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Fernandel
neu an Bord!
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Berlin M, 34
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Tue, 22.Aug.06, 19:14 Welcher Therapeut und welche Therapiemethode? |
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Zurzeit bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Psychotherapeuten, hab es mir diesmal fest vorgenommen, es durchzuziehen und nicht gleich wieder abzubrechen, weil es mir zu gut oder zu schlecht gehen sollte.
Das erste Problem ist schon der erste Eindruck über den Menschen.
Klar, dass eine unangenehmes Gefühl bis hin zur Abneigung keine Grundlage sein können. Ich glaube aber auch, dass eine gewisse Strenge, Distanz und Autorität mehr bewegen könnten(?) Jemand, der nicht alles, was ich sage, kritiklos hinnimmt, der Einspruch erhebt, schonungslos meine Fehler beim Namen nennt usw. Das ist sicher nicht nur nett, aber bringt doch mehr, oder? Früher waren die strengsten Lehrer oft die besten.
Ist derjenige (oder diejenige) für mich am besten, der schnell mein Problem erkennt und sein Rezept unterbreitet oder derjenige, der eher zurückhaltend ist, zuhört und mit seiner Diagnose vorsichtig ist?
Dann finde ich es schwierig zu entscheiden, welche Methode dir Richtige ist.
Ich sehe in jeder einen Sinn.
1.In der Gruppe könnte ich meine Ängste abbauen, müsste meine Probleme formulieren, würde sie besser erkennen und verarbeiten können, würde mein Misstrauen abbauen und das Gefühl, mit meinem Problem alleine dazustehen.
2.Verhaltens-: Würde an konkreten Aufgaben arbeiten, würde erfahren, wie mein Lebenswandel meine Probleme entstehen lässt.
3. Analyse: Was ist in meiner Kindheit, Schulzeit usw. falsch gelaufen.
(Elternhaus?) Sind meine Probleme darauf zurückzuführen?
Das wären so meine groben Vorstellungen, aber ich kann mir schwer ein Urteil bilden, was nun am besten für mich ist.
Ein Physiotherapeut kann mir die Wirbelsäule erklären, wie sie funktioniert, welche Bewegungen belastend wirken, welche entspannend und wie ich bestimmte Muskeln aufbauen kann, um sie zu schützen.
Es ist eine relativ klare Sache.
Diese Klarheit hätte ich gerne auch für die Psychotherapie.
Wie funktioniert sie?
Wie kann ich mir vorstellen, dass mich eines Tages keine Depressionen mehr überfallen, ich beständig am Leben teilnehmen kann und auch im Winter etwas leisten kann? Ich würde gern glauben, dass es möglich ist.
Viele Grüsse
andy
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Anne1997
Helferlein
87
Deutschland / BB W, 41
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Tue, 22.Aug.06, 21:04 Re: Welcher Therapeut und welche Therapiemethode? |
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Hallo Fernandel,
deine Frage ist schwer zu beantworten. Kann Dir nur meine Erfahrungen schildern:
habe mich nicht über die Therapiemethode informiert, sondern bin auf einen Tipp hin zu einem Therapeuten gegangen, einem Theologen.
VT ist eine gute und wirksame (Kurzeit) Therapieform. Sie arbeitet nicht nur an konkreten Aufgaben, sondern hat sich weiter entwickelt (zum Glück!) u. bezieht Gefühls- & Körperarbeit mehr mit ein.
TP ist i.d.R. der bessere Ansatz zum Nachspüren in Kindheit, Familie, Aufdecken von "Mustern".
Mein Therapeut ist Gestalttherapeut - ein eher systemischer Ansatz, der die Umwelt miteinbezieht, vieles von der TP "drin" hat, eher eine direktivere Methode ist; der Therapeut greift also ein (i.d.R. behutsam). Wichtig ist die Haltung des Therapeuten - trifft aber für alle Richtungen zu.
Nachteil: zahle selbst, bereue es nicht, obwohl's weh tut & ich wirklich sparen muss.
Bekomme Handlungshinweise (eher VT-mäßig), die ich z.T. in Rollenspielen durchspiele, hin und wieder auch Hausaufgaben (die ich mir momentan von alleine stelle), aber es geht vor allem um mich im "Hier und Jetzt", so wie es grad ist. Erzähle halt drauf los, meistens bin ich sehr gut vorbereitet, oft ohne zu wissen, was ich eigentlich will. Interventionen des Therapeuten führen weiter, oder wir schweigen mal und ich achte auf m. Körper.
Schonungsloses Ansprechen der Fehler / Krititk vom Therapeuten / Strenge? Man kritisiert sich selbst oft so vehement, dass dazu selten Notwendigkeit besteht. Interventionen regen oft viel mehr an und wirken lange (!) nach!!!
Bin in einer Gestalt - Gruppe, von Psychologen (mit VT- und TP-Ausbildung!, arbeiten aber v.a. als Gestalttherapeuten) geleitet. Diese Gruppe tut sehr, sehr gut! Man wächst zusammen, akzeptiert mehr, wird toleranter, abwartender und ich - für mich - ruhiger und "demütiger".
In der Gruppen sind alle meine Reaktionen (von total neben mir stehen bis fertig sein, große Ängste aushalten) viel stärker als in der Einzeltherapie. Auf jeden Fall: ich baue Misstrauen vor Menschen ab, die es wirklich gut mit mir meinen, ich "muss" formulieren bzw. mich irgendwie artikulieren, dh. du tust es sowieso irgendwie auch durch Nichtstun (ich konnte manchmal auf gar nichts oder eher aggressiv darauf reagieren, weil ich verzweifelte). Ich lerne mich mehr abzugrenzen. Bin dankbar für die Gruppe - aber es ist auch harte innere Arbeit.
Das Wort "Diagnose" ist schwierig. Diagnosen müssen sein für die Krankenkasse, für Verlängerungen, aber nahezu jeder Therapeut ist sich bewusst, dass Diagnosen nur "relativ" sind, denn da sitzt ein kompletter, einzigartiger Mensch vor einem, der sich seltenst in eine Diagnose pressen lässt. Diagnosen können stigmatisieren, ganze berufliche Pläne scheitern lassen. Eine der führenden Traumatherapeutinnen, Michala Huber, schrieb dazu, dass sich viele Ärzte & Psychologen darüber nicht im Klaren sind und deshalb jede Diagnose äußerste Vorsicht verlangt. (...)
Bei meinem Therapeuten sind v.a. Männer die "Klienten", ich bin eine der wenigen Frauen. Hatte erst Angst vor ganz intimen Problemen, bin da auch noch nicht durch. Aber es macht mir eigentlich nichts mehr aus (bzw. ich spreche evtl. Probleme an), dass es ein Mann ist. Ich hatte sehr sehr viel Glück!
Falls Dich Deine Kindheit interessiert, liegen die TP bzw. systemische Ansätze (systemische Therapie: selbst zahlen) nahe. Jeder ernsthafte Therapeut jeder Richtung kann aber darauf eingehen.
Ich würde die probatorischen Sitzungen benutzen, um das herauszufinden.
Mir hilft die Psychotherapie sehr (trotz aller Auf u. Abs, die bei mir noch extrem sind).
Mein Leben wird reicher, tiefer (auch wenn's manchmal nicht so aussieht).
Wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg!
Gruß, Anne
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