wenn man weiß, die Mutter war im Zimmer und hat einfach gelesen und rumgeschaut.
Viel Glück,
lg
sonnewasser
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_________________ Menschen, die zu oft zwischen den Zeilen lesen, lernen sich selbst besser kennen |
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rangerwalker
sporadischer Gast
16
Baden-Württemberg W, 42
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Tue, 28.Nov.06, 11:52 Re: Jugenddepressionen |
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Hallo sonnewasser, vielen Dank für deine Antwort.
Nein ich musste nicht suchen. Ich gebe zu, daß wir momentan so ein paar pubertäre Probleme haben. Wir reden viel miteinander und ich versuche auch, die Kritik die ich von ihr bekomme anzunehmen und mein Verhalten zu überdenken. Manches auch zu ändern, kommt drauf an, was. Bei manchen Sachen geht es nicht, daß ich von meiner Meinung oder Vorderung abweiche. denn auch das sind für die Zukunft gesehen Vorteile. Und Grenzen müssen sein, aber da wo es mir möglich ist, handele ich nach ihren Wünschen.
Gruß
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sonnewasser
[nicht mehr wegzudenken]
1265
Niederbayern W, 25
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Tue, 28.Nov.06, 13:57 Re: Jugenddepressionen |
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Hallo rangerwalker,
hast du denn eine Idee, warum deine Tochter das Leben z zt nicht mag? Hat sie vielleicht Probleme in der Schule, fehlen ihr Freunde dort. Oder steckt sie einfach gerade in einer Phase, in der sie sich frägt, wozu das alles?
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_________________ Menschen, die zu oft zwischen den Zeilen lesen, lernen sich selbst besser kennen |
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rangerwalker
sporadischer Gast
16
Baden-Württemberg W, 42
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Tue, 28.Nov.06, 14:40 Re: Jugenddepressionen |
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Hallo sonne, nein nicht wirklich. Dieses Schuljahr ist ein ganz wichtiges, wahrscheinlich ist der Druck zu groß. Aber es lässt sich leider nicht ändern.
Andere müssen doch auch mit Druck fertig werden, da kann man doch nicht einfach den Wunsch hegen, das Leben weg zuwerfen?
Gruß
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sonnewasser
[nicht mehr wegzudenken]
1265
Niederbayern W, 25
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Tue, 28.Nov.06, 16:38 Re: Jugenddepressionen |
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Quote: | Andere müssen doch auch mit Druck fertig werden, da kann man doch nicht einfach den Wunsch hegen, das Leben weg zuwerfen?
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Leider doch! Irgendwann kommt jeder an den Punkt, wo er sich frägt, wozu das alles. Manche denken nur kurz darüber nach und andere fallen in ein Loch, weil sie keine Antwort darauf finden. Die Gedanken gehen dann weiter und drehen sich im Kreis und das kann durchaus dazu führen, dass man keinen Sinn mehr sieht.
Deine Tochter hat anscheinend diese Gedanken und es ist wichtig dass du das ernst nimmst. Ansonsten wird sie es spüren und sich unverstanden vorkommen...(das alles, weil es mir persönlich mit 14 Jahren so ging).
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_________________ Menschen, die zu oft zwischen den Zeilen lesen, lernen sich selbst besser kennen |
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Nachtvogel
Forums-Gruftie
517
Ex-Norddeutsche:) W, 30
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Tue, 28.Nov.06, 18:19 Re: Jugenddepressionen |
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rangerwalker wrote: |
Andere müssen doch auch mit Druck fertig werden, da kann man doch nicht einfach den Wunsch hegen, das Leben weg zuwerfen?
Gruß |
Nicht alle Menschen sind gleich, ranger. Mit genau solchen Aussagen kannst du einen Depressiven zur Verzweiflung treiben, weil er sich dann völlig unverstanden und fertiggemacht fuehlt. Genausowenig kann man mit den Worten "stell dich doch nicht so an" oder "reiss dich zusammen" bei einem Depressiven was erreichen. Ist einem eh alles egal und will man eh nur noch sterben, beruehrt einen sowas genauso wenig wie Drohungen. Es ist halt alles egal und fuehlt sich völlig schrecklich an. Selbst das Lieblingsessen schmeckt fade und man hat das Gefuehl, völlig alleine bzw. von allen gehasst zu sein, auch wenn man sich in einem Zimmer voller Freunde befindet. Was ich damit sagen will: Man denkt nicht logisch, hat eine veränderte Wahrnehmung und hält diese fuer die Wirklichkeit. Möglicherweise macht man sich eh schon reichlich Selbstvorwuerfe und hasst sich selbst, da macht es zusätzlicher Druck nur noch schlimmer.
In einem normalen Zustand kann man mit Druck fertig werden und sich zusammenreissen. Bei einer Depression kommt man eher mit Verständnis und Unterstuetzung weiter.
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rangerwalker
sporadischer Gast
16
Baden-Württemberg W, 42
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Wed, 29.Nov.06, 8:50 Re: Jugenddepressionen |
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Hallo Ihr, danke für Eure Teilnahme.
Ich bzw. mein Männe und ich bemühen uns, nicht so viel Druck auf die junge Lady auszuüben. Leider überspannt sie manchmal den Bogen und dann muss man ihr da Einhalt gewähren. Grenzen sollen ja schließlich auch sein und an Regeln müssen wir Erwachsenen uns ja auch halten. Hat eigentlich fast Jeder der die Jugendzeit durchlebt solche Gedanken? Ich lese es so oft.
@sonne - wie war es denn bei dir, wann hattest du den Punkt überwunden?
