Warum macht das mein Papa???

Helferlein 32 Niederösterreich W, 22

Hallo Leute!!

Ich muss mir einfach was von der Seele schreiben und vielleicht hat ja auch jemand einen Rat für mich und meine Familie!!

Ich hatte eigentlich immer (dachte ich zumindest) eine gute Familie und ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Meine Eltern verstanden sich auch immer gut!! 2001 ist dann mein Opa (also der Vater von meinem Vater) gestorben - meine Eltern haben dann das Haus von meinen Großeltern übernommen (meine Oma lebt noch). Dazu kam noch, dass die Schwestern von meinem Papa ihr "wahres" Gesicht zeigten und sich als Erbschleicher groß machten!!
Meine Mutter litt sehr darunter - sie wurde damals von meiner Tante beschuldigt, dass sie ja meiner Oma anscheinend Geld klaute!! Mein Papa war damals nicht stark genug (er litt sehr darunter, dass seine Schwestern auf einmal nur aufs Geld aus waren) und konnte sich nicht währen.
Jetzt aber zum eigentlichen Thema:
Seit dieser Vorfälle (Tod meines Opas, Streitigkeiten in der Familie) scheint mein Papa gar nicht mehr mit der Situation klar zu kommen und griff immer öfter zum Alkohol!! Also, jetzt ist er z.B. 2-3 im Monat total angesoffen!! Das Schlimme ist nur, wenn er betrunken ist, dann kommen so schlimme Agressionen bei ihm hervor, dass er uns alle nur beschimpft und sagt, dass wir ja das Letzte sind und nichts taugen usw.....
Es ist schlimm - wenn ich dann betrunken sehe, dann ist es, als ob ihn der Teufel reitet!!
Vorigen Samstag eskalierte es!! Meine Eltern waren am Abend fort!! Ich war daheim (ich habe bei meinen Eltern im Nebenhaus - ober der Garage - eine Wohnung). Um 5 Uhr morgens hat meine Mutter bei mir Sturm geläutet - sie hatte Nasebluten und sagte:" Sperr schnell zu, da Papa will mich umbringen!"
Ja, es war so!! Mein Vater gab ihn diesem Moment auch voll und ganz meiner Mutter die Schuld und sagte nur zu mir:"Ja, die Mama soll dir mal erzählen, was sie gemacht hat!"
Ich muss dazu sagen, wenn mein Vater in diesem Stadion der Betrunkenheit ist, ist es egal was man macht (schaut man schief, lacht man anders - es ist egal) er findet irgendetwas, damit er auf einem los gehen kann!!
Meine Mutter hat dann von Samstag auf Sonntag bei mir in der Wohnung geschlafen!! Wir haben auch viel miteinander geredet!! Sie will eigentlich nicht ausziehen von daheim!! Uns würde es jetzt wirklich gut gehen!! Meine Eltern haben das Haus - es wurde heuer erst die Fassade neu gemacht!! Mein Vater ist auch ein echt super Kerl (im nüchteren Zustand). Man würde nie glauben, dass er so wird!! Er war auch früher (als ich klein war) immer lieb zu uns!! So ist es erst seit Opa gestorben ist!!
Mein Vater hat sich auch dann am Montag bei mir und meinen Bruder entschuldigt und gesagt, dass er jetzt keinen Alkohol anrühren wird!! Wir (ich, mein Bruder und meine Mutter) glauben ihm das nicht mehr - wir möchten, dass er endlich was unternimmt z.B. eine Therapie macht!! Ich hab das auch meinen Vater gesagt, aber ich weiß nicht was er denkt!! Er spricht nicht darüber und tut jetzt einfach so als ob nie etwas gewesen wäre (wie immer).
Ich kann damit nicht umgehen - für mich ist das nicht erledigt (immerhin wollte er ja Mama umbringen). Noch dazu, wenn so ein Vorfall ist, kommt bei mir alles wieder hoch, was in den letzten Jahren war (die Beschimpfungen usw...).
Warum tut er nichts?? Er zerstört unsere ganze Familie und merkt es nicht einmal!!
Meine Mama hat ihm jetzt ein Ultimatum gestellt - beim nächsten Rausch nimmt sie ihre Sachen und geht!!
Warum sieht er nicht ein, dass er Hilfe braucht - wir würden ihn ja auch unterstützen!!

Jetzt tut er wieder so als ob nie was gewesen wäre - ich versteh es nicht!! Noch dazu hat er für mich wahnsinnige Minderwertigkeitskomplexe - ständig stellt er fest, dass er ja ausgeschlossen wird von der Familie und nie etwas mitgeteilt bekommt und dass ja niemand einen Respekt hat vor ihm!!
Mir tut es leid, aber nach allem was passiert ist, kann ich ihm derzeit keinen Respekt entgegenbringen!!

