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oitame
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Post Mon, 30.Oct.06, 9:03      soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

Hallo Leute!

Mir viel in den letzten Wochen trotz wunderbarer Besserung im Allgemeinen eines immer wieder auf:

Die mangelnde Selbstdisziplin.

Ist sie eine Folge der sozialen Phobie oder begünstigt sie die SP?
Mir fiel auf, das sie bei mir in Sachen Lernen und Wohnung aufräumen zwar stark von meiner momentanen Stimmungslage abhängig ist, jedoch mir in beiden Zustäden als zu schwach vorkommt.
Die Hausarbeit geht ja noch einigermasen – da kommt man eh nicht drumm rum.
Aber im Bereicht Lernen (sprich die Zukunft gestalten) da setz ich zu oft aus und verfolge lieber irgendwelche Ersatzhandlungen.
Vom Stoff her ist das Lernen ja nicht unmöglich – aber eben die Selbstsiziplin sich hinzusetzen und anzufangen – und dann mit einer gewissen Konzentration dabei zu bleiben, das fällt mir schwer – Wochenenden sind da besonders schlimm – gäbe es ja genug Zeit für vieles zu tun…..Lernen oder Hausarbeit oder was auch immer…

Daher würde ich gerne von euch wissen, wie geht es euch damit und welche Strategien setzt ihr (möglichst die erfolgreichen Wink ein um das zu verbessern?

Vielleicht können wir uns hier etwas gegenseitig auf die Sprünge helfen ^_^

lg
oitame
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spätzündi
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Post Mon, 30.Oct.06, 10:23      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

Willkommen an Bord! Smile

Ja, die liebe Selbstdisziplin, damit habe ich auch meine Not.

Was ich mittlerweile darüber denke ist das Folgende:

Es geht im Kern gar nicht so sehr um die Disziplin, sondern um die Selbstliebe. Etwas für sich zu tun - lernen für die Zukunft oder die Wohnung bewohnbar zu halten - kann man nur als solches auffassen, wenn man sich auch was wert ist. Ansonsten erkennt man es als einen von außen, etwa durch die öffentlich Moral, aufgedrückten Zwang. Und so einem Zwang möchte man sich gerne entziehen, das ist völlig normal. Der entscheidende Punkt ist - daran arbeite ich selber noch - diesen inneren Blickwinkel auf das Notwendige zu verändern. Wirklich zu empfinden, dass wir das für uns selber tun, was wir bisher als lästigen Zwang erlebten.

Lg
Rainer
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oitame
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Post Mon, 30.Oct.06, 11:54      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

hi spätzündi

Also ich muss sagen, SO hab ich das noch gar nicht gesehen "Disziplin" aus Selbsliebe und nicht wegen Druck von außen.

Würde auch zum Teil die Energie erklären, die wir unbewust in die Vermeidung dieser Sachen stecken - so als Gegenwehr gegen etwas aufgezwungenes.
Is sicher nicht nur das (manchmal hat man vielleicht echt einfach keine Lust)
aber eine gewisse Erklärung ist es ^_^

lg
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spätzündi
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Post Mon, 30.Oct.06, 12:32      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

Schön, dass ich dir zu einer neuen Sichtweise verhelfen konnte!

Das Wort "Disziplin" wird ja gern von Leuten benutzt (die meisten hören es sicher zuerst von den Eltern), die sich selber nicht lieben können, aber gelernt haben, nach außen hin zu funktionieren, und nun über den Stolz auf dieses Funktionieren und die Verachtung für die Nicht-Funktionierenden eine gewisse Art von Stärkegefühl sich aufgebaut haben. Leider bringt diese Stärke zu ihrer Aufrechterhaltung die Notwendigkeit mit sich, in der Umgebung immer genug Nicht-Funktionierer zu erhalten, gegen die man sich gut fühlen kann. Im Zweifel müssen andere daran gehindert werden, sich selber zu lieben. Das erreicht man z.B. gut mit dem Einreden von Schuldgefühlen für vermeintliches Versagen.

