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Hiob
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Post Sun, 20.Aug.06, 18:06      Un-Gerechtigkeit Reply with quoteBack to top

Liebes Forum.

Ist der Zorn über Ungerechtigkeit eigentlich der Zorn auf den Erwachsenen, der uns damals etwas versprach, was die Welt nicht hielt, als wir dann den Bedingungen entsprachen? Gilt der Zorn damit garnicht dem Bevorteilten, sondern dem versprechenden Erwachsenen (der Vergangenheit)? Kreiert der Erwachsene indem er dem Kind Bedingungen vorgibt, die zu mehr Lust und weniger Schmerz führen sollen, nicht erst all den Ärger mit Enttäuschung und Zorn über Ungerechtigkeit in der Welt? Wenn das möglich ist, weiß ich nicht genau, ob die Menschen sich der Tragweite dieses Zusammenhangs überhaupt bewusst währen. Vielleicht schreibt ihr mir mal eure Meinung dazu. Bin gerade etwas durcheinander, mit meinen Gedanken. Rolling Eyes

(Löst Ungerechtigkeit dann nicht nur den Zorn über die lügende Autoritätsperson aus, sondern legt der Erwachsene mit diesen Vorgaben zu einem bedingten Sein nicht bereits den Grundstein für unendliche Enttäuschung auch Enttäuschung durch den „Sturz des Gottes“ (Mama/Papa)? Den Grundstein für das immer wiederkehrende Wiederaufflammen des Gefühls von Verlassensein.)

Liebe Grüße
Hiob
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absurde idee
Helferlein
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Post Tue, 22.Aug.06, 21:52      Re: Un-Gerechtigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Hiob,

ich bin gerade richtiggehend über Deinen Beitrag gestolpert. Hatte kurz drübergelesen und wollte gerade auf "zurück", weil ich dachte, dass ich gerade nicht die Konzentration habe, den Text zu verstehen.
Dann ist mir aber aufgefallen, dass ich dem, was Du geschrieben hast total intuitiv zugestimmt habe - ohne es konkret wirklich zu verstehen oO Da wollte ich dann doch mal nachfragen grinsend

Geht es Dir um diese Schutzzone, die um Kinder errichtet wird? Um das Bestreben der Eltern, alles Schlechte fernzuhalten? Und darum, dass man als Kind eines Tages erkennt, dass die Eltern auch (als furchtbar empfundene) Schwächen haben?

Was meinst Du mit der Tragweite?

Quote:
ob die Menschen sich der Tragweite dieses Zusammenhangs überhaupt bewusst währen.


Ich glaube, so ein Gefühl der Ent-Täuschung zu kennen... und ich glaube auch, dass das eine Verletzung bei mir ausgelöst hat. Und eine große Angst davor, allein zu sein - im Sinne von "auf mich gestellt" ... ich kann das gerade nicht so richtig formulieren.

Könntest Du das mit der Ungerechtigkeit konkretisieren? Geht es um die Annahme, dass wir Ungerechtigkeit nicht aufgrund unseres "Mitfühlens" als negativ wahrnehmen, sondern weil wir uns betrogen fühlen? Um die "heile Welt" die uns irgendwann gezeigt und in dem Sinne ja auch versprochen wurde?

Ich würde mich freuen, wenn Du mir Deinen Gedankengang nochmal erklärst grinsend

liebe Grüße, absurde.idee
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Der Suchende
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Post Thu, 24.Aug.06, 15:59      Re: Un-Gerechtigkeit Reply with quoteBack to top

Hallo Hiob!

Quote:
Kreiert der Erwachsene indem er dem Kind Bedingungen vorgibt, die zu mehr Lust und weniger Schmerz führen sollen, nicht erst all den Ärger mit Enttäuschung und Zorn über Ungerechtigkeit in der Welt?


Ich finde das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse der Pädagogik: Erziehen bedeutet nicht nur Kindern Gerechtigkeit zu zeigen, sondern auch beizubringen mit Ungerechtigkeit umzugehen. Das heißt die kleinen Ungerechtigkeiten zwischen dem älteren und dem jüngeren Bruder o. ä. sind nichts was man vermeiden sollte (höchtens minimieren), denn gerade daran kann ein Kind wachsen. Alles andere würde ich als eine verwöhnende Erziehung bezeichnen... und die Regelhaftigkeit einer solchen Erziehung ist, dass sie anfangs für das Kind noch angenehm erscheint indem sie Befriedigung verschafft, doch auf lange Zeit hinweg nur Unzufriedenheit mit der Welt schürt.

