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cornelia
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Post Thu, 26.Jun.03, 20:12      Alles rund um psychische "Abwehr" Reply with quoteBack to top

Hallo,

würd mich auch interessieren welche Abwehrmeschanismen reifer sind.

Mal meine Überlegungen dazu.
Wenn ich Erwachsen (Souverän, gutes Selbstwertgefühl, Grenzen gut abgesteckt, Ambivalenz akzeptiert, usw.) brauch ich die Abspalterei nicht mehr, weil mich diese Dinge ja von selbst vor Schmerz schützt.

Na ja vielleicht ein Ansatz. Embarassed

Hilfe!!!!!!!!!

LG
Cornelia

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Post Thu, 26.Jun.03, 20:12      Reply with quoteBack to top

Time wrote:
sie wird ersetzt durch reife abwehrmechanismen- bis hin zur verdrängung. die sind aber erst zu lernen und dann setzt man sie ANSTELLE der spaltung ein. spaltung ist sehr kindlich.


Hmm, hab' da wohl gerade 'ne falsche Vorstellung verloren. Denn eigentlich hatte ich "Abwehrmechanismen" generell als etwas negatives angesehen, und meinte doch glatt, dass "normale Menschen" sowas gar nicht brauchen, weil es im Idealfall nichts abzuwehren gibt. Wahrscheinlich eine naive Annahme meinerseits, denn...:

Time wrote:
jeder mensch braucht abwehrmechanismen.

...ist schon irgendwie einleuchtend. Frage mich nur gerade (so ähnlich wie Ludmilla), wie denn reife Abwehrmechanismen aussehen würden. Nur so interessenhalber.

Ludmilla wrote:
Wär ich ein Computer würde ich den Befehl geben "format g:" (g wie Gedächtnis oder auch Gehirn).

Ich würd mir schöne zufällige Gedanken machen, mit cat /dev/urandom /dev/brain oder sowas... Wink

Bye,
Nils
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Ludmilla
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Post Thu, 26.Jun.03, 20:25      Reply with quoteBack to top

Cornelia wrote:
Wenn ich Erwachsen (Souverän, gutes Selbstwertgefühl, Grenzen gut abgesteckt, Ambivalenz akzeptiert, usw.) brauch ich die Abspalterei nicht mehr, weil mich diese Dinge ja von selbst vor Schmerz schützt.

Das schützt dich vor neuen schmerzhaften Verletzungen, der alte Kram ist aber immer noch da.
Was bringen gut Selbstbewußtsein und abgesteckte Grenzen, wenn man durch Kleinigkeiten an Vergangenes erinnert wird, was weh tut. Confused

mv alles_was_mir_in_den_Sinn_kommt /dev/null
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cornelia
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Post Thu, 26.Jun.03, 20:29      Reply with quoteBack to top

Hallo Ludmilla,

klar damit meinte ich neue Verletzungen.

Die alten Verletzungen kann ich nur Stück für Stück hochholen ( so das ich es verkraften kann) anschauen, betrauern und dann loslassen.

Denke Odie hat das ganz gut in Arbeit.

LG
Cornelia

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Time
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Post Fri, 27.Jun.03, 6:40      Reply with quoteBack to top

moin ihrs,


ich versuchs mal so

Abwehr

also zunächst mal die definition von "normalität"

Das Ideal-Selbst
Das gesunde Ideal-Selbst macht den Menschen relativ unabhängig von Lob und Tadel, ermöglicht innere Sicherheit, Selbstbewußtsein und ruhiges Selbstvertrauen. Es entsteht nachdem die Überhöhung des eigenen Selbst und die idealisierten Bilder der Objekte abgebaut worden sind( anm. time= wäre gut gelungene entwicklung in der kindheit)Das Ideal-Selbst ist ein an die Realität angenähertes, aber auch etwas von ihr abgehobenes Bild: Vertrauen darauf, daß man "im Grunde gut und in Ordnung" ist .

Abwehr wird definiert als:

"alle intrapsychischen Operationen, die darauf abzielen, unlustvolle Gefühle und Affekte vom Bewußtsein fernzuhalten bzw. sie 'in Schach zu halten'”.

