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Blundertown
sporadischer Gast
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Wien W, 21
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Mon, 02.Oct.06, 18:49 Zugang / Verbindung zu anderen Personen - Fremdgefühl |
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Hallo Zusammen,
Ich würde gerne folgendes in den Raum stellen, da ich mich seit geraumer Zeit mit diesen Gedanken beschäftige:
Wie stark sollten Verbindungs- / Zugehörigkeitsgefühle zu anderen Menschen bestehen? Mir ist bewusst, dass man diese Frage bestimmt nicht in Form von Maßeinheiten beantworten kann, ich würde daher auch gerne auf mich persönlich näher eingehen.
Ich habe mehr oder weniger mit Ende der Kindheit / Übertritt ins Jugendalter schleichend begonnen mich als Einzelgänger zu fühlen,
würde mich als eine dieser Personen die sich in größeren Ansammlungen / Feiern , umgeben von Leuten trotzdem ziemlich alleine fühlen beschreiben.
Ich befinde mich mein soziales Umfeld betreffend nicht in einer Extremsituation . Ich habe einige Freunde, die mir eigentlich doch wiederholt gezeigt haben, dass sie in problematischen Zeiten unterstützen/ helfen oder aber mir zumindest ein offenes Ohr leihen wollen. Wenn bin eigentlich eher ich diejenige die dazu tendiert sich in instabilen Phasen abzukapseln. Ähnlich geht es mir mit meinen Eltern, deren Verhältnis untereinander alles andere als rosig ist, die mich aber seperat und unter Umständen doch geeint niemals im Stich lassen würden, und mir auch als Erwachsene noch das Gefühl geben, sich um mich als ihre einzige Tochter zu "kümmern". Im Umgang mit meinen Arbeitskollegen bin ich eher ruhig, an dem typischen Büroalltags-Small Talk bin ich wenig bis gar nicht interessiert, nichtsdestotrotz habe ich ein gutes bzw. höfliches Verhältnis zu meiner Vorgesetzten und den Kollegen, gegenseitige Sympathien sind meiner Meinung nach Vorhanden.
Betonen möchte ich nun, dass ich gelegentlich überlege ob nicht mehr vorhanden sein sollte als schlichte Sympathie mit dem Hang zur Langeweile auch zu Bezugspersonen. Auch wenn ich mich mit Menschen sehr gut verstehe und bemerke dass freundschaftliche oder familiäre Bande existieren, habe ich ein Gefühl der Leere, rätsele ob nicht doch eine stärkere emotionale Verbindung vorhanden sein sollte.
Das ist für mir recht schwer in Worte zu fassen, ich befürchte es wird mir nicht hundertprozenting gelingen - ein wenig wahrscheinlich auch als würden mir ein Identifikationsgefühl fehlen - es ist mir aber auch bisher noch nie passiert, dass ich also Personen kennengelernt hätte mit denen ich mich gut identifizieren könnte. Sympathisch finden, mögen, sogar eine gewisse gemeinsame Wellenlänge , ja, aber trotzdem bis zu einem Gewissen grad als wäre eine Mauer zwischen mir und den Mitmenschen, als wäre meine Art zu denken abweichend als die der Anderen, als wäre eine zu deutliche Differenz vorhanden.
In der Regel ergibt sich für mich eigentlich kein starker Leidensdruck aus diesen Tatsachen, aber desöfteren wenn ich von Leuten höre zwischen denen es einfach zwischenmenschlich "klickt" bzw. wenn man das selbst erleben kann, stimmt es mich nachdenklich und bringt mich zm Grübeln, dass diese gewisse zwischenmenschliche Kühle besteht, die theoretisch nicht sein sollte, oder womöglich doch?
Ein weiterer Aspekt ist natürlich dass von einem Umfeld auch irgendwann eine Paarbeziehung erwartet wird, was für mich aus diesen Gründen auch eher auf der Strecke bleibt, da ich einfach recht gerne alleine bin, und sich neben einem Partner fremd fühlen gehört doch nicht unbedingt zu den angenehmsten Dingen, und der Zeit- und Energieaufwand tendiert dazu umsonst zu sein.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es jetzt tatsächlich zustande gebracht habe meine Gefühle und Gedanken so zu übermitteln wie ich es wollte, da es doch eher in die Sparte "instinktives Bauchgefühl" fällt, ich danke aber auf jeden Fall fürs Lesen / die Aufmerksamkeit.
Schöne Grüße!
