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Ingenieur
Helferlein
33
Frankfurt/M. M, 40
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Fri, 03.Nov.06, 9:58 Sexueller Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Hallo zusammen,
ich bin Ehemann einer Frau die nach einem Jahrzehnt, in einer Therapie, sich an „sexuellen Missbrauch“ wiedererinnerte.
Bei meiner Frau wurde von dem Therapeuten aufgrund der Beschwerden vermutet, dass ein verdrängter Missbrauch die Ursache sein müsste. Daraufhin beschäftigte sich meine Frau sehr sehr intensiv mit diesem Thema u.a. auch mit dem Buch „Trotz allem“. Auch ich habe es damals gelesen, die beschriebenen Folgen eines Missbrauchs passen auf fast jeden Menschen.
Nach Wochen und Monatelangem Grübeln (Da muß etwas gewesen sein. Wenn ich nur lange genug danach suche werde ich mich auch bestimmt erinnern.) Kamen nach und nach (erst Körpergefühle) mehr „Erinnerungen“ hervor. Diese wurden auch immer abstruser, So waren dabei auch ihre Geschwister Opfer, welche sie bei entsetzlich brutalen Vergewaltigungen festhalten musste.
Ihre Geschwister konnten sich aber an nichts erinnern. Auch andere Verwandte, denen sie sich in Ihrer Vergangenheit angeblich anvertraut hatte, konnten dies nicht bestätigen. Der Missbrauch soll angeblich auch bis ins hohe Jugendalter gedauert haben.
So wuchs eine Verschwörungstheorie zusammen, dass alle entweder ihre Erinnerungen Verdrängt hatten, oder mit dem Täter unter einer Decke stecken. Das Leid welches dadurch in unsere und ihre Familie getragen wurde kann kein Aussenstehender nachvollziehen. Es kam auch zur Anzeige gegen ihren Vater und damit zum vollständigen Bruch mit ihrer Familie. Allerdings wurde das Verfahren eingestellt, da keinerlei Beweise verfügbar waren. Mir kamen erste Zweifel auf, da ich aus meinem eigenen Erleben es nicht kenne das man solch wichtige Ereignisse vergessen und Wiedererinnern könnte. Allerdings setzte mich meine Frau dermaßen unter Druck (Wenn du mir nicht glaubst, liebst du mich auch nicht. Vielleicht bist du auch ein Täter und glaubst mir deshalb nicht?) Um unsere Familie (Kinder) nicht auch noch die engste (Rest-)Familie zu nehmen, schloss ich einen Burgfrieden (Ich glaube dir das DU missbraucht wurdest, aber insgesamt kann ich mir nicht vorstellen, dass man so etwas vergessen und wiedererinnern kann.) Dieser Burgfriede hielt auch einige Jahre. Doch immer wieder wurde mir vorgeworfen ihr insgeheim nicht zu glauben. Noch heute belastet es unsere Beziehung sehr. Wenn ich beispielsweise Nachts mal zur Toilette gehe, werde ich immer beäugt ob ich nicht vielleicht doch zu einem unserer Kinder ins Bett gehen könnte. Fast unser ganzer weiblicher Bekanntenkreis wurde, nach Meinung meiner Frau, bestimmt auch in ihrer Kiundheit Mißbraucht., sie haben es aber verdrängt. Genauso bei Freunden unserer Kinder.
Vor einigen Jahren begann ich mich mit dem Thema Gedächtnis und Pseudoerinnerungen (false memories) intensiver zu beschäftigen und bin nun sehr sicher dass es sich bei unserem Fall um solche Pseudoerinnerungen handelt. Unbestritten hat meine Frau unter ihrem Vater gelitten (er ist ein Spinner) aber es gab den Missbrauch so nicht. Welches Leid dadurch in mehrere Familiengenerationen (meine Kinder haben dadurch nie ihre Urgroßeletern, Großeltern, Tanten, Onkel, Cousinen, Neffen usw. kennen lernen dürfen, auch deren Kinder werden sie niemals kennen lernen) getragen wurde ist unvorstellbar. Trotz der damaligen Therapie und Aufdekung geht es meiner Frau nicht viel besser. Zur zeit ist sie wieder in Psychiatrischer Behandlung.