Es sind habituelle, unbewußt ablaufende Vorgänge, und dienen als Ich-Funktionen dem Schutz vor und der Bewältigung von Unlustvollem.
anm. time: zur vereinfachung zusammengefasst : ANGST ist gemeint. weil Angst das unlustvollste überhaupt ist.


das ist alles gut und richtig( NOTWENDIG!) aber:

Auch hier wird wieder gezeigt, wie ein grundsätzlich normaler und sinnvoller Vorgang zu einem pathologischen (="kranken")werden kann. Im Rahmen von neurotischer Konfliktverarbeitung werden Abwehrvorgänge dysfunktional: Abwehr schafft zwar vorübergehende Erleichterung, der zugrundeliegende Konflikt wird so aber nur pseudo-gelöst, was immer intensivere Abwehr nötig macht. Dadurch wird eine bewußte Konfliktlösung vermieden.


es ist also hochnormal- wenn mans nicht übertreibt Wink

wie auch schon von cornelia sehr schön deutlich gemacht wurde.

weil die abwehrmechanismen NICHT dazu führen dürfen, dass es NICHT zu einer bewußten konfliktlösung kommt oder kommen kann.

also ist die wahl der abwehrmechanismen von zentraler bedeutung.

dummerweise stünden uns wohl alle zur verfügung, aber die wahl ist eben auch abhängig von der kindlichen entwicklung. aus diesem grund stehen eben NICHT allen menschen alle abwehrmechanismen zur verfügung.

bei vielen kam es entwicklungspsychologisch gar nicht zur "erlernung" bestimmter abwehrmechanismen

es blieb also vorzugsweise bei den unreifen, den primitiven.

aber: auch die totale und übermäßige anwendung von reiferen abwehrmechanismen führt zu "neurotischer konfliktverarbeitung", weil eben damit die konflikte NIE verarbeitet werden, sondern auch hier nur abgewehrt!


Last edited by Time on Fri, 27.Jun.03, 7:18; edited 1 time in total
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Post Fri, 27.Jun.03, 7:01      Reply with quoteBack to top

und jetzt kopiere ich das mal hier rein. ich möchte mit euch darüber diskutieren, weil es für laien nicht so ganz einfach zu kapieren ist, aber mit ner guten diskussion und dem üblichen auseinandernehmen des textes , dürfte es klar werden. war erst am überlegen ob ich es gleich "übersetze", habe mich aber dann dagegen entschieden Wink

Erste Ebene: Unreife Abwehrmechanismen


psychotische, Wahnbildende Projektion:
Veränderung der Realität: so wird im Verfolgungswahn z.B. das "Böse” nach außen verlagert, eigene, unerwünschte Impulse werden einer anderen Person zugeschoben.

Im ersten Lebensjahr ist das im Rahmen der Subjekt-Objekt- Trennung ein normaler Vorgang.

psychotiche Verleugnung:
ebenfalls grobe Verzerrung der Realität. Im frühen Stadium der narzißtischen Entwicklung wird so das bedrohte Selbstwertgefühl geschützt.


Spaltungsvorgägnge:
inkompatible Bewußtseinsinhalte werde zeitweilig und abwechselnd je nach Bedarf verleugnet.

Introjektion
Im Rahmen der Abwehr wird Introjektion regressiv eingesetzt, um die schmerzliche Trennung vom Objekt und / oder Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt zu vermeiden bzw. rückgängig zu machen. Damit kann die normale und für die Entwicklung bedeutende Internalisierung von Objektbeziehungen pathologisch werden.

Zweite Ebene: realitätsnähere Abwehrformen


nichtpsychotische Projektion
eigene Gefühle werden unbewußt einem anderen zugeschrieben


Identifikation als Abwehr
Identifikation ist entwicklungspsychologisch bei der Entstehung intrapsychischer Strukturen zentral, kann jedoch auch als Abwehr eingesetzt werden z.B. bei der Identifikation mit dem Angreifer (nach A. Freud). Dabei überdeckt man die eigene Angst, indem man über Identifikation selbst zum Angreifer wird (Aggression als Abwehr).

Bei der Identifikation innerhalb der hysterischen (Konversions-)Symptombildung kann z.B. zur Überwindung von Trennungsschmerz ein Symptom (z.B. Husten) des verstorbenen Elternteils übernommen werden. anm. time: hier ist grob das "somatisieren" gemeint.

