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life_is_wonderful
neu an Bord!
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kärnten W, 21
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Thu, 07.Sep.06, 16:41 Umgang mit depressiven Menschen |
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hallo,
ich benötige dringend hilfe oder einen guten rat!!
es geht um meinen ex-freund der mich vor ca. 2 monaten verlassen hat mit der begründung dass er zeit für sich braucht!! ok diese entscheidung habe ich akzeptiert und bin darauf hin bei ihm ausgezogen!!
kurz zur vorgeschichte: er leidet unter schlafstörungen und depressionen und keine ahnung woran noch, aber das war für mich nicht das problem dass er krank ist - ich wollte ihn immer unterstützen und ihn helfen.
so seit ca. 2 wochen ruft er mich ständig an und bittet mich bei ihm zu übernachten. in dieser zeit hat er sich mir gegenüber etwas geöffnet und spricht ein wenig über seine probleme aber ich weiss nicht wie ich reagieren soll. es fällt mir schwer das alles zu hören was ihn bedrückt - ich höre ihm zwar zu nur ich weiss nicht was ich ihm sagen soll. ich will nichts falsches sagen.
erst gestern wollte ich nicht so wirklich zu ihm fahren - da ist er total ausgetickt und sagte zu mir "sein leben hat keinen sinn mehr - er würde sich am liebsten umbringen"! das macht mir angst!!! in diesen momenten bekommt er einen totalen zerstörrungswahn er wirft mit sachen um sich, macht gläser, handys etc. kaputt.
in unserer beziehung war das auch schon so - nur da hat er mit mir nie darüber gesprochen!!
in meiner verzeiflung versuchte ich mit einem gemeinsamen freund darüber zu sprechen! ich schilderte ihm alles und er sah mich ganz ungläubig an und sagte er kann das nicht glauben dass wir von der gleichen person sprechen. bis er es einmal mit erlebt hat!!! dann glaubte er mir - dass es sehr problematisch mit meinem ex ist.
er befand sich einmal für einige zeit in therapie aber ich glaube er hat sie abgebrochen - ich habe ihn mehrmals gefragt aber ich habe keine antwort bekommen. vor ein paar tagen dann hat er mich vor die wahl gestellt und mich gefagt ob ich ihm zur seite stehe und ob wir gemeinsam seine probleme aufarbeiten, oder nicht!! ich sagte ihm zu unter der bedingung dass er sich aber trotzdem noch an einen spezialisten wenden muss. er akzeptierte diese bedingung nur seitdem ist nichts passiert!!!!
was kann ich tun damit es ihm wieder besser geht und er zu einem fachmann geht??? wie bringe ich íhn dazu???
bin für jedes kommentar oder jeden rat, vorschlag sehr sehr dankbar
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Jadee
Forums-InsiderIn
295
Wien W, 40
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Thu, 07.Sep.06, 20:43 Re: Suche Hilfe Im Umgang Mit Depressiven Menschen |
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Hallo!
Ich weiß genau worüber du schreibst. Mein Partner ist seit geraumer Zeit depressiv. Er sagt, lange hätte er nicht zu leben, er hat zu nichts Lust und er macht auch sonst nichts im Haushalt, geht nie mit meiner Tochter, dem Hund und mir ev. mal spazieren usw. Er nimmt Tabletten, aber er macht keine Therapie. Ich versuche ihn halt so gut es geht aufzumuntern. Leider stößt es auf taube Ohren, wenn ich mit ihm rede. An Therapie denkt er nicht. Leider. Mein Rat: versuche ihn aufzumuntern, ihn mal festzuhalten wenn er über seine Probleme spricht. Vielleicht hilft es ja ein wenig. Manchmal hilft es bei mir auch.
Viel Glück.
Jadee
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Nick Shadow
Forums-InsiderIn
317
München M, 41
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Fri, 08.Sep.06, 8:45 Re: Umgang mit depressiven Menschen |
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Vielleicht hilft es ja, wenn ich mal meine eigene Sicht (die Sicht eines Ex-Depressiven) schildere.
Ich war jahrelang ziemlich depressiv und habe mit meinem Gejammer und meinem Verhalten meine ganzen Freunde und mein Umfeld genervt und auch etliche Freunde dadurch verloren.
