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Blister
Helferlein
38
NRW M, 24
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Sat, 04.Nov.06, 1:15 Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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Hey, bin gerade von einem "WG Casting" nach Hause gekommen und total deprimiert. Der Abend lief so ab wie ich das von mir gewohnt bin. Ich lerne drei neue Menschen kennen, sitze da und bin zu schüchtern um aus mir raus zu kommen. Frage dann ein paar Sachen wie Internet, Kosten, Organisation etc. und dann wenn es darum geht sich immer mehr kennen zu lernen hab ich einfach ne Blockade. Von den anderen kommen dann Fragen und ich sitz immer mehr da und antworte also bin total passiv und es kommt das Gefühl auf als ob ich nicht sicher wäre was ich wollte bzw. das ich an den Leuten nicht interessiert wäre. Dabei bin ich entweder zu schüchtern, verklemmt, gehemmt oder was auch immer. Jedenfalls hab ich angst davor das sie mich komisch finden.
Naja, so plätschert der Abend so dahin, und in anbetracht dessen das es insges. min. 10 Mitbewerber gibt werde ich das Zimmer wohl mal wieder nicht bekommen - ich könnte explodieren, das ist immer das gleiche. Ich könnt' tatal ausrasten. Am Ende bin ich doch wieder der komische, verklemmte aussenseiter... ich hasse es. Das geht mir auch in anderen Bereichen so, wo Menschen miteinander konkurrieren, Gruppenarbeiten, Präsentationen, Gruppen allgemein, Freundeskreise etc.
In der Uni haben wir letztens einen Persönlichkeitstest gemacht bei dem heraus kam das ich ein überaus stark ausgeprägtes angepasstes Kindheits-ich habe, heißt ich nehme mich für andere zurück um nicht abgelehnt zu werden, gebe mir die Schuld für alles und gebe den anderen Recht und leide am Ende selbst darunter.
Gibt es jemanden der das kennt und den Ausweg geschafft hat?
Besten Gruß,
Mn
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zwilling
sporadischer Gast
14
hier W, 36
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Sat, 04.Nov.06, 17:42 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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Hallo, Mondnacht
Die Situation, die du schilderst, kenne ich nur zu gut. Mir geht es genauso wie dir. Und ich leide sehr darunter. Leider hab ich noch keinen Weg daraus gefunden. Ich bin zwar seit 2 Jahren in Therapie, aber den Teufelskreis konnte ich noch immer nicht durchbrechen. Die therapie hat mir zwar geholfen die Folgeerscheinungen (Depressionen, Panikattacken, Zwänge, ...) zu lindern, nicht aber die eigentliche Ursache. Nämlich dieses permanente "Nicht-Dazu-Gehörigkeits-Gefühl" und die daraus resultierende unendliche Einsamkeit. Also, ich kann dir leider keine Lösung anbieten - aber verstehen kann ich dich.
LG zwilling
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Blister
Helferlein
38
NRW M, 24
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Sun, 05.Nov.06, 14:57 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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Dieses "dauerhafte Nichtdazugehörigkeitsgefühl" trifft es genau auf den Punkt. Ich komme im Moment mit niemandem klar. Bin ständig auf der Suche nach jemandem der mich versteht. Andere Leute in meinem Alter treffen sich mit Freunden und haben Spass zusammen. Ich bekomme zu hause von meinem Stiefvater täglich das Gefühl vermittelt das ich nicht erwünscht bin was ja auch irgendwie normal ist, ich muss mein Leben ja selbst in die Handnehmen und mich von zu hause abnabeln.
Aber da draußen ist niemand. D.h. es gibt jemanden mit dem ich weggehen kann, ist aber ne sehr oberflächliche Bekanntschaft. Und dann treff ich Leute aus meiner Schule die schon zu Schulzeiten befreundet waren. Und mit solchen Freundschaften kann ich nat. nicht mithalten.
