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Charlot
Forums-InsiderIn
464
Ruhrpöttchen W, 23
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Mon, 07.Jul.03, 21:10 Vertrauen |
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Ok ok ok, ich bin lästig, ich weiß. aber mir schoss gerade ein Gedanke durch meine nikotinverseuchtes Hirn und Gedanken muss ich immer sofort loswerden, vor allem, wenn sie irgendwie einen Sinn haben.
Ich habe gerade über Vertrauen nachgedacht, Vertrauen in alles erdenklichen Hinsichten.
Früher Bestand für mich Vertrauen nur darin, dass man jemandem etwas sagen kann, ohne dass eres sofort jedem weitererzählt. Da kam eine Frage in mir:
Was bedeutet Vertrauen?
Heute sehe ich das Ganze nämlich etwas anders. Das möchte ich an 3 Beispielen festmachen:
a) mein lieber Freund A.
b) mein bekackter (sorry) Exfreund G.
c) meine Therapeutin
a)
Ich habe A. erst vor kurzem kennengelernt, er ist über 40 und hat seit 15 Jahren die Diagnose Borderline. Er ist ein wahnsinnig toller Mensch, der leider für sich nie den Weg aus Misere gefunden hat. Aber es ist wahnsinnig toll. Er hat so viel zu erzählen, er kümmert sich mit einer Hingabe um mich, die ich nie erlebt habe. Ich glaube er sieht mich als sowas wie seinen Zögling, jemand, dem er ein Leben mit Zuständen ersparne kann. - Ok, ich fange an zu schwärmen, das wollte ich nicht.
Was ich sagen will ist: IHM vertraue ich, in jeder Hinsicht. Er ist einfach klasse. Er würde mir nie weh tun, er sieht immer mehr als ich sehe. ER kann MICH auf MICH aufmerksam machen.
Er genießt mein volles und unumfängliches Vertrauen. Wir reden fast täglich miteinander, er nimmt sich Zeit, hört mir zu oder erzählt mir einfach nur irgendwas und manches kommt sogar an mein versteinertes Herz durch.
Aber auch dieses vollumföngliche Vertrauen genießt er nur, wenn ich regelmäßig von ihm höre. Ich bin manchmal böse auf ihn... so wie jetzt, wenn er nicht zurück ruft. Dann... ist das weg.
b)
Der blöde G.. So ein mieses Stück. Die Gesichte ist alt (naja nicht wirklich, so 3 Monate) und ich glaube auch schon mehrfach diskutiert.... aber was ich sagen will:
Wir waren 1 1/2 Jahre zusammen, glücklich - aus meiner Perspektive. Ihm habe ich auch vertraut, ich habe sogar ruhig neben ihm geschlafen. Sonst kann ich nichtmal gut schlafen, wenn ein Fremder auch nur im Haus ist. Fremder = nicht in meiner Family. Ich bin nie wieder so glücklich eingeschlafen wie an seiner Schulter.
Und dieses Vertrauen war fürn Arsch. Er redet jetzt schlecht über mich, was für ein fürchterlicher, hässlicher, mieser, verrückter, allgemeingefährlicher Mensch ich bin. Hintenrum. Zu mir ist er nahezu immer nett... auch wenn ihn jetzt nur noch eiskalte Ignoranz trifft.
Vertrauen ist Gefahr. Was wird mit A. passieren, wenn er mal böse auf mich ist?
c)
Meine Therapeutin... nach der ersten Sitzung habe ich sie gehasst, verbascheuht, sie verflucht und ihr die Pest an den Hals gewünscht. Nach der 2. und 3. Sitzung fand ich sie toll. Jetzt nach etwa 15 Sitzungen ist sie mir völlig egal. Gut, wenn sie da ist, gut wenn nicht. Was solls.
Ich kann kein Vertrauen zu jemandem aufbauen, den ich nur einmal in der Woche 50 Minuten lang sehe, das geht nicht.
Den Großteil der Woche ist sie für mich nur eine Traumgestalt, ein surreales Etwas. Freitagmorgens... dann wird sie real und Freitagabend ist sie schon wieder nur ein Name, ein Ort, leblos.
Daher wohl auch das Problem mit sich öffnen und Angst und so... ich fühle mich, als ob ich jeden Freitag eine (manchmal sogar feindliche) fremde Welt betrete.
Ok, all diese Beispiele - Beispiele von Menschen, die auf die eine oder ander Art Rollen in meinem Leben gespielt haben - haben eins gemeinsam:
Sie lassen ein großes im Bezug auf Vertrauen.
Was ist Vertrauen?
