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Nanna
neu an Bord!
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Wien W, 24
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Mon, 09.Oct.06, 16:43 Schlechtes Gefühl nach Erstgespräch |
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Hallo,
ich hatte heute ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten / Klinischen Psychologen in einer Studentenberatungsstelle. Bin da ohne Termin hin, weil auf der Homepage steht, dass das kein Problem ist und dann auch nahc kurzem Warten drangekommen.
Hingegangen bin ich, weil ich die letzten Wochen einfach nur fertig bin, viel weine, mich schwer konzentrieren kann oder einfach nur herumsitze und mich zu nichts aufraffen kann.
Das Gespräch selber hat mich ziemlich wütend gemacht, eigentlich.
Es gab keinen richtigen Anfang und auch kein Ende. Ich habe halt einfach mal angefangen zu erzählen, was mich herführt. Nicht, dass ich einen Wortschwall losgelassen hätte, ging eher stockend, aber nach zwei, drei Symptomen hat der Therapeut mich nicht weitererzählen lassen sondern gefragt, seit wann ich die habe (also Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten vor allem). Ok, ist ja auch legitim. So genau wusste ich das nicht mehr, habe ich auch gesagt, da war er nicht so ganz zufrieden, habe es dann halt ungefähr eingeschätzt.
Danach kam die Frage, was denn da noch in dem Zeitraum passiert wäre, naja, ungefähr da habe ich mich von meinem damaligen Freund getrennt und meinen neuen Freund kennengelernt. Also, eigentlich war das erst nachher, aber gut.
Und dann fings an. Fragen über meine Trennung, die Beziehung zu meinem alten Freund etc. Nun, für mich ist das Thema eigentlich abgeschlossen, ich meine, wir haben uns einfach auseinander gelebt und dann freundschaftlich getrennt... klar war es nicht lustig, aber wir hatten halt auch unterschiedliche Zukunftspläne etc. Habe ich dann halt auch erzählt. Kommentar darauf "Ich habe den Eindruck, Sie wollen mir sagen, dass das für Sie abgehakt ist. Warum?" Habe ich dann mit "Naja, weil es für mich halt wirklich abgehakt ist." beantwortet. Daraufhin kam "Haben Sie ihn denn geliebt?" Äh, natürlich, warum sollte ich sonst mit ihm zusammen gewesen sein?
Ging dann noch etwas so weiter, ich kam mir irgendwie nachher total überumpelt vor, so viel wollte ich gar nicht erzählen, schon gar nicht zu Beginn, wenn ich den grad das erste Mal sehe. Ausserdem hatte ich das Gefühl, ich müsste mich für mein Schluss machen und die neue Beziehung rechtfertigen.
Hätte nun einen Termin in zwei Wochen, aber ich will da nicht mehr hin. Aber ich brauche trotzdem Hilfe, mir wird es sonst zu viel. Kann ich da nun anrufen und sagen, ich möchte lieber zu einer Kollegin dort? (Oder halt einem Kollegen, halt jemand anderes?) Die fragen dann doch sicher, warum. Was soll ich dann sagen? Macht das nicht einen negativen Eindruck, wenn ich sage, ich kam mit ihm nicht klar?
Ich hatte nachher einfach so eine Wut und fühlte mich total überrumpelt... habe dann noch gefragt, ob er mir zum Abschluss noch etwas mitgeben möchte - irgendein Kommentar oder so, ich hab' ja keine fix fertige Diagnose mit Konzept zur Therapie erwartet, aber vielleicht ein "Ich wünsche Ihnen alles Gute, bis zum nächsten Mal." oder so... oder vielleicht mal alle Problembereiche ansprechen oder etwas über sich selbst erzählen, also beispielsweise, welche Ausbildung er hat etc. Gab es überhaupt nicht.
Die letzten Tage hatte ich auch öfter sehr negative Gedanken und war ziemlich verzweifelt, dachte auch (entfernt) über Selbstmord nach. Dazu bin ich nichtmal gekommen, das zu erwähnen, weil eben gleich mein Beziehungsende (letztes Jahr war das!) Thema war. Ich sehe mich selbst nun nicht als gefährdet an, aber das Gespräch war schon ein Tiefpunkt... es hat mich schon auch Überwindung gekostet, da hinzugehen und nun möchte ich mich am liebsten einfach verkriechen...