Hört sich theoretisch an, ist aber genau das, was mein Vater mit mir immer gertrieben hat. Hat lang gedauert, das zu durchschauen.

lg
Rainer
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nofling
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Post Mon, 30.Oct.06, 13:01      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

Bei mir ist es für die Selbstdisziplin ganz wichtig, dass ich genau weiß, was ich bis wann als Fernziel erreicht haben möchte. Und dann brauche ich einen Plan, der mir für jeden Tag (oder Woche etc.) sagt, was ich machen muss.

Ich hatte damit eigentlich immer Erfolg. Manche finden es aber komisch, dass ich z.B. die genaue Seitenzahl eines Skripts wissen muss oder manchmal auch Dinge genau ausrechne.

Aber wenn ich genau weiß, dass es ein bestimmtes Ziel auch wirklich erreichen kann, wenn ich mich immer an den Plan halte, dann hab ich auch die Motivation durchzuhalten. Wenn etwas dagegen nicht so transparent ist, fehlt mir die Motivation und ich verhalte mich inffektiv und mache ewig rum.
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spätzündi
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Post Mon, 30.Oct.06, 13:47      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

einen so exakten Plan würde ich schon wieder als einengendes Korsett empfinden. Aber Zielvorstellungen sind auf jeden Fall hilfreich und notwendig. Schon daran haperte es bei mir aber immer bisher.

Jetzt habe ich immerhin das Ziel, die aktuelle Therapie durchzuhalten und eine wirkliche Veränderung damit zu erzielen. Das ist schon mal was.

lg
Rainer
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lilit
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Post Mon, 30.Oct.06, 17:35      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

Hallo,
das ist mal eine interessante Frage. Ich wär nie auf die Idee gekommen, dass diese beiden Konstrukte sich beeinflussen könnten bzw. sogar begünstigen.
Selbstdisziplin (egal in welchem Bereich) ist für mich ein absolutes Fremdwort. Kenn ich nicht. Kann ich nicht. Hätt ich aber gern….
Bei mir hat das Lernen eigentlich gar nichts mit Selbstdisziplin zu tun. Ich lern dann, wenn ich so viel Druck hab, dass ich es einfach tun MUSS. Da gibt’s kein wollen oder nicht wollen mehr. Hausarbeit fällt mir da schon schwerer…
Der Ansatz von spätzündi gefällt mir! Das ein bissl zu verinnerlichen wär sicherlich ein guter Ansatzpunkt.
Lg
lilit
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Lisa29
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Post Mon, 30.Oct.06, 20:48      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

Ich find das auch einen schönen neuen Ansatz! Ich habe das Gefühl dass Disziplin für mich immer etwas sehr zwanghaftes darstellt. Also von aussen aufgezwungen. Wenn ich mich schon innerlich zu etwas "schubsen" muss, dann wird das nichts. Bei mir ist das mit dem Aufräumen teilweise so. Dann sag ich mir selbst dass ich am Wochenende nichts anderes mache, bevor ich nicht aufgeräumt habe, Und was passiert? Ich räume weder auf noch mache ich etwas was mir Spass macht, weil ich mir selbst erst die Bedingnung gestellt habe aufzuräumen, aber das mit dem aufräumen halt nicht hinbekomme.
Wenn ich hingegen einfach dann aufräume wenn mir danach ist, dann geht es ruckzuck und ich hab noch genug Zeit für etwas anderes.
Mit dem Essen ist es das gleiche. Je mehr "Selbstdisziplin" ich mir aufdränge und je mehr ich mir verbiete umso weniger klappt es mit der ausgewogenen Ernährung.
Ich glaub dass man viel mehr auf sein inneres "ich will" oder ""ich will jetzt nicht!!!" hören muss und danach handeln. Und wenn man zu irgendwas NIE Lust hat, z.B. zum lernen oder zum Aufräumen dann muss man sich mal überlegen ob man vielleicht das Falsche studiert, bzw. ob man sich vielleicht im Chaos ganz wohl fühlt oder wozu man das Chaos vielleicht braucht. Und wenn nicht, ob vielleicht eine Putzfrau eine sinnvolle Investition wäre, einmal die Woche.
Ich meine damit, dass man eher MIT sich arbeitet als dagegen. Viele nennen ja dass was einen innerlich von "Selbstdisziplin" abhält den "Schweinehund". ich glaube aber dass dieser "Schweinehund" einen sehr viel netteren Namen verdient hätte, weil er unsere Seele ist, die für oder gegen etwas ist. Man sollte ruhig mal ein bisschen sensibler mit sich selbst umgehen.
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oitame
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Post Tue, 31.Oct.06, 9:20      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

