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schneeschnuppe
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Post Mon, 02.Oct.06, 12:06      Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Es wird immer schlimmer.
Bin seit zweieinhalb Jahren arbeitslos und komme damit überhaupt nicht zurecht. Ich habe ein geisteswissenschaftliches Studium im Einserbereich abgeschlossen und finde keine Arbeit.
Wohlgemerkt: keine! Meine Ansprüche habe ich bereits sehr zurückgeschraubt und bewerbe mich auch auf Stellen, für die ich dann als „überqualifiziert“ gelte…
Ein paar Nebentätigkeiten und Veröffentlichungen in freier Mitarbeit, das war bisher alles, was ich erreicht habe, dann mal eine Arbeitsstelle in einer Agentur, die mir jedoch in der Probezeit gekündigt wurde. Dort sitzt jetzt ein Praktikant.
Natürlich werde ich nebenbei auch immer älter, was wohl zusätzlich ein Hinderungsgrund ist, mich einzustellen; neben der Tatsache, dass ich vor dem Studium keine kaufmännische Ausbildung gemacht habe (dafür könnte ich mir heute in den A… beißen…).
Die Anzahl meiner verschickten Bewerbungen ist mir nicht wirklich geläufig, d.h. ich habe nicht nachgezählt, da das auch nix bringt.
Sehe das Bewerbungsschreiben mittlerweile nur noch als so eine Art „sportliches Hobby“.
Meine Persönlichkeit hat sich schleichend verändert. Dies macht mir Angst. Eigentlich bin ich ein sehr kommunikativer, kreativer, schlagfertiger und humorvoller Mensch.
Doch mittlerweile: Ich habe Depressionen (mache übrigens eine Gesprächstherapie), die sich in furchtbarem Grübelzwang, Angstzuständen, Minderwertigkeitsgefühlen, Erschöpfungszuständen und Ohrgeräuschen äußern. Jede Andeutung zur Arbeitslosigkeit beziehe ich mittlerweile auf mich, gehe Verwandten aus dem Wege (Wie?! Du hast noch immer keine Arbeit?! ) sowie meinem Bruder, der mit anderem Studium und Glück eine topbezahlte Stelle ergattern konnte und mir nun meint vorschreiben zu müssen, wo und als was ich mich flexibelst bewerben solle.
Ich habe kaum mehr Bezugspersonen außer meinem Freund. Sport hilft mir nur bedingt – eine Euphorie (runners high) oder wirkliche Beruhigung stellt sich jedenfalls nicht ein.
Hinzu kommt die tendenziöse Berichterstattung der (zumindest) deutschen Medien über Alg 2-Empfänger, angestachelt durch Äußerungen verschiedener Politiker. Ich fühle mich dadurch persönlich sehr stark angegriffen. Sanktionen drohen ja scheinbar überall, man nehme nur mal diese „Erreichbarkeitsordnung“, nachdem Hartz 4-ler täglich erreichbar sein müssen...
In Deutschland ist es leider so, dass Wertigkeit viel mit der erfolgreichen Teilnahme am Berufsleben zu tun hat, und obwohl ich in der Lage bin, dies zu durchschauen und andere Werte als ebenso wichtig einstufe, ist es mir nicht möglich diesen Teufelskreis zu durchbrechen, vielmehr gehe ich daran kaputt…

Eure traurige Schneeschnuppe
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scouty
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Post Mon, 02.Oct.06, 12:25      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Schneeschnuppe,

kann Dich gut verstehen. Habe Soziologie studiert und danach nix gefunden (außer einem Ausbeutungspraktikum Laughing ). Mache zur Zeit Zeitarbeit und bin im Moment als Assistenz in einer Bank (Traumhaft), leider geht der Einsatz bald zuende und dann bin ich für einen Call-Center vorgesehen (weiß gar nicht ob ich das kann, acht Stunden am Tag telefonieren ? Wink ). Bewerbungen schreibe ich auch regelmäßig, gar nicht als Soziologin (braucht ja kein Mensch), sondern als Assistentin hier und dort. Lauter Absagen Evil or Very Mad . Ich habe auch zwei Monate ALG II bezogen und das ist echt entwürdigend. Könntest Du Dir vorstellen soweit runter zu gehen und in einem Call-Center zu arbeiten ? Weilm ich bilde mir ein da kriegt man immer was. Oder Zeitarbeit, man verdient zwar nicht mehr wie ALG II, aber man fühlt sich besser, ehrlich.
Fühle Dich auf jedenfall gedrückt, Du bist mit diesem Problem nicht allein hug