Wie fasst man es?
Kann man das lernen?
Ich brauche Gedankenansätze.... bitte.
Danke fürs Lesen dieser Erzeugnisse eines grauen, nikotinverseuchten Glibberkrams.
Einen wunderschönen abend wünscht
Charlot
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_________________ Madeleine was my first love. |
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Time
[nicht mehr wegzudenken]
2687
Deutschland W, 70
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zu VERTRAUEN möchte ich eine heute gelesene definition posten, die mich sehr fasziniert hat:
BadforGood wrote: | Es gab da Grenzen, die am Anfang sehr weit gesteckt waren, und mit der Zeit dann kleiner wurden. Das ging nur, da sie - egal, welchen Umfang sie gerade hatten - nie übertreten wurden. Und das galt für alle Seiten - nicht nur meine Grenzen wurden nicht übertreten, sondern keiner von uns übertrat die Grenzen der anderen. Mit der Zeit verschwand dann das "Grenzen-Bewachungs-Gefühl" größtenteils, und es würde eine Art "Passt-schon"-Sicherheit daraus. |
DAS beschreibt VERTRAUEN für mich ganz perfekt.
eine sogenannte passt-schon-sicherheit.
und passt-schon ist OBEN erklärt....
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Charlot
Forums-InsiderIn
464
Ruhrpöttchen W, 23
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Grenzen... mein Lieblingsproblem. Da hab ich wohl nen richtigen Schaden...
... weil ich kann weder mit den Grenzen anderer umgehen noch mit meinem eigenen.
Wie soll sich da so ein Gefühl einstellen?
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_________________ Madeleine was my first love. |
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Meiklmän
sporadischer Gast
7
M
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Sun, 21.Sep.03, 13:13 Re: Vertrauen |
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passt schon sicherheit.
finde ich gut. merke ich mir
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dito
Helferlein
40
brandenburg W, 33
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Sat, 10.Jan.04, 15:10 Vertrauen haben |
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hi,
mich würde mal interessieren, welche anforderungen ihr an den punkt "vertrauen" (und damit verbunden "zuverlässigkeit") in einer partnerschaft stellt.
der grund:
in ein zwei punkten kann ich absolut keine unzuverlässigkeit vertragen. ist mein partner, dem die wichtigkeit dieser sachen für mich bekannt ist, damit "schludrig" (ihm ist eben was anderes wichtiger, so dass er es einfach vergisst, nicht dran denkt etc.), ärgert mich das extrem. aber ärger ist das eine, vertrauen das andere. fakt ist, dass er es nicht bewusst tut.
doch gerade in solchen für mich wichtigen dingen entscheidet es sich für mich, ob ich vertrauen haben kann.
ich hab festgestellt, dass ich keins mehr hab
und nu ? ausziehen ? umerziehen ist wohl kaum möglich.
ich mein, für mich zieht das mehr und mehr kreise, ich hab mich zurückgezogen, da ich im tiefsten inneren glaube, letztendlich eh allein dazustehn.
der einzigste, auf den ich mich wirklich verlasse, bin ich.
ich sortier gerade mein leben.....
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_________________ dito |
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Sat, 10.Jan.04, 18:04 Re: Vertrauen haben |
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Hallo dito,
dito wrote: | mich würde mal interessieren, welche anforderungen ihr an den punkt "vertrauen" (und damit verbunden "zuverlässigkeit") in einer partnerschaft stellt. |
Was ist denn für Dich Vertrauen?
Unzuverlässigkeit schließt für mich Vertrauen nicht aus. Also als Beispiel: wenn ich weiß, dass x immer zu spät kommt, also unzuverlässig ist, kann ich dennoch vertrauen, dass x kommt. Und mit bestimmter Regelmäßigkeit der Unzuverlässigkeit ("immer 30 Min zu spät") wird eben das schon wieder zuverlässig
Quote: |
in ein zwei punkten kann ich absolut keine unzuverlässigkeit vertragen. ist mein partner, dem die wichtigkeit dieser sachen für mich bekannt ist, damit "schludrig" (ihm ist eben was anderes wichtiger, so dass er es einfach vergisst, nicht dran denkt etc.), ärgert mich das extrem. |
Das klingt für mich eher so, als fühltest Du Dich respektlos behandelt? Du hast bestimmt "Regeln" aufgestellt und möchtest die eingehalten wissen. Du kannst nicht darauf vertrauen, dass sie eingehalten werden. Doch heisst denn das, dass Du ihm generell nicht mehr vertrauen kannst?
