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hippogriff
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Post Wed, 04.Oct.06, 16:46      Schriftlicher Psychotherapie-Vertrag: Vor- u. Nachteile Reply with quoteBack to top

Mich interessiert, ob hier jemand Erfahrungen mit schriftlichen Psychotherapie-Verträgen hat? Gemeint sind Verträge, die den Ablauf der Psychotherapie selbst regeln sollen, die also sehr früh - z.B. im Rahmen der probatorischen Sitzungen vereinbart wurden. Ich frage insbesondere nach Verträgen, die auch das Angebot, Verhalten, Verpflichtungen usw. der PsychotherapeutInnen regeln. (Bekannt sind ja eher solche Verträge, die die PatientInnen zu etwas verpflichten, natürlich in deren Sinne.)

Eine sehr ausführliche Version findet ihr z.B. hier:

http://www.psychotherapie-netzwerk.de/infobuero/patientenschutz/psycho therapievertrag/psychotherapievertrag_text.htm

P.S. Ich habe so einen noch nicht abgeschlossen, habe es auch nicht vor, mir aber aufgrund früher gemachter schlechter Erfahrungen längere Zeit durch den Kopf gehen lassen.
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hippogriff
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Post Fri, 06.Oct.06, 10:24      Re: Schriftlicher Psychotherapie-Vertrag: Vor- u. Nachteile Reply with quoteBack to top

Viele LeserInnen und keine Statements. Bin jetzt doch etwas verwundert.

Ist tatsächlich noch niemand auf die Idee gekommen, die Rahmenbedingungen schriftlich mit dem Therapeuten zu vereinbaren?

Ich konstruiere mal ein Beispiel:

Aus einsichtigen Gründen wird häufig vereinbart, dass der Patient innerhalb einer bestimmten Frist absagen muss, wenn er einen Termin nicht wahrnehmen kann. Sagt er nicht oder zu spät ab, ist häufig ein Geldbetrag fällig. Das ist natürlich sinnvoll, weil es fürs Rumsitzen und Nichttherapieren kein Geld gibt, ein Therapeut andererseits aber auch nicht kurzfristig den Termin vergeben kann. Dass diese Regelung allerdings deutlich mehr beinhaltet bloße Formalia, zeigen ja nicht zuletzt auch die Diskussionen hier: http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=2172

Umgekehrt ist es aus ebenso verständlichen Gründen für den Patienten wünschenswert, dass der Therapeut innerhalb einer bestimmten Frist absagt. Besprecht ihr soetwas mündlich innerhalb der probatorischen Sitzungen? Oder besprecht ihr es gar nicht?

Ich selbst finde dieses Thema nicht uninteressant, weil ich an mir einerseits feststelle, dass ich gerne vieles schiftlich vereinbaren würde, um mich abzusichern, andererseits ist es ja so einfach auch wieder nicht, Forderungen zu stellen und das noch in einer Situation, in der das Angebot (sprich kassenfinanzierte Therapeuten) und die Nachfrage ein Ungleichgewicht darstellen und zuletzt kommt hinzu, dass ich zumindest in meinem Fall befürchte, dass ich mich zu sehr an schriftlichen Texten denn am Geschehen selbst festhalten würde.
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Jenny Doe
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Post Fri, 06.Oct.06, 10:39      Re: Schriftlicher Psychotherapie-Vertrag: Vor- u. Nachteile Reply with quoteBack to top

Quote:
Viele LeserInnen und keine Statements. Bin jetzt doch etwas verwundert.


Hallo hippogriff!

Ich habe Deinen Thread gestern schon gelesen, aber ich weiß nicht, was ich dir darauf antworten soll, was genau Deine Frage/Dein Problem ist.

Ich habe bei fast jeder Therapeutin einen solchen Vertrag abgeschlossen. Für mich sind die Bedingungen okay. Ich habe keine Probleme mit derartigen Verträgen.
Für den Therapeuten sind derartige Verträge wichtig, wenn sie es z.B. mit aggressiven Klienten zu tun habe, der nicht davor abschreckt, Tische und Stühle umzuwerfen oder Klienten, die häufig Sitzungen absagen, ... Für diese Klienten könnte so ein Vertrag ein "Problem" darstellen.

Gruß
Jenny

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hippogriff
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Post Fri, 06.Oct.06, 10:58      Re: Schriftlicher Psychotherapie-Vertrag: Vor- u. Nachteile Reply with quoteBack to top

Jenny, ich meine ja nicht Verträge, die das Verhalten des Patienten regeln, sondern solche Verträge (vgl. Link im ersten Posting):

Quote:
Ich frage insbesondere nach Verträgen, die auch das Angebot, Verhalten, Verpflichtungen usw. der PsychotherapeutInnen regeln. (Bekannt sind ja eher solche Verträge, die die PatientInnen zu etwas verpflichten, natürlich in deren Sinne.)


Du schreibst:

Quote:
Für den Therapeuten sind derartige Verträge wichtig...