Alles liebe scouty
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Der_Pate
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Post Mon, 02.Oct.06, 14:14      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo,

joa ich kenn das auch. Ich war jetzt auch über 1 Jahr arbeitslos und hatte in der Zeit sehr mit Depressionen zu kämpfen, da ich mich für unnutz hielt. Gott sei dank, bin ich das so gut wieder los, da ich sehe das es anderen Menschen auch nicht besser geht eine erträgliche Arbeit zu finden. Meine Freundin hat eine Ausbilung zur Fremdsprachenkorrespondentin gemacht in Spanisch und Englisch. Sie hat beides in ter Prüfung mit Note 2 abgeschlossen. Sehr gut könnte man denken, aber sie hat über 400 Bewerbungen geschrieben und hatte keine Chance was zu finden.
Leider hab ich mometan auch keine Ausbildung. Ich verlor meine Lehrstelle als mein Chef die Insolvenz anmelden musste. Eine Übernahme in einem anderen Betrieb blieb erfolglos.
Es ist nicht leicht was zu finden, obs aber an uns oft liegt, wag ich nun mal zu bezweifeln.

Lg

Der_Pate
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schneeschnuppe
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Post Mon, 02.Oct.06, 15:32      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Scouty und Pate,

danke für eure schnellen Antworten. Es tut irgendwie gut zu lesen, dass es anderen ähnlich geht.
Ihr schreibt ebenfalls von Depressionen.
Doch wie äußern/äußerten sich die denn bei euch?
Bei mir habe ich immer mehr das Gefühl, dass mein Leben nur noch aus Arbeitslosigkeit besteht oder sich darauf reduziert.
Das liest sich wahrscheinlich ziemlich bescheuert, ist aber so.

Ach ja, und Scouty: während meines Studiums habe ich auch im Callcenter gearbeitet, allerdings in beratender Täigkeit. Doch was jetzt ständig und überall angeboten wird, sind diese Anrufgeschichten am Rande der Legalität. Irgendwie kann ich das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, Leuten "auf den Sack" zu gehen.
Tja, aber für das gute Gewissen gibt es dann natürlich auch kein Geld... Rolling Eyes

Schneeschnuppe
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scouty
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Post Mon, 02.Oct.06, 15:44      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo schneeschnuppe,

hm, weiß schon nerve auch nicht gerne Leute. Aber habe Glück, der Center in dem ich mich vorgestellt habe ist seriös. Die machen keine "Cold Calls" wie das so schön heißt. Es besteht immer schon eine Verbindung zu dem Angerufenen und ist nix mit Verkauf, sondern so Informationen wie: "wenn Sie Ihre Handyrechnung nicht zahlen, wird es Ihnen abgestellt etc.", auf was anderes würde ich mich auch nicht einlassen, ist eh schon schlimm genug. Naja, hätte ich was gescheites gelernt... Laughing
Nein aber ich hadere nie mit mir. Ich wollte unbedingt Dipl. Soz. werden und mir hat das Studium sehr viel Spass gemacht ! Hast schon mal an eine Umschulung gedacht ?! Mir schwebt da die Altenpflege im Kopf rum, die werden wirklich gebraucht.

Alles Liebe scouty
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Der_Pate
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Post Mon, 02.Oct.06, 16:19      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Schneeschuppe,

Bei mir legte das sich so aus:

