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wanci
Helferlein
35
Deutschland M, 20
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Sun, 12.Nov.06, 0:46 Mehr als Oberflächlichkeit / Studium |
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Hi,
ich habe vor ein paar Wochen in einer völlig fremden Stadt angefangen zu studieren. Dabei ist mir wieder mein "Hauptproblem" bewusst geworden:
Ich habe zwar kein allzu großes Problem mit jemanden in Kontakt zu kommen, d.h. ich werde öfters mal angesprochen oder spreche (an guten Tagen) sogar Leute an, aber mir fällt es wahnsinnig schwer, diese Kontakte zu halten und auszubauen. Selbst wenn die Menschen deutliches Interesse signalisieren. Ich wirke dann immer uninteressiert und als wäre ich an einem tieferen Kontakt nicht interesiert. Ich merke das in diesem Moment dann auch, kann aber nichts dagegen unternehmen. Mir fehlen die richtigen Worte und Verhaltensweisen. Komme mir vor, als wäre ich wahnsinnig langweilig. Vielleicht bin ichs ja auch.
So kommt es, dass ich jetzt einen Haufen Leute sehr oberflächlich kenne, aber mehr auch nicht. Und wenn sich jemand doch die Mühe macht, sich trotz fehlender Rückmeldung etwas länger mit mir zu beschäftigen, dann wird das leider auch nicht besser. Klar, dass jeder irgendwann aufgibt. Das sehe ich ja an mir selber: Nur wenn ich wirkliche ganz viel positive Rückmeldung bekomme, kann ich ansatzweise aktiv werden.
In Kontakt mit schüchternen Mensch zu kommen, mit denen ich mich eventuell besser verstehen würde geht so verständlicherweise nicht. Noch dazu sind in diesem Studiengang fast nur extrovertierte Leute.
Was ich noch gerne mal sagen wollte: Ich bin total abhängig von Reaktionen anderer. Ich kann mich mit niemanden unterhalten, wenn ich keine guten Rückmeldungen bekomme. Ich bin NIE der aktive Part. Meine alten Freundschaften sind fast nur durch die "Penetranz" der anderen entstanden. Es dauer ewig, bis ich darauf eingehen kann. Ich habe immer Angst, nicht als voller Mensch akzeptiert zu werden.
Das ist natürlich auch in Hinsicht auf Kontakte zu Mädchen sehr hinderlich.
Wenn ich nur wüsste, wie ich da gelassener und offener herangehen kann.
Auch die Stoffmenge im Studium ist einfach nur erdrückend. Ich weiß nicht, wie ich die erste Klausur in 2,5 Wochen schaffen soll. Vielleicht habe ich mir das falsche rausgesucht.
Vielleicht könnt ihr ja irgendwas dazu sagen, würde mich freuen;)
An die (Ex)Studenten unter euch: Wie lange hat es denn bei euch gedauert, bis ihr Freunde und Anschluss gefunden habt?
Vielen Dank!
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Kleine Fee
Moderatorin
606
Deutschland, NRW W, 28
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Sun, 12.Nov.06, 1:59 Re: Mehr als Oberflächlichkeit / Studium |
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Hallo wanci,
mir ging es in meiner Schulzeit genauso und daher hatte ich ähnliche Befürchtungen, als ich mein Studium anfing. Aber im Laufe der Zeit wurde es besser. Je mehr Semester vergingen, desto offener wurde ich und desto offener wurden auch die anderen, mit denen ich oft zusammenkam.
Allerdings funktionierte auch das nicht einfach sofort, sondern baute sich mit der Zeit auf, je länger man mit den gleichen Leuten immer wieder in Seminaren oder Pausen zusammensitzt, desto mehr besteht auch die Möglichkeit, enger befreundet zu sein.
Das heißt, ich bin zum Beispiel in die studentische Fachschaft eingetreten und habe aktiv dort mitgearbeitet. Dabei hat man dann zum Beispiel auch die Aufgabe, denjenigen zu helfen, die gerade mit dem Studium angefangen haben, so dass man natürlich auch viele Kontakte hat. Je mehr Kontakte, desto mehr Chancen für Freundschaften gibt es.