Liegt es vielleicht auch an mir? Bin momentan ratlos was ich tun soll... ich mag da nur nicht wieder hin... aber ich brauche trotzdem Hilfe, ich habe Angst, dass es sonst schlimmer wird.
Danke schon mal fürs Lesen!
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Mon, 09.Oct.06, 17:38 Re: Schlechtes Gefühl nach Erstgespräch - Meinungen? |
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Hi Nanna,
nach allem was Du geschrieben hast, sag den Termin ab und lass Dir bei einem Kollegen einen geben..
Wenn jemand derart offensichtlich manipulativ vorgeht, den Patienten dauernd nur in Frage stellt kannst Du es vergessen. Von Anfang an! Oder willst Du Dir alle Woche vorhalten lassen wie scheisse Du Dein bisheriges Leben gemanagt hast? Und soll das dann eine Therapie sein?
Ich würde mich auch bei dem Vorgesetzten in dieser Stelle beschweren, gegen solche Leute wird viel zu wenig vorgegangen.
Wenn Du eine Therapie machen willst gibt es immer 5 probatorische Sitzungen (zumindest in D. ). Die sind sowohl für Patient als auch für Therapeut da um zu sehen ob eine zusammenarbeit sinnvoll erscheint, bevor man sich festlegt. Es ist besser Du suchst einen guten Therapeuten bevor Du in Torschlusspanik irgendeinen nimmst und dann nach Jahren feststellst, es hat überhaupt nichts gebracht ausser daß es dem Therapeuten das Bankkonto aufgefüllt hat und Deine Zeit geraubt.
Also probier ruhig erst mal noch andere aus und schau ob Dir da jemand liegt. Was dieser Therapeut getan hat, da liegt Dein Gefühl völlig richtig, war der letzte unprofessionelle Unsinn und ziemlich unverschämt.
Liebe grüsse und alles gute auf der Suche!!!
Petra
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Nanna
neu an Bord!
3
Wien W, 24
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Mon, 09.Oct.06, 18:15 Re: Schlechtes Gefühl nach Erstgespräch - Meinungen? |
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Hallo Petra,
danke für die schnelle Antwort! Die beruhigt mich schon, ich war nach dem Gespräch so verunsichert... ich habe ja auch keinen Vergleich, wie so etwas ablaufen kann / soll.
Ich weiß ja nicht, aber gibt es nicht auch eine Methode des Überrumpelns in der Therapie? Ist mir grad eingefallen, hab ich irgendwo gelesen. Aber dann gleich beim Erstgespräch?
Mich hat ja vor allem gestört, dass der Therapeut kaum wissen wollte, was denn nun mit mir los ist und warum ich da bin, also die aktuelle Situation.
Da das eine Beratungsstelle für Studenten war und ich unangemeldet aufgetaucht bin (wie gesagt, ist dort beim Erstgespräch durchaus üblich), wusste der überhaupt nichts über mich. (Insofern fände ich das als "Methode" auch etwas riskant.)
Ich bin ja auch gar nicht mit dem Vorsatz dahin, eine Therapie zu beginnen - ich wollte nur wissen, was denn mit mir los sein könnte und ob ich überhaupt eine Therapie brauche... oder Beratung oder Entspannungsübungen oder sonst was. Was es eben gibt. Und wie man das dann am besten regeln kann => bin ja Studentin, also auch was die Finanzierung betrifft oder so. Die Termine dort sind eben kostenlos.
Ich habe also eigentlich eher einen Denkanstoss erwartet, mehr nicht... nun grüble ich eher drüber nach, welche Dampfwalze mich da überrollt hat. (Sorry, ist etwas dramatisch ausgedrückt. )
Ich werde den Termin jedenfalls absagen und nach einem anderen fragen. Ausserdem ist dieser Therapeut nächste Woche auch gar nicht da und so lange möchte ich eigentlich nicht mehr warten.
Beschweren... hm. Ich wüsste nicht genau, was ich da sagen soll... so schildern wie hier (vielleicht etwas kürzer)?