Das Problem ist, dass man sich in der Zeit der Depression wirklich und sehr ernsthaft schlecht fühlt. Das Leben fühlt sich sehr unangenehm an, alles quält einen, man ist von allem und jedem genervt. Egal, ob die Sonne scheint, obs regnet, ob jemand nett zu einem ist oder nicht - es nervt einfach alles. Man fühlt sich von seiner Umwelt wie durch eine Mauer getrennt.
Daher ist man als Depressiver von aussen kaum erreichbar. Ich glaube, mein Umfeld hatte damals keine Chance, irgendetwas richtig zu machen.
Mir persönlich hat nur professionelle Hilfe geholfen - Psychotherapie und der Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik.
Erstes Fazit: als Aussenstehender darf man sich kein eigenes Versagen vorwerfen, wenn man an einen Depressiven nicht ran kommt. Denn in einer Depression neigt man dazu, alles abzublocken.
Wie kann man erreichen, dass der Depressive eine Therapie anfängt und auch durchhält?
Hm, schwer zu sagen. Ich habe damals irgendwann selbst die Notwendigkeit begriffen - nachdem ich buchstäblich fast wochenlang mein Bett kaum noch verlassen hatte, wurde mir klar: Therapie ist der einzige Ausweg. Und den besten Effekt hatte ich durch meine stationäre Therapie in der Klinik - unterstützt durch viel Sport.
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tigermama
neu an Bord!
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wien W, 36
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Sun, 10.Sep.06, 17:16 Re: Umgang mit depressiven Menschen |
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eines finde ich besonders wichtig: du bist nicht für seine krankheit verantwortlich, und darfst dir von ihm auch nicht die schuld daran geben lassen, dass es ihm schlecht geht.
er ist ein erwachsener mensch, er wollte die trennung - und du bist kein spielball, den er zu seinen bedingungen herausholen und wieder wegräumen kann!
das wichtigste ist aber wahrscheinlich, dass er erkennt, dass er krank ist. das stellt - meiner traurigen erfahrung nach - vor allem für männer noch immer ein großes problem dar.
helfen können ihm nur fachleute!
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Rattenhexe82
neu an Bord!
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Hamburg W, 23
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Mon, 11.Sep.06, 21:49 Re: Umgang mit depressiven Menschen |
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Der Umgang mit depressiven Menschen ist wirklich nicht leicht.Ich weiß es,weil ich damals selbst jahrelang sehr depressiv war und auch einen Suizidversuch.Es ist schwer,an solche Leute ranzukommen.Sie suchen Hilfe,können können sie aber nicht annehmen oder weil sie auch nicht daran glauben,dass professionelle Hilfe wirklich hilft.
Das erste,was Du verstehen musst,ist,dass Du diese Krankheit nie wirklich richtig verstehen kannst.Um sie zu verstehen und was in so einem Menschen vorgeht,muss man es selbst einmal durchgemacht haben.Die Aggressionen, die er verspürt, richten sich sicherlich auch nicht auf Dich, sondern sicherlich auch auf sicht. Man verspürt eine unheimlich Leere und Wut gegen sich selbst, warum das alles so ist. Daher verletzen sich depressive Menschen auch häufig, um wieder etwas zu spüren und ich denke, er ruft schon nach Hilfe, in dem er es Dir gesagt hat und auch diese Wutausbrüche hat. Depressive Menschen können Ihre Gefühle nicht ausdrücken und selbst wenn er es Dir erklären wollen würde, er könnte es wahrscheinlich nicht, weil er selbst nicht weiß warum. Daher bringt es auch nichts, ihm nach dem "warum" zu fragen.
Du kannst auf einen depressiven Menschen einreden wie Du willst, dass er sich professionelle Hilfe suchen soll. Er sagt es auch vielleicht auch Dir zu Liebe, dass er es macht. Aber das er es doch nicht gemacht hat, zeigt, dass er es nicht von sich aus will. Damit eine Psychotherpie helfen kann, muss der Betroffene es auch von sich aus wollen, sich dafür auch öffnen, sonst kann der Therapeut auch nicht mit einem arbeiten. Es ist ganz sicher, dass aus solch einer Krise, wenn sie wirklich schon lange und tief ist, nur richtige Hilfe durch Therapeuten helfen kann. Aber meist gehen depressive Menschen auch erst dann hin, wenn es wirklich schon fast zu spät ist und sie mit ihrem Leben abgeschlossen haben. Und wenn man dann einen Punkt erreicht hat, an dem es nicht mehr weitergeht, dann bekommt man monatelang keine Hilfe durch einen Psychotherapeuten, weil die keine Termine haben. Bei mir war es zum Glück damals anders, weil ich nach dem Suizidversuch gleich stationär eingewiesen wurde. Also versuche Deinen Freund nicht zu "überreden", dass er eine Therapie anfängt, das bringt nicht viel, versuche ihn lieber davon zu überzeugen.