Quote:
legt der Erwachsene mit diesen Vorgaben zu einem bedingten Sein nicht bereits den Grundstein für unendliche Enttäuschung auch Enttäuschung durch den „Sturz des Gottes“ (Mama/Papa)


Es hängt von der Betrachtungsweise ab, welche letztlich auch ein Produkt der selbst erfahrenen Erziehung ist. Ich drücke es mal in der von dir gewählten bildlichen Sprache aus:
Es hängt von der eigenen Sichtweise ab, ob es sich beim Erwachsen werden um "den Sturz des Gottes" oder den "eigenen Aufstieg zur Göttlichkeit" handelt. Im ersten Fall verlieren die Autoritätspersonen für mich ihren Status, im zweiten Fall werde ich selbst zu einer Autoritätsperson während ich mir staunend meiner Kompetenzen bewusst werde.

Gruß

Der Suchende
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heis phronesis
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Post Thu, 24.Aug.06, 16:13      Re: Un-Gerechtigkeit Reply with quoteBack to top

ich würde sagen: jeder, der sich in diese welt einlebt und aus bequemlichkeit keine grundlegenden veränderungen zu verantworten weiß, darf nicht die zustände, sondern kann nur sich selbst kritisieren.

_________________
Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
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Hiob
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Post Fri, 25.Aug.06, 5:45      Re: Un-Gerechtigkeit Reply with quoteBack to top

Quote:
von Der Suchende: Ich finde das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse der Pädagogik: Erziehen bedeutet nicht nur Kindern Gerechtigkeit zu zeigen, sondern auch beizubringen mit Ungerechtigkeit umzugehen. Das heißt die kleinen Ungerechtigkeiten zwischen dem älteren und dem jüngeren Bruder o. ä. sind nichts was man vermeiden sollte (höchtens minimieren), denn gerade daran kann ein Kind wachsen. Alles andere würde ich als eine verwöhnende Erziehung bezeichnen...


Hmmm. Nein, lieber Suchender. Ich meinte das ganz anders. Das Wort Pädagogik oder Erziehung in meine Überlegungen zu bringen, währe wie Öl ins Feuer zu gießen. Das Öl wird sich selbst als Löschmittel verstehn und immer mehr „darauf kippen“.

Quote:
von Der Suchende: Es hängt von der eigenen Sichtweise ab, ob es sich beim Erwachsen werden um "den Sturz des Gottes" oder den "eigenen Aufstieg zur Göttlichkeit" handelt.

*Kopf schüttel *

Quote:
von Der Suchende: Im ersten Fall verlieren die Autoritätspersonen für mich ihren Status, im zweiten Fall werde ich selbst zu einer Autoritätsperson während ich mir staunend meiner Kompetenzen bewusst werde.

von heis phronesis: ich würde sagen: jeder, der sich in diese welt einlebt und aus bequemlichkeit keine grundlegenden veränderungen zu verantworten weiß, darf nicht die zustände, sondern kann nur sich selbst kritisieren.


Nein, nein, bitte nicht sowas. So möchte ich mich nicht verstanden wissen. *grübel* Rolling Eyes


Irritierte Grüße
Hiob
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Der Suchende
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Post Fri, 25.Aug.06, 11:07      Re: Un-Gerechtigkeit Reply with quoteBack to top

Wie möchtest du dich denn verstanden wissen Hiob? Kannst du deine Überlegungen vielleicht näher erläutern?

Was meinst damit, dass Erziehung wie Öl als Löschmittel ist? Bzw. in welchem Zusammenhang ist das so?

Und von welcher Ungerechtigkeit redest du eigentlich? Ich meine klar gibt es Ungerechtigkeiten in dieser Welt, aber damit muss man eben zurechtkommen. Das kann man lernen.
Also von welchen Ungerechtigkeiten sprichst du, bei denen die Erziehung keinen positiven Beitrag zur Bewältigung leisten könnte?

Wäre schön wenn du das nochmal erklären könntest! Smile

Gruß

Der Suchende
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