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Stöpsel2
Forums-Gruftie
917
Deutschland W, 35
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Mon, 09.Oct.06, 18:23 Re: Schlechtes Gefühl nach Erstgespräch |
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Hallo Nanna,
also so drastisch sehe ich es nicht, daß der Therapeut unverschämt war. Da müssen weder Therapeut noch Patient schuld dran haben, daß es nicht klappt. Es ist halt manchmal so, daß Patient und Therapeut nicht zusammenpassen. Du brauchst auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn Du nach jemandem anderen fragst. Das ist völlig normal und bekannt unter Therapeuten, daß es sein kann, daß man nicht zusammenpaßt und sich deshalb mehrere Therapeuten ansehen muß, bis man den/die richtige gefunden hat.
Mir fallen zu Deiner Geschichte noch 2 Sachen auf: Es ist nur eine Beratungsstelle. Es ist die Frage, ob Du da das an Unterstützung bekommst, was Du brauchst. Du solltest das vorher abklären, wie lange Du da hingehen kannst (sowas ist bei Beratungsstellen manchmal begrenzt) und inwiefern diese LEute auch eine therapeutische Ausbildung haben. Denn es scheinen ja schon einige Sachen bei Dir anzuliegen und Selbstmordgedanken sind ja auch keine Kleinigkeit und es ist die Frage, ob sie da das leisten können, was Du brauchst. Aber so oder so ist es jetzt sicher eine gute Anlaufstelle, denn wenn es nicht paßt, können sie dir zumindest sagen, wie Du weitermachen solltest.
Dann das Gespräch mit dem Therapeuten. Ich kann mir vorstellen, daß das ziemlich unangenehm ist, wenn man vielleicht erstmal einen Überblick haben möchte, wie eine Therapie so prinzipiell aussieht und daß man erstmal loswerden möchte, welche Themen alle anstehen, bevor man so ins Detail geht. Das ist aber wirklich eine Geschmacksfrage, mein Fall wäre es auch nicht, aber wie gesagt, dann kann man ja weitersuchen.
Zur Frage, ob Du Deinen Exfreund geliebt hast: Na ja, für Dich ist es selbstverständlich, daß es so ist, wenn man mit jemandem zusammen ist, aber es gibt auch Menschen, bei denen es nicht so ist. Der Therapeut kennt Dich ja noch nicht, also kann er das nicht wissen. Ob er es in dem Fall aus dem Zusammenhang oder dem restlichen Gespräch hätte wissen müssen, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber ganz generell ist es in Therapie so, daß man Dinge gefragt wird/daß Dinge in Frage gestellt werden, die einem selbstverständlich erscheinen. Das kann einem merkwürdig vorkommen, aber andere Menschen können halt ganz andere Maßstäbe haben... Aber ich stolpere da auch immer wieder drüber...
Mit dem zuviel erzählen: Da darfst Du ruhig sagen, daß es Dir zuviel wird und Du bzgl. Thema xy noch nicht mehr erzählen möchtest, denn Du kennst ihn ja noch kaum.
Dann Deine Frage am Schluß, ob er Dir was mitgeben möchte. Man kann es einerseits so sehen, wenn er sich so gar nicht vorstellen konnte, was Du da von ihm willst, paßt ihr wahrscheinlich wirklich nicht so zusammen und dann ist es besser, man weiß das schon direkt. Andererseits kannst Du natürlich auch direkt fragen, was Du wissen möchstest, also z.B. welche Ausbildung er hat. Die Bedürfnisse der Leute sind da sehr unterschiedlich, und daher sollte man sich nicht scheuen, das auszusprechen, was man wissen möchte. Das will ich aber eher als allgemeinen Hinweis verstanden wissen (für Gespräche bei weiteren Therapeuten), ich meine damit nicht, daß Du nochmal zu ihm gehen sollst und das mit ihm klären.
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Nanna
neu an Bord!
3
Wien W, 24
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Mon, 09.Oct.06, 18:40 Re: Schlechtes Gefühl nach Erstgespräch |
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Hm, ist vielleicht auch falsch rübergekommen - ich will eigentlich gar nicht nach Schuld suchen, nur wissen, ob ich meinem Gefühl trauen kann, dass es für mich eben unangenehm war und ich deswegen nicht mehr zu ihm gehen soll.
Naja, er ist, laut Visitenkarte und Homepage ausgebildeter Psychotherapeut und Klinischer und Gesundheitspsychologe... ich weiß allerdings nicht, welche Richtung der Psychotherapie.