Meine Lehrer hatten immer zumir gesagt, ich wäre ein schlaues Kerlchen. Leider hatte ich mir durch meine Zwänge aber auch mit anderen massiven Probleme schon in meiner Schulzeit kämpfen müssen, so kam es das ich mir meinen Schulabschluss auch noch versaut habe. Ich musste lange damit kämpfen, mir meine Gedanken auszureden, wie weit meine anderen damaligen Mitschüler sind und was sie erreicht haben. Ich fühlte mich wie ein Stück Dreck, ich warf mir vor keinen Abschluss zu haben, keine Arbeit etc. Das zog mich schon sehr sehr weit runter. Mittlerweile habe ich meinen Entschluss gepackt um endlich was au die Reihe zu bekommen. Hört sich vielleicht ein bissle komisch an, ich bin nun seit 8 Jahren aus der Schule und lerne oft in meiner Freizeit die Sachen, was ich damals in der Schule verpasst habe. Ich möchte bald meinen Abschluss nachholen, sodas ich mittlere Reife habe. Wichtig ist mir, das ich nicht wieder anfange an mir selbst zu zweifeln, das möchte ich auch nicht, das du das bei dir tust. Glaubs mir grinsend

Lg

Der_Pate
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schneeschnuppe
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Post Sun, 22.Oct.06, 17:15      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo ihr Lieben,

ich wollte den Thread gerne noch mal nach oben schubsen...
Bei mir isses so:
Ich übernehme Leistungsansprüche von außen und renne hinter der Anerkennung anderer her (jetzt mal ganz analytisch betrachtet).
Ich lebe in einem Umfeld, in dem es nicht normal ist, arbeitslos zu sein.
Und tatsächlich bin ich da die Einzige (aber wer weiß wie lange noch…),
und das bekomme ich auch immer wieder zu hören und zu spüren.
Es wird mir obendrein gerne zum Vorwurf gemacht, dass ich zu lange studiert hätte und sowieso das Falsche.
Dummerweise ist mein Selbstbewusstsein mittlerweile so im Keller, dass ich mich gegen solche Sprüche nicht mehr wehren kann und – je nachdem von wem sie kommen - in Sprachlosigkeit dastehe, obwohl es lange und oft eingeübte schlagfertige Antworten gibt… - eine Rechtfertigungshaltung also, denn ICH fühle mich schuldig.

Schneeschnuppe
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schneeschnuppe
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Post Sun, 29.Oct.06, 18:02      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Schade, keiner hat mehr geantwortet.
Muss doch noch mehr "Brotlos-Akademiker" geben, denen es auch bescheiden geht, ich würde gerne wissen, wie die mit dem Dilemma umgehen.
Insbesondere in den Medien ist es für Bewerber schlimm. Da gibts nur noch Praktikanten oder "Volontäre", die dann mit 800 Euro abgespeist werden.
Übernahme Fehlanzeige.
Echte Stellen sind kaum zu kriegen, und wenn doch, dann gewinnt der niedrigpreisigste Kandidat.
Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass es ewig so weitergehen kann, die Wirtschaft schneidet sich doch selbst ins Bein.
Ich als Kunde fände es z. B. komisch, wenn ich immer wieder neue Praktikanten-Ansprechpartner hätte oder mitbekäme, dass Design-Entwürfe allesamt von Praktis stammen.
Sowas ist nämlich durchaus ein Grund, den Preis zu dücken...

Nachdenklich,
Schneeschnuppe
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Post Sun, 29.Oct.06, 18:34      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo, Schneeschnuppe!

Wenn es dich tröstet: auch mit Job kann man sich minderwertig fühlen! Ich arbeite zwar für mein (weniges) Geld, aber viele sagen zu mir "du könntest doch viel mehr!" Das hat mich immer gewurmt, konnte aber nix dagegen sagen, da ich mit Abi und IQ 130 tatsächlich rein geistig betrachtet mehr gekonnt hätte. Aber wenns an EQ und Selbstvertrauen mangelt, dann reicht auch das nicht für Lebenserfolg. Aber wie so viele habe ich das erstens nicht klar gesehen und zweitens versucht vor der Umwelt zu verbergen: die ganzen Depressionen und Unsicherheiten und die fehlenden Zielvorstellungen...
Als ich dann vor einem knappen Jahr auch diese Arbeit bedroht war, bekam ich noch Angstzustände, nackte Existenzangst, Angst vor Absturz und Isolation und infolge vor Krankheiten.
Jetzt versuche ich erstmal an der Basis was zu machen (alle Therapien, die ich kriegen kann), und mich erst dann mal wieder zu fragen, was ich vielleicht noch erreichen kann und will. Im Moment diktiert mir die Antworten auf diese Frage wohl eher noch mein Minderwertigkeitskomplex als mein Selbst...