Vielleicht gibt es ja auch in deinem Fach so eine Fachschaft, da könntest du auch um Hilfe bitten, wenn dir einige Dinge zu schwierig sind, die helfen dort sicher gerne. Oder du könntest deine Hilfe anbieten, die suchen meistens immer Nachwuchs. Oft werden dort auch Feiern organisiert, da könntest du hingehen, oder bei der Fachschaft nach einer Lerngruppe fragen, um dich besser auf deine Klausuren vorzubereiten oder dir Tipps geben zu lassen, wie du das am besten bewältigen kannst.
Du bist mit deinen Problemen da sicherlich nicht alleine, es geht vielen so zu Beginn des Studiums. Das Freundschaftsproblem kennen bestimmt auch viele andere. Vielleicht schaust du dich mal genauer um, fragst nach und kommst dann mit den anderen intensiver ins Gespräch. Sag, was dich bedrückt und du wirst bestimmt Leute finden, denen es ähnlich geht. Wenn du selbst auch offen sagst, was du an der Uniwelt bemängelst, werden dir bestimmt auch anderen anvertrauen, wie sie es dort finden und nach Lösungen suchen.
Am besten ist es, wie gesagt, sich eben auch dort aufzuhalten, wo man sich in Ruhe mit anderen zusammen hinsetzen kann, sei es in der Cafeteria (wenn es denn eine dort gibt) oder in einem Fachschaftsraum. In großen Hörsälen oder in der Mensa ist es meistens ungünstig, da es dort zu laut für gute Gespräche ist. Besser eben dort, wo man auch persönlicher werden kann. Muss ja nicht jeder mithören können, was man so besprechen möchte. Da werden dann die Mitstudenten auch offener.
So weit mein Erfahrungsschatz aus meiner Studi-Zeit.
Viele Grüße von der Kleinen Fee
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Altmarkthansi
Helferlein
38
Österreich M, 25
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Sun, 12.Nov.06, 8:54 Re: Mehr als Oberflächlichkeit / Studium |
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Hallo
das mit dem Gefühl, von wegen man selbst wäre uneeendlich langweilig, das kenne ich. Ich gähne dann oder denke mir "Wann verschwindet diese Person bitte wieder", obwohl ich mich eigentlich hingezogen fühle zu dieser Person. Im Prinzip liebe ich den Kontakt mit Menschen, nur strengt er manchmal furchtbar an. Entweder ich strenge andere an oder mich strengen andere an. Ich persönlich denke, dass es eigentlich das Beste ist was dir passieren konnte: In einem Studiengang zu sein, wo die Leute größtenteil extrovertiert sind. Man nimmt immer ein bißchen vom Verhalten anderer mit sich mit...
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Yssabeau
sporadischer Gast
5
Remscheid W, 21
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Sun, 12.Nov.06, 9:53 Re: Mehr als Oberflächlichkeit / Studium |
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Hi du!
Ich denke, ich empfinde ganz ähnlich. Denkst du nicht, dass dein Desinteresse eigentlich daher rührt, dass du Angst hast, dich wirklich neu auf jemanden einzulassen und dass du eher die Kühle bist, weil du so nie jemanden an dich ranlassen musst? Ich habe ja selber auch gerade einen Thread eröffnet zu einem ähnlichen Thema. Ich denke nur, bei anderen fällt es einem immer leichter auf, warum der jenige sich wie verhält. Ich denke auch immer, mit schüchterneren Menschen käme ich besser aus, aber im Prinzip sind das doch die Prüfungen des Lebens, ne? Bei mir ist das z.B. so, dass ich mit einer Person alleine viel besser klar komme, als in einer größen Gruppe, in der dann andere das Gespräch an sich reißen. Versuch doch erst mal, auf eine Person, die du so ganz sympatisch findest, zuzugehen. Da bemühst du dich dann mal, und vielleicht merkst du dann ja auch, wie schön es ist, eine Freundin zu haben, mit der man wirklich mal reden kann und dann ist das Interesse vielleicht auch gleichermaßen groß. Naja, ich an deiner Stelle würde so anfangen, in der Uni hast du ja viele Möglichkeiten andere Menschen kennen zu lernen. Und dann immer ein Schritt nach dem anderen...! Das wird schon werden, da bin ich mir sicher
Yssabeau
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_________________ Wende dein Gesicht immer der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich. |
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Wutzelchen
Helferlein
32
Leverkusen M, 53
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Sun, 12.Nov.06, 10:14 Re: Mehr als Oberflächlichkeit / Studium |
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Ach Wanci, das ist ja süß. Tschuldigung für diese vielleicht im ersten Satz unpassende Formulierung. Ich könnte in etwa Wort für Wort so schreiben.