Seh die Wutausbrüche nicht persönlich. Bei mir war es auch damals so. Man weiß sich nicht mehr zu helfen und ist auch zum Partner nicht nett. Es ist aber nichts persönliches, es ist Hilfslosigkeit.
Falls er irgendwann doch den Schritt geschafft hat,mit einer Therapie anzufangen,ist das wichtigste,dass Du ihm dabei unterstützt.Das schlimmste was man machen kann,ist ihm einzureden oder das Gefühl zu geben,dass er krank ist. Wenn er irgendwann mal größere Abstände der Therapiestunden hat ist das gut so.Freu Dich,er kommt dann irgendwann wieder alleine klar. Rede ihm bloß nicht ein, dass er doch lieber mehr Therapiestunden nehmen soll. Wenn er von sich aus irgendwann meint, er will weniger Stunden ist das gut so, alles andere wäre nicht förderlich.
Oh man, jetzt hab ich viel geredet aber wahrscheinlich bist Du immer noch nicht schlauer. Aber mach Dir bitte selbst keine Vorwürfe, wenn Du ihm nicht gleich helfen kannst. Als "Außenstehender" wirst Du die Krankheit nie richtig verstehen können oder manches Handeln, aber Du kannst Du irgenwann lernen damit umzugehen und den anderen zu unterstützen. Versuche ihm zu vermitteln, dass es nichts schlimmes ist, sich Hilfe zu suchen, er muss es keinem sagen, keiner muss es wissen. Du kannst jeden Fragen, der schonmal unter richtigen Depressionen hat, und sie werden Dir alle sagen, dass nur die Psychotherapie wirklich helfen kann. Das ist der erste Schritt und der muss von ihm aus kommen...
Aber vergiß dabei nicht, dass jede Seele anders ist (es ist ja die Seele krank) und daher gleicht auch keine Depression der anderen...
Lg und viel Kraft!
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life_is_wonderful
neu an Bord!
2
kärnten W, 21
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Wed, 13.Sep.06, 12:46 Re: Umgang mit depressiven Menschen |
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hallo
ich danke euch sehr, für eure beiträge!!!
ich möchte gerne wissen wie sich das leben eines depressiven menschens im laufe der therapie verändert??
und wie sich sein leben zum ende einer therapie hin auswirkt. kann man sagen dass es "normal" ist??
auf jeden fall weiss mein ex wie der richtige weg aus der depression wäre aber irgendetwas hindert ihn - diesen weg zu gehen - warum ???
er hat auch gesagt er hätte versucht einen termin zu bekommen aber es sind zu lange wartezeiten - deshalb kann er jetzt nichts machen!!
aber ich kann und will ihm das nicht glauben. es ist sicherlich schwer den richtigen arzt zu finden aber dass kein arzt einen termin frei hat?? - glaub ich nicht
bin euch weiterhin dankbar für alles was ihr mir zu dem thema depressionen usw... schreibt
danke
lg life_is_wonderful
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Rattenhexe82
neu an Bord!
2
Hamburg W, 23
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Wed, 13.Sep.06, 18:13 Re: Umgang mit depressiven Menschen |
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Ich kann verstehen, dass Du das mit dem Termin nicht glaubst, aber es ist meistens wirklich so. Google doch einfach mal, was andere so sagen. Du wirst ganz viel lesen, das viele Probleme haben auch nur einen Termin zu bekommen. Meist ist der erste in zwei Monaten frei, weil die Therapeuten so ausgebucht sind. Es ist wahnsinn, aber es ist so. Ich hatte damals auch nur Glück, dass meine Mutter eine Therapeutin aus früheren Arbeitszeiten kannte, so dass sie das was drehen konnte, dass ich nach meinem stationären Aufenthalt auch gleich ambulant weiterbetreut werden konnte. Daran siehst Du erstmal, wieviele Leute Hilfe suchen. Wenn Dein Freund das sagt, glaub ich das. Es ist wirklich schwer mit Terminen und lange nie einer frei.