Mir haben früher übrigens zuweilen Engagements im privaten Bereich (VHS-Kurse geben z.B.) über das Schlimmste hinweggeholfen. Da kann man auch etwas Selbstbestätigung draus ziehen. Das reine Geldverdienen ist ja nicht alles!

lg
Rainer
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heiterheiter
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Post Thu, 02.Nov.06, 2:23      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

"Eigentlich bin ich ein sehr kommunikativer, kreativer, schlagfertiger und humorvoller Mensch. "

-

"Ich habe Depressionen , die sich in furchtbarem Grübelzwang, Angstzuständen, Minderwertigkeitsgefühlen, Erschöpfungszuständen und Ohrgeräuschen äußern."

Das ist eine unglaubliche Wandlung und das "nur" weil du Arbeitslos bist. Bist du ein Mensch der sich durch seine Arbeit definiert?

Du kannst dir doch die alltäglichen Dinge/Dienste leisten die du dir wünscht, oder ist es auch ein stark finanzielles Problem?
Ich bin auch arbeitslos aber alleine die Aussicht jemals zu Arbeiten befriedigt mich, und ich bin mir sicher das diese Zeit kommen wird ohne an ein bestimmtes zeitliches Rahmen zu denken.

Hast du an eine weiter Ausbildung gedacht? Das ist genau so eine Beschäftigung wie Arbeiten, die dich wahrscheinlich wieder zu deiner früheren psychischen Wohlbefinden führt. Dadurch sollte es auch einfacher werden einen Job zu finden.

Das top ausgebildete Studenten in einen unentgeltlichen Dauerpraktika ausgebeutet werden mit der vermeintlichen Aussicht auf eine Fixanstellung , in Deutschland, habe ich jüngst in einen "Die Zeit" Artikel gelesen. Aber vielleicht ist es einen Versuch Wert? Wenn du es schaffst dich durch deine Kenntnisse und Fähigkeiten unverzichtbar zu machen dann ist denke ich auch ein Fixanstellung locker drinnen, zu verlieren hast du nichts, sollte dir irgendwas nicht gefalle und möge das noch so eine bedeutungslose Lappalie sein, kannst du einfach mit guten gewissen Kündigen.
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schneeschnuppe
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Post Thu, 02.Nov.06, 12:36      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Die Arbeitslosigkeit bringt ja noch andere Dinge mit sich, als eben einfach "nur" keine Arbeit zu haben.
Viele davon haben mit dem schleichenden gesellschaftlichen Rückzug zu tun.
Mag sein, dass ich mich zu einem großen Teil über meine Arbeit definiere, - aber das ist eben "das, was ich kann" und mit dem ich meinen Teil in die Gesellschaft einbringe.
Momentan mache ich mir übrigens ernsthaft Gedanken über eine ehrenamtliche Tätigkeit, damit nehme ich auf positive Weise wieder am Leben teil (vernichte aber möglicherweise einen Arbeitsplatz mehr, denn es setzen mittlerweile viele Einrichtungen auf ehrenamtliche Arbeitslose, die einfach nur "was tun" wollen).
Sag mal, heiterheiter, wie lange bist du denn schon arbeitslos und hast du bereits ein Praktikum gemacht?
Bei mir waren es drei. Bei zweien war es recht schnell klar, dass es keine Übernahme gibt (naja, dort war man zumindest ehrlich), - die Unternehmen waren auf die Praktis ANGEWIESEN, d.h. ohne diese zusätzlichen Mitarbeiter hätte der normale tägliche Arbeitsablauf gar nicht funktioniert! Und wenn das Praktikum beendet war, gab man sich dann die Klinke in die Hand.
Eine Festanstellung über ein Praktikum ist heute auch mit dem größten Einsatz (und der wird ja erwartet) leider nicht "locker drinnen".