Gruß
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Wed, 29.Nov.06, 11:45 Re: Jugenddepressionen |
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Liebe rangerwalker,
ich habe den Eindruck, daß es eine gewisse Distanz und erhebliche Verständnisschwierigkeiten zwischen Ihnen und Ihrer Tochter gibt.
Signale wie Sie sie von Ihrem Kind beschrieben haben, sind in jedem Fall ernst zu nehmen - Sie wollen es doch wohl nicht darauf ankommen lassen?!
Bitte wenden Sie sich baldmöglichst an eine Beratungsstelle oder einen Psychotherapeuten(in), der Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen hat, und nehmen Sie Ihr Mädchen dorthin mit. Ich empfehle dies auch deshalb nachdrücklichst, weil sich mir vermittelt, daß die den bisherigen Antworten an Sie innewohnende 'Botschaft' noch in keiner Weise bei Ihnen angekommen ist.
Freundlichen Gruß und alles Gute
R.L.Fellner
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rangerwalker
sporadischer Gast
16
Baden-Württemberg W, 42
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Wed, 29.Nov.06, 11:58 Re: Jugenddepressionen |
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Hallo R.L.Fellne,
ja das hatte ich mir auch schon überlegt. Vielleicht kann sie dort auch über Dinge reden, die sie bei uns nicht anschneiden möchte. Natürlich möchte ich es nicht drauf ankommen lassen. Wenn ich zurückdenke, dann gab es bei mir früher auch Dinge die ich besser mit Aussenstehenden (Tante, Onkel...) bereden konnte als mit meiner Mutter oder meinem Vater.
Vielen Dank Euch allen
Lieben Gruß
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sonnewasser
[nicht mehr wegzudenken]
1265
Niederbayern W, 25
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Wed, 29.Nov.06, 13:33 Re: Jugenddepressionen |
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Hallo rangerwalker,
Quote: | @sonne - wie war es denn bei dir, wann hattest du den Punkt überwunden?
Gruß |
Das kann ich so genau nicht beantworten. Ich erinnere mich nur, dass ich gerne eine Therapie gemacht hätte. Als ich mich irgendwann traute, das meinen Eltern zu sagen, meinten die nur, wozu ich denn ne Therpie bräuchte. Da fiel mir auf, dass sie nichts davon bemerkt hatten wie es mir geht.
Diese ganz starke Depression mit Todeswunsch hatte ich ein paar Monate, danach versuchte ich zu funktionieren und habe die Schule beendet. Als ich dann die erste Lehrstelle anfing, holte mich aber alles wieder ein und aus der Depression wurden Angstzustände und Panikgefühle, weitere Sinnlosigkeit dadurch usw. Es ist eine ewige Spirale. Und es wäre bestimmt etwas leichter gewesen, wenn ich frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch genommen hätte und meine Eltern meine kaputte Psyche ernst genommen hätten.
Leider WOLLEN manche Eltern nicht sehen, weil es sie selbst bedrückt und ihr Bild von einer tollen Familie zerstört. Aber das SEHEN ist oft das Einzige, was das alles noch retten kann...
lg
sonnewasser
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_________________ Menschen, die zu oft zwischen den Zeilen lesen, lernen sich selbst besser kennen |
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Katschi
sporadischer Gast
24
Linz W, 18
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Fri, 29.Dec.06, 9:10 Re: Jugenddepressionen |
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Liebe Ranger,
es berührt mich sehr was du da schreibst denn mir ist es ähnlich gegangen wie deiner Tochter jetzt. Nur mit dem Unterschied das ich nie so einen Zettel geschrieben habe. Ich war 15 als ich meine Depression bekam. Ich wusste damals noch nicht das ich eine Depression hatte aber vorstellen konnte ich es mir schon ein bisschen da ich einiges gelesen hatte. Ich hatte meiner Mutter imer wieder gesagt das ich mich schlecht fühlte und mich die Schule und meine Lehrstelle nicht mehr interresieren würde doch sie nahm mich nicht ernst. Vor allem mein Vater meinte nur ich sollte mich doch endlich "zusammenreißen" was mich nur tiefer in meine Depression stürzte. Ich vertraute meinen Eltern nicht mehr und tue es auch heute noch nicht. Bei deiner Tochter ist das anders, sie hat wahrscheinlich noch etwas vertrauen zu dir, sonst hätte sie den Zettel nicht so offen in ihrem Zimmer liegen lassen. Du musst sehr behutsam mit ihr umgehen sonst kann es schnell passieren das du keine Chance mehr hast ihr vertrauen zurück zu gewinnen. Kümmere dich um sie, frage sie wie ihr Tag war und nimm sie in den Arm wenn sie traurig ist. Ich weiß natürlich nicht genau was für ein Typ Frau sie ist aber wenn sie als kleines Kind sehr verschmußt war und gerne gekuschelt hat dann gib ihr dieses Gefühl wieder. Frag sie allerdings zur Sicherheit ob du sie in den Arm nehmen "darfst". Falls Ihr Vater immer ihre Bezugsperson war, (falls er in eurem Leben einen Platz hat?) besprich das auch mit ihm und bitte ihn auch genauso zu reagieren. Wenn sie nicht sehr gut auf Bestrafungen und das Setzen von Grenzen reagiert dann versuche so sanft, vorsichtig und liebevoll mit ihr umzugehen als wäre sie ein kleines Baby und würde ohne deine Unterstützung ihr Leben nicht schaffen.
Melde dich vielleicht wenn du etwas ausprobiert hast, und wie es funktioniert hat. Wenn du lust hast und evtl. noch mehr Tipps brauchst melde dich ruhig per PN bei mir.
GLG Katschi
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_________________ Kein Mensch ist eine deiner Tränen wert, und die die es wert sind tun alles damit du nicht weinen musst. |
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