Kann mir jemand helfen??

lg

sporadischer Gast 25 wien W, 22

Hi Schlaumi2881,

Leider kann ich dir deine Frage nach dem Warum nicht beantworten, wahrscheinlich weiß er das nicht mal selbst so genau.

Es stimmt dass deinem Vater eine Therapie ganz gut tun würde, hat ihm das schon mal wer gesagt? dass es die möglichkeit einer therapie gibt?

Ich kann dir nur raten, dass du versuchst dich irgendwie von ihnen abzukapseln, denn es macht dir ja wirklich schwer zu schaffen.

Es klingt hart, aber deine Mutter ist eine erwachsene Frau, sie muss selbst entscheiden was für sie gut ist, es ist nicht deine Aufgabe sie zu "schützen".
Primär ist es wichtig dass du in eine bessere Umgebung kommst...

Ich wünsch dir alles alles alles gute, hoffentlich wird alles gut werden!

Helferlein 32 Niederösterreich W, 22

Hallo!

Danke für deine Antwort!!
Ja, du hast recht - wahrscheinlich weiß er selber gar nicht warum er das tut!!

Als er sich bei mir und meinen Bruder entschuldigt hat für das Vorgefallene hab ich ihm gesagt, dass seine ständigen Entschuldigungen niemanden mehr interessieren und dass er endlich eine Therapie machen soll. Aber er ist der Meinung, dass er das alleine schafft!!

Wie gesagt, ich habe neben meinen Eltern ober der Garage eine Wohnung. Es wäre sicher leichter, wenn ich wegziehen würde, aber ehrlich gesagt will ich das nicht 1. wegen meiner Mutter und 2. wegen meinen Bruder!! Ich will sie einfach nicht in Stich lassen! Das Ganze ist so schon nicht einfach, da will ich nicht auch noch abhauen!! Eigentlich will ich ja nur, dass es so wird wie es früher einmal war (aber warum versteht das mein Papa nicht)??
Und vorallem möchte ich nicht, dass mein Papa glaubt, weil jetzt ein paar Tage vergangen sind ist das Thema erledigt!!

lg

Helferlein 44 Hauptstadt W, 25

hallo liebe schlaumi,

ich kann mich nikiki nur anschliessen: deinem vater würde eine therapie bestimmt gut tun. aber so wie ich das rausgelesen habe scheinst du es ihm ja schonmal gesagt zu haben?

ich grüble gerade über das 'warum', das er wahrscheinlich selbst nicht richtig beantworten kann. du schreibst treffend: er mekt es nichtmal.
ich kenne es von mir, oft ist der schmerz/die verzweiflung so groß dass meine mitmenschen auch gegen eine weiße wand reden könnten statt mir zu sagen dass ich hilfe brauch.
sehr schlimm wird es dann, wenn beziehungen (ja, gar familien) darunter leiden oder in die brüche gehen.
ich spekuliere jetzt mal: wahrscheinlich hat der verlust seines vaters deinem dad unglaublich weh getan (auch wenn er vielleicht nicht offen darüber gesprochen hat?), so sehr dass er es nicht verarbeiten kann. wie war denn das verhältnis zwischen den beiden?
wenn meine mutter jetzt steben würde, dann würde ich wahrscheinlich auch in ein so tiefes loch fallen dass es ich es alleine nicht mehr rausschaffen würde. ich würde eingehen wie ne primel.
bei mir denken auch die wenigsten dass ich auskreisen kann wie sonstwas. oder sie verstehen nicht warum es mir schlecht geht etc. weil ich doch so ganz anders 'wirke'. wenn mir die menschen dann vorwürfe machen oder ultimaten stellen dann wird es noch schlimmer. ich fühle mich von allen verlassen, unverstanden... es hat doch sowieso keinen sinn mehr wenn ich den rest jetzt auch noch verliere. lasst mich alle in ruhe mit meinem schmerz etc.

ich kann so gut verstehen dass ihr angst habt, verwirrt sein und die welt nicht mehr versteht. was du von den hintergrundgeschichten berichtet hast klingt alles andere als harmonisch. erst den vater/opa/schwiegervater/eheman zu verlieren und dann noch des diebstahls bezichtigt zu werden ist im trauerprozess ein tiefer stich.

du schreibst selbst, dass dein dad sich nicht gegen deine tanten wehren konnte, ihm waren praktisch die hände gebunden. ungerechtigtkeit löst oft verzweiflung aus, die wiederum zu wut führt und so weiter. wie du von deinem vater schreibst sitzen die wunden tief. bei ihm und bei euch. vielleicht auch ein kommunikationsdefizit? möglicherweise schreit dein vater ja verzweifelt um hilfe, benutzt aber eine 'sprache' die bei euch nicht ankommt und umgekehrt?