Schneeschnuppe
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Post Thu, 02.Nov.06, 13:00      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Schneeschnuppe,

drei Praktikas sind hart. Ich habe ein halbes Jahr in der Marktforschung ein Praktika gemacht und danach beschlossen nie mehr wieder. Die dort würden ohne ihre Praktikanten auch nicht klar kommen, weil vollwertige Arbeitsplätze besetzt werden, dementsprechend wenig habe ich gelernt. Verdient habe 480 Euro netto und die Fahrkarte dahin hat mich knapp 100 Euro gekostet. Laughing Laughing Laughing . Spaß gemacht hat es auch keinen. Da habe ich beschlossen statt ein Praktika ans nächste zu hängen Zeitarbeit zu machen, da kann ich wenigstens meine Miete zahlen. Das mit dem Call-Center ist ja auch nur ein Auftrag, ich war jetzt über drei Monate bei einer renommierten Bank am Empfang und das hat mehr Spaß gemacht als Marktforschung. Ich bewerbe mich jetzt auch als Team-Assistentin, da das eigentlich soweit ganz gut geklappt hat in der Bank.
Hoffe Du findest auch noch was

lg scouty
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Post Fri, 03.Nov.06, 20:08      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

schneeschnuppe wrote:

Momentan mache ich mir übrigens ernsthaft Gedanken über eine ehrenamtliche Tätigkeit, damit nehme ich auf positive Weise wieder am Leben teil (vernichte aber möglicherweise einen Arbeitsplatz mehr, denn es setzen mittlerweile viele Einrichtungen auf ehrenamtliche Arbeitslose, die einfach nur "was tun" wollen).


hallo!
das fände ich auch eine gute und auch sinnvolle idee. ich bin gerade auch arbeitslos und beschäftige mich mit sowas. allerdings ist meine arbeitslosigkeit erstmal nur eine phase, da ich lehramt studiert habe.

in meiner stadt gibt es eine agentur, die vermittelt ehrenamtliche tätigkeiten zentral. da war ich und war schon etwas schockiert, wie viele stellen ehrenamtliche leute suchen... Neutral . es fehlt halt überall an geld.

mal so als gedanke, da ich lehramt studiert habe: könntest du nicht einen lehramtsabschluss erwerben? welche fächer hast du denn studiert? lehrer werden ja schon gesucht, behaupte ich mal.

gruß, stern*
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schneeschnuppe
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Post Sun, 05.Nov.06, 17:19      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Ich bin leider Absolventin der Geisteswissenschaften.
Und das einzige Fach, was in dem Bereich gerade gesucht wird - Musik - war natürlich nicht dabei... Neutral
Mit Mathe und Physik hätte ich jetzt wohl alle Trümpfe in der Hand
(für sowas besaß ich aber schon immer eine eher suboptimale Begabung, hüstel)!
Stern, das ist ja hammerhart, was du da schreibst,
Shocked - eine Agentur nur zur Vergabe von ehrenamtlichen Tätigkeiten?!
Da fragt man sich ja unweigerlich wie "das alles" mal enden soll...

Aber irgendwas muss ich einfach tun, ich merke immer mehr, wie sich die psychische Belastung auch körperlich auswirkt. Und es kommen immer mehr Zipperlein dazu...

Schneeschnuppe
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Post Thu, 09.Nov.06, 9:01      Re: Depressionen durch Arbeitslosigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo, Schneeschnuppe!
ich meld mich nochmal zurück. Bei mir hat sich durch die Sicherheit/Unsicherheit meines Arbeitsplatzes jedes Mal auch meine Symptomatik (Depression, Angstzustände) gebessert/verschlimmert.
Arbeitslosigkeit ist eine Belastung, klar. Darauf aber mit Depression zu reagieren, kann tiefere Ursachen haben. Meistens sind latente Minderwertigkeitsgefühle vorhanden, die durch Arbeit/Leistung nur überdeckt werden! Eine begleitende Arbeit an sich selber (und nicht nur an der Arbeitslosigkeit selbst) ist also keine schlechte Idee. Bei mir jedenfalls ist das mit Sicherheit so.
Ich denke mir im Moment: wenn ich mehr Selbstwertgefühl bekomme (ob in Arbeit oder nicht!), habe ich auch mehr Kraft, vielleicht mal ganz neue Wege zu gehen. Doch noch zu studieren z.B. oder woanders hinzuziehen, wo es mehr Möglichkeiten gibt als hier oben. Das ist mir im Augenblick wegen meiner psychischen Labilität nicht möglich, ich klammere mich zu sehr ans Gewohnte und Vertraute, habe Angst vor Neuem, Unbekanntem.

Lg
rainer
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