Ich selbst werfe mir vor, damals nicht konsequent genug eingeschritten zu sein. Doch stattdessen habe ich nur betroffen dem „Opfer“ beistehen wollen. Das sie Opfer ihres „versponnen“ Vaters ist wie gesagt unbestritten. Nur war es eben kein sexueller Missbrauch.
Es gäbe sicherlich noch viel mehr (Bizarre) Einzelheiten zu berichten, doch das würde diesen Rahmen sprengen. Möchte nur alle warnen sehr sehr vorsichtig mit wiedergefundenen Erinnerungen umzugehen. Die Folgen können fatal sein. Falls weitere Infos (zu unserem Fall, oder Buchempfehlungen) gewünscht werden, meldet euch einfach kurz.
Gruß
Ingenieur
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Jenny Doe
Forums-Gruftie
536
BRD W, 39
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Fri, 03.Nov.06, 10:34 Re: Erfahrungsbericht:Sex. Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Hallo Ingenieur!
Ja, die Folgen sind fatal, für alle Beteiligten.
Ich weiß seit 2 1/2 Jahren, dass mir in der Therapie falsche Erinnerungen induziert wurden und seit 1 1/2 Jahren, dass mir die Multiple Persönlichkeitsstörung eingerdet wurde. Noch heute leide ich unter den Folgen, denn das, was mir passiert ist, ist ein Trauma. Man nimmt falsche Erinnerungen so wahr, als wäre das alles wirklich passiert. Ich kann von Glück sagen, dass ich noch lebe. Mehre Selbstmordversuche scheiterten zum Glück. Mir wurde induziert vom Vater, Onkel, Opa, der Mutter, ... und in einem Satanskult missbraucht worden zu sein und dort selber getötet zu haben.
Bei mir spielte das Buch "Trotz allem" auch eine sehr große Rolle. Ud mein Vater ist auch unschuldig bei der Polizei aktenkundig geworden.
Es ist schwierig. Es macht keinen Sinn Menschen, die falschen Erinnerungen glauben, zu sagen, dass sie auf dem Holzweg sind. Man kann immer wieder versuchen sie mit der Objektivität zu konfrontieren. Doch kommt das nicht an. Eher wird man selber als Täter und Täterunterstützer beschimpft. Ich habe jedem, der versuchte mir klar zu machen, dass ich falschen Erinnerungen glaube, als Täter beschimpft. Falsche Erinnerungen sind so real. Man muss alleine dahintersteigen, dass diese falsch sind.
Ich würde mich freuen, wenn Du mich auf dem Laufenden hältst, wie es mit Deiner Freundin weiter geht. sie ist leider kein Einzelfall. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird es auch in Deutschland eskalieren, wie es bereits in Amerika eskaliert ist.
Gruß
Jenny
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_________________ Forum für falsche (induzierte) Erinnerungen, erfundener Missbrauch und Fehldiagnose DIS:
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TriggerHappy
Forums-InsiderIn
329
NRW W, 33
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Fri, 03.Nov.06, 10:51 Re: Erfahrungsbericht:Sex. Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Das ist wirklich sehr erschreckend, was ihr schreibt. Wie funktionieren diese false memories? Wie entstehen sie, bzw. wodurch treten sie auf?
Ich könnte mir z.B. selbst einreden, sex. missbraucht worden zu sein (was ich nie wurde), mir ein paar Geschehnisse dazu zurechtfantasieren, aber wüßte ich dann nicht immer, dass ich es mir eben doch nur eingeredet habe? Und es ist ja auch bekannt, dass man Dinge tatsächlich so komplett verdrängen kann, dass sie quasi aus dem (bewussten) Gedächtnis gelöscht werden, unterbewusst aber immer da bleiben und durch bestimmte Umstände wieder ans Tageslicht treten. Wie kann man da unterscheiden, was Pseudo ist und was nicht? Ich stell mir das sehr kompliziert vor und finde es daher nur umso schlimmer, dass man (Ärzte, Therapeuten?) Leuten dann Dinge suggeriert, die so nie stattgefunden haben... die Folgen beschreibt ihr hier.
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Jenny Doe
Forums-Gruftie
536
BRD W, 39
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Fri, 03.Nov.06, 11:31 Re: Erfahrungsbericht:Sex. Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Quote: | Ich könnte mir z.B. selbst einreden, sex. missbraucht worden zu sein (was ich nie wurde), mir ein paar Geschehnisse dazu zurechtfantasieren, aber wüßte ich dann nicht immer, dass ich es mir eben doch nur eingeredet habe? |
Hallo TriggerHappy!
