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paul72
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Post Fri, 01.Sep.06, 18:38      Therapie aus Leidensdruck oder rationale Entscheidung? Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen,

obige Frage stellt sich mir?! Wie sieht das bei euch aus, die ihr eine Psychotherapie begonnen habt, oder schon hinter euch habt? Habt ihr damit aus Leidensdruck begonnen? War es für euch ein letzter Ausweg? Habt ihr vorher andere Dinge ausprobiert, bevor ihr diesen Schritt gegangen seid? Eine Therapie quasi als letzte Hoffnung?

Oder habt ihr aus freien Stücken damit begonnen? Damit meine ich Gedanken wie "bei mir ist etwas nicht in Ordnung" oder "ich bin anders" und habt damit vielleicht noch nicht einmal ein Problem gehabt, wolltet aber trotzdem etwas daran ändern?

gruss
p.
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Anne1997
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Post Fri, 01.Sep.06, 19:16      Re: Therapie aus Leidensdruck oder rationale Entscheidu Reply with quoteBack to top

Hallo Paul,

habe die Therapie vor 1 1/2 Jahren aus größtem Leidensdruck begonnen. Außerdem hatte eine Freundin ein Jahr vorher eine Therapie gemacht und einige Bücher haben die Entscheidung dann auch erleichtert.
Es war für mich der letzte Ausweg, da ich trotz guter Freunde niemanden kannte, der mir kompetent helfen konnte. Kannte zu diesem Zeitpunkt allerdings auch nicht die Möglichkeit von Internet - Foren.
Grundgedanken waren:
- ich stecke seit mind. 10 Jahren in meiner Entwicklung fest.
- trotz berufl. großen Erfolgs habe/hatte ich an all meinem Wirken tiefste Zweifel. Trauer um ein nicht beendetes Zweitstudium und Wunsch, nochmals auch im Alter zu studieren.
- fühlte mich minderwertiger als andere (auch noch heute z.T.), da wäre egal welchen Beruf bzw. wieviel Erfolg ich hätte.
- habe nur geheult und gezweifelt und war sicher: so will ich das Jahr nicht überleben.
Ich muss Bewegung in mein Leben reinbringen. Und das hat geklappt und zwar in beide Richtungen: es geht mir besser und manchmal auch noch schlechter (mehr und mehr Tiefen).
Bin noch dabei.
Viele Grüße,
Anne
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Sinja
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Post Fri, 01.Sep.06, 19:44      Re: Therapie aus Leidensdruck oder rationale Entscheidung? Reply with quoteBack to top

Hallo paul72,

ich habe meine Therapie auch aus großem Leidensdruck heraus begonnen.
Weil es mir damals sehr schlecht ging, bin ich für 3 Monate in die Klinik gekommen (freiwillig, weil es nicht mehr ging). Danach wollte ich ambulant Therapie weitermachen, was man mir auch geraten hatte.

Ich war damals sehr allein und hatte keinen, dem ich mich anvertrauen konnte. Es tat gut, sich endlich mal anvertrauen zu können und über bestimmte Dinge zu sprechen.

Mir hat die Therapie sehr viel weitergeholfen.

Denkst Du denn drüber nach, eine zu machen? Oder machst Du schon eine?

Liebe Grüße
Sinja
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Jenny Doe
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Post Fri, 01.Sep.06, 20:02      Re: Therapie aus Leidensdruck oder rationale Entscheidung? Reply with quoteBack to top

Hallo Paul,

ich habe mit meiner Therapie auch aus Leidensdruck begonnen nach einem Selbstmordversuch.

Probleme, die ich habe, worunter ich aber nicht leide, sind für mich kein Problem, mit dem ich mich in Therapie begeben hätte. Einfach mal ein Beispiel. Ich habe einen Waschzwang. Also, eigentlich ein Problem. Doch ich leide nicht drunter, für mich ist es okay, ich habe damit leben gelernt und er ist deshalb auch in meiner Therapie nur Nebenthema.
Wichtiger ist für mich, das, worunter ich leide. Daran will ich was verändert. Dinge, die lästig sind, aber mit denen ich klar komme, die habe ich akzeptieren gelernt und damit leben gelernt.

Ich denke, damit man was ändert/ändern will, muss man einen gewissen Leidensdruck verspüren.

Gruß
Jenny

_________________
Forum für falsche (induzierte) Erinnerungen, erfundener Missbrauch und Fehldiagnose DIS:
www.induzierte-erinnerungen.com
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Zwiebel
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Post Fri, 01.Sep.06, 20:24      Re: Therapie aus Leidensdruck oder rationale Entscheidu Reply with quoteBack to top

Hallo Paul,

bei mir war es eine rationale Entscheidung, eine Verhaltenstherapie zu Beginnen. Ich wusste, dass ich an meinen Krankheiten medizinisch nichts weiter Verbessern kann, dass mein Leben so wie es läuft durch eine Therapie nur leichter werden kann. Besondere Hoffnung hatte ich nicht, daher werte ich es als rationale Entscheidung. Leidensdruck setzt voraus, dass man glaubt ohne Therapie (Hilfe von außen) nicht (mehr) mit seinem Problem fertig zu werden. Mir war klar, dass ich sehr wohl damit fertig werden kann aber ich wollte, dass es mir besser geht. Es war und ist die Hoffnung auf ein schöneres, normaleres, einfach besseres Leben. Vor der Therapie habe ich mit Entspannungsübungen und mehr Aktivität (Kontakte, Unternehmungen, Sport) versucht etwas zu verändern. Erfolglos.

