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Monika1975
sporadischer Gast
7
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Thu, 03.Jul.03, 16:09 Nach Seitensprung - kommt die Lust wieder? |
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Ich habe mich nach langem Beziehungsstress dazu entschlossen wieder bei meinem Partner einzuziehen. Bin vor cirka einem 3/4 Jahr ausgezogen, weil ich im Urlaub einen Seitensprung machte. Dieser Seitensprung setzte sich zu Hause fort. Somit habe ich mich von meinem Freund getrennt. Innerhalb der letzten Monate bemühte sich mein Freund allerdings immer weiter um mich. Es machte ihm alles sehr zu schafen, er nahm viel ab und mußte Schlaftabletten und Antidepressiva schlucken. Der Kontakt wie gesagt blieb immer erhalten. Heute habe ich ihm gesagt, daß ich wieder zu ihm ziehe. Nun ist das Chaos perfekt. Meine Urlaubsbekanntschaft will, daß ich zu ihm zurückkomme. Ich bin mir mit meinen Gefühlen nicht im Klaren. Auf der einen Seite wartet ein Mann, mit dem ich 11 Jahre eine problemlose und auch sehr schöne Beziehung hatte (bis in den letzten Jahren der Sex, siehe Posting im Forum Sexualität auf der Seite 2 "Keine Lust auf meinen Partner"), auf der anderen Seite die neue aufregende Beziehung, in der die selben Probleme wahrscheinlich auch nach 5 oder 6 Jahren auftauchen. War meine Entscheidung zurückzugehen richtig? Wird das Verlangen und die Lust auf meinen Partner wiederkommen? (Momentan will ich nicht einmal mit ihm schmusen, es ist alles so anders) Bitte schreibt mir Eure Meinungen und Erfahrungen, freue mich über einen jeden Beitrag!
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marie32
Forums-InsiderIn
334
Rhein-Main W, 34
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liebe monika,
vorab: ich will dich auf keinen fall irgendwie verletzen, aber ich denke, es hilft dir nicht, wenn ich nicht offen sagen, was ich denke...
ich denke: WARUM um alles in der welt hat sie zu ihm gesagt, dass sie wieder bei ihm einzieht, wenn sie sich nicht sicher ist, dass sie das überhaupt möchte? weil ER so fertig ist? aus mitleid? das ist meiner meinung nach keine basis für eine lebenspartnerschaft.
oder hast du's getan, weil ihr viele jahre miteinander verbracht habt, in denen es so gut lief? es ist zwischenzeitlich etwas passiert, monika. du kannst das nicht rückgängig machen. das hat dich und ihn und eure beziehung sicherlich extrem verändert.
meiner meinung nach, müsst ihr, wenn ihr es denn nochmal miteinander probiert, einen neuen modus finde, der euch, so, wie ihr jetzt seid, gerecht wird.
eure beziehung kann schöner und intensiver werden, als sie je war, das kann ich dir aus eigener erfahrung sagen.
grundlage dafür ist aber, dass ihr euren bedürfnissen durch das was passiert ist, nun besser gerecht werdet, z.b. weil ihr euch gegenseitig wieder wahrnehmt, so wie ihr inzwischen seid.
beispiel: bei diesem anderen mann hast du etwas gesucht und gefunden, was dir in deiner beziehung gefehlt hat. nun musst du meiner meinung nach mal ganz ehrlich zu dir selber sein: was ist es, was dir gefehlt hat?
war es einfach das gefühl, mal wieder verliebt zu sein, etwas neues zu entdecken nach so langer zeit mit dem selben menschen? dann - da hast du recht - ist es etwas, was in jeder bezeihung früher oder später abflaut, weil man den partner besser kennenlernt, die vertrautheit wächst etc.
oder war es noch etwas anderes, was er dir gegeben hat? hat er dich z.b. anders "genommen", eine andere seite an dir zum vorschein gebracht, die du nun plötzlich auch an dir entdeckt hast und liebst und die in deiner beziehung nicht zum zuge gekommen ist? hat er dir emotional etwas gegeben, was dein partner dir nicht gegeben hat, vielleicht auch nicht geben konnte, weil er nichts von diesem bedürfniss wußte?
was war es? leg für dich die wahrheit auf den tisch. das ist das einzige, was klarheit bringt.
wenn du von deinem freund schreibst, moinka, wirkt es auf mich ein bisschen so, als ob da ein für dich deutlich spürbares gefälle ist: er ist der "hilfsbedürftige", der, der so abgenommen hat, der antidepressiva schluckt...war das schon immer so? oder ist das erst durch die trennung so gekommen?
darum vielleicht dein aktuelles unbehagen, wenn er zärtlich mit dir wird? er ist von der rollenverteilung, wenn ich mit miener vermutung richtig liege, eher kind im moment als mann für dich. klar, dass du da keine sexuelle lust empfindest...