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Last edited by Blundertown on Mon, 02.Oct.06, 22:00; edited 1 time in total |
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thorn
Forums-Gruftie
944
BRD W, 24
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Mon, 02.Oct.06, 19:25 Re: Zugang / Verbindung zu anderen Personen - Fremdgefü |
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Hey Blundertown,
du studierst nicht zufällig irgendwas Naturwissenschaftliches, oder? Du klingst unheimlich sachlich, rational, differenziert. Du hast deine Situation ziemlich klar auf den Punkt gebracht, aber ich "empfange" da nicht so wirklich ein Gefühl. Ich spüre beim Lesen eine gewisse Distanz in deinen Worten. Nur Distanz wozu? Ich hab mal gehört, und finde das sehr sinnig, dass unsere Beziehungen zu anderen Menschen oft die Beziehung zu uns selbst widerspiegeln. Vielleicht spiegelt deine Distanz zu anderen die Distanz, die du zu dir selbst hast. Ich würde das als "nicht angekommen im Kern seiner selbst" umschreiben. Wie geht's dir denn mit dir selbst? Fühlst du dich "in dir", "echt", oder meist doch eher irgendwie außen, ein Beobachter deiner selbst? Fühlst du Gefühle oder rationalisierst und "löst" du sie? Steckst du dir deine Ziele nach irgendwelchen (äußeren und inneren) Vorgaben ("sollte" statt "wollte") oder erforscht und kennst du deine Wünsche und Bedürfnisse und versuchst, ihnen gerecht zu werden?
Viele Grüße,
thorn
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Blundertown
sporadischer Gast
10
Wien W, 21
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Mon, 02.Oct.06, 20:25 Re: Zugang / Verbindung zu anderen Personen - Fremdgefühl |
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Oh weh, Studentin bin ich keine und in Naturwissenschaften hatte ich in der Vergangenheit nicht sonderlich viel Erfolg .
Zu mir selbst stehe ich , sehr überspitzt, leicht manisch-depressiv, also ich kenne sowohl Tiefs, als auch ein bisschen nicht ungesunde Selbstverliebtheit, allgemein ist mein Selbstwertgefühl aber nicht katastrophal im Keller, weil ich im Großen und Ganzen doch nicht so ein kleines Ego (merkt man schon daran, dass ich meine Sätze sooft mit "Ich" anfange ) besitze, stürze aber vielleicht gerade dadurch dann eher schneller ins Tief. Zeitweise stehe ich wohl oder übel auch ein wenig neben mir, mag sein dass ich mich durchaus auch von "außen" sehe und eine unterschwellige Distanz zu mir selbst habe.
Die Ironie an der Geschichte ist bis zu einem Gewissen Grad auch dass ich mich mit Geschriebenem - Bücher, Texte, in Ermangelung einer besseren Umschreibung "Kunst" (ist ja sehr subjektiv was man darunter definiert), durchaus identifizieren kann, hier kommt dann doch ein Verbundenheitsgefühl oder eine Identifikationsgefühl auf, und rein theoretisch, und eigentlich auch praktisch wenn man es bedenkt, stecken da als Urheber doch auch reale Menschen dahinter. Aber im täglichen Umgang kommt es wenig bis nicht auf. Und natürlich ist mir voll bewusst dass das Leben kein Buch und kein Film ist und hier andere Gesetze herrschen, aber ich hatte doch viele Jahre Zeit meine Umgebung zu beobachten, und habe den Eindruck, dass einem größeren Teil der zwischenmenschliche Umgang leichter fällt, dass belangloses Plaudern, Small Talk, dazugehört und das mehr Einfühlsvermögen in die Mitmenschen besteht.
Ich habe auch umgekehrt schon mehrmals deutlich die Impression gehabt, dass mein Gegenüber nicht weiß wie er/sie mich einordnen soll bzw. wie mit mir unterhalten oder umgehen soll. Dazu kommt die Befürchtung dass sich die Situation mit zunehmendem Alter (und sonderlich alt bin ich immerhin noch nicht) verstärkt, also dass ich mich mehr und mehr zur kleinen Exzentrikerin entwickle, und mir die Identifikation vermehrt abhanden kommt, und mir irgendwann in Zukunft die Kluft doch zu unangenehm groß wird, und ich dann doch eine Kälte verspüre.
