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DanielK
neu an Bord!
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Deutschland M, 19
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Tue, 26.Sep.06, 19:20 Dezente Sozialphobie ? |
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Hallo liebes Forum,
ich bin ganz neu hier und wende mich an euch, weil ich ein Problem habe dem ich mir langsam aber sicher immer mehr bewusst werde. Dennoch kann ich mit niemandem darüber sprechen, wieso wird später sicher noch klar und deshalb bin ich dank der Anonymität des Internets hier gelandet.
Zu mir gibt es vorerst nicht viel zu sagen, ich bin 19 Jahre alt, sehe durchschnittlich aus, kleide mich durchschnittlich und mache momentan mein Abitur.
Zu den Gedanken die mir in letzter zeit jedoch immer öfter durch den Kopf gehen gibt es viel, was ich erzählen möchte. Ich will nicht selbstmitleidig herüber kommen also verzeiht wenn es sich stellenweise so anhören mag.
>>Es ist Samstagabend, ich bin mit meinen Freunden auf einer Party, es ist viel los, die Stimmung ist gut, wir sind alle super gelaunt. Um mich herum zig Menschen, bekannte sowie Fremde, aber dennoch fühle ich mich alleine und trotzdem beobachtet. <<
So sieht das häufig bei mir aus, ich habe Angst, langsam in eine dezente Sozialphobie gekommen zu sein. Ich merke immer mehr, dass ich nicht gerne entdeckt werde. Am liebsten wäre es mir oft einfach unsichtbar zu sein, weil ich jeden Blick förmlich wie eine Berührung spüre. In der Straßenbahn fühle ich mich beobachtet, um größere Menschenmengen, zum Beispiel auf dem Gehweg oder einem Platz mache ich lieber einen Bogen. Gesprächig bin ich auch nicht wirklich, vor allem neuen Menschen gegenüber bin ich immer sehr verschwiegen und versuche meine Worte auf das Minimum zu reduzieren und so wenig wie möglich aufzufallen.
Ich habe viele Bekannte oder wie man so sagt, Kumpels, aber ich habe das Gefühl nie wirklich Freunde gehabt zu haben, da ich meine Sorgen meine Probleme und meine Gedanken immer für mich behalten musste. Jetzt langsam mache ich mir jedoch einen immer größeren Kopf darum, dass ich daran vielleicht selber schuld bin. Vielleicht bin ich an alle diese Leute immer von Anfang an so verschlossen heran gegangen, dass ich die Grundlage, die man für eine solche vertraute Freundschaft gebraucht hätte immer erst viel zu spät gegeben habe.
Ich wundere mich sozusagen wieso alle meine Beziehungen oberflächlich sind, wobei ich doch selbst die Oberflächlichkeit in Person zu sein scheine.
Das Verhältnis zu meiner Familie ist ähnlich distanziert.
Vielleicht würde mir eine Partnerin dabei helfen können diese Paranoide, ängstliche Art abzulegen, aber wie möchte man denn jemanden finden wenn man nicht gesehen werden möchte?
Ich fühle mich einfach alleine gelassen mit mir selbst und das seit Jahren aber mir wird erst jetzt immer mehr und mehr bewusst woran das wohl liegt.
In diesen Jahren habe ich auch vermehrt angefangen Drogen zu konsumieren, gut das fing mal mit Alkohol an ging dann aber quasi grenzenlos weiter. Ich finde das nicht weiter schlimm und denke auch, dass der Konsum mein soziales verhalten eher verbessert als verschlechtert, so ungewöhnlich sich das auch anhören mag. Ich habe kein Suchtproblem und komme auch gut einige Wochen völlig ohne rausch aus, aber letztlich sind diese Substanzen meine einzigen Vertrauten an die ich mich völlig bedingungslos anlehnen kann, so wie ich bin. So bekomme ich wenigstens für eine gewisse zeit alles abgenommen, das hilft und lässt mich entspannter in der Öffentlichkeit auftreten.
Nun ja, zu einem Arzt möchte ich eigentlich nicht gehen. Ich weiß nicht wieso aber irgendwie schäme ich mich ein wenig dafür, dass es mir so schwer fällt irgendwo zu sein und selbstbewusst sagen zu können „Hier bin ich und nun?“. Außerdem kann ich es wegen dem kommenden Abitur auch zeitlich nicht wirklich.
Vielleicht könnt ihr mir irgendwas hilfreiches zu meiner Situation sagen, irgendwelche Tipps geben … ich weiß es nicht, aber es tut jedenfalls schon gut hier mal einiges zu schreiben was mir auf dem Herzen liegt.
Danke für eure Ohren
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rainyday
Forums-InsiderIn
159
below the waves W, 27
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Tue, 26.Sep.06, 23:38 Re: Dezente Sozialphobie ? |
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Hallo Daniel,
meine Familie war auch eher eine Zweckgemeinschaft und so habe ich ein ähnlich distanziertes Verhalten gelernt, was ich aber langsam abbaue - oder es zumindest versuche.