Irgendwie kann ich mit allen Leuten um mich herum nicht mithalten. Entweder sind sie selbstständiger, selbstbewußter, beliebter, lockerer, offener, interessierter oder sozialer oder was auch immer. Über mich macht sich nur jeder lustig. Ich versteh's irgendwie nicht. Ich hab das Gefühl ich bin nicht integrationsfähig. Hab ne schlechte Einstellung zu Menschen. Fühl mich häufig gekränkt, und lächerlich und hab Angst in Anwesenheit von anderen Leuten aufzufallen und Ablehnung zu kassieren.
Ich nehm vieles sehr schnell persönlich und hab das Gefühl ich passe nirgendwo rein. Die Gesellschaft macht mir Angst weil ich weiß das sie sich ja doch am Ende wieder über mich lustig machen. Ach es ist zum kotzen.
Es muss weitergehen ich werde bei der Suche nach einer WG nicht aufgeben.
Kannst du meine Situation immer noch nachvollziehen? Hab ja jetzt viel über mich geschrieben. Aber wie sieht's denn bei dir aus? Wie ist deine Situation?
Lieben Gruß,
Blister (ehem. Mondnacht)
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zwilling
sporadischer Gast
14
hier W, 36
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Sun, 05.Nov.06, 16:48 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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Hi Blister,
ja, ich kann deine Situation immer noch nachvollziehen. Mehr noch: Deine Worte könnten auch von mir sein. Sie decken sich genau mit meinen Empfindungen.
Wie gesagt: Vor 2 Jahren ging es mir ziemlich dreckig. ich war am Tiefpunkt, wollte am liebsten den ganzen Tag im Bett bleiben, hatte keine Energie für irgendwas, alles war so belastend und erdrückend. Selbst die banalsten und alltäglichsten Dinge wie z. B. Haushaltsaufgaben. Dann hab ich mit Therapie begonnen und ne Zeit lang Medikamente genommen. Jetzt gehts mir wieder besser. Der Druck, die Angst, das erdrückende Gefühl ist (weitgehendst) weg, aber Spaß am Leben hab ich noch immer nicht.
In der Therapie habe ich erarbeitet, daß der Ursprung meiner ganzen Probleme in meinem geringem Selbstwertsgefühl liegt. Und daß ich dieses Nichtdazugehörigkeitsgefühl nur empfinde und nicht der Realität entspricht. Es ist was, was sich im meinem Kopf abspielt, was ich denke, was die anderen denken, was aber nicht Wirklichkeit ist bzw. sei muß! Gut, jetzt weiß ich's! Und jetzt? Was soll ich damit? Ich kann das zwar verstandsmäßig erfassen, aber ich kann's nicht fühlen! Was hilft mir das ganze dann, wenn ich mich in der Situation dann wieder nicht angenommen fühle oder wie es mein Therapeut ausdrückt "mich nicht zumuten kann" und mich daher wieder nicht entfalten kann. Es blockiert mich. Keine Ahnung wie man das "umprogrammiert". Deshalb bin ich auch hier im Forum, in der Hoffnung, daß der Austausch mit anderen mich weiterbringt.
LG Zwilling
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Blister
Helferlein
38
NRW M, 24
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Sun, 05.Nov.06, 19:26 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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ok, ich denke ich kann das verstehen was du meinst. Ich denke auch das das am Selbstwertgefühl liegt. Allerdings bin ich mit deinem Terapeuthen (hab ich das jetzt richtig geschrieben) nicht ganz einverstanden. Der meint ja es liegt nur an DEINER Wahrnehmung. Also sprich, die Realität wär nicht so wie du es wahrnimmst und du würdest trotzdem dazugehören.
Ich meine wenn man ein geringes Selbstwertgefühl hat, strahlt man eine gewisse Hilflosigkeit aus. Man sucht nach einer Person die einem gut zuredet, einem zuhört, einen aufbaut, sagt was richtig ist und was nicht etc. jedenfalls ist das bei mir so. Wenn man dann mit Leuten zusammen kommt die "normal" sind, nein also Leute mit normalem Selbstwertgefühl, die einen vielleicht nicht kennen, merken die das irgendwann. Dann passiert eigentlich immer folgendes:
der oder die anderen nutzt/nutzen das einfach aus.