Normalerweise sind Menschen in der Lage zu erkennen, was Fanatsie, was Realität ist. Damit es zur Entstehung falscher Erinnerungen kommen kann, muss noch etwas passieren: Man muss zu der Überzeugung gelangen, dass die Fanatsiebilder Realität sind, es sich also bei diesen um reale Erinnerungen handelt. Und genau das ist während meinen Therapien passiert. Mir wurde eingeredet, meine Symptome würden auf einen sexuellen Missbrauch hindeuten, an den ich mich deshalb nicht erinnern könne, weil ich die Erinnerungen daran vergessen hätte. Damit es mir besser geht, müsse ich mich wieder erinnern, meine Erinnerungen suchen. Es enstanden in Folge der Suggestionsfragen meiner Therapeuten, wie z.B. "warum mochten sie denn die Bockwurst bei ihrem Opa nicht essen, an was erinnert sie eine Bockwurst?", Bilder in meinem Kopf. Und ich wurde aufgefordert, diese Bilder als "Botschaften meines Unterbewusstsein", als "Hinweis auf Verdrängte", als "real Erlebtes" anzusehen. Mir wurde also der glaube induziert, dass diese Bilder wahr sind. So entstehen falsche Erinnerungen.
Quote: | Wie kann man da unterscheiden, was Pseudo ist und was nicht? |
Indem man sich fragt, z.B. wann und wodurch man begann sich zu "erinnern". Kamen die Erinnerungen von alleine, oder nachdem man das Buch "Trotz allem" gelesen hat oder ein Therapeut einem mittels Suggestionsfragen, Hynose, Imaginationen, ... Missbrauchsbilder induziert hat? Indem man seine Erinnerungen auf Objektivität hin überprüft. So ist mir z.B. ein Fall bekannt, wo der Vater nachweislich im ausland auf Montage war, während sich angeblich der Missbrauch ereignet haben soll. Auch bei mir gab es derartige Ungereimtheiten, die mich stutzig werden ließen. Ich habe damals die Staatsanwaltschaft und eine Rechtsanwältin eingeschaltet, um meine Erinnerungen auf ihre Richtigkeit hin überprüfen zu lassen.
Gruß
Jenny
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TriggerHappy
Forums-InsiderIn
329
NRW W, 33
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Fri, 03.Nov.06, 11:42 Re: Erfahrungsbericht:Sex. Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Danke, Jenny!
Das heißt, man müsste ja zuerst mal auf die Idee kommen, überprüfen zu WOLLEN, ob die Erinnerungen echt sind?! Die meisten Menschen verlassen sich aber darauf, dass ihr Therapeut das schon richtig macht. Welches Interesse verfolgen solche Leute? Glauben die selber an das, was sie suggerieren?
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Jenny Doe
Forums-Gruftie
536
BRD W, 39
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Fri, 03.Nov.06, 12:12 Re: Erfahrungsbericht:Sex. Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Hallo TriggerHappy!
Quote: | Das heißt, man müsste ja zuerst mal auf die Idee kommen, überprüfen zu WOLLEN, ob die Erinnerungen echt sind?! |
So ist es. Deshalb kommt man an Menschen, die falschen Erinnerungen glauben, auch nicht ran. So lange sie nicht bereit sind auf ihre Zweifel an der Richtigkeit ihrer Erinnerungen zu hören, so lange werden sie auch keine Veranlassung sehen, diese zu überprüfen.
Ich hatte immer wieder Zweifel, nicht nur an meinen Missbrauchserinnerungen, sondern auch an anderen, "harmlosen" Erinnerungen. Mensch scheint also in der Lage zu sein, Realität von Fanatsie unterscheiden zu können.
Das Fatale jedoch bei mir war, dass meine Zweifel in meinen Therapien als "Verleugnung", "nicht Wahrhaben Wollen" abgetan wurden und somit unterdrückt wurden.
Quote: | Die meisten Menschen verlassen sich aber darauf, dass ihr Therapeut das schon richtig macht. |
Genau das ist der Punkt. Als Klient glaubt man, der Therapeut wüsste wovon er redet, schließlich hat er Psychologie studiert. Hinzu kommt noch, dass für viele Klienten Therapeuten Halbgötter sind. sie lieben sie, sie vertrauen ihnen, sie glauben an sie, sie genießen ihre Aufmerksamkeit und Fürsorge, ...
