Angst Vor Beurteilung

sporadischer Gast 18 Österreich W, 29

Hallo an alle,

ich war vor einiger Zeit wegen einer Überlastungsdepression zu Hause.

Seitdem geht es mir zum Teil besser (ich bin auch in Therapie), aber es ist immer wieder die Angst da davor da, Fehler zu machen oder es anderen nicht recht zu machen. Es geht dabei immer konkret um Situationen, in denen ich im Zusammenhang mit meiner Arbeit beurteilt werde.

Das letzte Mal hat es mich total aus der Fassung gebracht, als ich glaubte, jemand hat mich im Zusammenhang mit meiner Arbeit als faul bezeichnet.

Heute habe ich wieder deshalb ins Heulen reingesteigert, weil eine Agentur meine Arbeit schlecht gemacht hatte - und ich weiss nicht, ob man die Arbeit nicht wirklich hätte besser machen können.

Ständig habe ich Angst, Termine nicht einhalten zu können, total unfähig zu sein. Wenn mich jemand lobt, zweifle ich seine/ihre Urteilsfähigkeit an - wenn mich jemand kritisiert, nehme ich es ernst.

Ich habe das Gefühl, das mein gutes Ansehen nur als äußere Fassade existiert und das irgendwann alle meine Unfähigkeit bemerken könnten.

Kommt man da jemals wieder ganz raus? Weiss man irgendwann, ob man etwas gut oder schlecht macht? Hat jemand damit Erfahrung?

Liebe Grüße,
dietraurigekatze

Hallo,

Habe eben dein Pseudo im Anzeigenbereich gesehen - und sofort stand mir die Geschichte mit der hinteren nichtgeputzten Autotür vor Augen.

Und....was lese ich in dem Beitrag.....dasselbe, bloß aktualisiert.

Also damals, als du das schriebst, hatte ich noch sagen wollen, daß deine Leute damals wahrscheinlich so negativ reagierten, weil irgendetwas anderes damit im Zusammenhang stand.
Entweder war diese Tür mal durch einen Unfall beschädigt worden, oder eine unbeliebte Person pflegte sie zu benutzen, oder, oder.

Um diese Tür herum war also so etwas wie ein Kraftfeld, was dich gehindert hat, sie anzugehen.
Wie das zustande kommt, weiß ich leider auch nicht, aber es kann ja etwas sein, was auf die Sinne wirkt - eine Farbe, ein Duft, ein Zeichen.

(Wenn du dich erinnerst - in meiner Geschichte war es eine ausgebesserte Stelle auf dem Fußboden in der Küche).

Du bist wahrscheinlich jemand, der solche Dinge unbewußt sofort wahrnimmt und nichts einfach mechanisch erledigt. Wenn du es verstehst, diese Dinge richtig zu interpretieren, wirst du dich eines Tages über diese Probleme erheben können, so scheint es mir.

LGMejte

sporadischer Gast 18 Österreich W, 29

Hallo Metje,

ja, stimmt -ich war die mit der ungeputzen Autotür. Ich kann mich an Deine Geschichte auch noch sehr gut erinnern.

Das "Kraftfeld": ja, das habe ich mir auch schon oft gedacht - Fehler sind, denke ich, oft nicht ganz zufällig. Es wäre nur schön, wenn man diese "Zeichen" erkennen und richtig deuten könnte ...

Jetzt geht's mir eh schon ein kleines bisschen besser - das Ganze hat sich wahrscheinlich soweit aufgeschaukelt, weil ich heute schlimme Kopfschmerzen hatte und zu Hause geblieben bin. Es ging mir also so schon nicht gut und ich hatte noch dazu ein schlechtes Gewissen, weil ich zu Hause geblieben war - und dann kam das mit der Agentur auch noch dazu.

Es geht eine Website, die umgebaut werden sollte. Ich hab' diese mit dem bestehenden Design auf die "neue" Formatierungsart umgerüstet.
Die Agentur, die der Seite jetzt ein neues Design verpassen soll, bezeichnet meine Ausführung als fehlerhaft. Der Kunde möchte sich jetzt bei einem gemeinsamen Termin im Klaren werden, ob die Agentur (sehr viel) Geld für einen technischen Umbau rausschlagen will.