Ich will das mal an einem Beispiel von mir klarmachen. Und zwar als ich bei dem Wg-Casting teilnahm. Erstmal komme ich an und treffe 5 Leute die ich noch nicht kenne. Man begrüßt sich, stellt sich vor. Ich beginne zu erzählen, erstmal Smalltalk, ich erzähle wie ich dort hin gekommen bin, wo ich herkomme, wohne etc. Es kommen Nachfragen, ok, man erzählt etwas ausführlicher. Am Anfang ist ja noch alles ok. Ich treffe neue Leute, bin motiviert weil ich denke, vielleicht wird ja diesmal alles anders. Dann sehe ich wie die anderen auf sich reagieren. Ich meine wie sie sich geben. Nicht's außergewöhnliches, sie sind nicht wie ich, normal. Eigentlich kein Problem. Eigentlich, ich frage mich innerlich zunehmend's wie ich hier reinpassen soll. Die Leute haben viele Bekannte außerhalb der Wg, teilweise Leute die in anderen Wgs gleich um die Ecke wohnen. Gehen viel auf Parties etc. Mir macht das ganze zunehmends mehr Angst, ich denke mir, mann wenn du hier dich nicht anpassen kannst und keine Freunde findest, ja, wenn es dir hier passiert das dich irgendwann alle Leute anfangen komisch zu finden (-> geringes Selbstwertgefühl) dann wird das das Chaos. Ich meine die Vorstellung ich sei in einem Haus mit 3 anderen Menschen die mich komisch finden, hinter meinem Rücken über mich reden. Wenn Freunde von denen vorbei kommen und mich auch komisch finden. Das wär für mich so schmerzhaft diese Erfahrung zu machen... ich darf gar nicht drüber nachdenken. Und ich hab diese Erfahrung schonmal gemacht: in meinem letzten Praktikum haben alle 6MA der Abteilung wo ich gearbeitet habe nur darauf gewartet das meine Zeit bald rum ist. Ich wurde nicht mehr beachtet, mir wurde nicht mehr geholfen, man ließ mich nicht mehr ausreden, man grenzte mich aus. Das hat mich total destabilisiert und verletzt. Bei Kommilitonen bin ih auch eher der Außenseiter weil ich eindach keinen engeren Kontakt zu den Leuten hab. So, zurück zum Casting, also, in Folge meiner Angst verschloss ich mich immer mehr. Die Folge: die anderen fragen mich, ich antworte nur noch, bin passiv. Es kommt der Eindruck das ich komisch bin, irgendwie. Ich meine auf der einen Seite bin ich freundlich, möchte mit den anderen etw. trinken, sag dies auch, d.h. ich will sie näher kennen lernen auf der anderen bin ich verklemmt wg. meiner Angst. Gut, ich rede also immer weniger, erzähl immer weniger von mir, und gehe in der Folge nur noch auf Probleme oder Themen ein, die von den anderen mit normalem Selbstwertgefühl geäußert werden. Während dieses Ablaufs denk ich werde ich von den anderen als immer wertloser eingeschätzt (weil sie mich innerlich immer mehr zurückziehe und sich somit evtl auch als schwächer darstelle).
Schließlich gebe ich die Kontrolle über den Verlauf des Abends vollends außer Hand, kann nicht mal mehr genau sagen ob ich hier jetzt einziehen will oder nicht und frage sich selbst am Ende was ich hier überhaupt mache.
Das Problem ist, diese Erfahrung mache ich immer und überall mit 99,9% aller Menschen. Ich hab einfach zuviel Angst davor als der komische Vogel darzustehen. Das ist wie ne Saggasse.
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_________________ Gruß,
Blister
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Blister
Helferlein
38
NRW M, 24
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Sun, 05.Nov.06, 19:40 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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Also ich denke nicht das das nur an DEINER Wahrnehmung liegt sondern wie oben beschrieben denk ich das das auch die Wahnehmung von den anderen ist die da eine Rolle spielt.
Wie nimmst du denn wahr das du "nicht dazugehörst". Bzw. woran machst du das denn fest. Hab ja oben beschrieben wie das bei mir ist.
Mir ist übrigens erst beim schreiben gerade klargeworden was der Auslöser für das nicht dazugehören Gefühl an dem Abend war. Werd der Sache mal auf den Grund gehen...