Dritte Ebene: reifere Abwehrmechanismen

Intellektualsierung:
Emotionales wird formal und affektlos behandelt


Affektualisierung:
Gegenteil von Intellektualisierung: Emotionalisierung und Dramatisieurng, um die klare, kognitive Einsicht zu beeinträchtigen und durch Gegenemotionen die gefürchteten Emotionen abzudrängen.


Affektisolierung:
Abtrennung des vorstellungsmäßigen Inhalts von dem dazugehörigen Affekt. Während die Vorstellung bewußt bleibt, wird der Affekt verdrängt.


Ungeschehenmachen:
unerlaubter, angsterzeugender Impuls wird durch einen gegensätzlichen Gedanken oder einen symbolischen / magischen Akt ungeschehen gemacht.

geschieht das dauerhaft und habituell, spricht man von


Reaktionsbildung
dabei entsteht ein dauerhafter Charakterzug mit einer relativ konstanten Änderung des Ich. Z. B. wird starker Haß zu überzärtlicher Liebe. Dorsch: Reaktionsbildung ist die Folge strenger Verbote des Über-Ich gegenüber ursprünglichen Es-Impulse, die durch Verdrängung allein nicht bewältigt werden können.


Rationalisierung:
sekundäre Rechtfertigung von Verhaltensweisen durch Scheinmotive


Verschiebung:
Loslösung emotioneller Reaktionen von ihren ursprünglichen Inhalten und die Verknüpfung mit anderen, weniger wichtigen Situationen oder Gegenständen. Beispiel: Verschiebung der neurotischen Angst auf eine belanglose äußere Ursache in der Phobie.


Verlagerung:
Der unerlaubte Impuls wird auf ein anderes als das eigentliche Objekt gerichtet, z.B. wird die Wut auf den Vorgesetzten am Partner ausgelassen.


Wendung gegen das Selbst:
bedeutet, daß z.B. Aggression, die nicht nach außen entladen werden kann, autoaggressiv entladen wird. Variation des Verlagerungsmechanismus. anm. time: damit ist nicht unbedingt die selbstverletzungskiste gemeint- die wäre ein "entgleistes" wendung gegen das eigene selbst.


Verdrängung im engeren Sinne:
neben der Anwendung auf Unbewußtmachung von Unlustvollem im Allgemeinen wird der Begriff im engeren Sinne angewandt auf Amnesie oder Skotomisierung (nach Dorsch: Skotomisation), dem Nichtsehen der oder eines Teils der Realität. Dabei wird also Inhalt und Affekt unbewußt gemacht.

Vierte Ebene: Reife Abwehr


Sublimierung
Verdrängte Triebmpulse werden in sozial gewertete Tätigkeiten umgesetzt, wobei es sowohl zu einer Abfuhr als auch zu einer Befriedigung der Triebimpulse kommt. Freud sieht Sublimierung als Voraussetzung von Kulturerleben und Kreativität. Diese Ansicht ist jedoch von psychoanalytischen Autoren sowie von Seiten der Kreativitätsforschung kritisiert worden.


Last edited by Time on Fri, 27.Jun.03, 7:21; edited 1 time in total
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Post Fri, 27.Jun.03, 7:11      Reply with quoteBack to top

und nochn einschub: ( danke nils, danke cornelia)
Very Happy


nicht die Konflikte selbst, sondern die Art ihrer Verarbeitung ist neurotisch.
Konflikte führen zur Neurosenentstehung, weil ein neurotisches Ich sie nicht adäquat lösen kann .


Psychische Störungen sind nur dort zu befürchten, wo intrapsychische Gegensätze sich durch ungünstige Erfahrungen sowie durch Abwehrreaktionen zu einem starren, rigiden und absoluten "Entweder-Oder" versteifen und dadurch zu womöglich permanenten, schwer lösbaren Konflikten werden.