Lg,
Tanzendes_Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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dito
Helferlein
40
brandenburg W, 33
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Sat, 10.Jan.04, 19:28 Re: Vertrauen haben |
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wenn die eins-zwei punkte wichtig sind....neigt man bzgl. des restes zum verallgemeinern.
sind für mich halt keine banalen sachen.
vertrauen ist für mich, wenn ich auf kontrolle in einer für mich wichtigen angelegenheit verzichte, weil ich glaube und fühle, dass derjenige es so tun wird, wie ich mir es vorstelle/ wie es für mich richtig ist.
bsp. aufs baby aufpassen (sind nicht meine punkte)
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_________________ dito |
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Dunkelelf
Helferlein
129
Zwischen den Meeren W, 41
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Sat, 10.Jan.04, 22:14 Re: Vertrauen haben |
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Vielleicht, solltest Du diese 1 - 2 Punkte einmal deutlich formulieren, damit man sich ein Bild machen kann.
Es ist sehr schwierig, eine hilfreiche Antwort zu geben, wenn man nicht wirklich weiß, auf was man eigentlich antwortet. Vielleicht magst Du ein wenig genauer erzählen.
Womit genau hat Dein Partner denn dein Vertrauen erschüttert?
lg
Dunkelelf
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_________________ Life is what happens, while you are making other plans. (J. Lennon) |
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dito
Helferlein
40
brandenburg W, 33
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Sat, 10.Jan.04, 22:34 Re: Vertrauen haben |
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der erste punkt: er versteckte sich hinter mir, als ein rottweiler auf uns zu kam.
der zweite punkt: ist mit dem babysitten vergleichbar, zwar kein baby, sondern ein tier. 10 mal rumgelabert, er solle irgendwelches gefährliche zeug mitnehmen, wenn er geht, vergisst er es. nicht nur einmal. so, als ob man einem baby ne haarspraydose in die wiege legt und geht.
das scheint ihm "angeboren", er hat in einer früheren beziehung auch mal ein kind vergessen, also nicht in die krippe gebracht. 16 uhr fiel es ihm wieder ein.
hat also nichts mit respekt oder aufgestellten regeln zu tun, sondern vielleicht mit mangelndem beschützertrieb.
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_________________ dito |
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Claire-Linette
sporadischer Gast
26
W, 28
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Sun, 11.Jan.04, 10:24 Re: Vertrauen haben |
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Hallo,
hab eure Konversation grade entdeckt, gelesen und wuerde mich gern auch kurz einmischen - wenn ich darf...
Ich wuerde dir, dito, eines vorschlagen! Nimm' dir Zeit und denk mal darueber nach, was dir wirklich wichtig ist in einer Beziehung, und was du liebst an deinem Freund. Dass er dir treu ist, dass du mit ihm reden kannst, dich in seiner Gegenwart wohlfuehlst und gern mit ihm einschlaefst - oder dass er dich vor Rottweilern beschuetzt.
Wenn ich ehrlich bin, empfinde ich die Story mit dem Hund sogar eher als Kompliment - ihm ist in diesem Moment aufgegangen, fuer wie stark er dich haelt, naemlich fuer viel staerker als sich selbst. Ob du damit nun umgehen kannst (oder willst) ist natuerlich wieder was ganz anderes, aber grundsaetzlich sollte so etwas nicht dein Vertrauen erschuettern, sondern dein Selbstbewusstsein staerken.
Ich erzaehl mal kurz eine kleine Episode, die sehr aehnlich verlief in meiner Beziehung
(die ich noch immer hab ):
Wir gingen eines schoenen Sommertages in Wien spazieren, als um eine Haeuserecke ploetzlich ein scheinbar angetrunkener, junger Typ (will mit dem Begriff 'Penner' lieber vorsichtig umgehn...) stolperte und wie im Affekt ausholte um mir mit der flachen Hand auf die Stirn zu klatschen - einfach so, im Vorbeigehn. Gott sei Dank darf ich mich eines ueberdurchschnittlichen Reaktionsvermoegens erfreuen, duckte mich also noch im richtigen Moment. Meine erste Reaktion danach (der Typ war laengst weitergestolpert) war, meinen Freund fragend anzuschau'n, da er null Reaktion darauf gezeigt hat. Irgendwie hatte ich erwartet, dass er dem Idioten nachgeht und ihn vielleicht fragt, was das sollte. tat er aber nicht - im gegenteil, er behauptete steif und fest, es nicht gesehen zu haben. 'Feigling', dachte ich und war den Rest des Tages sauer.
natuerlich hab ich mir danach Gedanken gemacht, ob ich das meochte, mit jemandem zusammen zu sein, der sich so verhaelt.