überleg einfach mal, was für eine rolle du einnehmen wirst, wenn du ketzt wieder einziehst, und ob dir das für eine partnerschaft genügt. ob du damit rechnen darfst, dass sich diese rollen mit der zeit wieder ändern u.s.w. oder ob er sich erstmal von dir lösen / sich ein bisschen unanhängig machen muss, damit ihr euch dann vielleicht wieder annähern könnt?
bitte mißvertseh mich nicht. ich denke nur, du solltest ganz ehrlich mit dir und deinen bedürfnisen sein, und dir im klaren darüber, was für eine bezeihung dich erwartete und ob das die form von beziehung ist, hinter der du stehst, zu der du aus ganzem herzen ja sagst. du solltest dir klar sein, auch um seinetwillen. du weckst bei ihm hoffnungen, die du, wie du jetzt schon ahnst, im moment gar nicht erfüllen kannst. wie soll das denn werden? er ist jetzt offensichtlich schon fix und alle. wenn du ihn wieder verläßt, wird das hölle für ihn sein...wie soll er das ertragen? du hast hier auch eine verantwortung...
mein rat, monika: schaff dir klarheit. wie ist es zu dem seitensprung gekommen? was hat dir gefehlt? warum wollte dein bauch das? brauchst du das nun nicht mehr, ist das bedürfnis weg? oder wirst du in zukunft entweder DAS von deinem partner bekommen können oder darauf zu verzichten bereit sein, obwohl du es dir nach wie vor wünschst?
das musst du für dich beantworten. mit ganz viel bauch. das kann kein anderer für dich tun. und dein bauch weiss im grunde schon die antwort, da bin ich mir sicher.
alles gute + viele liebe grüße von
marie
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sonnenblume
Helferlein
98
W, 27
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liebe marie32,
deine zeilen an monika hätten in gewisser weise auch an mich sein können. ... ich möchte dir nur sagen; sehr schön geschrieben .
liebe grüsse, sonnenblume
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Deanna
Forums-InsiderIn
201
Wien W
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Tue, 08.Jul.03, 15:33 Liebe Monika, |
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ich hatte mich während einer abflauenden beziehung neu verliebt, aber nachdem ich keine zukunft mehr in der beziehung sah.
auch er magerte auf KZ-häftlings-figur ab und brach ständig in weinen aus. das hatte mich so in panik versetzt, dass ich eine nacht bei ihm blieb, ihn tröstete und er rang mir das versprechen ab, bei ihm zu bleiben.
ich merkte genau dass ich das nicht wollte, ob es den "neuen" nun länger gibt oder nicht. die beziehung als solche hat nicht mehr gestimmt.
wir hatten dann sehr lange gespräche, aber erst als die trennung klar vollzogen war, konnte er wieder essen und jeder mit seinem leben weitermachen. es tut zwar weh, aber je klarer die situation, desto weniger lang tuts weh.
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_________________ children of the stars are we
the moments we have loved
inscripted to eternity |
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Monika1975
sporadischer Gast
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Danke für Eure Antworten!
Diese Fragen habe ich mir alle schon gestellt. Ich komme nur auf diesen Schluß: Ja, es hat mir etwas gefehlt. Einfach der Spaß am Sex. Außer dieser Tatsache habe ich in meiner Partnerschaft alles gehabt. Mein Freund hat sicherlich nicht Schuld daran, denn er hat immer wieder was neues ausprobiert, trotzdem wollte die Lust nicht wieder kommen. Zuletzt nicht einmal mehr im Urlaub. Darum war ja meine eigentliche Frage, ob die Lust wiederkommt. Ich weiß schon, man muß etwas dazu beitragen, aber ich wüsste nicht wie! Es fehlt einfach die Lust dazu.