Die Beratungsstelle war von mir ja auch erst einmal als erste Anlaufstelle gedacht. Auf der Homepage steht allerdings ausdrücklich, dass sie sich auf für Suizidgedanken, persönliche Probleme wie Depression, Stress, Zwänge und Ängste etc. zuständig sehen - eben alles, was das Studium beeinträchtigen kann. Insofern denke ich schon, dass ich da erst mal richtig aufgehoben wäre.
Aber danke für die Tipps, die werde ich sicher beachten. Vor allem werde ich es nächste Mal gleich direkt ansprechen, wenn etwas anliegt.
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Stöpsel2
Forums-Gruftie
917
Deutschland W, 35
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Mon, 09.Oct.06, 18:50 Re: Schlechtes Gefühl nach Erstgespräch |
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Hallo Nanna,
unsere Postings haben sich vorhin wohl überschnitten. Ja, Deinem Gefühl solltest Du auf jeden Fall trauen. Wenn die Beratungsstelle solche Aussagen macht und Du es Dir eh nur als erste Anlaufstelle gedacht hast, dann paßt es ja
Viel Erfolg!
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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
1030
münchen W, 35
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Mon, 09.Oct.06, 19:14 Re: Schlechtes Gefühl nach Erstgespräch - Meinungen? |
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Ich weiß ja nicht, aber gibt es nicht auch eine Methode des Überrumpelns in der Therapie? Ist mir grad eingefallen, hab ich irgendwo gelesen. Aber dann gleich beim Erstgespräch?
Ja genau, das kann wohl nützlich sein wenn es auf der Basis einer Vertrauensbeziehung passiert. Aber auch dann würde ich sagen, daß ich manipulative Ansätze ablehne, weil da die Grenze zum Misbrauch zu nahe liegt. Dazu muss der Therapeut schon ganz genau wissen was er tut. So ist das einfach nur fahrlässig!!
Es gibt gute kirchliche Beratungsstellen, ich habe hier in München mit "die Arche" sehr gute Erfahrungen gemacht. Es gibt die Caritas und die Diakonie die solche Beratungsstellen betreiben. Hör Dich mal um. Da solltest Du dann auch ergründen was für ein Therapieverfahren das geeignete für Dich ist wenn Therapie sinnvoll erscheint.
Das wichtigste ist daß Du das Gefühl hast, daß der Therapeut wirklich auf Dich und Deine Bedürfnisse eingeht und daß auch ein gewisses Mass an Vertrauen und Achtung und Menschlichkeit vorhanden ist, weil du ja ziemlich initme Dinge anrührst. Auf jeden Fall keine solchen Hau Ruck und Brechstange Aktionen..
Liebe grüsse und versuch ruhig weiter Dich zu informieren,
Petra
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Mon, 09.Oct.06, 19:20 Re: Schlechtes Gefühl nach Erstgespräch |
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Liebe Nanna,
was Sie beschreiben, ist mir aus diversen Berichten vertraut - lassen Sie sich davon aber bitte den Begriff Psychotherapie nicht verleiden!
Was Sie erfahren haben, ist eine -noch dazu kostenlose- Form der "Durchlauf-Beratung" -- durch Menschen, die dafür wenig oder gar kein Geld bekommen (und meist nur PraktikantInnen sind). Wer sich von so etwas tiefgründige und fundierte Ratschläge erhofft, mag Glück haben, aber..
Zur Orientierungshilfe würde ich Ihnen empfehlen, mal bei einem anderen Berater dort vorzusprechen oder an einer Beratungsstelle (z.B. Familienberatungsstelle, dort kann man auch alleine hingehen). Falls die ihre Situation so einschätzen, daß Sie ohnehin nicht mehr als ein paar Monate Therapie benötigen, mag es überlegenswert sein, ob Sie sich dafür nicht doch an eine(n) professionelle(n) Psychotherapeuten(in) wenden - im "schlimmsten" Fall würde dort die Krankenkasse ja zumindest einen Teilbetrag für die Finanzierung übernehmen (Details siehe meine Praxis-Infoseite), der finanzielle Aufwand also ein bestimmtes Ausmaß nicht überschreiten.
Alles Gute!
R.L.Fellner
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