Gewalt in der eigenen Familie

sporadischer Gast 21 München W, 24

Hallo!

Ich wende mich an Euch, weil ich nicht weiter weiß.
Mein Freund hat Kinder aus erster Ehe. Wir leben nicht zusammen, deswegen bin ich nur sporadisch bei ihnen zu Hause. Anfangs war die Familie für mich völlig normal, er hat sich sehr liebevoll um die Kinder gekümmert.

In den letzten Wochen habe ich aber zunehmend feststellen müssen, daß er sehr aggressiv sein kann. Wenn die Kinder was angestellt haben, dann schlägt er sie. Er hat das vor mir immer bestritten, aber der Kleine (5 Jahre) hat mir das bestätigt. Mittlerweile gibt er auch zu, manchmal hinzuschlagen.

Gestern war jedoch der Gipfel des Ganzen. Die Kinder sind abends, als er gearbeitet hat, aus dem Bett gekrabbelt, haben heimlich TV geschaut und sich aus dem Haus geschlichen (die Älteste ist 15). Als er etwas bemerkt hatte, haben sie alles abgestritten.
Als aber alles herausgekommen ist, war er sehr wütend, einerseits weil sie ihn belogen haben, andererseits weil sie sich nicht an Absprachen halten.
Und jetzt der Hammer: Er hat seiner Tochter als Strafe die Haare abgeschnitten und sie geschlagen. Er hat ihr auch schlimme Sachen angedroht, wenn sie ihn noch mal so belügen würde.

Ich weiß das alles von ihr, sie hat es mir im Vertrauen erzählt. ER hat ihr gesagt, daß sie mir ja kein Wort sagen darf, sonst schlägt er sie grün und blau. Sie mußte mir sogar sagen, daß ihre langen Haare sie nerven.

Ich kenne meinen Freund SO NICHT. Er ist ein sehr rücksichtsvoller und zärtlicher Mann . Nur wenn wir streiten, verhält er sich daneben. Er rastet schnell aus und ist schwer zu beruhigen. Darum zweifel ich an ihren Worten nicht.

Was soll ich tun? Wie kann ich helfen, ohne daß sie mehr Ärger bekommt?

Ich weiß, daß das eine Straftat ist, aber darüber möhte ich nicht diskutieren. Irgendwie muß ich etwas unternehmen, ich möchte der Familie helfen.

Forums-InsiderIn 295 Wien W, 40

Hallo!
Mal eine Frage: wie lange seid ihr denn schon zusammen? Mein Mann war die ersten 2 Jahre auch ein sehr rücksichtsvoller, netter, lieber Mann. Es hat sich dann nach und nach herausgestellt, dass das so nicht der Wahrheit entspricht. Es kommt darauf an wieviel Zeit du mit ihm verbringst. 1) sagst du ja, du hast es schon mitbekommen, dass er sie geschlagen hat (wenn ich nichts falsch verstanden habe) und 2) sieht man Ergebnisse von Misshandlungen am Körper. Wahrscheinlich nicht im Gesicht. Aber irgendwo sieht man sie. Wenn die Kinder genauest erzählen was passiert ist, ist es fast sicher, dass es so war, weil sich - gerade kleinere Kinder - niemals genauere Beschreibungen aus den Fingern saugen um jemanden zu ärgern. Bei einem Kind mit 15 ist das natürlich anders. Wird er denn niemals aufbrausend in deiner Gegenwart?

LG
Jadee

sporadischer Gast 21 München W, 24

Hallo!
Wir sind jetzt knapp ein Jahr zusammen.
Das alles hat mir seine Tochter (15 J.) erzählt. Aber ich habe nicht den Eindruck, daß sie lügt.

Wenn ich dabei bin, ist er eigentlich nicht aggressiv. Er wird mal lauter, aber das wars dann.
Ich habe mal mitbekommen, daß er dem Kleinen eine auf den Popo gehauen hat, aber das war - meiner Meinung nach - auch berechtigt.

Ich weiß einfach nicht, was ich denken soll oder wie ich mit ihm darüber reden soll. Seiner Tochter zufolge hat er ihr verboten, mit mir darüber zu reden.

Forums-InsiderIn 295 Wien W, 40

Du solltest das Ganze auf alle Fälle genauer beobachten. Auch "auf den Popo hauen" ist schlagen. Meiner Meinung nach zumindest. Sowas habe ich bei meiner Tochter noch nie getan. Auch keine Ohrfeige und wir kommen sehr gut miteinander zurecht. Dass er den Kindern verbietet, darüber zu sprechen, ist logisch. Wie laut wird er denn, wenn er mal laut wird? Schrecken sich die Kinder dann und ziehen sich zurück? Wie reagieren sie?

LG
Jadee

sporadischer Gast 21 München W, 24

Ok, das werde ich tun. Danke für Deinen Rat.

Die großen Kinder sind eigentlich lieb. Der Kleinste führt sich nur manchmal sehr schlimm auf.
Damals war die Mutter zu Besuch und der Kleine hat nur rumgebrüllt und zum Schluß dann seine Mutter angespuckt. Meinem Freund ist dann eben die Hand ausgerutscht in dieser Situation und hat ihm eine auf den Popo gegeben. Meiner Meinung nach war das aber gerechtfertigt.
Wenn andere Leute da sind (auch die Mutter), verhält sich der Kleine wie die Axt im Walde.

Wenn er lauter wird, sind die Kinder danach meistens still. Nur der Kleine gibt manchmal keine Ruhe. Er will immer im Mittelpunkt stehen. Aber sie erschrecken nicht oder zucken zusammen, wenn er lauter wird.

Forums-InsiderIn 295 Wien W, 40

Wenn sich der Kleine so verhält hat das Gründe. Da muss irgendwas total daneben laufen. Viele in seinem Alter sind ähnlich, aber anspucken und dergleichen geht nicht. Aber wie gesagt, sowas kommt nicht von ungefähr. Agressionen bei Kindern werden immer durch Agressionen (der Eltern) verursacht. Man müßte dem auf den Grund gehen und nicht durch Strafen unterdrücken. Versuche herauszufinden wie das Verhältnis des Vaters (auch der Mutter) war, bevor sie auseinandergegangen sind. Wie haben sie die Kinder behandelt usw. Bei der Älteren müßte man auch was merken. Vielleicht zieht sie sich zurück, oder es gibt sonstige Auffälligkeiten. Beobachte das ganze Mal und sag Bescheid, ok?

Ich habe einen sehr guten Draht zu Kindern und ich liebe sie sehr. Daher weiss ich in etwa was in einem kleinen Kinderköpfchen vorgeht.

LG
Jadee

Helferlein 126 Deutschland W, 24

Ich stimme Jadee im Gesagten zu, genau das wollte ich auch schreiben. Der Kleine reagiert mit seinem Verhalten auf die Situation, wie er sie erlebt ... da muss wirklich etwas furchtbar im Argen sein.

Anmerken wollte ich noch, dass ich den Ausdruck "da ist ihm eben die Hand ausgerutscht" einfach nur zutiefst verabscheuenswert finde. Er hat das Kind geschlagen und nicht seine Hand ist irgendwie zufällig versehentlich irgendwie "ausgerutscht". Diese Verharmlosung ist einfach nur Hohn und Spott gegenüber denen, die (wie ich) als Kind geschlagen wurden.
Dein Freund hat sich bewusst dafür entschieden, seinen Sohn zu schlagen, und nicht seine Hand hat das getan.

Ich wünsche vor allem den Kindern, dass sie es gut überstehen.

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