Sonst ist alles OK., das ist ja vielleicht das Schlimme, sonst würde es mir nicht so schwer fallen zu gehen. Ich glaube, dass das auch eine Kopf Sache ist, die ich nicht ganz bewältige. Es ist auch nicht gut, dass ich mir mit meiner Entscheidung so lange Zeit lasse, da für ihn das Warten eine Tortur ist.
Und nein: Er hat vorher nie Antidepressiva genommen. Er war immer einer der lebenslustigsten Menschen die ich kenne, deshalb war ich auch gerne mit ihm beisammen, da wir viele gemeinsame Interessen hatten und auch noch haben. Bleibt nur die Frage, was schwerwiegender ist, gutes Verständnis oder Spaß im Bett, beides scheint nicht möglich zu sein.
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marie32
Forums-InsiderIn
334
Rhein-Main W, 34
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Monika1975 wrote: | Ich komme nur auf diesen Schluß: Ja, es hat mir etwas gefehlt. Einfach der Spaß am Sex. |
dann frag dich doch mal eine ebene tiefer...
was ist für dich die voraussetzung dafür, dass DU spass am sex hast? dass DEINE lust (wieder) geweckt wird. (denn um die geht es ja: um DEINE lust auf DEINEN partner).
das musste schon für dich selber rausfinden. anstöße haste ja einige bekommen (siehe auch die in deinem anderen thread)...
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Ellen
Helferlein
100
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Hallo Monika,
kann es vielleicht sein, daß das, was dir die Lust am Sex mit deinem Partner nimmt, die Vertrautheit ist? Ich bin in einer ähnlichen Situation: der Mann, den ich wirklich liebe und mit dem ansonsten alles in Butter ist, mit dem ich mich im wahrsten Sinne des Wortes "vestehe" und zu dem ich absolutes Vertrauen habe, dieser Mann also reizt mich erotisch kaum mehr. Deswegen haben wir unsere Beziehung auch offiziell beendet , obwohl wir noch viel Zeit miteinander verbringen und ich ihn als meine besten Freund bezeichnen möchte. Eine Situation, an der ich schier verzweifeln könnte, weil: was will ich von einer Beziehung, wenn nicht das, was ich mit ihm hab?? ABER: ich habe keine Lust mehr auf ihn, und ich denke: weil er mir zu vertraut ist. Ich brauche anscheinend die Distanz oder das Fremde, das ich mit dem Sex überwinden will. Wie kraus aber auch. Also letztlich ein Nähe-Problem?
Ist es bei dir vielleicht ähnlich?
Liebe Grüße,
Ellen
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Alega
Helferlein
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Hallo an alle, speziell @Ellen und Monika,
abgesehen davon, dass ich ebenso wie Ihr befürchte bzw. mir fast sicher bin, mit meinem Freund nie wieder so eine Leidenschaft und Gier erleben zu können, wie ich es mit einem anderen Mann erlebt habe und die rein triebhafte Lust auf ihn nicht wiederzugewinnen, schleicht sich bei mir noch ein sehr seltsames anderes Gefühl ein...
Ich empfinde beim Sex mit einem "fremden" Mann bzw. auch beim Gedanken daran ein Gefühl von Innigkeit, Geborgenheit und "Aufgehoben-Sein", das eigentlich ein bezeichnendes Moment des "vertrauten Beziehungs-Sex" ist (oder sein sollte??).
Die körperliche Verschmelzung mit einem Fremden bekommt für mich eine romantische Note, die mich irgendwie befremdet.
Das Gefühl, einem so wenig vertrauten Menschen so nahe sein zu können, hat für mich etwas unheimlich Tröstendes, Warmes und Wohliges und diese Sichtweise kommt mir nicht wirklich gesund vor...
Ratlose Grüße von
Alega
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Monika1975
sporadischer Gast
7
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Hallo Ellen,
wie habt Ihr das geregelt, daß Ihr beisammen seid und doch nicht? Wie kommt Ihr beiden klar damit?
Mir tut am meisten weh, daß ich einem Menschen das Herz gebrochen habe, der ist wirklich nicht verdient hat. Aber ich kann mir halt auch nicht vorstellen wieder eine Beziehung mit ihm aufzubauen, in der Vertrauen an erster Stelle steht. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß mein Freund mir jemals wieder richtig vertrauen kann, auch wenn er es sagt.
Eine Freundschaft zwischen uns zwei ist für ihn nicht vorstellbar, das würde ihm zu sehr weh tun.