Tendenziell ist es aber so das wenn man ein geringes Selbstwertgefühl hat, man den anderen signalisiert: tu mir blos nicht's ich bin eh schon so schwach. Man signalisiert ganz klar Unterwürfigkeit, und das wird meiner Erfahrung nach von JEDEM Menschen ausgenutzt um Macht über den anderen auszuüben. Und wenn sich ein solcher Mensch mit geringem SW in einer Gruppe befindet in der alle Mitglieder ein höheres SW Gefühl haben, so wird dieser als ger schwächste abgetan. Dieses als der schwächste abtun wird von der Person schnell aufgefasst als "ausgrenzen" evtl. also in sofern läge das dann doch in der Perspektive der bestimmten Person. Tja, aber man kann ja nicht dieses nicht dazugehärigkeitsgefühl einfach abstreifen. Schließlich wird ja jeder "Ausbruchversuch" davon von den anderen mit darüber lachen oder Häme bestraft. Ist meine Ansicht, ich weiß nicht inwiefern das für dich noch nachvollziehbar ist. Bin grad etwas abstrakter geworden. Ich denke da z.B. an eine Gruppe von Jungs in der jeder der sträkste sein will. Und jetzt ist da ein schwächling unter ihnen der auf einmal versucht den starken zu machen, der wird doch ausgelacht und es wird versucht ihn wieder in seine schwächlingspostition zurück zu bewegen. Bei Frauen ist das bestimmt ein bischen anders auch wenn es dort auch Hierarchien gibt...
Hm, jetzt hab ich irgendwie etwas den Faden verloren. Was meinst du denn dazu? Wie ist deine Meinung? Stimmst du mir zu? Wie nimmst du das wahr?
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_________________ Gruß,
Blister
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zwilling
sporadischer Gast
14
hier W, 36
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Mon, 06.Nov.06, 11:27 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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Hi,
also zum Punkt Wahrnehmung: mein therpeut meinte, daß ich schon von anfang an wahrnehme, daß mich die anderen nicht mögen oder kein Interesse an mir hätten - noch bevor die sich ein Bild von mir gemacht haben. Das spielt sich nur im Kopf ab und lähmt mich derart (genauso wie du es im deinem Bsp WG beschreibst), daß ich keinen engeren Kontakt zu lasse. Natürlich wirke ich dann als komischer Kautz und werde zum Aussenseiter und nicht beachtet. Dann stimmt meine Wahrnehmung mit der Realität zusammen. Und dann hat sich das, was ich schon von vornherein gefühlt habe, bestätigt. Und schon verstärtkt sich der Teufelskreis, beginnt sich immer schneller zu drehen und zieht mich nach unten.
Ich müßte also zunächst einmal am Beginn sicherer sein. Das bin ich aber leider nicht. Ich lasse mich irrsinnig leicht verunsichern. Jedes noch so harmlose Gespräch nehme ich viel zu ernst, man kann schon sagen ich analysiere es (in Gedanken im nachhinein), ob da vielleicht eine Kritik an mir versteckt war, ob ich mich hätte anders ausdrücken müssen, wie ich gewirkt haben muß, ob ......
Selbst wenn mein Gesprächspartner eindeutig positives über und mit mir spricht, was sogar ich nicht irgendwie negativ auslegen kann, schaffe ich es nicht etwas positives daraus zu ziehen. Dann denke ich, der hat das bestimmt nur höfflichheitsbalber zu mir gesagt oder dergleichen. Mein Problem ist, denke ich, daß ich keine positiven Gefühle fühlen kann. Keine Ahnung, warum das so ist.
LG zwilling
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Blister
Helferlein
38
NRW M, 24
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Mon, 06.Nov.06, 23:55 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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Aha, ok jetzt verstehe ich das mit der Wahrnehmung. Du gehst also schon voreingenommen an die Sache heran, nach dem Motto, die werden mich eh nicht mögen / als Außenseiter ansehen und dann realisiert sich das auch, klar. Das kann ich voll verstehen und mir geht es ähnlich. Deswegen schrieb ich auch, am Anfang des Kennen lernens noch motiviert weil die Hoffnung besteht jetzt wird alles anders. Und dann... die Enttäuschung es ist so wie es immer wird.