=

abwehr ist gut und richtig, sie darf aber nicht dazu führen, dass der eigentliche konflikt nicht angesehen und bearbeitet wird. sonst verselbständigt sich das und ich bin nur noch mit der abwehr zugange, während der zugrundeliegende konflikt eher sogar noch WÄCHST.
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Post Fri, 27.Jun.03, 7:33      Reply with quoteBack to top

jtzt hab ich auch eine frage.
etwas spezieller auf meine arbeit bezogen.

zur "therapiestunde" ringen die kinder manchmal sachen mit und mein chef sagt, auf die sollte ich nciht eingehen, weil ich dann auf ihr abwehr hineinfalle. ich finde es immer schön, dass sie sich selbst einbringen.wie seht ihr das???

Odie

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Post Fri, 27.Jun.03, 7:42      Reply with quoteBack to top

moin sabine,

also ICH halte das auch für abwehr- schon beinahe bilderbuchmäßige abwehr.

sie bringen nicht sich selbst ein, sondern eine ablenkung. das alles um die angst zu mindern. wenn der "trick" geklappt hat, haben sie ja offenbar die "therapiestunde" abgekürzt, aufgeweicht,etc...


das sollte m.E. NICHT zu oft klappen...

das war MEINE meinung- kann mich irren.
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Odie
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Post Fri, 27.Jun.03, 7:45      Reply with quoteBack to top

ok danke!!!!

Sabine

wenn ich aber in meine therastunde sachen mitbringe ist das dann auch abwehr????

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Post Fri, 27.Jun.03, 7:50      Reply with quoteBack to top

...ich weiß ja nicht ob das durchführbar ist, aber ich könnte mir vorstellen, dass man quasi ständig die letzten 10 minuten für solche dinge reserviert. so als anreiz.

also ERST die arbeit und DANN das vergnügen.

aber was DANN von den kids kommt ,dürfte auch wirklich "sie selbst" betreffen.

Quote:
wenn ich aber in meine therastunde sachen mitbringe ist das dann auch abwehr????


*hm*

weiß ich natürlich nicht, müßtest du in dich hineinhorchen.

aber für mich wirkts so ein bisschen wie "verschonung".

du verschonst die kinder UND DICH vor diesen therapiestunden, die ja offenbar nicht besonders "geliebt" sind.

weiß ich nicht, sieht für mich aber so aus. was nix heissen muß, ich kenne ja die situation nicht. Wink
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Post Fri, 27.Jun.03, 7:56      Reply with quoteBack to top

jetzt aben wir aneinander vorbeigeschrieben.
ich meinte jetzt meine psychotherapie. wenn ich da bilder und dinge mitbringe, ob das auch abwehr ist??

in den stunden mit den kindern läuft es sowieso anders. teilweise wird von mir der inhalt gegeben und stückweise haben die kinder freie hand.

Odie

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Post Fri, 27.Jun.03, 8:00      Reply with quoteBack to top

Quote:
ich meinte jetzt meine psychotherapie. wenn ich da bilder und dinge mitbringe, ob das auch abwehr ist??


achso Very Happy

na ich denke, dazu wird deine therapeutin dann was sagen.grundsätzlich KÖNNTE das mal dein begehr gewesen sein, aber therapeuten merken sowas und arbeiten dann damit.

aber ich gehe davon aus, dass diese bilder zum thema gehören, wenn ja, so wäre das eben KEINE abwehr sondern sogar unterstützend.

also ich würde da deiner therapeutin vertrauen, sie scheint wirklich sehr kompetent zu sein und hätte längst interveniert Wink
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Post Fri, 27.Jun.03, 8:04      Reply with quoteBack to top

stimmt! hab auch das gefühl, dass es in meiner thera keine abwehr ist, obwohl ich versuche durch meine bilder struktur in die stunde zu bringen, aber das haben wir schon besprochen.

danke!!

Odie

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Ludmilla
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Post Fri, 27.Jun.03, 8:10      Reply with quoteBack to top

Moin Time, moin Odie,

wow, da hast du aber einen ganz schönen Brocken rausgesucht. Das wrid bestimmt noch spannend.

Und gleich meine erste Frage:
Quote:
nichtpsychotische Projektion
eigene Gefühle werden unbewußt einem anderen zugeschrieben

Angommen ich hätte negative Gefühle meiner Mutter gegenüber. Diese Gefühle würde ich dann unbewußt meiner Mutter zuschieben, so daß ich denken, sie mag mich nicht. So in etwa?

Die Introjektion hab ich auch nicht verstanden.
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