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sonnenblume
Helferlein
98
W, 27
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hallo monika,
in der rubrik LIEBE, beim beitrag; "immer nur der nette ...", habe ich auch schon gepostet, wenn du mal kucken magst.
... denn ich glaube, wir haben da ähnliche konflikte.
möchte dir nur sagen; ich hab auch eine beziehung zu einem mann, meinem freund ? . weiss selbst nie genau, als "was" ich unsere beziehung definieren soll, wenn ich danach gefragt werde, ob wir denn zusammen seien, oder nicht.
er ist, um quasi eine paralle zu deiner situation zu ziehen, an stelle deines "alten" freundes.
und wir beide, haben auch schon, innerhalb von 3 jahren, so viele auszeiten und co. gehabt.
einmal, in einer trennungszeit, da habe ich mich in einen anderen mann verliebt.
diese geschichte ist nun aber längere zeit wieder vorbei.
und mein freund, weiss, dass ich mir nie ganz sicher bin, immer wieder total ambivalent, bezüglich meinen gefühlen ihm gegenüber.
auch er sagt eben; er könne den kontakt mit mir nicht aufrecht erhalten, wenn ich wieder einen mann kennenlernen würde.
quasi als bloss freund, kumpel, so, kann er das nicht. es täte ihm auch zu sehr weh. da er mich halt sehr gern hat.
liebt.
...zum jetztigen zeitpunkt möchte ich ihn auch nicht verlieren. ...aber ich weiss nicht, ob ich mich nicht wieder in einen anderen mann verlieben tue. -möchte mich einfach (noch?) nicht fest mit meinem jetztigen "alten" freund binden. möchte ihn nicht verlieren, aber andererseits möchte ich auch frei sein können, für eine neue begegnung.
hmm, es ist nicht einfach .
an einem tag fühl ich mich ihm sehr nahe. bin mir wie sicher, doch, wir sind ein paar.
am nächsten tag kann es schon wieder anders sein. und ich denke; "er ist "nur" ein guter freund für mich".
dieses hin und her ist elend!
ich hab ihn wirklich gern. ... .
liebe grüsse, sonnenblume
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Alega
Helferlein
87
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Quote: | Ich brauche anscheinend die Distanz oder das Fremde, das ich mit dem Sex überwinden will. |
Irgendwie habe ich diesen Satz überlesen...
er trifft absolut das, was ich empfinde.
Dieses Gefühl der Faszination, wenn plötzlich Fassaden bröckeln, Mauern einreißen, man das "wahre Gesicht" des anderen Fremden in einem Moment des gegenseitigen Ausgeliefert-Seins sieht, lässt mich nicht mehr los.
Das kann ich in meiner Beziehung nicht kriegen. Und wenn ich mir noch so viele spannende Rollenspiele ausdenke...
Irgendwie schiebe ich dieses Problem im Moment vor mir her - wie unser Sexualleben in Zukunft aussehen soll. Was ich allerdings merke ist dass ich auf dieses Gefühl nicht mehr werde verzichten können. Und ich habe keinen Schimmer, wie sich das mit einer sich gerade (emotional) wieder regenerierenden Beziehung vereinbaren lassen soll.
Was mir auffällt, ist das ich hier häufiger von Frauen lese, die sexuell aus ihren Beziehungen ausbrechen oder diese konsequent verlassen, weil sie sexuell nicht mehr zufrieden sind.
Eine Verhaltensweise, die ich bisher tendenziell bisher eher Männern zugeschrieben hätte. Und wegen der ich oft und eigentlich immer noch ein schlechtes Gewissen habe, denn mein Freund ist diesbzgl eigentlich "der Liebe", genügsam, nicht fordernd, der wär voll und ganz zufrieden, wenn wir ein- bis zweimal in der Woche netten Beziehungssex hätten, bitte mit ein bischen Leidenschaft und vielleicht auch mal was Neues probieren... ich als Person würde ihm dann vollauf genügen und er stünde als treue Seele an meiner Seite.
Und das schlechte Gewissen und die Hilfslosigkeit nagt...
warum kann ich nicht mit dem zufrieden sein, was wir haben?
Freundinnen raten mir, den Beziehungssex "aufzufrischen", Spielchen, Hilfsmittel, was weiß ich... und verstehen nicht, dass das nicht helfen würde - weil ich sexuell genau das will, was eine Beziehung gerade nicht bedeutet.