Also wirklich - von dem gedanklichen Ansatz von spätzündi sehr gut nimmt mir von dem Druck was weg irgendwelchen Normen entsprechen zu müssen - vielleicht können wir alle den ein bisschen umsetzen.

Ganz stolz darf ich berichten, ich habe gestern meinen ganzen Abwasch gemacht - vielleicht weil ich das jetzt etwas anders sehe??
oder doch nur, weil ich sonst gar kein Geschir mehr gehabt hätte? *gg*

und der "Kampf" geht weiter......Wink
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spätzündi
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Post Tue, 31.Oct.06, 10:11      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

Geht mir ja runter wie Öl, dass ihr meinen Gedankengang so gut findet! Smile Very Happy

Tja, Abwasch bleibt bei mir ja auch oft lang stehen... Ich empfinde das oft so: wenn ich jetzt diese geistlose Arbeit mache, lenkt mich das von der wichtigeren Suche nach meinem Lebensglück (nach dem nächsten emotionalen Mini-Kick) ab, also verschiebe ich es mal. Ich denke nicht an das kleine, aber reale Glücksgefühl, das ich nach der abgeschlossenen Arbeit empfinde, dass ich mal wieder was geschafft habe, auch wenns nicht viel war. Aber ich habe was geschafft! Zugleich vergesse ich, dass das im Hintergrund nagende Gefühl, was aufgeschoben zu haben, zu meinem ständig schwelenden Unglücksgefühl immer wieder aufs Neue beiträgt.
Sicher - der Abwasch ist nicht die "Große Lösung", nach der ich immer auf der Suche bin - aber er gehört zum Leben dazu, und mein Problem, das erkenne ich langsam, ist das Nicht-Leben, nicht das Fehlen der "Großen Lösung".
Um das mal in Beziehung zur Selbstliebe zu setzen: ich gönne mir nicht die kleine Befriedigung nach dem Abwasch, sondern zwinge mich immer neu zur quälenden Suche nach der "Großen Lösung". Wer hat mir bloß eingeredet, dass ich die brauche, dass es die überhaupt gibt?? Ich denke, das waren dieselben, die mir einzureden versucht haben, dass ich so wie ich bin, nicht in Ordnung sei. Dass ich ein anderer werden muss, um liebenswert zu sein. Bei mir waren das zuerst meine Eltern. Aber inzwischen lass ich nicht mehr zu, dass sie mir sowas einzureden versuchen, sie haben es bis zuletzt immer wieder versucht.

lg
Rainer
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Lisa29
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Post Tue, 31.Oct.06, 20:56      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

Das schlimme ist ja dass es meistens gar nciht mehr die Eltern sind in der Realität die einem so einen Quatsch einreden, sondern dass sich diese Stimme aus der Kindheit verselbständigt und einem das automatisch immer ins Ohr flüstert (dass man so wie man ist nicht "richtig" ist, nicht liebenswert etc). SOwas geht oft weit über den Tod der Eltern hinaus, dass diese kritische Stimme, eben meistens doch ursprünglich einem Elternteil gehörte, einen nicht in Ruhe lässt.
Man muss gegen diese einflüsternde Stimme innerlich ankämpfen und sie platt machen. Dass hat ab einem bestimmten Punkt nichts mehr real mit den Eltern zu tun sondern mit dem was sie einem ursprümglich mal "eingepflanzt" haben.
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Post Tue, 31.Oct.06, 21:07      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