Quote: | Welches Interesse verfolgen solche Leute? |
Sie möchten ihren Klienten helfen, verkennen jedoch, dass Zweifel nicht immer gleich "Verleugnung", imaginare Bilder keine realen Erinnerungen sind, ... Sie verallgemeinern von Klienten, die tatsächlich ihre Missbrauchserinnerungen vergessen haben, auf alle klienten, die sagen, dass sie nicht missbraucht wurden, ...
Quote: | Glauben die selber an das, was sie suggerieren? |
Ja, sie glauben es selber.
Gruß
Jenny
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Fri, 03.Nov.06, 13:02 Re: Erfahrungsbericht:Sex. Mißbrauch und Pseudoerinneru |
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Das ist zufällig ein Thema, das auch mich seit einer intensiveren Arbeit mit Trauma- und SMB-Opfern schon länger beschäftigt.
In der Tat ist es ja so, daß bei vielen (vor allem im Kindheitsalter stattgefundenen) Mißbrauchshandlungen die Erinnerungen Jahre oder Jahrzehnte später kaum mehr konkret greifbar sind - meist ist es eine Art "verschwommene Bilderwelt", in der sich (als völlig normale Folge dessen, wie unser Gehirn Erfahrungen verarbeitet) Real Erlebtes, Horrorgeschichten und Mythen, Phantasien, zufällig (oder nicht) gesehene TV- und Videofilmszenen, bewußte und unbewußte Manipulationshandlungen der Umgebung, unbewußte Reaktionen auf etwaige Drohungen usw. vermischen. Besonders wenn es nicht zu körperlicher Gewalt kam, ist 1 oder 2 Jahrzehnte später meist nicht mehr nachweisbar und klar erinnerlich, worin etwaig gespürte oder "erinnerte" Mißbrauchshandlungen genau bestanden.
Das ist nur in diesem Zusammenhang, der hier Thema ist, problematisch - rein objektiv betrachtet, können wir Menschen uns glücklich schätzen, daß wir über diese Fähigkeit verfügen, traumatische Erfahrungen mit anderen zu vermischen bzw. zu überdecken.
Da aber trotz der Überlagerungen ein Trauma Folgen hat, will man den Betroffenen helfen, diese zu verarbeiten - und genau hier setzt eine äußerst heikle und diffizile Gratwanderung der TherapeutInnen an.
Rein theoretisch sollte (insbesonders bei strafrechtlicher Relevanz) eine möglichst objektive und neutrale Betreuung sichergestellt sein, die aber in der Realität einer Psychotherapie nicht erzielbar ist, da bei beiden Beteiligten (TherapeutIn und KlientIn) immer auch Emotionen im Spiel sind, die ja nicht einfach ignoriert oder ausgeblendet werden können - und sollen. Normalerweise läßt sich i.d.R. dennoch ein recht gutes Gleichgewicht und eine handfeste Unterstützung erzielen, wenn genau das auch das Ziel der Arbeit ist.
Kritisch wird es meinen Beobachtungen und z.T. Erfahrungen nach dann, wenn bei einer Mißbrauchsvermutung a) Verfahren mit "projektivem Potential" (also z.B. tiefenpsychologische Ansätze) zum Einsatz kommen, oder b) die betreffenden Therapeuten (meist sind das aber im Fall von SMB eher die -innen) nicht einmal unabhängig von den ihnen anvertrauten KlientInnen an das Thema neutral heranzugehen in der Lage sind (also sie z.B. unbewußt eine bestimmte "Mission" erfüllen wollen oder selbst Mißbrauchs- od. Gewalterfahrungen haben) oder c) auf zumindest einer der beiden Seiten ein wie immer geartetes (bewußtes oder unbewußtes) "Interesse" daran besteht, daß ein MB stattgefunden hat.
Freundlichen Gruß
Richard L. Fellner
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Ingenieur
Helferlein
33
Frankfurt/M. M, 40
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Fri, 03.Nov.06, 17:37 Re: Sexueller Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Jenny Doe
Forums-Gruftie
536
BRD W, 39
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Fri, 03.Nov.06, 17:53 Re: Sexueller Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Hallo Ingenieur!