Eine Krankenschwesterntracht oder Handschellen können nicht künstlich Distanz, Fremdheit, Entblößung und darauffolgende Verschmelzung in dem Maße herstellen, wie ich es will...
Dazu muss es fremd riechen, schmecken, sich anfühlen, bewegen - und das tut es nach sieben Jahren gar nicht mehr.
Gruss
Alega
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Ellen
Helferlein
100
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Hallo ihr,
@alega: Genau das ist es! Eine romantische Vorstellung von Grenzen überwinden. Aber was will man dann letztlich? Man will doch Nähe erzeugen. Wenn man sie aber hat, kann man sie nicht ertragen. Verrückt.
@monika: Wie wir das machen? Es ging echt fast nahtlos in eine Freundschaft über. Es gibt da momentan keinen konflikt, wenn du das meinst. Aber wir hatten auch beide keine Seitensprünge, wir haben uns "einfach so" (nicht ohne Schmerzen, glaub das ja nicht) entschieden, die Beziehung zu beenden, weil er "keine Lust hatte, darauf zu warten, daß sich einer von beiden wieder verliebt". Für ihn ist Sex ein ganz wichtiger Bestandteil, von dem er sich nicht stillschweigend einfach verabschieden wollte. Und nur zusammen bleiben, weil man nicht allein sein will, ist es auch nicht. Bei euch ist durch den Seitensprung ja eine andere situation, ein deutlicherer Einschnitt, quasi das, was wir mit unserer Trennung verhindern wollten. Ein deutliches Gefälle durch die Verletztheit und das verlorene Vertrauen deines Freundes.
Außenstehende meinen oft, daß wir noch zusammen sind. Allerdings muß ich dazu sagen, daß wir beide, seit wir "auseinander" sind, keine neuen Partner mehr hatten. Ich denke immer, das dicke Ende kommt noch (zumindest für mich, könnte ich mir vorstellen), wenn er mal wirklich mit ner neuen ankommt. So sind wir immer noch ein getrenntes Paar, irgendwie. Aber ich gehe eingentlich davon aus, daß wir befreundet bleiben werden, auch wenn denn mal wer anderes des Weges kommt. Naiv vielleicht.
nochmal @Alega
Quote: | Freundinnen raten mir, den Beziehungssex "aufzufrischen", Spielchen, Hilfsmittel, was weiß ich... und verstehen nicht, dass das nicht helfen würde - weil ich sexuell genau das will, was eine Beziehung gerade nicht bedeutet.
Eine Krankenschwesterntracht oder Handschellen können nicht künstlich Distanz, Fremdheit, Entblößung und darauffolgende Verschmelzung in dem Maße herstellen, wie ich es will... |
seh ich genauso.
Hm grad fällt mir nochwas ein: IN einer Beziehung neige ich selber zu einer gewissen Distanzlosigkeit. Ich fress mich in die Beziehung rein, verliere mich selber und neige auch dazu, den anderen ein bißchen zu vereinnahmen. D.h. ich erzeuge die Distanzlosigkeit selber, die dann vielleicht dazu führt, daß ich den anderen nicht mehr sexuell attraktiv für mich finde.
Wie ist das bei euch? Ähnliche Struktur?
Verquast.
Liebe Grüße euch allen,
Ellen
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Alega
Helferlein
87
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Quote: | IN einer Beziehung neige ich selber zu einer gewissen Distanzlosigkeit. Ich fress mich in die Beziehung rein, verliere mich selber und neige auch dazu, den anderen ein bißchen zu vereinnahmen. D.h. ich erzeuge die Distanzlosigkeit selber, die dann vielleicht dazu führt, daß ich den anderen nicht mehr sexuell attraktiv für mich finde.
Wie ist das bei euch? Ähnliche Struktur?
Verquast.
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DITO!! Und wie... bin so ein typischer zehnmal-hintereinander-Anrufer, kann´s bei einer Diskussion nie gut sein lassen (..."das muss jetzt ausdiskutiert werden, und glaub bloß nicht, Du könntest einfach fahren...!!"), brauche ziemlich viel Zeit und Aufmerksamkeit usw usw...
Das ist wirklich ein spannender Denkanstoss, den Du mir da verpasst hast... diese mögliche Wechselwirkung ist mir vorher noch nie aufgefallen.