ich möchte aber nochmal den schlenker zur therapie machen. ich hab in meiner th. das SET-prinzip gelernt (hatte auch kommunikationsprobleme). sagt dir das was? Wink

leider ist es aber auch so, dass man niemanden zwingen kann hilfe anzunehmen. vor allem dann nicht, wenn er noch nicht bereit dazu ist.
abkapseln ist schon ein gutes stichwort. ich würde es aber lieber 'abgrenzen' nennen, ohne den kontakt zu deinem vater abzubrechen.

so, das waren jetzt meine hypothesen und spekulationen. korrigier mich bitte wenn ich irgendwo mist geschrieben habe zwinkernd..

alles alles alles gute für dich und deine familie!
star

Helferlein 44 Hauptstadt W, 25

einen hab ich noch:
ich muss dir leider sagen dass es niemals wieder so werden wird wie früher. schon allein deswegen nicht weil man das vergangene nicht mehr ändern kann.
ihr könnt jetzt einen schnitt machen und neu anfangen, aber ob es wie früher wird? nein, ich denke nicht. ihr habt alle eure wunden davongetragen und selbst wenn die heilen werden narben zurückbleiben. alle beiteiligten müssen lernen wieder vertrauen und respekt zu entwickeln.

ich finds aber gut dass du deine mom und deinen bruder jetzt nicht im stich lassen möchtest. ihr müsst jetzt zusammenhalten, als familie.

vielleicht würde es deinem dad helfen wenn wir gemeinsam eine familien-therapie beginnt? wenn er vertrauen in die situation gefasst hat, kann er sich ja einen 'eigenen' therapeuten suchen, einen der auf sein problem spezialisiert ist. würdet ihr z.b. eine gemeinsame thera anfangen, müsste er sich diesem vorschlag ja sowieso stellen. denn ich denke dass der thera ganz anders mit ihm reden kann, und wenn eine unbeteiligte person - noch dazu eine vom fach - ihre meinung dazu sagt hat das einen ganz anderen stellenwert.

nochmals alles gute für euch Very Happy

Helferlein 32 Niederösterreich W, 22

Hallo Stargazer,

nein, das SET-Prinzip sagt mir leider nichts!! Was ist das?? Question

Ja, ich denke, dass mein Vater große Probleme hat seit sein Vater (also mein Opa) verstorben ist!! Mein Opa war immer der Einzige auf den er gehört hat und der ihn bändigen konnte!! Vor meinen Opa hat er wahnsinnigen Respekt!! Mein Vater spricht aber auch nicht über die Dinge!! Auch wie meine Tante damals meine Mutter beschuldigt hat - ich fand das echt schlimm und ich rede auch mit meiner Tante nicht viel, ich hab ihr nichts mehr zu sagen. Und wenn meine Mutter und ich z.B. über das Thema Tante und die früheren Anschuldigen reden, dann sagt meine Papa immer nur, dass man nicht ständig dieses Thema durchkauen braucht, das ist ja unnötig über solche Dinge zu sprechen.

Ja, es gibt auch sicher wahnsinnige Kommunikationsprobleme - wenn man was sagt, dann versteht mein Papa das immer total falsch!! Er geht auf und schreit wegen Kleinigkeiten argue

(z.B. weil die Autos im Hof nicht so stehen, wie sie stehen sollen). Und dann fängt er wieder an, dass ihm ja niemand zuhört und er ja ausgeschlossen ist von der Familie usw....
Echt anstrengend!! kopf

Ehrlich, ich wäre sogar für eine Familientherapie - ich bin der Meinung, dass es die ganze Familie betrifft, denn immerhin sind mein Bruder und ich erwachsen und bekommen alles mit!! hmmm...

Ich weiß nur nicht, wie wir meinen Vater dazu bringen können, dass er eine Therapie macht - ihm kann es doch auch nicht gut gehen, aber tun will er auch nichts dagegen!!

Ja, es wird nie mehr so sein wie früher!! Es sind sicher einfach zu viele Narben da - vor allem ist es immer so, wenn man einander wieder Vertrauen aufbaut und man denkt "wow, jetzt passt alles", dann kommt wieder ein Knall und es fängt wieder von vorne an - die ganzen Narben werden wieder aufgerissen!! sad2

Und ehrlich, ich verstehe meine Mutter! Warum soll sie ihr zu Hause und alles aufgeben!! Ich muss dazu sagen, dass meine Mutter auch sehr religiös ist und sie sagt, dass sie meinen Vater ja aus Liebe bussi

geheiratet hat und er ja nüchtern echt ein lieber Kerl ist!!

Mein Vater bräuchte nur etwas ändern und dann könnte man wieder von vorne beginnen und die Familie würde nicht zerstört werden!!