Weißt Du, das geht mir bis heute so. Irgendein Problem, den nächstbesten Menschen anzusprechen, habe ich nicht und gelte gegenüber Fremden als recht kontaktfreudig. Aber! Das geht ganz selten länger als über einen Zeitraum von 5 Minuten gut. Dann habe ich keine Ahnung mehr, worüber man reden könnte und das liegt weder an Desinteresse noch an fehlender Allgemeinbildung. Die näheren Bekannten wissen das natürlich, mit denen kann ich auch völlig problemlos fachliche Gespräche führen, aber mit einem nichtssagenden Schwätzchen läuft da eben nichts. Versucht auch erst niemand.
Obwohl man mit dieser lästigen Eigenschaft gut leben kann - glaube mal, Menschen, denen eine solche Schwätzerei locker von der Zunge geht, tragen sich mit ganz anderen Problemen - hat mir diese Sprachlosigkeit genau in Deinem Alter und genau zu Studienbeginn - freilich hatte ich keinerlei fachliche Probleme mit dem Studium - wirklich dicke Schmerzen bereitet, die auch heute nicht wirklich vorbei sind. Klar ist ein Mädchen im Spiel. Ich bin mir ziemlich sicher, daß sie auch mich sehr gemocht hat und hervorragende Gelegenheiten für ein Näherkommen gab es reichlich. Freilich habe ich mir immer überlegt: ja, was willst Du denn eigentlich mit dem Mädchen anstellen? 5 Minuten reden, und dann? Ja klar, blödsinnig, es wäre auf einen Versuch angekommen.
Aber weißt Du was, es kommt ja noch etwas.
Jetzt, Jahrzehnte später habe ich mal wieder Kontakt per email gesucht. Funktionierte auf Anhieb, obwohl die Geschichte alles andere als unproblematisch ist.
Aber wie auch immer, seitdem höre ich unaufgefordert von verschiedenen Seiten, daß ich zu viel reden würde. Ja, sag mal, war da eine selbsterfüllende Prophezeiung im Spiel? Ich überlege ernsthaft, die Geschichte einmal einem ausgebildeten Psychologen vorzustellen. Nicht, daß ich mit meinem momentanen Leben unzufrieden wäre, ich würde einfach gern einmal verstehen, ob ein solcher Zusammenhang möglich ist.
Und noch eine kleine Ergänzung. Vor etwa 15 Jahren lief mir auf der Suche nach einer Arbeitsstelle ein Kommunikationstalent über den Weg. Die konnte jede Wohnungstür in eine einstündige Konversation verwickeln. Ersatzweise für die Wohnungstür ging das auch mit mir. Ein Mensch, mit dem ich mich ewig über Belanglosigkeiten unterhalten konnte? Nie zuvor erlebt, das zog auch noch einmal heftigste Emotionen nach sich.
Freilich erwies sich die Annahme, daß ein Mensch mit einer Charaktereigenschaft, die mir nun gerade völlig fehlt, grenzenlos glücklich sein müsse, als verfehlt. Ihr gehts nicht schlecht, aber eben auch nicht unendlich gut. Sie kann sich beispielsweise überhaupt nicht auf einen Punkt konzentrieren und beneidet iherseits Menschen, die über diese Fähigkeit verfügen.
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sugar11
Helferlein
103
NRW W, 21
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Wed, 22.Nov.06, 0:38 Re: Mehr als Oberflächlichkeit / Studium |
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wanci wrote: |
Komme mir vor, als wäre ich wahnsinnig langweilig. Vielleicht bin ichs ja auch.So kommt es, dass ich jetzt einen Haufen Leute sehr oberflächlich kenne, aber mehr auch nicht. |
Mensch, endlich mal jemand, dem es genausp geht wie mir.
Hach Wanci, ich studiere auch seit kurzem (bei mir in der Nähe), aber keiner aus meiner alten Klasse studiert dort.
Ich studiere an einer TH, und in meinem Studiengang ist der prozentuale Anteil von Frauen 13%, was mich nicht so stört, da ich 10 Jahre an einer Mädchenschule war...
mir geht es genauso wie dir..ich habe zwar zu vielen Männern oberflächlich Kontakt, aber keinen richtigen Kumpel
und ich laufe manchen sogar hinterher, vielleicht denken die ja, ich würde was von denen wollen? Bei manchen, die ich kenne merke ich aber auch, dass sie Hintergedanken haben..tja wenn man 10 Jahre nur von Mädchen umgeben war, weiß man vielleicht nicht wie man auf Männer zugehen soll, NUR um befreundet zu sein und nicht mehr?