Vielleicht sollte man noch anmerken, dass ich bestimmt nicht die Einfachste bin, ich bin zugegeben recht empfindlich und überdramatisch, und Kleinigkeiten die anderen nicht so deutlich auffallen können mir ziemlich an den Nerven nagen, aber mein Ziel ist es ja letztlich wirklich nicht als unumkehrbare Misanthropin zu enden.
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Therese28
Forums-InsiderIn
331
Niederösterreich W, 28
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Mon, 02.Oct.06, 21:02 Re: Zugang / Verbindung zu anderen Personen - Fremdgefühl |
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hey,
Sofern ich dich richtig verstanden habe, ist die Quintessenz des Beschriebenen dein Wille zur tieferen Bindung.
Bin mir bei dir aber nicht ganz sicher, was letztlich mehr wiegt - der Wille(besser: das Bedürfnis) zum Selbst oder zur Anpassung.
Die Frage finde ich ganz zentral.
Teilweise lese ich letzteres heraus.
Blundertown wrote: | (...) von einem Umfeld auch irgendwann eine Paarbeziehung erwartet wird (...) gelegentlich überlege ob nicht mehr vorhanden sein sollte als schlichte Sympathie |
Wenn dir smalltalk resp. andere, als "normal" klassifizierte, zwischenmenschliche Beziehungen, als schlicht zu banal erscheinen, muss das schließlich nicht zwangsläufig etwas negatives bedeuten.
M.E. ist der Preis für eine dementsprechende Anpassung ein zu hoher.
Es gibt Leute, die wollen um jeden Preis dazugehören -oftmals ein Eigentor.
Denn aus Individualität läßt sich viel Stärke schöpfen. Vorallem, wenn diese eine ausgeprägte ist.
Mich hätte interessiert, obs denn niemanden Realen gibt, bei dem sich das "Fremdgefühl" verflüchtigt?
gruß
menis
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Last edited by Therese28 on Mon, 02.Oct.06, 21:27; edited 2 times in total |
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Pecorin
Helferlein
118
Köln M, 28
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Mon, 02.Oct.06, 21:21 Re: Zugang / Verbindung zu anderen Personen - Fremdgefühl |
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@blundertown:
Wo liegt denn dein Problem?
So wie du es, wirklich schön, beschreibst, liest es sich eher wie ein Problemchen.
Oder mal weg von den Problemen: Was ist dein Ziel?
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Blundertown
sporadischer Gast
10
Wien W, 21
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Mon, 02.Oct.06, 22:13 Re: Zugang / Verbindung zu anderen Personen - Fremdgefühl |
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Quote: | Mich hätte interessiert, obs denn niemanden Realen gibt, bei dem sich das "Fremdgefühl" verflüchtigt? |
Doch, im Idealfall, aber kurzfristig und nicht dauerhaft. Das ist aber eher eine situationsbedingte, momentane Angelegenheit - also wechselhaft besteht die Barriere zu einer Person einmal und dann wieder nicht.
Quote: | Wo liegt denn dein Problem? |
Das Problem (-chen) liegt unter anderem an der Zwiespältigkeit der Wahrnehmung anderer Menschen und meiner Selbstwahrnehmung. Einerseits habe ich in der Vergangenheit die ganze Palette in Richtung arrogant/hochmütig, präpotent und unreif zu hören bekommen, andererseits werde ich auch gerne ins "scheu und schüchtern" Eck gedrängt. Mag beides irgendwo seine Berechtigung gefunden haben, jedoch entsteht es auch desöftern daraus, dass mich Leute für mich triviale, uninteressante Dinge fragen, und ich kurz und eher desinteressiert antworte (ist das dann am Ende schon Arroganz), was dann entweder als arrogant oder zu ängstlich um zu antworten eingestuft wird. Das schlägt sich dann mit meiner Selbstwahrnehmung, und ich fühle mich wiederrum ziemlich fremd, und ich frage mich welches Bild eigentlich das Korrekte ist.
Vielleicht könnte man auch einfacher, kurz und bündig (was mir nicht so liegt, offensichtlich) sagen, dass ich Probleme habe einen (tieferen) Zugang zu Menschen zu finden, es formuliert sich leider in meinen Gedanken und Gefühlen einfacher, als dies tatsächlich verständlich rüberzubringen ist - da fehlt es an dem Talent zur Umsetzung .