Quote: | Eine romantische Vorstellung von Grenzen überwinden |
Romantisch, Du sagst es!! Das ist auch das, was ich in meinem vorletzten Thread meinte Quote: | Ich empfinde beim Sex mit einem "fremden" Mann bzw. auch beim Gedanken daran ein Gefühl von Innigkeit, Geborgenheit und "Aufgehoben-Sein", das eigentlich ein bezeichnendes Moment des "vertrauten Beziehungs-Sex" ist (oder sein sollte??).
Die körperliche Verschmelzung mit einem Fremden bekommt für mich eine romantische Note, die mich irgendwie befremdet.
Das Gefühl, einem so wenig vertrauten Menschen so nahe sein zu können, hat für mich etwas unheimlich Tröstendes, Warmes und Wohliges und diese Sichtweise kommt mir nicht wirklich gesund vor...
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Denn das Ungesunde oder auch einfach völlig Destruktive oder Unlogische daran ist ja, wie Du schon sagst, dass man so über alle Maßen fasziniert ist von der Herstellung eben jener Nähe, die einen nach einigen Wochen-Monaten-Jahren so lustlos macht.
Ich habe so eine Bettgeschichte jetzt zum ersten Mal in dieser Form erlebt und komme überhaupt nicht mit all den Emotionen und Bedürfnissen klar, die dieses Erlebnis in mir losgelöst hat.
Da der entsprechende Mann weit weg ist, habe ich auch keine Chance, ihn mir "langweilig" zu machen, indem ich einfach noch fünf- bis zehnmal mit ihm ins Bett steige und ihn am besten auch noch ungewaschen, kleckernd und schmatzend am Frühstückstisch erlebe .
Ich träume und sehne mich immer noch so sehr nach diesem Gefühl, als wir uns so nahe waren - und kann trotzdem ehrlich und aus tiefstem Herzen behaupten, nicht in ihn verliebt zu sein oder ähnliches. Ich würde ihn als Mann, als Beziehungspartner nicht wollen - und wünsche mir trotzdem nichts mehr, als noch einmal dieses Gefühl der Innigkeit mit ihm zu erleben.
Und das Bedürfnis weitet sich auf andere Männer aus...
Meine Beziehung war nie einfach, deshalb kann ich nicht sagen "...und das, obwohl ich doch alles hatte!!"
Wir hatten phasenweise ziemliche extreme Schwierigkeiten, waren aber sozusagen gerade auf dem "aufsteigenden Ast" und bei der Bewältigung vieler Dinge, als diese Sache dazwischen knallte.
Manchmal glaube ich, weil ich mich in den sieben Jahren so oft abgeschnitten, isoliert, allein gefühlt habe, suche ich jetzt verzweifelt genau das Gegenteil - Nähe, Verschmelzung, eins sein... und das bei anderen Männern, obwohl ich vielleicht gerade jetzt zum ersten Mal die Chance habe, das so in meiner Beziehung zu erfahren, wie ich es immer wollte.
Was soll das werden??
Liebe Grüße und Euch ein schönes Restwochenende wünscht
Alega
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Ellen
Helferlein
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Liebe Alega,
und wie war das am Anfang eurer Beziehung?
Ich sag immer: der erste Kuss, die erste Nacht: so könnts bleiben. Mein Ex hingegen hat die (bewundernswerte Einstellung): je mehr man sich kennt, desto besser wirds!
Weiß dein Freund von deinem Seitensprung?
noch ein Gedanke kam mir:
Quote: | waren aber sozusagen gerade auf dem "aufsteigenden Ast" und bei der Bewältigung vieler Dinge, als diese Sache dazwischen knallte. |
Vielleicht hast du Angst gekriegt, als die Beziehung endlich ins ruhigere Fahrwasser zu kommen schien ...?
Ein weiterer Aspekt, der zumindest bestimmt auf mich zutrifft:
bei der (auch gedachten) "Leidenschaft zu einem Fremden" ist es ja nicht nur so, daß ich ihn nicht kenne, sondern auch er mich nicht kennt.
etwa so:
als Kind keine Nähe erfahren
fühl mich nicht liebenswert
will Nähe unbedingt und verschmelzend
zeige mich in Beziehung in meinen Abgründen und Schwächen
wenn der andere mich "zu gut" kennt, wird mir Sex mit richtiger Nähe fast peinlich, denn
eigentlich fühl ich mich nicht liebenswert (und schäme mich gar meiner selbst?)
oder auch: in dem Verein, der mich aufnimmt, möchte ich nicht Mitglied sein.
also Sex mit einem Unbekannten = Nähe, ohne den Ballast des Gekannt-werdens?