Fehlerhaft ist das Ganze sicher nicht (ich habe die Seiten überprüfen und abnehmen lassen). Wenn sich noch etwas strukturell ändern sollte, muss sicherlich noch etwas dazugemacht werden, aber das weiss ich ja im Vorhinein auch nicht.

Ich weiss also, dass ich grundsätzlich keine fehlerhafte, furchtbar schlechte Arbeit geliefert habe. Ich habe aber Angst, dass die Agentur doch Sachen findet, die man hätte besser machen können - und diese dann als Fehler ausgibt. Außerdem kann man die Dinge ja auch in diesem Bereich auf verschiedene Weisen angehen - und dann einen als "den besten" propagieren, obwohl es nicht stimmt. Ich glaube, ich habe von denen auch schon einmal ein Mail weitergeleitet bekommen, in dem sehr haarsträubende Punkte zu finden sind. Deshalb befürchte ich ja, dass die mit unfairen Mitteln kämpfen könnten.

Ich bin auch nicht so gut darin, etwas "auswendig" zu verteidigen - oftmals hat's mehrere Gründe gegeben, warum ich etwas so und nicht anders gemacht habe. Die fallen mir dann auch oft nicht so schnell ein - ich bin auch sozialphobisch und dadurch im Gepräch ohnehin schon geistig etwas blockiert. Und durch meine Sozialphobie bin ich nicht unbedingt sehr dazu geeignet, mitmenschlichem Druck standzuhalten. An manchen Tagen gelingt's mir zwar, aber oft dann auch nicht. Kann man das lernen?

Liebe Grüße, dietraurigekatze

dietraurigekatze,

Gleich die ersten Zeilen deines Beitrages haben mich total angesprochen. Ich bin richtig hineingeglitten und habe alles erfaßt, obwohl ich bei deiner eigentlichen Tätigkeit nicht mitreden kann.

Die Kopfschmerzen sehe ich so, daß das Unterbewußtsein unbedingt eine Botschaft vermitteln will, aber nicht richtig durchkommt.
Und weil ihm eben nicht die vollen Ausdrucksmöglichkeiten zugestanden werden, greift es in letzter Not eben auch zu Fehlern.....weil man diese immerhin wahrnimmt. Ich selbst sehe sie schon lange nicht mehr als Widersacher an.

So habe ich in meinem Text jetzt beim nochmaligen Lesen zwei Wiederholungen bemerkt - damals, damals und diese Dinge, solche Dinge. d.h. da ist irgendwas...

Und nachdem ich sie festgestellt habe, habe ich auch einen Fehler, über den ich bei dir hinweggelesen hatte, als bedeutend oder gar schlüsselhaft
empfunden.
Es geht um die kleine Präposition -um-.

Wenn ich jetzt eine Auseinandersetzung vor mir hätte, würde ich mich an das -um- förmlich klammern, im Wörterbuch mir die Um-Wörter ansehen, mich mit ihrem Wesen vertraut machen. Wenn man das tut, kriegt man einen Riesenrespekt davor, was mit einem so kleinen Wörtchen alles ausgedrückt werden kann.

Ein bißchen eigenartig, was ich da vorbringe, aber zumindest hier kostet es ja nichts, den Eindrücken des Augenblicks unbedingt Folge zu leisten.

Ich wünsche dir, daß sich die Dinge zur Zufriedenheit aller gestalten und würde mich freuen, mehr von dir zu hören.

LGMejte

sporadischer Gast 18 Österreich W, 29

Hallo Mejte,

die Kopfschmerzen sind zu einem sehr großen Teil psychosomatisch, das weiss ich. Ich habe auch Rückenschmerzen - je mehr ich mich belaste, umso schlimmer wird es.