Das ist schon klar, aber ebenso wie der Therapeut bestimmte Dinge vermeiden möchte und in (weiser?) Voraussicht regelt (letztlich auch im Sinne des Patienten), hat doch auch ein Patient solche Bedürfnisse. Die aber zu vertreten ist aus den von mir genannten und sicherlich noch anderen Gründen nicht ganz einfach.
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Stöpsel2
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Post Mon, 09.Oct.06, 11:07      Re: Schriftlicher Psychotherapie-Vertrag: Vor- u. Nacht Reply with quoteBack to top

Hallo Hippogriff,

ich hatte den Vertrag damals selber gesehen, als ich nach meiner vorigen Therapie auf Therapeutensuche war. Ich hätte es auch gut gefunden, einen solchen Vertrag abzuschließen, aber ich befürchtete, daß die Therapeuten sich auf so etwas eh nicht einlassen. Und wenn es einem selbst eh nicht gut geht, man sonst anspruchsvoll ist bzgl. THerapeuten, da hofft man halt, daß man bald jemanden findet und es auch so gut geht.
Inzwischen ärgere ich mich darüber, daß ich so einen Vertrag nicht abgeschlossen habe, denn dann wären mir einige Dinge vorher klar gewesen, mit deren Auswirkungen ich jetzt in der Therapie immer noch zu kämpfen habe. Wobei es ja gar nicht unbedingt ums Abschließen geht, reicht ja schon, daß man auf die Weise ins Gespräch kommt und ansprechen kann, was man als schwierige Randbedingungen in der Therapie empfindet, vielleicht tun sich einem dann Lösungen auf.
Das schwierige finde ich, daß man viele Dinge auch nicht so eindeutig formulieren kann (z.B. wann genau ist eine "Situation besonderen Hilfebedarfs" genau gerechtfertigt, wie soll man im Vorfeld wissen, wie lange die Therapie sinnvoll ist), da ist wohl eher das GEspräch darum herum das hilfreiche als die aufgeschriebene Regelung. Und schwierig finde ich auch, daß es sehr umfangreich ist und sicherlich einiges an ZEit in Anspruch nehmen wird, einzelne Punkte zu klären. Aber daß etwas entscheidend war, merkt man halt oft erst in der Situation.
Es ist gut, daß Du das Thema aufgebracht hast, denn ich werde mir überlegen, ob ich nicht demnächst noch solch einen Vertrag abschließen möchte bzw. wenn ich zu einem anderen Therapeuten wechsele, ob ich sowas nicht doch von vornherein anspreche.

Viele Grüße
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r.l.fellner
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Post Mon, 09.Oct.06, 18:42      Re: Schriftlicher Psychotherapie-Vertrag: Vor- u. Nacht Reply with quoteBack to top

Ich möchte zur Abwechslung wieder mal ein wenig in die Sarkasmus-Büchse greifen und eine Vermutung aussprechen -

[Sarkasmus-Warnung]

a) vermutlich werden sich "gute" bzw. erfolgreiche Therapeuten solch ein mehrseitiges, von ihnen zu unterzeichnendes Rechtsdokument erst gar nicht durchlesen, und lieber PatientInnen annehmen, die bereit sind, sich vorbehaltslos zu öffnen und einzulassen ..
b) "prominente" oder sehr in den Berufsverbänden etablierten TherapeutInnen würde -in der realen Welt- wohl selbst der Verstoß gegen den einen oder anderen Vertragspunkt nicht viel anhaben können ..
c) erfolglose und/oder aus anderen Gründen arbeitslose TherapeutInnen werden ihn sicherlich bereitwilliger unterzeichnen - ob den mit diesem Vertragswerk ausgestatteten PatientInnen dann aber auch zwangsläufig mehr geholfen ist, sei dahingestellt... Cool
[/Sarkasmus-Warnung]

Es wäre evt. sinnvoll, zu berücksichtigen, wer sich derartige Verträge ausgedacht hat. Idea
Die Herausgeber sind so genannte (und sich selbst so bezeichnende) "Psychiatrie-Geschädigte", die Verfasser des Texts unübersehbar gewiefte Anwälte.

Persönlich scheint mir dieser Entwurf etwas zu sein, das versucht, Sicherheit dort zu garantieren, wo es eigentlich keine Sicherheit geben kann - weil es sich bei dem, was er zu erfassen und "festzunageln" versucht, um zutiefst menschliche Prozesse handelt, von denen nur das wenigste im Streitfall bewiesen werden könnte (und was bewiesen werden kann, ist ohnehin durch einschlägige Gesetzgebung sehr gut abgedeckt - in Österreich, jedoch meines Wissens nach auch Deutschland und der Schweiz, und zwar gerade, was Psychotherapie betrifft).

Für sehr gut halte ich allerdings das "selbstbewußte" Suchen nach TherapeutInnen, denen man vertraut - meist ist das Bauchgefühl dabei der beste Ratgeber, selbst (und meiner Erfahrung nach sogar ganz besonders) bei stark leidenden Menschen. Auch als Therapiepatient hat man Rechte: etwa, Dinge anzusprechen, die man nicht versteht. Dazu benötigt man aber eigentlich kein mehrseitiges Schriftstück (das ein pflichtbewußter PT eigentlich erstmal einem Anwalt vorlegen müßte, bevor er es unterzeichnet - und dann wohl die Unterschrift erst recht verweigern muß).