Ich hatte auch mal ein Mädchen kennengerlernt..ich war aber aktiv, habe mich gemeldet..etc., aber SIE brach den Kontakt ab (aus Neid auf mich wie sich herausstellte, wie lächerlich )
Jetzt studiere ich 5 oder 6 Wochen, es haben sich bereits Grüppchen gebildet, NUR ICH habe niemanden..außerdem merke ich auch, dass die Typen oft unter sich sein wollen und kein Mädel dabei haben wollen, oder sie wollen was von einem..das ist doch so ätzend!!!!Hallo ich will Freundschaft, keinen Kerl fürs Bett..aber ich sehe nicht ein, den Studiengang zu wechseln..damit ich wieder NUR von Weibern umgeben bin...
wanci wrote: | Auch die Stoffmenge im Studium ist einfach nur erdrückend. Ich weiß nicht, wie ich die erste Klausur in 2,5 Wochen schaffen soll. Vielleicht habe ich mir das falsche rausgesucht.
An die (Ex)Studenten unter euch: Wie lange hat es denn bei euch gedauert, bis ihr Freunde und Anschluss gefunden habt?
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Ich schreibe auch bald meine erste Klausur
Ich weiß auch nicht, ich weiß einfach nicht richtig wie Typen ticken, obwohl ich eine fast 3 jährige Beziehung hinter mir habe...ich will doch nur Freundschaft ihr Jungs an der Uni...eine GRUPPE, damit ich nicht alleine BIN!!!!Aber kein Techtelmechtel !!!
Schon schwierig in einem Männerdominierten Studium als Frau Männer zu finden, die "nur" befreundet sein wollen..warum ist das so schwer?
Ich fühle mich einsam und verloren...
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Blister
Helferlein
38
NRW M, 24
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Fri, 24.Nov.06, 19:02 Re: Mehr als Oberflächlichkeit / Studium |
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Hi Wanci,
was studierst du denn wenn ich mal fragen darf? Ich meine, in meinem Studiengang (intern. BWL) gibt es viele extrovertierte Leute, die dahin tendieren den Ton angeben zu wollen. Da ist es schon unpraktisch wenn man introvertiert und schüchtern ist. Ist halt wichtig sicher aufzutreten und ein gutes ok-Gefühl u besitzen.
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_________________ Gruß,
Blister
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es muss immer weiter gehen! |
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wanci
Helferlein
35
Deutschland M, 20
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Sun, 26.Nov.06, 0:31 Re: Mehr als Oberflächlichkeit / Studium |
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Hallo und vielen Dank für Eure Antworten!
Mittlerweile läuft es auch schon etwas besser, ich kenne einige Leute besser. Dennoch habe ich immer noch Probleme, mich auf eine Freundschaft einzulassen. Aber das war mein ganzes Leben schon. Wenn ich so zurückdenke, haben alle meine Freundschaften sehr sehr lange gebraucht, um sich zu entwickeln. Vielleicht muss ich mir einfach viel Zeit geben.
Ich hätte auch nicht gedacht, dass es doch so vielen ähnlich ergeht. Wenn man so durch die Uni läuft, hat man immer das Gefühl, jeder wäre mit seinen Freundschaften völlig zufrieden.
Ein Vorteil bei uns ist natürlich, dass man bei 700 Erstsemestern immer jemanden neuen finden kann, um sich mal eben zu unterhalten.
@sugar11:
Bei mir ist das ein bisschen ähnlich, nur dass die Jungs in der Unterzahl sind. (Wenn auch nicht ganz so krass, 35% sind wir soweit ich weiß).
Das mit den Hintergedanken ist ein interessantes Thema. Ich glaube, es fällt Männern schwer zu unterscheiden, ob eine Frau nur befreundet sein oder mehr will. Und da mann sich besser fühlt, wenn er denkt, dass da eine auf ihn steht - was wird er da wohl denken
Ich studiere übrigens Medizin. Dass es da jetzt viele gibt, die unbedingt den Ton angeben wollen, ist mir nicht aufgefallen. Nur, dass die meisten eben ein ausgeprägteres Selbstbewusstsein haben, als der Durchschnittsmensch.
Schöne Grüße
wanci
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