Was für Drogen nimmst du denn? Mir hilft es, ab und zu bekifft rauszugehen und auf diese Weise ganz entspannt neue Leute zu treffen und unverklemmt Spaß zu haben.
Und warum möchtest du nicht gesehen werden? Magst du dich selbst nicht oder hast du Angst vor Zurückweisung? Vielleicht hilft es dir, wenn du mal dein Styling + Outfit neu tunst - wenn du nicht mehr durchschnittlich aussiehst und dein Spiegelbild magst, gefällt es dir vielleicht auch gesehen zu werden? Mir gehts jedenfalls so nachdem ich jahrelang in Sack und Asche rumgelaufen bin. Betonte Unauffälligkeit kann auch auffallen - aber eher unangenehm.
Fühlst du dich in der Schule wohl? Das ist momentan sicher am wichtigsten.
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Therese28
Forums-InsiderIn
331
Niederösterreich W, 28
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Wed, 27.Sep.06, 1:36 Re: Dezente Sozialphobie ? |
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Quote: | angefangen Drogen zu konsumieren, gut das fing mal mit Alkohol an ging dann aber quasi grenzenlos weiter. Ich finde das nicht weiter schlimm und denke auch, dass der Konsum mein soziales verhalten eher verbessert als verschlechtert | drogen zu nehmen, um mit seinen problemen fertig zu werden, ist immer der falsche weg!
gegenteiliges wird dir auch keiner unterschreiben.
ich würde das vermutlich auch als moralpredigt abtun, hätte ich es nicht selber so erlebt. langfristig wurden dadurch meine sozialen probleme aber um ein vielfaches größer.
es ist davon auszugehen, dass man so noch viel weiter in sein verderben hineingerät.
alles gute
menis
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sonnewasser
[nicht mehr wegzudenken]
1265
Niederbayern W, 25
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Wed, 27.Sep.06, 13:19 Re: Dezente Sozialphobie ? |
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Hallo Daniel
das Gefühl, beobachtet zu werden kenne ich auch. Ich bilde mir sogar oft ein dass die Leute über mich reden und wahrscheinlich nur schlechtes. Ich versuche, mich dann selbst nicht zu wichtig zu nehmen und denke mir, warum sollte sich alles nur um mich drehen? Aber denken hilft wenig gegen solche Gefühle.
Drogen nehme ich keine, aber ich hatt auch Zeiten in denen ich viel getrunken habe. Ich war dann viel lockerer und konnte besser mit Leuten reden. Aber echte Freunde findet man dadurch auch nicht. Man lernt sich betrunken kennen und wenn man sich dann mal treffen will, ist man wieder total unsicher. Außer man wird zum richtigen Alkoholiker. Aber das ist ja Schwachsinn!
Such dir doch einmal ne Selbsthilfegruppe für soziale Phobie. Da bist du vielleicht auch nicht so unsicher, wenn du siehst, dann die anderen genauso nervös sind.
Liebe Grüße
sonnewasser
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DanielK
neu an Bord!
2
Deutschland M, 19
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Fri, 29.Sep.06, 7:56 Re: Dezente Sozialphobie ? |
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mit durchschnittliches outfit, meinte ich, dass ich weder sonderbar exzentrisch noch sonderbar unaufällig bin. Ich kleide mich halt gern mi sportschuhen jeans und pulli. In der schule fühle ich mich auch wohl, das ist bei so zwangsgemeinschaften aber immer so. Wenn ich muss dann hab ich damit mich einzugliedern kein problem, versteh mich mit den leuten (wenn auch immer nur oberflächlich) und komme gut zurecht.
Es ist nur immer wenn ich, vor allem alleine, irgendwo in di öffentlichkeit gehe, in den supermarkt, in die straßenbahn. Schon komme ich mir beobachtet vor und ja auch das gefühl dass alles negativ über mich tuschelt habe ich.
Das problem mit dem alkohol, lockerer sein etc. war bei mir auch ne zeit lang gegeben. Aber es macht ja letztlich keinen sinn sich mit irgend einer substanz so zu verändern, dass man angstfrei und locker rüberkommt. Aber ich weiß nicht wie ich das sonst machen sollte ...
Drogentechnisch nehme ich durch die bande weg eigentlich alles. Mal hier mal da mal dies mal das, je nachdem was sich anbietet und worauf ich lust habe.
Klar, ich weiß dass vor allem drogen noch stärker introvertieren und abhängig machen können, aber grade weil ich mir dieser sache so bewusst bin, habe ich drogen eig. nie als alternative zu meiner sozialen umwelt sehen wollen. Sie haben mir nur zeitweise geholfen mit allem zurecht zu kommen ohne eine person der ich mich wirklich anvertrauen konnte.
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