Gruß

Zwiebel
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paul72
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Wohnort Deutschland
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Post Fri, 01.Sep.06, 23:39      Re: Therapie aus Leidensdruck oder rationale Entscheidu Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen,

die Frage stellt sich mir, obwohl ich nicht so sehr leide, wie das schon einmal war. Ich hatte vor ca. 6 Jahren eine ziemlich üble Krise, weil mich meine langjährige Freundin verlassen hatte (fast 7 Jahre Beziehung). Zeitgleich war ich mit dem Studium fertig und bin ins Berufsleben eingestiegen. Hinzu kam der Umzug zurück in meine Heimastadt, in der ich noch nie viele Kontakte, geschweigedenn Feunde hatte, und durch das Studium auch lange Zeit von "zu Hause" fort war. Ich bin dann über meine Hausärztin an einen Therapeuten geraten. Alles zusammen war einfach zu viel für mich, und es war eine Entscheidung aus größter Not heraus. Ich wusste absolut nicht mehr weiter und war kurz davor, einen Schlußstrich zu ziehen.

Die Therapie fand ich aber nicht sonderlich hilfreich. Aber das lag wohl am Therapeuten, bzw. daran, dass wir und wohl gegenseit nicht sonderlich sympathisch waren. Ich hätte damals wechseln müssen, aber mir hat die Erfahrung gefehlt.

Heute sieht sie Lage etwas anders aus. Ich bin zwar Single, leide aber nicht unbedingt darunter, auch wenn mich sehr oft die Sehnsucht nach Partnernähe packt. Was mir fehlt ist ein größerer Bekanntenkreis und vielleicht auch bessere Freunde. Ich habe zwar gute Freunde, aber es sind alles "Schubladen-Freunde". Mit dem einen kann ich über dies, mit dem anderen über das reden. Mir fehlt einfach eine Vertrauensperson, der ich mich voll und ganz anvertrauen kann, und die mir das gleiche gibt. Einen Menschen, für den ich da sein kann.

Hinzu kommt eine unberfriedigende berufliche Situation, an der ich leider nicht viel ändern kann. Das ist tatsächlich so, und damit muss ich klar kommen.

Ich habe in den letzten Monaten viel versucht und unternommen, meine Probleme, die ja schon jahrelang aktuell sind, in den Griff zu bekommen. Das eine oder andere gelingt auch, und ich bin auch immer von langsamen Fortschritten ausgegangen und habe mir Zeit gelassen. Aber es geht irgendwie nicht richtig vorwärts in meinem Leben. Ich bin einfach nicht zufrieden und fühle mich unwohl. Ich freue mich Abends auf den Zeitpunkt, einzuschlafen, und wach morgens mir dem Gedanken auf, den Tag irgendwie rumzukriegen. Es gibt kaum etwas, auf das ich mich freue. Alles ist eine Art von "Zeitvertreib", und ich habe kein Ziel vor Augen, für das sich der ganze Aufwand lohnen würde.

Eine weitere Therapie wäre also eine rein rationale Entscheidung, da der Leidesdruck wie gesagt nicht sonderlich groß ist. Vielleicht habe ich mich auch einfach nur an diesen Zustand schon gewöhnt?! Keine Ahnung! Nur ist das hier kein LEBEN! Das kann es nicht sein!!

Was mir aber besonders viel Sorgen bereitet ist die Frage, WIE mir eine Therapie helfen könnte?!?! Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass es irgend etwas gibt, was ein Therapeut mir sagen könnte, was mir helfen würde!! Er kann mir keine Freunde bringen und auch keine neue Beziehung. Und beruflich wird er mir auch nicht wieterhelfen können.

An meiner Einstellung zu allem habe ich selbst schon sehr viel gearbeitet. Ich sehe alles sehr gelassen und locker. Ich bin ausgeglichen und belastbar. Wenn ich mich mit anderen vergleiche, können diese sich oft eine Scheibe von mir abschneiden. Viele fragen mich sogar um Rat und erbitten meine Hilfe, weil sie meine Einstellung zu vielen Themen schätzen.

Was kann mir da ein "Fremder" schon beibringen?? Klingt das jetzt arrogant?? Ich habe so viel gelesen und verinnerlicht, dass mein Verstand mir allem umgehen kann. Aber meine Gefühle stehen nicht auf "Glücklich" und "Zufrieden", sondern ganz im Gegenteil!!

Ich würde wirklich mal gerne wissen, ob mir eine Therapie da helfen kann?! Wie kann man ein Problem lösen, was man nichtmal genau umreißen kann, und was vielleicht nichtmal ein Problem ist?!

lg
p.
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