Und dazu gehört eben auch oft ein übertriebenes "Pflichtbewusstsein". Meine Eltern (bzw meine Mutter) waren erst glücklich wenn ich berichten konnte dass ich mich vor Arbeit total überanstrengt hatte. Einfach nur normal oder durchschnittlich arbeiten reichte nicht. Sie waren erst stolz wenn ich z.B. eine 1 geschrieben hatte in der Schule und mich dabei in eine Grippe gelernt hatte und dann trotz Grippe noch weitergebüffelt hab.
Man musste beim Anstrengen die eigene Grenze überschreiten.
Kein Wunder dass ich irgendwann einen BurnOut hatte, Wunderlich eher dass das noch nicht in meiner Schul- oder Unizeit passiert war!!! (In der Uni hab ich so lange alle Scheine noch mal gemacht bis ich überall eine 1,0 hatte. 1,3 oder 1,7 habe ich nicht tolerieren können.)

Und selbst heute, wo meine Mutter weiss dass ich den BurnOut hatte, kann sie Durchschnittlichkeit nicht akzeptieren. Auch bei sich selbst nicht. Sie ist Herz- und Lungenkrank und betont immer wieder dass sie ja immer total beschäftigt ist und viel zu tun hat, weil sie es nicht ertragen könnte dass jemand denken könnte sie könnte sich schonen bzw. könnte sie für "faul" halten. Die ganze Familie hat sie angefleht eine Haushaltshilfe einzustellen und es hat echt fast einen Infarkt gebraucht bis meine Mutter sich drauf eingelassen hat.
Es ist so als würde sie lieber ihr Leben opfern als dass jemand denken könnte sie sei faul bzw. nicht über alle Massen fleissig. Und das Gleiche erwartet sie von mir, dass ich eher meine Gesundheit opfere als nicht zu arbeiten bzw nicht bis zum Anschlag zu arbeiten. Das macht sie auch gar nciht extra. Vielleicht ist das noch so eine Tugend aus der Nachkriegsgeneration, die das Land wieder aufgebaut haben oder so.
Ihr selbst ist das auf jeden Fall nicht bewusst.
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Katl
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Post Thu, 02.Nov.06, 10:25      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

spätzündi wrote:
mein Problem, das erkenne ich langsam, ist das Nicht-Leben, nicht das Fehlen der "Großen Lösung".
...zwinge mich immer neu zur quälenden Suche nach der "Großen Lösung". Wer hat mir bloß eingeredet, dass ich die brauche, dass es die überhaupt gibt?? Ich denke, das waren dieselben, die mir einzureden versucht haben, dass ich so wie ich bin, nicht in Ordnung sei. Dass ich ein anderer werden muss, um liebenswert zu sein. Bei mir waren das zuerst meine Eltern.


Klasse Sichtweise! Das ist d i e Antwort auf eine Frage, die ich mir auch schon lange stelle!
Ich bin auch schon lange auf der Suche nach d e r Veränderung, um mich zu ändern. Wahrscheinlich alles quatsch, wenn das Leben im jetzt und hier von mir anders empfunden/gewertet würde...
Danke für diesen wohltuenden Anstoß zum Nachdenken. Katl
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spätzündi
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Post Thu, 02.Nov.06, 11:05      Re: soziale Phobie und Selbstdisziplin Reply with quoteBack to top

@lisa29: natürlich sind es oft die verinnerlichten Eltern, die für diesen Druck und die Entwertung sorgen. In meinem Falle sorgten aber bis vor knapp einem Jahr auch die realen E. immer wieder für neuen Nachschub an Geringschätzung meiner Person. Damit ist jetzt zum Glück Schluß!

@katl: Schön, dass ich dir mit meinen Worten etwas helfen konnte! Smile

lg
Rainer
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