Die Fehler - ja, die sehe ich leider sehr stark als Widersacher an. Meine Therapeutin meint, dass ich sie viel zu hoch bewerte. Auch wenn etwas gar nicht in meinen Verantwortungsbereich fällt, denke ich mir: _ich_ hätte es ja wissen und darauf hinweisen können.

Ein Beispiel: ein früherer Chef hat mich einmal sehr streng zurechtgewiesen, weil ich nicht wusste, wo eine Unterlage war. Er meinte, er habe sie mir gegeben und ich hätte sie dann in die Ablage gelegt. In Wirklichkeit hat er sie gar nicht mir gegeben, sondern meiner Kollegin - ich konnte es also gar nicht wissen. Zuerst habe ich mich dafür verflucht, das ich nicht wusste wo ich die Unterlage hingelegt hatte (ich habe dem Chef geglaubt, das er sie mir gegeben hat). Danach habe ich mich dafür schuldig gefühlt, dass ich nicht wusste, das er sie gar nicht mir gegeben hatte.

Was mir noch in Sachen Fehler noch auffällt: wenn ich stark unter Streß bin oder es mir psychisch nicht gut geht, mache ich ganz dumme Sachen: etwa das Salz in den Kühlschrank stellen, mit Hausschuhen außer Haus gehen wollen ...

Ich mache mir ständig Sorgen, dass ich nicht gut genug bin - obwohl ich oft gelobt werde. Ich habe sehr gute Arbeitszeugnisse, meine Firma wollte mich trotz meines Zusammenbruchs unbedingt behalten, meine Kunden sind sonst alle sehr zufrieden mit mir.

Aber wenn eine einzige Kritik kommt, wirft mich das völlig aus der Bahn. Und das momentan so stark, dass es mir wirklich sehr schlecht dabei geht. Meine Therapeutin meint, dass da wohl die Vergangenheit eine sehr starke Rolle spielt.

Liebe Grüße, dietraurigekatze

Hallo,

Die Sache mit dem früheren Chef illustriert wahrscheinlich die jetzige Situation.
Ich könnte mir vorstellen, daß er die feste Absicht gehabt hatte, dir die Unterlagen zu überreichen, die Kollegin sich jedoch ganz bewußt und sicher nicht das erste Mal vorgedrängt, die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und damit einen Teil deiner Kompetenz an sich gerissen hat und sie auch nicht hergeben wollte.
Durch diese Absicht kann das Quiproquo entstanden sein.

Die aktuelle Lage hat gewisse Aehnlichkeiten damit. Die gesamte Zeit mit diesem Chef und der Kollegin sagt gewiß etwas aus über die Art, wie es auch diesmal ablaufen könnte.
Ungünstig ist es dabei allemal an "Fehlern" zu kleben - das Problem ist die Substitution.

Mejte

dietraurigekatze,

Im vorangegangenen Beitrag scheute ich mich vor dieser Anrede. Es schien mir, als würde gleich alles von dem -traurig - überschattet.

Eine Möglichkeit wäre also gewesen, nur - die.......- zu schreiben und da habe ich, nachdem ich mir auch einige andere Beiträge von dir angeschaut habe, gemerkt, daß darin auch des Pudels Kern steckt.

Wenn die anderen dich kritisieren oder über dich reden, dann heißt es ja auch immer - die, die, die....

Ich habe angefangen, mir über die Aussagekraft eines Pseudo in dem Thread -Pseudo und Psyche- (Plauderecke) Gedanken zu machen. Wenn du Lust hast und so freundlich sein möchtest, stelle deine Antwort dort ein.

LGMejte

Hallo -dietraurigekatze-,

Verschiedene Sachen, die du geschrieben hast, haben den Eindruck von etwas ganz Hartem hervorgerufen, das tagelang als richtiges Etwas dastand. Sagen lassen sich dazu nur ganz schwer die richtigen Worte.

Ich komme daher auf einiges nochmal zurück und versuche ein paar Ergänzungen anzubringen.