Klar, das ist ne Abwärtsspirale wenn man immer wieder hofft diesmal wird alles anders. Ich hab mich heute mit jmd. darüber unterhalten und der meinte ich könnte mich auch mit der Rolle des Aussenseiters abfinden und sie akzeptieren. Da werd ich mal drüber nachdenken. Es ist schwer sich damit abzufinden von den anderen immer als Aussenseiter belächelt und abgetan zu werden. Darüber hinaus fühle ich mich als Aussenseiter ja nie in eine Gruppe integriert, also zugehörig und das schmerzt ungemein. Ich denke da versuch ich lieber nen anderen Weg...
Du müßtest am Anfang sicherer sein -richtig das sehe ich genauso, wie bei mir auch übrigens. Ich denke das geht nur, wenn du jemandem in deinem Leben hast der dir diese Sicherheit gibt -ein Freund, Mann, evtl. eine beste Freundin. So als Stütze, das braucht jeder Mensch. Selbst die stärksten Menschen haben solche Beziehungen zu anderen Menschen, die sie stärken, sie aufbauen und die ihnen vertrauen. Solche Menschen im Leben sind rar. Was ist mit deiner Familie z.B.? Dein Vater, Deine Mutter?
Falls es keinen solchen Menschen gibt gibt's nur eins: stark sein und nicht aufgeben nach Freunden zu suchen. Sie mal, wenn ich jetzt häufiger zu solchen Castings gehe, werde ich, ob ich will oder nicht auch selbstsicherer in meinem Auftreten werden. Und je mehr ich diese Castings mache, desto mehr bin ich davon überzeugt das dies der richtige Weg für mich ist in eine Wg zu ziehen. Das kommt auch aus anderen Erfahrungen heraus die ich gemacht habe ganz eindeutig.
Das mit dem negativ sehen kenne ich auch. Du kannst bestimmt Komplimente schlecht annehmen?! Ich kann's ganz schlecht da ich mein größter Kritiker bin und den Menschen im allgem. wenig vertraue. Daher kommt mir das bekannt vor mit dem, der sagt das nur aus Höflichkeit. Das deutet auf ein allgemein niedriges Selbstwertgefühl hin. Du schätzt dich selbst wahrscheinlich nicht sehr wertvoll ein und kannst die Dinge evtl. nicht leiden die du tust. Kurz, es läuft nicht rund. Aber wenn du mit Leuten zusammen positive Erlebnisse hättest, z.B. zusammen bowlen gehen, einfach Spass haben, würd der Stein auch schnell wieder ins Rollen kommen.
Ich hoffe das trifft in etwa deine Situation. Ich wünsche dir viel Erfolg und Kraft.
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_________________ Gruß,
Blister
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es muss immer weiter gehen! |
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zwilling
sporadischer Gast
14
hier W, 36
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Tue, 07.Nov.06, 9:02 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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hi blister,
ja, wenn ich positive erlebnisse hätte, dann gings mir sicher besser. das ist wahrscheinlich auch der einzige weg, aus dieser spirale auszubrechen. aber das problem ist eben, daß ich unfähig bin solche erlebnisse zuzulassen. es ist wie eine unsichtbare wand, die ich nicht zu durchdringen fähig bin. klar, könnte ich mit jemanden etwas zusammen unternehmen, (habe ich auch schon gemacht) nur die Angst davor, daß ich wieder ausserhalb der Gruppe stehe ist so groß, daß es mich irrsinnig viel kraft und energie kostet, dort hin zu gehen. wenn ich mich dann doch überwinde, bin ich so angespannt und verkrampft, daß sich dann meine Befürchtungen erst recht wieder bestätigen und sich dann meine Ängste nur noch verstärken. Meist laß ich es also doch sein, nehme nur an Treffen teil, die unbedingt notwendig sind (z. B. Elternabende) und halte damit meine Ängste möglichst gering und meine Einsamkeit natürlich groß. Ein Teufelskreis eben. Ich glaube du kannst recht gut verstehen, was ich meine.