Freundlichen Gruß
R.L.Fellner

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hippogriff
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Post Tue, 10.Oct.06, 6:19      Re: Schriftlicher Psychotherapie-Vertrag: Vor- u. Nachteile Reply with quoteBack to top

Ich stelle meine Überlegungen natürlich aus bestimmten Gründen an. Ich habe mit knapp 18 (das war 1992, noch ohne Internet) eine Therapie begonnen, habe mich auf Anraten des Hausarzts an eine alteingesessene Ambulanz für Psychoanalyse und Psychotherapie gewandt, einen Therapieplatz vermittelt bekommen, dort nur zwei Termine wahrgenommen, weil ich mich a) nicht so wohlgefühlt habe und b) es zu entfernt von meinem Wohnort war und habe von dieser niedergelassenen Kinder- und Jugendlichentherapeutin eine wohnortnahe genannt bekommen.

Diese hat mir im Laufe der Therapie zwar genannt, wo sie ihre Ausbildung gemacht hat, habe mir damals aber nichts gedacht.

Das Problem für mich ist, dass sie es immer Psychoanalyse genannt hat, mir aber vieles komisch vorkam und ich es auch in der damals verfügbaren Literatur in der Stadtbücherei anders gefunden habe, ich auch abbrechen wollte (woraufhin ich einen Brief von ihr bekam, der sehr gut belegt, wie daneben das alles war), mir es erheblich schlechter ging, aber über all das nicht zu reden war.

Nun war das eine Therapeutin der Deutschen Akademie für Psychoanalyse (gegründet von Günter Ammon, in keinem Verband Mitglied und kochen sehr ihr eigenes Süppchen, um es mal so zu sagen), die zwar ihre Richtung Psychoanalyse nennen, es aber bereits am Abstinenzbegriff schon scheitert. Nur wo Abstinenz nicht vorgesehen ist, kann man aber auch nicht über Verfehlungen diskutieren. (Wenn man nach "Deutscher Akademie für Psychoanalyse" googelt, kommen nur Treffer von deren eigenen Seiten oder Warnungen, dass es sich um eine Sekte oder etwas sektenähnliches handelt.)

Zu meiner Erklärung muss ich hinzufügen, dass mir bis vor einer Woche selbst nicht ganz klar war, dass meine jetzige Therapeutin (auch Psychoanalytikerin, habe gerade 9 Stunden gehabt) plötzlich sehr gut versteht, wo die Probleme lagen bzw. warum diese Therapie damals so angelegt war, obwohl sie es Psychoanalyse nannte, als ich ihr sagte, wo diese damalige Therapeutin ihre Ausbildung gemacht hat.

Ich denke mittlerweile auch, dass mit das heute nicht mehr passieren würde, ich kann aber verstehen, dass es Fälle geben mag, bei denen man am liebsten das Verfahren einschließlich bestimmter Schlüsselbegriffe definieren würde.
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Post Tue, 10.Oct.06, 9:02      Re: Schriftlicher Psychotherapie-Vertrag: Vor- u. Nachteile Reply with quoteBack to top

Stöpsel, du schreibst:

Quote:
Das schwierige finde ich, daß man viele Dinge auch nicht so eindeutig formulieren kann (z.B. wann genau ist eine "Situation besonderen Hilfebedarfs" genau gerechtfertigt, wie soll man im Vorfeld wissen, wie lange die Therapie sinnvoll ist),


das sind auch zwei Punkte, die mir lange unklar waren bzw. die mir mal klarer waren als ich dachte - vermutlich aber anders als du denkst Wink .

Die "Hilfestellungen" in der damaligen Therapie sahen eher so aus, wie hier beschrieben:
Therapeutin- zu viel des Guten?. Das erklärt, warum ich in einer Situation geblieben bin, von der ich schon ahnte, dass es mir nicht guttut (aber wer bleibt schon bei solchen Angeboten standhaft? - ich bei meiner Geschichte zunächst nicht und später war es so verfahren, dass ein Ansprechen nichts mehr nutzte, gehen aber genauso schwierig ist), das erklärt aber auch, dass solches Verhalten seitens des Therapeuten eher dazu führt, eine Therapie in die Länge zu ziehen. Ich weiß mittlerweile, dass es so nicht sinnvoll ist (eben auch verbunden mit einigen anderen Problematiken, die auch dazu führten, dass es mir schlechter ging), hatte aber längere Zeit Sorge, mich wieder in so einen Strudel hineinziehen zu lassen und auch die Selbständigkeit zu verlieren, die ich ja mittlerweile habe.

Ich bin jetzt auf dem richtigen Weg (sagt mein Bauch @Herr Fellner), aber ohne Informationsmöglichkeiten über Psychotherapie (und ohne Internet waren mir damals nur die Lehrjahre von Tillman Moser bekannt, aber eben auch nicht hilfreich) ist es halt schwierig abzuschätzen, was einen erwartet bzw. was man erwarten darf, eben auch, wenn man noch keinerlei Erfahrung hat und irgendwie doch verführbar ist.
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