Eine Psychotherapie verändert einen Menschen definitiv. Man ist hinterher zwar kein komplett anderer Mensch, man bleibt schon gleich, aber auf irgendeiner Art ändert man sich schon. Seine Ansichten z. B. Man arbeitet ja wirklich sehr intensiv an sich selber. Ich kann jetzt auf jeden Fall behaupten, dass ich vom Wesen her anders geworden bin. Es ist wahnsinn, wie intensiv man an sich arbeitet während der Therapien. Ich kann Dir leider nicht beschreiben, wie man sich verändert, aber man ist hinterher, wenn das alles vorbei ist, vom Wesen her schon etwas verändert. Man sieht viele Dinge anders und nimmt sie anders war. Man geht anders durchs Leben. Aber auf jeden Fall ist man hinterher genauso "normal" wie jeder andere. Ich denke schon, dass man sich zum positiven verändert, weil man sich in der Zeit der Therapie viel intensiver mit dem Leben und auch mit dem eigenen Leben beschäftigt hat, wie jemand der sowas nicht hatte.
Während der Therapie wird sich äußerlich wahrscheinlich nicht viel verändern, da man so intensiv mit seinen Problemen arbeitet, wird man auch weiterhin sehr labil sein. Von außen macht es wahrscheinlich den Eindruck, als wenn sich nichts ändert, aber die die Person, die die Therapie macht arbeitet innerlich. Es wird auch immer wieder mal Rückschläge geben, selbst wenn man denkt, es ist vorbei. Aber das ist normal und wird von Zeit zu Zeit weniger.
Und auf Deine Frage, ob das Leben nachher "normal" ist. Kann ich ganz sicher sagen "ja" Das schlimmste, warum eine Partnerschaft anschließend kaputt gehen kann (was damals auch bei mir der Fall war) ist, dass der Partner auch später noch denkt, dass man "krank" ist und den Gedanken nicht los wird. Sowas macht eine Beziehung auf Dauer kaputt, weil der Partner einen nicht mehr sieht wie vorher. Aber ich führe ja auch wieder ein richtig "normales" Leben, habe viele Freunde, gehe gerne weg, hab meine Hobbys, meinen Partner und auch mal Ärger, wie jeder andere auch. Auch wenn ich damals jahrelang mit der Therapie zu tun hatte. Aber dafür ist sie ja da, dass Du wieder ganz normal im Leben klar kommst. Freuden und Ärger hast wie jeder Bürger.
Ganz liebe Grüße!
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Nick Shadow
Forums-InsiderIn
317
München M, 41
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Thu, 14.Sep.06, 8:43 Re: Umgang mit depressiven Menschen |
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life_is_wonderful wrote: |
ich möchte gerne wissen wie sich das leben eines depressiven menschens im laufe der therapie verändert??
und wie sich sein leben zum ende einer therapie hin auswirkt. kann man sagen dass es "normal" ist??
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Ich kann nur von meinem Fall sprechen, aber ich würde mein Leben inzwischen als weitgehend "normal" bezeichnen. Ich muss zwar immer ein wenig darauf achten, nicht wieder in Trübsinn zu verfallen, aber ich kann ihn weitgehend von mir fern halten. Ein probates Mittel ist Fitness-Sport. Fühle ich mich so, als ob eine niederdrückende Stimmung im Anflug wäre, gehe ich am Abend ins Sportstudio und schufte dort. Wenn ich fertig bin, fühlt sich mein Körper ungemein lebendig und pulsierend an, und die Niedergeschlagenheit ist weg.
Zum Thema Termine: es ist wohl wirklich so, dass Psychotherapeuten in der Regel knapp mit Terminen sind. Deshalb bin ich damals, als es mir wirklich dreckig ging, zum Hausarzt gegangen. Dieser hatte mir dann eine Therapeutin genannt, von der er wusste, dass sie noch Termine frei hat.
In Großstädten ist es meistens einfacher, auch kurzfristig therapeutische Angebote zu bekommen; ausserdem gibts hier noch zusätzliche psychologische Beratungszentren für dringende Fälle.
Ich wünsche Euch viel Erfolg,
Martin
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