Eine Vertrauensperson, die mir in diesem Punkt Sicherheit gibt habe ich leider nicht. Meine Eltern würden das nicht verstehen, die haben mir schon als Kind immer zu verstehen geben, daß ich übersenisbel bin. Was wahrscheinlich auch ein Grund ist, daß ich heute mit diesen Problemen zu kämpfen habe. Meine letzte beste Freundin hatte ich in meiner Ausbildungszeit, die sich dann nach 10jähriger Freundschaft auch noch als schwere Enttäuschuung herausgestellt hat. Seither habe ich keine richtige Freundschaft mehr gehabt. Niemand, dem ich mich hätte anvertrauen können (oder vielleicht auch wollen?) - alles maximal gute Bekanntschaften, obwohl meine Sehnsucht nach einer derartigen Vetrauensperson unendlich groß ist.
Ich habe zwar einen Partner, der von meinen Problemen weiß, aber ihn möchte ich nicht zusehr mit diesen Problemen beanspruchen (d. h. immer wieder mit ihm darüber zu reden, von ihm aufgerichtet und aufgebaut werden), da ich zuviel Angst davor habe, daß das unsere Beziehung belasten würde und sie letztendlich vielleicht auch noch zerbrechen würde. Dann wäre meine letzte Sicherheit auch weg und der Katastrophe noch größer. Ich denke ich muß es alleine schaffen bzw. eben mit Hilfe meines Therapeuten.
Aber vielleicht ist grad das der Fehler, daß ich schon immer alles allein schaffen wollte, auf niemanden angewiesen sein muß/kann. Ich müßte es also zulassen, daß jemand auf mich eingeht und mich unterstützt. Aber da ist ja wieder mein Problem und schon schließt sich der Kreis wieder.
Danke fürs zuhören bzw. lesen! Wie gehts dir so?
LG zwilling
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Blister
Helferlein
38
NRW M, 24
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Tue, 07.Nov.06, 17:23 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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Meine Situation ist folgende:
ich bin Student und als Typ einfach zu angepasst. Das bereitet mir im Alltag Probleme weil ich mich an andere schnell anpasse und schnell zum Sündenbock avanciere. Somit entsteht dann schnell der Eindruck des Mitläufers. (Hab übrigens einen Persönlichkeitstest im Forum verlinkt, der einem einen sehr guten Aufschluß über den eigenen Charakter gibt)
Ich bin vor einem Jahr für ein Jahr ins Ausland gegangen. Dieses Jahr war toll bis auf das abschließende Praktikum welches mir schlagartig die Augen öffnete: Vor etwa vier Monaten habe ich in diesem Praktikum schnell und schmerzhaft festgestellt das ich mit dieser "Überange-passtheit" und der Eigenschaft Aussenseiter zu sein im Berufsleben keine Zukunft habe. Ich wurde im Praktikum ausgebootet, nicht mehr beachtet. Man wartete bis meine Zeit abgelaufen war, unterbrach mich wenn ich etwas erzählen wollte. Das hat mich wie noch nie in meinem Leben destabilisiert, mich in eine Depression gestürzt und zu psychosomatischen Beschwerden geführt an denen ich noch einen Monat danach litt.
Deshalb bin ich jetzt dabei mehr und mehr die Verantwortung für mein Leben in die Hand zu nehmen. Das fällt mir gleichzeitig sehr schwer. Ich will lernen mich gegen andere zu behaupten, mich durchsetzen zu können und mir nicht mehr alles gefallen zu lassen. Darüber hinaus meinen eigenen Weg zu gehen und mich nicht mehr als "nicht-ok" anzusehen. Das ist mein Ziel und meine Marschroute auch wenn es verdammt nicht einfach wird und es eine Unmenge von Rückschlägen geben wird.
Zu deinem Beitrag:
ich verstehe das dir solche Treffen mit Leuten um Unternehmungen zu machen Angst machen. Ich meine man kommt zusammen und jeder berichtet irgenwie aus seinem Leben und wenn jemand mit seinem Leben unzufrieden ist und es ihm scheiße geht, dann ist das nat. nicht gerade was wovon die anderen angezogen werden. Das ist irgendwie so klar, und trotzdem schmerzt es einen in dieser Situation wenn man selbst in der Scheiße steckt. Man möchte doch nur etwas Zuspruch, Anlehnung etc.