Das Auto, oder ein Auto mit vier Türen wird in einer Hopi-Prophezeihung als das zweite Zeichen vorausgesehen - und zwar: "Unsere Länder werden das Kommen drehender Räder, gefüllt mit Stimmen, sehen. (Wagen)

Erwartet wurde ebenfalls das Kommen des weißen Bruders. Die Erde sollte dann zum Paradies werden oder zur Vernichtung der Hopis führen.
Das Kreuz selbst war ihnen geläufig. Die vier Himmelsrichtungen standen für Wasser (der Süden), Erde (der Westen), Luft (der Osten) und Feuer (der Norden). Mit dem Feuer sollen auch die zahlreichen Erfindungen zusammenhängen, die von dort kommen - u.a. auch die Feuerwaffen.

Als nun die Christen kamen, brachten sie zwar das Kreuz, aber es fehlte der Kreis - der Große Geist, der Manitou. Man wußte nun, daß die weißen Brüder geirrt - gefehlt - hatten.

Aus diesen Vorgaben würde ich ableiten, daß du wieder und immer wieder um deine Sachen herumgehen könntest, um eventuelle Fehler aufzuspüren oder gar von vornherein abzuwehren....
Jeden Tag kann man wieder anfangen richtigzugehen.

Das Gebäude der Uno soll übrigens auch nach dem o.g. Prinzip der Himmelsrichtungen gebaut worden sein. Nach den Hopis könnte damit die Erde im Gleichgewicht gehalten werden und nicht taumeln.
Leider fanden die Roten Männer, also der eigentliche Westen, keinen Zugang.

Daran hatte mich die ungeputzte Autotür denken lassen.
Scheint ein bißchen weit hergeholt, aber wie gesagt, die Art, wie sich die Dinge bei dir manifestieren, läßt vermuten, daß da auch irgendwelche universellen Muster mithineinspielen.

So, jetzt gibt es erst mal wieder einen Anhaltspunkt.
In dem Sinne LGMejte

Hallo -dietraurige Katze-

Nachdem ich nun lange genug an dem, was mit der Zurechtweisung deines früheren Chefs zusammenhängt, gerüttelt und geschüttelt habe, vermute ich, daß solche verrammelten und verriegelten Sachen im Extremfall bei dem einen oder anderen Beteiligten sogar zu einem Herzinfarkt führen können.

Wenn die Kollegin sich also wirklich mit Berechnung vorgedrängt hat, so wird der Chef dem rein mechanisch nachgekommen sein und die Szene quasi nicht registriert haben, sie dagegen wird es als Pluspunkt für sich gewertet und ihrem Aufgabenbereich "zugerechnet" haben.

Für dich waren die Unterlagen dadurch "wie aus der Welt geschafft".

Als der Chef sie nun wieder benötigte, hat er das geistig nur bis zu dem Impuls, sie zu übergeben, zurückverfolgen können und sich seiner ursprünglichen Absicht zufolge an dich gewandt.....

Nun kommt dein großes Verantwortungsbewußtsein hinzu, welches dich von daher auf die Stufe und die Seite einer Führungspersönlichkeit stellt. Du steigst also von der zu Unrecht getadelten Untergebenen auf zu einer Vorgesetztensicht und verurteilst dich selbst noch einmal.

Als die Unterlagen gefunden wurden, hat sich der Chef wahrscheinlich entschuldigt. Die Sache hätte also nun wieder "aus der Welt geschafft" sein können.

Bestehen blieb aber der "zweite" Chef, der, der deine strengen Unfehlbarkeitsansprüche und das absolute Zurechtweisungsrecht des Vorgesetzten in sich vereint und der, da er davon nicht entsprechend informiert wird, sich nicht entschuldigt und die Sache nicht aus dem "Sündenregister" streicht.
Und so existiert er praktisch weiter und macht sich in kritischen Situationen immer wieder durch Angst bemerkbar.

Ich könnte mir vorstellen, daß ein solches Schema bei einer Gerichtsverhandlung tatsächlich zu einer irrtümlichen Verurteilung führen kann.

Es würde mich freuen, etwas vom Fortgang des aktuellen Konflikts zu hören. Paß gut auf dich auf!

LGMejte

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