Quote: | Es ist erstaunlich wie offen du darüber sprechen (schreiben) kannst. |
Dabei hat mir das Schreiben meines Buches sehr geholfen. Dadurch sind mir sämtliche Zusammenhänge klar geworden.
Rational ist mir alles klar, aber ich habe massive Probleme, Gefühle zu fühlen. Bei mir schlägt sich das wieder im körperlichen Bereich und in Angstzustände und so vieles mehr.
Quote: | einem anderen Thread erwähnst du ein Buch welches du geschrieben hast, wurde es mitlerweile veröffentlicht? |
Es liegt bereits einem interessierten Verlag vor, der aber noch keine Ab- oder Zusage gemacht hat. Wegen der Brisanz dieses Themas will er sich erst sich Gedanken machen. Sobald es veröffentlicht wird, werde ich es in diesem Forum bekannt geben.
Gruß
Jenny
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spätzündi
Forums-InsiderIn
305
Ostholstein M, 43
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Fri, 03.Nov.06, 18:47 Re: Sexueller Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Möchte hierzu unbedingt auch was sagen. Ich bin selbst Mißbrauchsopfer und war mit einem Opfer schweren Missbrauchs länger in Kontakt/Beziehung. Weiss also, wovon ich spreche...
Es mag Einzelfälle geben, in den besonders bemühte Theras über das Ziel hinausschießen. Will ich nicht abstreiten.
Aber die Gefahr ist einfach zu groß, mit solchen Diskussionen wie dieser ungewollt den Mißbrauchern und denen, die sie decken, in die Hand zu arbeiten, die durchweg ein starkes Interesse haben und das auch tun, den Opfern ihre Wahrnehmungen auszureden! Ich halte dies Geschehen für das weitaus größere Problem!! Selbst die Opfer arbeiten z.T. mit Aufbietung aller seelischen Kräfte daran, Erinnerungen an REALEN Missbrauch zu verdrängen, um die Illusion liebender Eltern zu erhalten. So können sie aber nur fortfahren, sich selbst zu verleugnen und zu schaden.
Auf keinen Fall sollte eine Diskussion um vereinzelte false memories dazu führen, die Erinnerungen von SMB-Opfern generell wieder anzuzweifeln, wie es früher allseits praktiziert wurde!! Selbst Freud hat sich nach guten Anfängen wieder fürs Verleugnen entschieden, was m.E. die Macht der Missbraucher offenbart!
lg
Rainer
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Jenny Doe
Forums-Gruftie
536
BRD W, 39
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Fri, 03.Nov.06, 19:59 Re: Sexueller Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Quote: | Aber die Gefahr ist einfach zu groß, mit solchen Diskussionen wie dieser ungewollt den Mißbrauchern und denen, die sie decken, in die Hand zu arbeiten, die durchweg ein starkes Interesse haben und das auch tun, den Opfern ihre Wahrnehmungen auszureden! Ich halte dies Geschehen für das weitaus größere Problem!! |
Hallo spätzündi!
Tatsache ist aber, dass Menschen, denen falsche Erinnerungen in der Therapie induziert wurden, auch Opfer sind, die leiden, die ihre Familien verlieren, deren Väter unschuldig hinter Gitter landen, ... Und diese Opfer möchten genauso über das reden können, was man ihnen angetan hat, wie Inzestopfer.
Das geht nur, wenn beide Gruppen, Inzestopfer und Opfer falscher Erinnerungen, einander mit Respekt begegnen und das Leid des anderen nicht abwerten. Ich habe Respekt vor dem, was Du erlebt hast, überleben musstest. Und ich möchte in meinem Leid genauso Ernst genommen werden, denn das, was mir passiert ist, ist eine schweres Trauma, das sich von 1992 bis 2005 hinzog. Zu glauben, selber getötet zu haben, ist nicht etwas, was spurlos an einem vorbei geht, genauso wenig wie die Tatsache, dass ich meine ganze Familie verloren habe. Du möchtest über das reden, was man dir angetan hat, ich möchte über das reden, was man mir angetan hat.
Ich möchte gerne noch was hinzufügen. Ich bin nicht in meiner Kindheit missbraucht worden. Aber ich bin im Jugendalter Opfer mehrerer sexueller Übergriffe geworden und ich bin bei einer Therapeutin gelandet, die meine wahren sexuellen Missbrauchserinnerungen im Jugendalter als Einbildung abgetan hat. Ich kenne also auch die Kehrseite, und die bleibt in meinem Buch nicht unberücksicht.