Ich meine hier ist aber auch wichtig wie die Beziehung zu den Leuten ist mit denen du weg gehst - allgemeine Bekannte, enge Freunde. Da sind dann die Erwartungen auch unterschiedlich und was man den einen erzählen würde würde man den anderen noch lange nicht.
Du schreibst, dass du nach einer Vertrauensperson suchst und dir das sehr wichtig wäre eine solche zu haben. Ist dein Partner nicht eine solche? Ich hab den Eindruck das dieser nur so ein Vorwand für dich darstellt um nicht noch unglücklicher dazustehen. Nach dem Motto besser als gar nicht's wenn ich das jetzt mal so sagen darf. Ich möchte dir nicht zu nahe treten oder so. Das war nur mein Eindruck...
Ich kann dich irgendwo verstehen. Wieso kannst du es nicht zulassen mit anderen Spaß zu haben? Verstehen dich die anderen so absolut gar nicht oder wie äußert sich das?
Ich kenne das übrigens was du aus deiner Kindheit mit deinen Eltern schilderst: ich bin auch als unverstandenes Kind aufgewachsen, das ist ein Aspekt der mich zum Außenseiter macht. Ich denke wir sollten beide nie aufhören nach Leuten zu suchen, die uns ein positives Gefühl geben (z.B. Kommilitonen, Freunde) und auch Erfüllung (Partner). Nur so kann man effektiv sein nicht-ok Gefühl abbauen, dann fällt es einem leichter auch mal mit Ablehnung klarzukommen ohne gleich einzubrechen, was ja enorm wichtig ist.
Versuch was über Hobbies oder Interessen zu erreichen. Überleg dir was du tun kannst und dann geh diese Richtung konsequent.
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_________________ Gruß,
Blister
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es muss immer weiter gehen! |
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zwilling
sporadischer Gast
14
hier W, 36
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Wed, 08.Nov.06, 10:48 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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hallo blister,
danke für deine aufmunternden worte.
bezüglich deinem vorschlag mit den unternehmungen mit anderen menschen, möchte ich noch ergänzen: es ist nicht nur so, daß ich nur dann, wenn es mir sch**** geht, gehemmt bin und mich nicht öffnen kann. Selbst wenn es mir mal besser geht, kann ich einfach intensivere Gespräche nicht zu lassen. Da ist dann ständig im Hinterkopf: Das interessiert doch sowieso keinen, ich hab nichts zu bieten, ich könnte sie damit langweilen. die unterhalten sich doch sowieso lieber untereinander und ich würde nur stören.
selbst bei lockeren, witzigen gesprächen kann ich nichts beitragen. da ist dann immer die angst, ich könnte für den fall, daß "neckerein" irgendwann auf mich abzielen, nichts zu entgegen habe, sprachlos sein und blöd dastehen. daher beiteilige ich mich erst gar nicht an solchen gesprächen, obwohl ich denke, daß auch so oberflächliche, witzige gespräche wichtig sind um freunde zu finden. schließlich möchte ich mit freunden ja nicht nur trübsal blasen, sondern auch spaß haben. und das kann ich nicht bieten!
bezüglich meines partners: zu beginn war ich mir sicher, daß es liebe ist, die gefühle, die ich damals hatte waren intensiv, stark, leidenschaftlich. Heute ist das nicht mehr so. Das hast du richtig erkannt. Denke aber, daß es durchaus normal ist, daß sich gefühle in einer 15jährigen beziehung einfach verändern, abflauen, auch vom alltagstrott nicht verschont bleiben. Aber natürlich kommen jezt in mir auch Zweifeln hoch, ob es jemals wirklich liebe war, oder ob ich nur erleichtert war, mich irgendwo fallen lassen zu können, sicherheit zu bekommen, einen fels in der brandung gefunden zu haben. Das belastet mich sehr, denn das würde ja bedeuten, daß ich meinen partner nur benutze. und das ist ein gedanke, der mir angst bereitet.