Nun müsste ich mich selbst deswegen noc nicht automatisch in dieser Form in Frage stellen, aber etwas nagt es an mir, wenn ich sehe wie (zumindest von außen betrachtet) einfach es manchen Personen fällt Zugang zu den anderen finden, und ich auch zu Freunden / Bekannten immer noch eine Distanz / ein Fremdgefühl besitze. Beurteilen kann ich, befürchte ich, wohl auch nicht inwieweit es anderen Menschen in dieser Richtung geht, und ob ich eigentlich eine aufrichtige Zugehörigkeit haben sollte? (muss mir möglicherweise selbst bewusst werden, bzw. sollte ich mir selbst beantworten können)
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Pecorin
Helferlein
118
Köln M, 28
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Mon, 02.Oct.06, 22:25 Re: Zugang / Verbindung zu anderen Personen - Fremdgefü |
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Und umgekehrt? Ist es dann so, dass du Andere genau verstehen kannst? Und genau weißt was sie meinen, wenn sie etwas sagen oder denkst du darüber nach wie es nun eigentlich gemeint war?
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-fuji-
neu an Bord!
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Wien M, 23
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Mon, 02.Oct.06, 22:46 Re: Zugang / Verbindung zu anderen Personen - Fremdgefühl |
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Hi Blundertown
Mir geht es ziemlich ähnlich wie dir in dieser Beziehung, deshalb möchte ich dir für die schön erläuterte Schilderung der Problematik danken.
Teilweise bin ich stolz darauf, niemanden zu nahe an mich heranzulassen - um damit gewissermaßen nicht in Abhängigkeit von jemandem zu sein (Beziehung) - und finde es auch erstrebenswert ein Einzelgänger zu sein.
Ab und zu fühl ich mich aber auch alleine und würde gerne mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung bekommen - allerdings nur für kurze Zeit, auf längere Zeit gesehen brauch ich danach wieder viel Pause von anderen Menschen (was eine Beziehung unmöglich macht).
Bin also auch zwiegespalten, einerseits dankbar dafür, dass ich mich nicht vom 'Mainstream' leiten lasse und meinen Weg gehe, und dann frustriert und eifersüchtig, wenn ich sehe, wie leicht sich andere Leute (oder Paare) glücklich geben können.
Hattest/hast du Partnerschaften bisher und wenn ja, dauerten die lange an? Würde mich interessieren, was du generell über Partnerschaften denkst (Sinnhaftigkeit), ob du da auch auf meiner Linie bist - bzw kann ich vielleicht was dazulernen.
Lg -fuji-
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Blundertown
sporadischer Gast
10
Wien W, 21
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Wed, 04.Oct.06, 18:43 Re: Zugang / Verbindung zu anderen Personen - Fremdgefühl |
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Quote: | Ab und zu fühl ich mich aber auch alleine und würde gerne mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung bekommen - allerdings nur für kurze Zeit, auf längere Zeit gesehen brauch ich danach wieder viel Pause von anderen Menschen (was eine Beziehung unmöglich macht). |
So in etwa geht es mir auch. Ich bin dann in Folge überfordert und benötige die Distanz und das Zurückziehen. Was bei (toleranten) Freunden eigentlich kaum Probleme macht, vor allem wenn man sich gut kennt - da werden die marotten eher akzeptiert. und meine paar guten freunde haken auch öfters nach, und schließlich und endlich melde ich mich auch von selbst wieder. Aber in einer Beziehung ist es doch ein wenig verantwortungslos und unpassend, sich einfach eine Auszeit zu nehmen, und mehrere Tage oder noch länger quasi überhaupt nicht zu sprechen oder zu erreichen zu sein.
Dazu kommt, dass mir Menschen (auch solche mit denen ich mit gut verstehe) bei zu intensivem / häufigen Kontakt sehr leicht auf die Nerven fallen. Beispielsweise können mich absurde Kleinigkeiten wie Essensgeräusche, Gähnen, Husten oder Ähnliches meiner Arbeitskolleginnen im stillen Büro, die ich nett und sympathisch finde, zeitweise richtiggehend zur Weißglut treiben. Bin zu Beginn meines Jobs mit einer Dame im Zimmer gesessen, die sehr häufig privat telefoniert hat, mehrmals pro Tag und das ziemlich lange und teilweise über Zimmerlautststärke, und das hat mich zeitweise richtiggehend angestrengt und innerlich angespannt. (Wenn sie Kuss-Schmatzgeräusche zu ihren Kindern am anderen Ende der Leitung gemacht hat, bin ich schon halb die Wände hinauf gekrochen). Rational erklären kann ich mir das aber nicht, ich weiß dass es eher albern ist.
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