Gruß
Jenny
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Jenny Doe
Forums-Gruftie
536
BRD W, 39
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Fri, 03.Nov.06, 20:27 Re: Sexueller Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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hope62
Forums-Gruftie
505
am See W, 45
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Fri, 03.Nov.06, 21:04 Re: Sexueller Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Ich bin wirklich schockiert, wenn ich das so lese.. Ich bin in diese Thematik insoweit involviert, dass mein Expartner als Kind sex. missbraucht wurde. Auch ich habe das Buch "Trotz allem gelesen" und mich dann manchmal gefragt, gab es sowas in meinem Leben auch?
Ich denke mal, sex. Missbrauch ist eine der größten und schlimmsten Grenzüberschreitungen, die es geben kann. Aber Grenzüberschreitungen "im Allgemeinen" in der Kindheit und Jugend können meiner Meinung nach ähnliche Spuren hinterlassen... Da ist es dann nicht verwunderlich, wenn man sich in einer Krise Dinge suggerieren lässt, die nicht den Tatsachen entsprechen.
Das ist verdammt heikel, da zwischen Wahrheit und Verdrängung unterscheiden zu können.
Ein(e) betroffene(er) Therapeut(in) kann sich sicher einerseits als sehr hilfreich erweisen, andererseits sicher auch "gefährlich" werden, wenn er/sie mehr oder weniger eine Mission verfolgt....
Aber wie kann man da den richtigen Weg finden?
Gruß hope62
Jenny, ich hoffe, Du wirst uns bzgl. Deines Buchs auf dem Laufenden halten?!
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Jenny Doe
Forums-Gruftie
536
BRD W, 39
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Sat, 04.Nov.06, 6:01 Re: Sexueller Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Quote: | Das ist verdammt heikel, da zwischen Wahrheit und Verdrängung unterscheiden zu können. |
Guten Morgen Hope!
Ja, das ist es. Und deshalb ist es wichtig, dass Therapeuten das unterscheiden lernen und dass Menschen, denen falsche Erinneungen suggeriert werden an die Öffentlichkeit gehen und erklären, wie es bei ihnen dazu kommen konnte. Wie sollen Therapeuten aus ihren Fehlern lernen, Wahrheit und Verdrängung voneinander unterscheiden lernen, wenn sie keiner auf diese Fehler aufmerkam macht, ihnen erklärt, wie falsche Erinnerungen entstehen?
Mit Schweigen ist niemandem geholfen. Das Problem muss auf den Tisch. Die Ursache muss beseitigt werden. Selbst wenn ich schweigen würde, Schlagzeilen, wie von mir oben zitiert, würden weiter durch die Presse jagen und zur Folge haben, dass man wahren Opfern nicht mehr glaubt.
Ich möchte die Ursache bekämpfen. Das ist mein Ziel. Mir liegen beide Klientengruppen am Herzen: Missbrauchsofper und Menschen, denen falsche Erinnerungen induziert wurden.
Gruß
Jenny
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Ingenieur
Helferlein
33
Frankfurt/M. M, 40
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Sat, 04.Nov.06, 17:07 Re: Sexueller Mißbrauch und Pseudoerinnerungen |
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Es ist sicherlich ein Problem, dass diejenigen Therapeuten welche den Kunstfehler begehen und den Grundstock für Pseudoerinnerungen legen keine Rückmeldung erhalten, dass ihre Diagnose und Therapie fehlerhaft war. Sie machen, möglicherweise in gutem Glauben, immer weiter.
Für die Personen die Pseudoerinnerungen haben und dadurch mit ihrer Familie brechen, ist eine Rückkehr zum Ursprungszustand nicht mehr möglich. Entsprechend vorsichtig muß man bei Wiedererinnertem sex. Mißbrauch sein.
Mir geht es genauso wie Jenny, durch unseren Fall habe ich mich sehr intensiv mit den Folgen des sex. Mißbrauchs auseinander gesetzt. Darum weiß ich sehr gut was ihnen schlimmes angetan wurde und wie sie ein Leben lang leiden. Auch weil ich selbst Kinder habe liegen mir diese Opfer sehr am Herzen. Aber genauso leiden auch Personen mit Pseudoerinnerungen.
Gruß
Ingenieur
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