bezüglich deiner situation: dein letztes statement hört sich für mich wesentlich positver an als die vorangegangen. du schreibst, daß dich dieses praktikum in ein tief gestürtzt hat. das hört sich für mich an, als ob es dir bis dahin recht gut ging. für mich macht das deshalb einen unterschied, weil du dann natürlich eine basis hättest, auf die du aufbauen könntest. sozusagen ein vorübergehendes tief, das bewältigt werden muß und keine tiefergehenden, lang zurück liegenden "Geschichten", die es aufzuarbeiten gilt.
lg zwilling
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Blister
Helferlein
38
NRW M, 24
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Wed, 08.Nov.06, 18:24 Re: Angepasstes Kondheits-ich macht mein Leben kaputt |
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Hallo Zwilling,
Aus der Schilderung deiner Situation mit anderen lese ich heraus dass du dich sehr stark "nicht-ok" findest, wenn ich das richtig verstanden habe. Versuch doch mal zu ergründen woran das liegt. Dann hab ich einen Tip für dich, eine Sache die dir enorm dabei helfen kann ist folgende:
Bitte deinen Partner mal eine Liste zu machen mit den Dingen die er an dir mag. Eine positive Liste über dich. Da steht drin was er tollan dir findet bzw. Dinge die du gut kannst. Z.B. ist symphatisch, kann gut zuhören, ist einfühlsam etc. Dein Partner dürfte dich nach der langen Zeit gut kennen. Dann schau dir die Liste an und überleg was du davon unterschreiben kannst.
Während dein Partner die Liste macht überleg einfach mal selbst was du gut kannst und vor allen Dingen was du an dir magst! Schreib dir diese Informationen auf und lies sie dir ab und zu mal durch.
Eine andere Sache ist die, bist du mit dir und deinem Leben glücklich?
Was hattest und hast du für Ziele, wo willst du hin? Was ist dir wichtig? Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Was wolltest du schon immer mal machen? Da gibt es viele Fragen. Denk mal drüber nach.
Was mein Praktikum betrifft: es hat mir die Realität mit einer Käule ins Gesicht geschlagen.
Ich habe während meines Studiums viele Sachen verdrängt. Z.B. das ich mit anderen Leuten schlecht zurecht kam. Das ich ein Mitläufer war, nicht eigenständig war. Ja, das ich im Prinzip nicht mit den anderen mithalten konnte, die waren durchsezungsstärker, selbstbewußter, mental stärker, ließen sich nicht's gefallen etc. Ich dachte immer jaja, den ganzen Stress den die Profs hier an der Uni fabrizieren, das entspricht doch gar nicht der Realität = Arbeitswelt. Ich hab das alles weggeschoben. Nicht nur in der Uni, auch zu hause hab ich Probleme mit meinem Stiefvater, meinem Bruder... genauso damals in der Schule.
Im Praktikum haben mich dann all diese Probleme auf einmal eingeholt. Ich gesehen das das ganz genau das meine Realität ist. Und das hat mich eiskalt auf den Boden der Tatsachen geholt auf dem ich scheinbar nie gestanden habe denn sonst hätte ich mit diesen Problemen nicht so lange gelebt und schon viel früher, nämlich während meiner Schulzeit etwas daran geändert.
Die Situation in der ich jetzt bin ist die das ich charakterlich einfach nicht soweit bin wie die Leute mit denen ich studiere, mir fehlt die mentale Stärke und viele positive Erfahrungen. Ich hab Defizite wie: Standhaftigkeit, Durchsetzungskraft, Konfliktfähigkeit, positive Ausstrahlung, positive Einstellung anderen gegenüber, Integrationsfähigkeit um nur einige zu nennen. Es wird eine harte Zeit für mich werden diese Eigenschaften, die andere während ihrer gesamten Entwicklung zum jungen Erwachsenen gemacht haben aufzuholen wenn das überhaupt möglich ist. Aber es muß, es muß -siehe mein Motto: es muß immer weiter gehen.
In diesem Sinne
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_________________ Gruß,
Blister
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es muss immer weiter gehen! |
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