Au man, man macht sich's echt unnötig schwer ...
Alles Liebe, Ellen
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Alega
Helferlein
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Hallo liebe Ellen,
da sagst Du was...
Quote: | wenn der andere mich "zu gut" kennt, wird mir Sex mit richtiger Nähe fast peinlich, denn
eigentlich fühl ich mich nicht liebenswert (und schäme mich gar meiner selbst?) |
Tatsächlich konnte ich mich beim Sex mit meinem Freund fast nie annähernd so gehen lassen wie bei diesem Seitensprung. Ich habe mich selber kaum wieder erkannt... war eigentlich in unserer Beziehung immer so, daß ich a) die weniger Lustvolle (praktisch, gedanklich sah das schon immer ganz anders aus ) und b) wenn wir dann im Bett waren, meist die Passivere war.
Bei diesem Seitensprung kam ich mir fast vor wie eine "Profesionelle". Fordernd, aktiv, lenkend und wie Du schon sagst auch völlig ohne Hemmungen. Mir war nichts peinlich. Und irgendwie war alles ganz selbstverständlich.
Bei meinem Freund habe ich oft das empfunden, was Du schilderst - es war mir regelrecht unangenehm, mich beispielweise beim Orgasmus gehen zu lassen oder dass er mich dabei ansieht (und das nach über sieben Jahren!). Weil er mich zu gut, zu intim kennt, weil er weiß, wo meine Schwächen sind, wann ich weine, welche offenen Wunden es in meiner Geschichte gibt... Dieser Moment der Entblößung, den ich mit einem Fremden so sehr geniessen konnte, habe ich mit ihm oft als unangenehm empfunden. Und da kommt dieser "Nähe-Aspekt" ins Spiel
Quote: | Ich empfinde beim Sex mit einem "fremden" Mann bzw. auch beim Gedanken daran ein Gefühl von Innigkeit, Geborgenheit und "Aufgehoben-Sein", das eigentlich ein bezeichnendes Moment des "vertrauten Beziehungs-Sex" ist (oder sein sollte??).
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Ich kann mich einem Fremden in diesem Moment näher fühlen als meinem Freund, weil ich mich bei ihm durch alle Vertrautheit irgendwie ausgeliefert, hilflos, nackt im übertragenen Sinne fühle. Das ist für mich wahrscheinlich für mich das Atemberaubende an diesem Augenblick - einen Moment absoluter gemeinsamer Perfektion zu erleben, ohne Altlasten, ohne etwas von anderen zu wissen, was man vielleicht gar nicht wissen möchte, ohne zu wissen, dass er etwas weiss, was einem unangenehm ist, ohne die "kleinste Schramme im Lack des Augenblicks". Sich für einen Moment gegenseitig so perfekt und so nahe vorkommen.
Quote: | also Sex mit einem Unbekannten = Nähe, ohne den Ballast des Gekannt-werdens? | Genau das!!!
Mein Freund weiß von meinem Seitensprung und wir machen eine ätzende Phase durch, das kann ich Dir sagen...
Dass es überhaupt dazu gekommen ist, hatte denke ich weniger mit "Flüchten" vor der sich anbahnenden ungewohnt ruhigen und harmonischeren Beziehung zu tun (denn nichts habe ich mir mehr als das gewünscht), als mit dem tiefen Nachholbedürfnis an Aufmerksamkeit, auf-Händen-getragen- und hofiert-werden, dass ich nach sieben schwierigen Jahren mit in diesen Urlaub gebracht habe.
Ausserdem spielte sicherlich auch eine Rolle, dass speziell dieser Mann bereits über einen langen Zeitraum und eine große Entfernung hinweg eine ungeheure Faszination auf mich ausgeübt hatte...bei einem anderen hätte ich mich vielleicht "beherrschen" können, aber bei ihm gab es kein Nein.
Wenn ich fragen darf: Wie lebst Du denn jetzt nach Deiner offiziellen Trennung von Deinem Freund? Ich meine, inwiefern lebst Du dieses Bedürfnis nach "fremder Nähe" auch aus? Natürlich nur, wenn Du darüber sprechen willst.
Liebe Grüsse und bis dann
Alega
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