Ja, ich will meine Mutter und meinen Bruder auch nicht im Stich lassen!! Mit meinen Vater rede ich derzeit nur das Nötigste!! Er soll nicht glauben, dass das nach ein paar Tagen wieder vergessen ist!!

lg

Helferlein 44 Hauptstadt W, 25

hallo nochmal Very Happy

ich gehe jetzt mal nur schnell auf SET ein weil mir die zeit fehlt.

also:
S = support (unterstützung [ohne vorwürfe oder destruktive kritik]) interesse bekunden z.b. nach dem aktuellen befinden fragen oder 'was liegt dir auf der seele?' 'möchtest du reden?'
E = emotion (gefühle des anderen anerkennen und eigene gefühle äussern [ebenfalls ohne vorwürfe oder destruktive kritik]) z.b. ich fühle mich verstossen, verletzt, zurückgewiesen, verstört... wie fühlst du dich?
T = truth (die fakten wie z.b. wir können dein leben nicht leben, dafür bist du selbst verantwortlich. wir können dich nur unterstützen wenn du uns sagst wie [schlenker zu S])

das jetzt nur mal so als beispiel. aus erfahrung kann ich jedoch sagen dass ich mich (als mensch und borderliner) nur umso mehr in mein destruktives und selbstzerstörerisches muster/verhalten/wasauchimmer zurückziehe wenn nur T ohne S und E angewandt wird.

ich hab in festgefahrenen gesprächen oft mal kurz ne pause erbeten und dann mit SET weitergemacht. statistisch gesehen war meine erfolgsquote damit echt hoch zwinkernd..

(vielleicht kann unser admin nochwas dazu sagen?)

herzliche grüsse
star

edit: hast du deinen dad eigentlich mal gefragt was ihr tun könnt damit es ihm besser geht?

Helferlein 87 Deutschland / BB W, 41

Hallo,
bin zwar schon "ewig" Very Happy

in Therapie, mag meinen Therapeuten sehr gerne und erwarte die Stunden sehnsüchtig, komme aber immer wieder ins Schleudern mit unserer Familiensituation.
Habe das mit "SET" eben gelesen und finde das ganz gut. Ich versuche meinen Vater, der Alkoholprobleme schon immer hatte, ernst zu nehmen, ihn zu fragen, wie es ihm geht, sage ihm auch, wie es mir geht (zumindest meistens). Wenn ein Konflikt schwelt, spreche ich ihn mittlerweile sehr offen, sehr sachlich und so ruhig wie möglich an.
Heute ging es beim Mittagessen (ich besuchte meine Eltern) wieder so aus, wie immer ("Schwätzt ihr nur", "Ich kann ja doch nichts- das hat man mir immer gesagt." Damit zielt er auf meine Mutter ab, die alles für ihn macht, ihn auch manchmal vor anderen entwertet, was mir weht tut, er aber auch sie oft herabsetzt, jedes Essen kommentiert, zu Hause kaum etwas macht.)

Die Therapie hilft mir, "souveräner" mit der Familiensituation umzugehen. Mein Vater wirkt in einer meiner Gruppen mit, wo man weiß, dass er Alk - Probleme hat, ihn aber auch wegen seiner sozialen Ader, seinem Können etc. schätzt, was ich in Ordnung finde.
Dennoch leide ich immer noch unter der Situation. Mein Vater sagt, dass er nur "wegen mir" in meiner Gruppe mitwirkt. Das finde ich nicht gut, da dies für mich wechselseitig abhängig wirkt. Sagte ihm, dass er doch das nur tun solle, wenn es ihm innerlich Freude macht. Eine weitere Mitwirkende kommentierte seine Aussage mit "schade". Ich glaube mein Vater hat nie gelernt, etwas "nur für sich" zu machen, außer das Bestimmen in seinem Beruf, Leute für seine Zwecke einzusetzen und für den Konsum von Alk.
Ist es empfehlenswert, ihm immer noch zu einer Beratung bzw. Therapie zu raten, ihn darin zu unterstützen, Ziele für sich zu suchen? (Er guckt nur noch TV, macht das Notwendigste im Dorf und ist "erst" 66 und eigentlich "fit". Er war früher gut und beliebt (hat auch immer mitgefeiert...) in einer führenden Stellung.)
Oder soll ich die Verantwortung ganz abgeben und ihm mitteilen, dass es sein Leben ist.
Finde das verdammt schwer und mir tut das immer noch verdammt weh.
Und wenn ich wohl ehrlich bin, hat's mir mein ganzes Leben lang weh getan. Scheiß Trauer, halte das in Therapiestunden kaum aus.
Habe "alles" über Alk und Familien gelesen, dennoch ein "Mysterium".
Wer weiß weitergehenden Rat?
Liebe Grüße,
Anne

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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