Letztendlich hab ich mir gedacht, warum eigentlich nicht. Kann mich im Endeffekt ja nur noch staerker machen, denn was ist, wenn ich mal 'belaestigt' werde, wenn ich allein unterwegs bin?! Dann kann mich ja auch keiner beschuetzen und ich bin auf mich allein gestellt...
Gute Gelegenheit also, den Notfall zu ueben - und wenn ich ehrlich bin - bin cih mir noch immer sicher, dass ich im Notfall sehr wohl auf ihn zaehlen kann.
Die Baby-Geschichte hab ich nicht ganz geblickt, deshlab kann und will ich dazu nichts sagen - wollte nur meine Inspiration zum Thema 'Beschuetzer' abgeben...
claire*
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Wed, 14.Jan.04, 11:55 Re: Vertrauen haben |
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Vertrauen bedeutet für mich dass ich mich auf jemand verlassen kann, egal in welcher Situation. Sei es ein Notfall oder auch nur Alltag. Jemand der nur in Notfällen für mich da ist, will ich auch nicht.
Es bedeutet dass ich nicht nur relativ sicher bin dass er mich nicht belügt, betrügt oder ausnutzt, schlecht über mich spricht, etc. sondern auch dass er meine Schwächen kennt und aktiv versucht, Situationen zu vermeiden, in denen diese zum Tragen kommen.
(Beispiel: Ich hab eine Art Sozialphobie und trau mich nirgends hinein wo ich noch nie vorher war. Also soll er sich darum kümmern dass wir uns nie irgendwo treffen wo er in einem z.B. Lokal auf mich wartet wo ich noch nie war)
Das wäre dann allerdings die Idealvorstellung, das geb ich schon zu.
Ich muss aber auch sagen dass ich selber mich immer bemühe, auch dem gerecht zu werden, bei ihm, was ich für mich fordere. Nur hab ich oft das Gefühl (auch bei Freundinnen und so), dass ich mir da mehr Mühe gebe als die anderen und die das auch nicht mal zu schätzen wissen.
Z.B. vermeide ich alle Situationen, die unklar sein könnten (weil ich genau das hasse - unklare Situationen!). Wenn ich also etwas sage das nicht zu 100% verstanden werden könnte, erkläre ich es noch näher (z.B. "Wir treffen uns um 5 hier - also bei mir zuhause, klingle einfach und ich komme runter"). Aber andere machen sowas nicht, da muss ich dann oft (blöd) nachfragen "Also bei dir zuhause, ich klingle und dann kommst du, ja?"...
Sorry, ich komm schon wieder vom Thema ab.
Vertrauen ist etwas, was man sich bei mir erst (hart) erarbeiten muss. Ich gehe immer vom schlimmsten aus - so kann ich nur positiv überrascht werden - oder bestätigt. (Kann sein dass die Einstellung nicht die beste ist, geb ich ja zu. Aber es ist nicht leicht diese zu ändern)
Vorschuss-Vertrauen gibt es bei mir nicht, erst wenn ich nach einigen Situationen gesehen habe, dass der Mensch sich um mich kümmert, und um meine Belange, und dass ich ihm wichtig bin und er mir beweist dass man ihm vertrauen und sich auf ihn verlassen kann, dann gibt es auch etwas Vertrauen.
Wenn er das wieder bestätigt, gibt es wieder etwas mehr dazu, usw.
Wenn er einmal das Vertrauen enttäuscht, muss er leider wieder von vorne anfangen.
Ich bin zwar nicht besonders nachtragend, aber ich vergesse die Sachen nicht. Ich verzeihe sie, aber im Hinterkopf bleibt doch die Tatsache, dass dieser mensch mein Vertrauen schon einmal enttäuscht/missbraucht hat.
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Claire-Linette
sporadischer Gast
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Wed, 14.Jan.04, 12:27 Re: Vertrauen haben |
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Incah,
hast du dann nicht manchmal das Gefuehl, dass andere Menschen dir das als Egoismus oder seltsame Art von Arroganz auslegen? Wie soll man denn als 'neuer' Mensch in deinem Leben wissen, obdu auch die ganze 'Muehe' wert bist?
(Versteh mich nicht falsch, sollte jetzt absichtlich ein wenig provokant klingen...)
Und stell' dir mal vor, du triffst jemanden, der das exakt gleiche Problem hat wie du - aber ein verdammt wertvoller mensch und potentiell sehr guter Freund ist - du verpasst diesen Menschen, weil du forderst, was du forderst - ist das nicht schade?
claire*
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